Zwischen Abenteuern und Chaos. - Teil 3

Autor: Panda
veröffentlicht am: 17.09.2012


Das Trommel-Intro von 30stm riss mich aus meinen unruhigen Träumen. Langsam drehte ich mich um und blinzelte zur Uhr. Ich hatte noch Zeit, wie ich es hasste aufzustehen. Vor allem nach Nächten wie dieser, in welchen ich kaum Schlaf bekam und morgens auf einmal direkt wegschlummern konnte. Es war zum Verrückt werden! Genervt zog ich mir die Decke über den Kopf. Ich hatte keine Lust auf die Schule heute, die vielen neugierigen Gesichter und den Trubel. Irgendwann fiel mir, bevor ich wieder wegsickern konnte, ein Kratzgeräusch auf. Und als ich mühsam aufstand und anfing, durchs Zimmer taumelnd, danach zu suchen, fand ich es an der Tür wieder. Monsters Art, um Asyl zu betteln. Einen Teufel würde ich tun, ihm jetzt zu öffnen. Also zog ich mir erst mal ein Hemd und eine neue Hotpants, diesmal Türkis, aus dem Schrank und packte meine Panda-Tasche. Wie ich jetzt ins Bad kommen sollte, wusste ich noch nicht genau. Irgendwann hörte das Kratzen jedoch auf und ich lugte vorsichtig durch die Tür. Kein Fetzen Fell war zu erkennen und blitzartig verkroch ich mich im Bad. Beim Frühstück rannte ich dem Feind aber zwangsläufig über den Weg. Warum hatte er mich überhaupt so gerne? Meine Omi versuchte meine schlechte Laune zu verwischen und baute den Hund freundlicher Weise nicht dabei mit ein. Letztendlich gelang es ihr auch ein bisschen und ich schlürfte besänftigt meinen Kakao.

Bevor ich ging, schlüpfte ich in meine blauen Vans und packte mir noch 2 Äpfel, meine Oma hatte mir süßerweise ein Lunchpacket gemacht, das war ich gar nicht gewöhnt. Zuhause hatte ich mir immer irgendwas gekauft oder das mitgenommen, was ich auf die Schnelle fand. Meist war meine Wahl dann auf Müsliriegel gefallen und Croissants, auf die Dauer nicht wirklich Gesundheitsfördernd. Es war warm draußen, ich liebte die Morgensonne im Sommer. Meine Laune besserte sich immer mehr, als ich durch die kleine Siedlung zur Haltestelle lief. Gestern war sie leer gewesen, heute warteten einige andere Schüler dort, doch keiner schenkte mir wirklich Beachtung. War mir mehr als recht, ich war sowieso etwas aufgeregt auf meinen bevorstehenden Tag. Um mich abzulenken, hörte ich laut Musik, bis sich alle nach draußen drängten. Diesmal war auch der Eingang schon gefüllt mit Jugendlichen und ich quetschte mich unbeholfen an ihnen vorbei bis zur Pausenhalle. Ein paar komische erste Blicke erntete ich schon von gleichalten Genossen, ob sie sich fragten ob ich neu war? Konnte ich mir eigentlich gar nicht vorstellen bei der großen Schule. Ich nahm es mit einem Grinsen und kramte meinen Stundenplan hervor, den ich jetzt schon erfolgreich verknittert hatte. Mein Ziel war der Raum 3B5 und damit der Erdkunde Unterricht. Ein super Start in den Tag also, dachte ich und begann mit meiner Suche. Es war noch schwieriger sich zu orientieren, wenn alles mit Menschen gefüllt war, an denen man sich dann vorbei drücken musste. Zum ersten Klingeln stand ich deshalb auch immer noch auf einem Gang und wartete, bis es leerer wurde. Ich schien aber schon auf dem richtigen Gang zu sein, denn die 3 sah ich schon groß an den Schildern. Nachdem ich den ganzen Gang abgelaufen war, fand ich den Klassenraum natürlich ganz am Ende, und natürlich fiel die Tür ins Schloss, als ich grade ankam. „Verdammt.“ Zischte ich, nun würde ich noch mehr auffallen als ohnehin schon.

