Autor: Kathrin.
veröffentlicht am: 09.12.2013
Betrunken, schwerelos und glücklich schob ich mein Fahrrad nach Hause. Jaromir war doch nicht so kalt wie er es hatte heraushängen lassen. Hinter seine Fassade hatte ich zwar noch lange nicht gesehen, aber ich wusste, dass er brannte und er hatte mich in Brand gesteckt. Ich lächelte bei dem Gedanken an unseren Kuss verträumt vor mich hin.
Doch immer wieder schoss das Bild von Davids Gesicht in meinen Kopf als er uns gesehen hatte. Er hatte schockiert ausgesehen, enttäuscht und fast ein bisschen verletzt. Aber warum? Ich konnte es mir nicht erklären. Warum hatte David einen solchen Hass gegenüber Jaromir? Kannten die beiden sich?
Jetzt war ich nicht mehr ganz so glücklich und mein Kopf begann zu brummen. Am Horizont sah ich bereits die ersten hellen Streifen und mir wurde bewusst, dass ich morgen wieder arbeiten musste. Melancholisch, angetrunken, und verträumt lief ich die Straßen entlang und holte schließlich meine Kamera heraus. Ich fotografierte den Sonnenaufgang. So wie ich es immer tat wenn ich früh morgens aus dem Casablanca kam. Für mich gab es nichts Schöneres als frühmorgens durch die Straßen zu gehen und der Stadt beim Aufwachen zuzusehen. Die Luft war kühl und klar und machte meinen Kopf vom Alkohol frei. Diese morgendlichen Spaziergänge waren meine Sucht. Meine Sucht die ich zum glücklich sein brauchte. Doch mir wurde bewusst, dass meine Spaziergänge nicht das Einzige waren, das mich glücklich machte. Jaromir tat es auf eine Weise die mir völlig unbekannt war und vor der ich Angst hatte. Lorenz musste mich nur Ansehen und ich wurde glücklich. Die Vertrautheit die ich in seinem Blick las kannte ich sonst nur zu meinen Brüdern und es war schön zu wissen, dass wir diese Vertrautheit teilten.
Als ich die Tür meiner Wohnung aufschloss, hörte ich im Treppenhaus Schritte.
„Freya!“, rief Jaromir und ich blickte nach unten und sah wie er hochgehetzt kam.
„Hey.“, sagte ich und lächelte als er keuchend vor mir stand. „Willst du reinkommen?“, er nickte und wir gingen in meine Küche. Ernst blickte er mich an.
„Was ist denn los? Ist etwas passiert?“, langsam beunruhigte er mich.
„Ja. Es ist etwas passiert.“, ich spürte wie mir alle Farbe aus dem Gesicht wich. „Ich habe mich in dich verliebt. Das ist passiert. Und mir ist egal was deine Brüder davon halten und was passieren wird, aber ich habe mich in dich verliebt. Und egal was das mit deinem Opa ist, es wird nichts ändern. Ich habe mich in dich verleibt Freya. Und es ist mir auch egal, wenn dieser Lorenz noch etwas für dich empfindet. Ich will dich. So wie du bist. Und wenn du mich jetzt so ansiehst, dann denke ich, dass ich nie wieder eine andere außer dir küssen will.“, er atmete schwer und sah mich an. Wie erstarrt stand ich vor ihm und wusste nicht was ich tun sollte. Es war schon so lange her gewesen, dass ein Mann so etwas zu mir gesagt hatte.
„Freya?“, Jaromir blickte mich unsicher an und als ich immer noch unfähig war mich zu bewegen, drehte er sich verletzt um und rannte förmlich wieder aus meiner Wohnung heraus.
Endlich löste sich meine Starre und ich lief ihm hinter her und rief: „Jaromir! Warte!“, ich nahm vier Treppenstufen auf einmal und wäre fast in ihn gerannt. Wir standen dicht und atemlos voreinander. „Ich habe mich auch in dich verliebt!“, keuchte ich zwischen zwei Atemstößen und blickte ihm tief in seine schönen blauen Augen. In seinen Augen so ich, dass er begriff was ich gerade gesagt hatte und küsste mich stürmisch.
Irgendwie schafften wir es von der Treppe in meine Wohnung, in mein Schlafzimmer und kamen dort auch nicht mehr heraus. Ich hatte Feuer gefangen.
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