Zwischen Sommer und Winter - Teil 4

Autor: Kathrin.
veröffentlicht am: 15.10.2013


So saßen wir sieben Uhr früh in einem kleinen Bäcker und tranken Kaffee. Er sagte nichts und ich sagte noch weniger als nichts, es war mehr als beklemmend. Also stand ich nach einer halben Stunde der „Nichtssagerei“ auf und kaufte mir Brötchen für mein Frühstück.
„Tut mir leid. Ich hatte mir das anders vorgestellt.“, sagte er. Ich erwiderte nichts und blickte ihn einfach nur an. Er zuckte entschuldigend mit den Achseln, legte das Geld für unsere beiden Kaffees auf den Tisch und ging ohne sich zu verabschieden. Nachdenklich schob ich mein Fahrrad nach Hause. Dieser Mann war mir absolut rätselhaft und ich redete mir ein, dass ich darüber nicht mehr nachdenken würde und dass es mir sowieso egal ist.
Ich aß Frühstück, legte mich ins Bett und freute mich, dass ich die nächsten beiden Tage frei hatte.
Als ich wieder aufwachte stand die Sonne hoch am Himmel, in meinem Schlafzimmer war es kochend heiß und ich schwitzte. Der Spätsommer zeigte sich von seiner gönnerhaften Seite. Ich zog Jeansshorts und ein weites schwarzes T-Shirt an, packte meine Badesachen, reparierte meinen platten Reifen und fuhr zu meiner Oma.

Der Platz unten am Fluss war schon immer etwas besonderes für meine Brüder und mich gewesen. Hier verbrachte ich einige der schönsten Nachmittage und Nächte meines Lebens. Das Wehr an das wir immer baden gingen gab es schon seit einer gefühlten Ewigkeit. Hier hatten meine Brüder Saltos und klettern gelernt und hier hatte mir Valerian schwimmen beigebracht. Die Stelle war so tief, dass man von dem Felsen der im Wasser stand hinein springen konnte ohne sich zu verletzten. Ich war dafür aber nie mutig genug gewesen.
Als ich durch das Gartentor kam lag meine Oma im Liegestuhl. Meine Brüder saßen am Tisch und aßen Kuchen.
„Hey.“, begrüßte ich sie und gab jedem einen Kuss auf die Wange. „Ich gehe zum Wehr. Kommt jemand mit?“, als sie aufsprangen sich Handtücher holten und in Badehosen vor mir standen musste ich lachen. Wir rannten über die Wiesen in den Wald auf den schmalen Pfad zum Wehr hin. Es war genauso ausgelassen wie früher. Sie kletterten den Felsen hoch sprangen wieder herunter, maßen sich gegenseitig, diskutierten wer die stärksten Muskeln hat. Über soviel Prahlerei konnte ich nur lachen. Das Wasser war eisig, als ich bis zu den Knien im Wasser stand. Ich konzentrierte mich ganz auf meinen nächsten Schritt, so dass ich nicht merkte, dass es ganz still wurde.
„Eure Oma hat mir gesagt, dass ihr hier seid.“, ich schrak herum und blickte in Jaromirs eisigen Blick. Keiner von und sagte ein Wort, so überrascht sah ich meine Brüder selten.
„Was willst du denn schon wieder?“, fragte David unwirsch. Ich blickte wieder weg und achtete nicht auf meinen nächsten Schritt, ich trat ins Leere und tauchte unter. Rudernd versuchte ich wieder aufzutauchen, aber mein Fuß war zwischen zwei Steinen eingeklemmt. Ich versuchte wie verrückt meinen Fuß zu befreien, doch es klappte nicht.
Zwei starke Hände umfassten meinen Fuß und hoben den Stein ein wenig hoch sodass ich mich befreien konnte.
Prustend tauchte ich auf, ich hustete und hustete und konnte gar nicht mehr aufhören. Die Hände die mich umfasst hatten, hielten mich jetzt an den Armen. Ich sah in diese blauen Augen und entdeckte etwas anderes außer Kälte, doch definieren konnte ich es nicht. Schnell ließ Jaromir mich wieder los.
„Na, wenn das nicht die besten Freunde meiner Jugend sind!“, ein großer junger Mann stand auf dem schmalen Pfad und sah zu uns herab. Aus seinen schokobraunen Augen strahlte der Schalk und sein schwarzes Haar glänzte in der Sonne.
„Lorenz!“, Valerian war der Erste der auf ihn zuging. Justus und Joel folgten ihm schnell.
„Und? Der verlorene Bruder ist wieder heimgekehrt, sehe ich.“, schließlich umarmten sich auch die beiden. „Und ich sehe du hast dir jemanden von der Weltreise mitgebracht.“, zum ersten Mal fiel sein Blick auf mich und er musterte mich schamlos, wie ich immer noch dastand. Ziemlich verwirrt und frierend ging ich aus dem Fluss und wickelte mich in mein Handtuch.
„Mensch, Lorenz!“, Joel boxte ihn in die Seite. „Das ist Freya. Unsere Schwester.“, sagte Joel noch einmal mit Nachdruck so das klar wurde, dass er keine Chance haben würde. Solang keiner von ihnen dabei sein würde.
Lorenz war mit Valerian in einer Klasse gewesen. Er war mein ewiger Sandkastenfreund gewesen. Und selbst jetzt kannte ich diese Augen noch besser als es mir gut tat.
„Ach. Meine ewige Jugendfreundin. Was ist mit dir passiert?! Du siehst heiß aus!“, Lorenz war noch nie verlegen gewesen seine Gedanken auszusprechen. Ganz im Gegensatz zu Jaromir wie mir gerade in den Sinn kam.
Ich lachte ihn nur an und wir umarmten und das erste Mal seit langer Zeit. Es war so als wäre keine Zeit vergangen, als wäre er nicht einfach abgehauen nachdem ich mit ihm mein erstes Mal hatte. Meine Brüder wussten nichts davon. David sowieso nicht. Es war passiert kurz nachdem er gegangen war. Wir waren beide traurig gewesen, der Wodka unser Begleiter und da kam eins zum anderen.






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