Lost Found Love - Teil 4

Autor: talia
veröffentlicht am: 24.06.2013


Haaaa, ich freu mich immer so, wenn ich eure tollen Kommis lese, viiiiielen Dank *_* Und wegen der langen Wartezeit hier ein etwas längerer Teil :D


Die Sonne verschwand allmählich hinter dem Horizont und goldene Streifen gemischt mit dunkelvioletten Flecken zierten den Himmel. Ein paar langgezogene kleine Wolken nahmen diese Farben in sich auf und schimmerten prächtig orangerot, während das Wasser silbern Gold glänzte und den Einbruch der Nachtdämmerung ankündigte. Ich saß während des ganzen Naturspektakels mittig auf dem Hals einer Palme und in mir kribbelte schon alles. Bald würde das Schiff in einen tosenden Sturm hineinfahren und versinken und ich würde endlich weitere Nahrung zu mir nehmen können. Außerdem könnte ich die Materialien in diesem Schiff gut dazu nutzen, um weitere Waffen zu schmieden, da mir die Elemente knapp wurden.
Ein lautes raues Miauen ertönte unter mir und nur mein Kopf wanderte nach unten, als ich Shadow entdeckte, der sich auch das weite Meer ansah und seine Krallen in den weichen goldenen Sand hineingrub. Ich lächelte leicht und mein Blick schweifte weiterhin über den weiten Horizont, während ich die kommende Dunkelheit auf meiner Zunge schmecken konnte. Doch ich musste so lange warten, bis der letzte Sonnenstrahl diesen Ort berührte und dann würde ich mein großes Werk beginnen. Die Kraft dazu hatte ich ja nun durch den Hass und die Angst der Frau bekommen.
„ Nicht mehr lange Shadow, dann kannst du endlich mal wieder jagen gehen“, kündigte ich mit einem wohligen Seufzer an und sprang schwungvoll von der Palme herunter, sodass der Aufprall nur einen leisen dumpfen Klang von sich gab. Mit den Gedanken schon sehr weit weg streichelte ich unwillkürlich das weiche, schwarze Fell von meinem Puma, der sofort ein angenehmes Schnurren anstimmte und sich an meine Hand schmiegte.
Ich lächelte leicht und atmete erleichtert aus, als sich auch der letzte Sonnenschein verflüchtigte und die Nacht hereinbrach. Über das weite Meer zog sich ein langer dunkler Schatten auseinander und überfiel die Insel. Alles wurde in tiefe Dunkelheit eingetaucht und das Leben verstummte für einen kleinen Moment, um dann nur ganz leise zu atmen, im Rhythmus des schlagenden Herzens der Nacht. Shadow verschmolz regelrecht in den Schatten der Bäume und ich war ebenso ein Teil dieser Welt. Meine Atmung passte sich den leisen Geräuschen an und mein Gehör verschärfte sich so, wie das eines Jägers. Ich drehte meinen Kopf zu beiden Seiten, um sicher zu sein, dass niemand und nichts da war, um mich bei meiner Arbeit zu behindern und als ich zufrieden feststellte, dass dem so war, schritt ich anmutig über den noch warmen Sand und blieb kurz vor den leicht schlagenden Wellen stehen. Hier war der Sand viel kälter und härter und von hier aus würde ich die Verbindung zu meiner Natur aufnehmen und mir die Leben auf diesem Schiff da draußen holen.
Fest entschlossen suchte mein Blick den von Shadow und seine goldenen Augen trafen sofort die meinen. Er wusste, was er nun zu tun hatte und schnell wie eine Schlange hob er seine Pranke und fügte mir einen tiefen Kratzer an meinem rechten Arm zu. Heißes Blut, das in dunklen feinen Linien meinen Arm hinabrann, tropfte schwer auf den Sand und tauchte in diesen ein, um mit den Wellen des Meeres zu verschmelzen, die über die Stelle hereinbrachen.
Trotz der Dunkelheit konnte ich dank meines scharfen Sehsinns nebelartige Blutschleier im Wasser erkennen, welches mein Blut in sich aufnahm, als wäre es sein Eigentum. Das war es sogar zum größten Teil, denn Blut war nur die Verbindung von Erde und Wasser. Zum einen aus der Quelle Wasser und zum anderen aus der Quelle Erde geboren und geführt vom Gesang des Windes.
Ich konnte diesen Gesang nun deutlich hören, als mein Blut sich mit dem dunklen Meer verband und das Rauschen wurde immer lauter in meinen Ohren. Für einen langen Moment schloss ich die Augen und atmete tief durch, um die Verbindung vollkommen zu machen. Dafür musste ich mich stark auf den immer lauter werdenden Gesang konzentrieren und mich von diesem führen lassen, sodass ich mit meinem Geist über das Meer schwebte, um zu dem Schiff zu gelangen. Mein Schiff, mein Ziel.