Schnell klopfte ich an und grinste schüchtern den älteren Mann an, der mir öffnete. „Mein Name ist Kati Lefort, ich bin die neue Schülerin..“ meinte ich freundlich und er bat mich herein. Auf Anhieb sah ich, dass der Kurs nicht sonderlich groß war, doch trotzdem wurde ich etwas nervös, als sich alle Blicke auf mich richteten. Ich lehnte mich ans Pult und grinste einfach die Leute vor mir an. Mein Lehrer stellte sich mir als Herr Eckhardt vor und erklärte dann der Klasse, wer ich war. Ich schweifte meinen Blick ein wenig und versuchte die Schüler einzuordnen. Zuerst fielen mir die 2 Mädchen in der letzten Reihe auf, beide blondiert und dick geschminkt, mit I-phones in den Händen und gespitzten Lippen. Kannte ich ja, nicht meine Lieblingssorte Mensch. Davor fand ich ein paar Kerle, manche dämlich grinsend oder desinteressiert schauend, und in einer Reihe auch den Jungen von gestern. Er hatte hellere Haare, die er nach oben und etwas kreuz und quer gegelt hatte und schelmisch blitzende Augen. Als sich unsere Blicke trafen fing er sofort an zu grinsen und nickte mir ein wenig zu freudig zu. Der kleinere Junge neben ihm schaute mich daraufhin auch etwas skeptisch an und ich schaute wieder zu meinem Lehrer, der mich aufforderte, etwas über mich zu erzählen. Ich war nicht sicher, ob das überhaupt jemanden interessierte, aber ich legte einfach mal los. „Okay, also hey, ich heiß wie gesagt Kati und bin bald 17. Ich bin hier hergezogen, weil meine Eltern für ein paar Monate im Ausland arbeiten, und werd danach auch wieder verschwinden. Wann genau weiß ich aber auch nicht, aber solange werden wir wohl alle klarkommen müssen.“ Ich lächelte etwas und schaute auf meine Vans. Die Klasse sollte mir Fragen stellen, über meine alte Stadt und/oder Hobbys und anderes. Also hockte ich mich auf das Pult und erzählte ein wenig von meinem alten Leben und dem Theater. Manchmal grinste ich auch mit dem Wuschelkopf um die Wette und war froh, dass ich schon mal mit einem klar zu kommen schien.


Irgendwann war Blondie 1 mit dem Texten fertig und dachte offenbar, jetzt auch mal etwas beitragen zu müssen. „ Bist du eigentlich so ein Emo?“ Sie kicherte mit ihrer Freundin und schaute mich abschätzend an. Ich hörte auf mit den Beinen zu wackeln und grinste sie ebenfalls an. Schauspielern konnte ich ja gut. „Oh, wie kommst du darauf?“ Mit einem irritierten Blick schaute ich an mir herab und dann zu ihr. Ihre Freundin kicherte weiter und sie betonte die nächsten Worte ziemlich eindeutig. „ Naja, allein die Haare, und du bist ja schon echt bunt, ne?“ Ich lächelte nur weiter, und während sie ihr Handy wieder entsperrte, schob sie süffisant noch hinterher “vielleicht ein biiisschen ZU viel Farbe.“ Der Lehrer wollte offenbar schon zu einer Antwort ansetzen, doch mir rutsche mein nächster Kommentar leider schon raus. „Wieso, das passt doch, du hast in deinem Gesicht ja auch 10 verschiedene Brauntöne verteilt.“ Während ich schon anfing über meine Antwort zu schmunzeln, verdunkelte sich ihr Gesicht ziemlich, doch ich sparte mir die Frage, was denn los sei. Die Jungen vor ihr fingen laut an zu lachen und der Rest schaute mich mehr oder weniger amüsiert an. Das war es dann wohl mit dem normalen Eindruck. Der Lehrer beendete das Ganze mit ein paar Handbewegungen und verbannte mich neben ein sehr unauffälliges Mädchen, welches sich mir als Lea vorstellte. Den Rest der Stunde quatschten wir ein wenig, und zu meinem Glück hatten wir das nächste Fach auch zusammen, also musste ich nur hinter ihr her dackeln. Die nächsten Kurse mussten mich leider auch alle noch kennen lernen, meine Antworten wurden aber zunehmend kürzer und in 2 Kursen ließen mich die Lehrer ganz in Ruhe. Alle aus der Stufe wollte ich ja sowieso nicht kennenlernen, dachte ich mir am Ende. Um halb 2 war ich dann erlöst, der einzige Tag der Woche, an dem ich nur 6 Stunden hatte.