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Ich musste eingeschlafen sein, denn als ich langsam die Augen öffnete, brannte kein helles Sonnenlicht, sondern das zarte Licht des wunderschönen Mondes am Nachthimmel. Mein Kopf drehte sich nach rechts und links und es schien, als wäre alles immer noch so, wie ich es vor meinem plötzlichen Schlaf in Erinnerung hatte. Die Menschen, die sich gegenseitig Wärme spendeten, da nun das wärmespendende Licht der Sonne verschwunden war und das leise Rauschen der Meeresmassen, die das große Boot teilte.
Seufzend richtete ich mich auf und streckte meine Arme nach oben aus, um meine Verspannung in den Schultern loszuwerden. Dabei glitt mein Blick über das weite Meer und fasziniert sah ich dem Lichterspiel auf der Meeresoberfläche zu. Es war faszinierend wie schön die Natur sein konnte und das ohne jegliche Anstrengung. Die Natur war einfach durch und durch harmonisch gebaut, weswegen es auch kein Wunder war, dass sie jeden in seinen Bann ziehen konnte. Schon immer hatte ich mich nämlich zu der Natur hingezogen gefühlt und nur zu gerne erinnerte ich mich an die vielen Tage, die ich auf den Feldern meiner Heimat verbracht hatte. Alleine im Kreis drehend und in das weiche, hohe Gras der Wiesen fallend. Das waren die Momente, an die ich mich gerne erinnerte und sogar die vielen Ausflüge in den Wald, die ich fast jedes Wochenende mit meinen Eltern gemacht hatte, waren Erinnerungen, die ich nicht zu verdrängen versuchte. Immerhin handelte es sich hierbei um positive Gedanken, die ich sicherlich auf ewig in meinem Gedächtnis behalten würde.
Nachdem ich mich etwas von der Verspannung meines ganzen Körpers erholt hatte, ließ ich meinen Blick über die Menschen schweifen, von denen ein paar verträumt blickend an der Reling lehnten und wie ich das Meer betrachteten. Dabei fiel mir vor allem eine junge Frau auf, die wunderschönes, kurzes, lockiges Haar besaß und das in einem leicht erkennbaren dunkelbraunen Farbton im sachten Wind wehte. Sie war ziemlich kleinwüchsig, wenn ich sie mit meiner schlanken Größe verglich, aber dafür hatte sie eine sehr ansehnliche Figur, die jedem Mann den Kopf verdrehen würde. Zugegeben, ich hatte ebenfalls die weiblichen Kurven an den richtigen Stellen und das dank den vielen Reitstunden, die mir mein Vater auf dem Hofe eines Freundes ermöglicht hatte. Möge er mit meiner Mutter in ewiger Ruhe im Jenseits unserer Welt leben.
Da ich nicht den Blick von dieser jungen Frau abwenden konnte, beschloss ich mich ihr zu nähern und sie vielleicht in ein anregendes Gespräch zu verwickeln. Es behagte mir nicht diese lange Reise alleine mit meinen Gedanken zu verbringen und so stellte ich mich stumm neben dieser Frau hin und betrachtete weiterhin das glitzernde Meer. Der Wind versuchte meine Haare zu zerzausen, aber ich versteckte mein kastanienbraunes Haar unter meinem Sonnenhut, auch wenn die Sonne nicht mehr am Himmel stand. So fühlte ich mich irgendwie sicherer, denn das weite dunkle und dennoch leicht erhellte Meer bereitete mir Unbehagen, welches ich nicht erklären konnte. Es war schwer mir Angst einzuflößen, da mein Vater mir stets gelehrt hatte, dass Mut der richtige Weg zum Erfolg war, aber ich hatte nie meine Angst vor dem Schicksal selbst überwinden können. Das war das einzige, was mich ständig in Unsicherheit schwelgen ließ. Was erwartete das Leben von mir und welchen Schritt sollte ich gehen? Das war auch einer der Gründe, warum ich nach Amerika zu meinen Großeltern zog. Ich wollte das Schicksal herausfordern und schauen, wie weit ich gehen konnte.
„ Ich liebe dieses leise Flüstern des Meeres… Es beruhigt einen ungemein!“ Beim Klang dieser sanften, weiblichen Stimme fiel mein Blick sofort zu der jungen Frau neben mir. Ihr Blick war immer noch auf den Ozean gerichtet, aber ihre Mundwinkel waren zu einem Lächeln erhoben. Hatte sie da gerade zu mir gesprochen oder eher zu sich selbst? Vielleicht habe ich mich ja auch verhört! Seufzend schüttelte ich den Kopf und wollte mich wieder dem Beobachten der anderen Menschen zuwenden, als ich mit einem Seitenblick erkannte, dass sich die Frau mit dem Gesicht zu mir gewandt hatte. Mit einer verwirrten Miene drehte ich meinen Kopf ebenfalls zu ihr und ich sah deutlich das warme Lächeln auf ihren Lippen.
„ Finden Sie das Meer nicht wunderbar?“, flüsterte die junge Frau und sah mich dabei durchdringend an. Es war komisch, dass sie mich ansprach ohne zu wissen, wer ich war, aber sie hatte etwas Interessantes an sich, was mich neugierig machte.
„ In der Nacht ist das Meer etwas unheimlich… So leise und dennoch so unruhig. Ich liebe eher den Tag, denn dann habe ich mehr Vertrauen in dieses Element!“ Ich wusste nicht woher diese Worte aus meinem Mund kamen, aber in meinen Ohren klang das nachvollziehbar.
„ Das ist sehr interessant. Wollen Sie damit sagen, dass am helllichten Tage nichts passieren kann? Dass das Meer erst in der Nacht unbarmherzig wird?“ Diese Fragen stellte sie mit einem unverkennbaren, ironischen Ton in der Stimme, doch ich verdrängte diese Tatsache und lächelte höflich. „ In der Tat. Tagsüber kann man sehen, wenn das Meer sich gegen einen wendet, aber nicht nachts. Die Nacht ist etwas, was klare Dinge undurchsichtig macht“, murmelte ich leise vor mich hin und schon wieder wunderte ich mich über meine Worte. Seit wann war ich denn so tiefgründig geworden?






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