Ich strömte mit den anderen aus dem Klassenraum und stand dann erleichtert wieder draußen in der Sonne. Das war ja relativ gut gelaufen, allerdings hatte ich niemanden nach einem Theater fragen können. Die Schule lag aber sehr zentral, also ging ich zur Hauptstrasse und dann ins Stadtinnere. Eigentlich gefiel es mir hier, die Häuser waren schön und es war viel sauberer als in der Großstadt. Die Stadt war zwar kein Dorf, aber schon kleiner als ich es gewohnt war. Und zu voll war es hier auch nicht, man konnte es schon aushalten. In Nachtclubs ging ich sowieso nicht sehr oft, ich war meist zu faul um mich schick zu machen, und ging den Männern auch heimlich aus dem Weg. Das hätte ich vor meinen Freundinnen nie zugegeben, sonst hätten sie mich erst recht gezwungen mit zu kommen. Aber ich hatte Angst vor dem ernsten Kontakt zum anderen Geschlecht, ich blieb aus Vorsicht immer mit Jungen befreundet. Das konnte manchmal anstrengend sein, das wusste ich, aber die meisten akzeptierten die imaginäre Linie, die ich immer um mich zog und hatten einfach so Spass mit mir. Meine Freundinnen hatten sich auch schon mehrmals gefragt, warum ich immer noch keinen Freund hatte, ich hatte immer das Argument benutzt, dass es mir einfach zu stressig war. Wovor ich genau weglief, wusste ich wahrscheinlich selbst nicht, aber ich wollte es momentan auch nicht herausfinden. Dabei mochte ich sogar schnulzige Filme und Bücher.

In meinen Gedanken versunken war ich die ganze Zeit weitergelaufen und war nun am Ende der größeren Straße gelandet. Weit und breit war aber immer noch kein Theater oder ähnliches zu sehen. Ich seufzte und hielt meinen grummelnden Magen. Vielleicht hätte ich mal jemanden ansprechen sollen, dachte ich grad, als in meinem Sichtfeld Lea, das Mädchen aus Erdkunde, erschien. Sie lächelte mich an und mir vielen ihre großen grünen Augen auf, welche ihr ein total unschuldiges Aussehen verliehen. Sie lächelte und winkte mir zu, dann kam sie zu mir auf die Straßenseite.
„Hey, erkundest du die Stadt ein bisschen?“ fragte sie und ich nickte. „Momentan suche ich denke ich aber eher nach etwas zu essen..“ meinte ich, als mein Magen sich erneut meldete. Sie lachte und wurde mir auf einmal noch sympathischer. Sie bot mir an, mit mir etwas zu holen und ich nahm dankbar an. Wir schlenderten los zu der Pommesbude, die wie sie meinte, total angesagt wäre und quatschen. Sie wollte viel über die Großstadt wissen, und ich erfuhr, dass sie ein Theater in dem Ort kannte. Ich war fasziniert wie offen sie mit mir sprach, und freute mich dass ich schon so schnell Anschluss gefunden zu haben schien. Bald kamen wir unserem heiß ersehnten Ziel näher und ich musste willkürlich grinsen, als ich zum Eingang schaute…






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