denk an mich! - Teil 3

Autor: amelie-sophie
veröffentlicht am: 17.04.2012


Er, mehr konnte ich nicht denken, denn ich war wie erstarrt und konnte ihn nur weiter angucken wie der Hase die Schlange. Sein Blick war so intensiv, dass mir erst sau heiß und dann eisig kalt wurde, angenehme Schauer liefen mir in Scharen über den Rücken und ich hoffte, dass er endlich etwas sagen würde, damit ich seine Stimme noch einmal hören konnte. Doch er blieb stumm und die Zeit verrann so langsam wie. Nun hatte ich Zeit um ihn genauer zu betrachten: Er hatte ebenmäßige Züge, eine gerade Nase und eine Narbe, die oberhalb der rechten Augenbraue begann und diese dann einmal in zwei Hälften teilte. Sie wirkte nicht wie eine Verletzung, sondern eher wie eine Kampfwunde, was mich nicht gerade wunderte. Sofort sah ich vor meinem inneren Auge wieder wie der Mann gegen die Wand geschleudert wurde und ich schauderte. Ich sollte mit diesem Typ nicht in einem Zimmer sein, überlegte ich und versuchte mich umzudrehen, um seinen Blick zu entkommen. Un ich dachte immer die Zimmer seien Geschlechter getrennt! Vielleicht hatte er ja überhaupt nichts an! Mit einem Ruck drehte ich mich um und starrte an die Wand. Nein, das konnte nun wirklich nicht sein, dachte ich und versuchte die verräterische Röte aus meinen Gesicht zu zwingen. Wieso zum Henker sagte er denn nichts? Gerade wollte ich mich umdrehen und ihn so gut wie möglich zur Rede stellen, als die Tür aufflog und meine Mutter herein gestürmt kam. „ Phillippa, mein Liebling!“ Oh nein, musste sie mich ausgerechnet jetzt so nennen? Ich war schließlich schon fast 16 und vermutete, dass der Typ im anderen Bett nicht mehr so genannt wurde. „Hi Mum“, krächzte ich in ihre Haare und löste mich kurz danach aus ihrer Umarmung. „Phil“, sagte sie streng. „ich habe mir solche wahnsinnigen Sorgen gemacht! Was hattest du überhaupt in diesem Club zu suchen und dann auch noch ohne Lilli!“ Sie sah mich streng an und ich überlegte fieberhaft was ich antworten sollte, denn ehrlich gesagt wusste ich überhaupt nicht was mich in diesen bescheuerten Club getrieben hatte und Lilli, meine Freundin, hatte nun mal keine Zeit und Lust gehabt. „Ich ähhhh…. Ich wollte einfach mal, ähh abschalten und du kannst mir ja wohl nicht die Schuld daran geben, dass auf einmal dieser ekelhafte Typ gekommen ist und versucht hat…. Was weiß ich mit mir zu tun!“ Mum sah mich erschrocken an und flüsterte: „Die Polizei müsste gleich kommen, sie wollten mir nur noch ein bisschen Zeit mit dir geben. Erzähle ihnen nichts von deiner Gabe!“ „Hältst du mich für bescheuert?“ Ich flüsterte auch, damit mein Bettnachbar nichts mitbekam und weil meine Stimme sich anhörte wie Schmirgelpapier. „Wie lange haben wir noch, ich muss nämlich unbedingt noch einmal mit dem Typ im nächsten Bett reden“, fragte ich leise. Sie sah mich kritisch an und ich fügte schnell noch hinzu: „Vielleicht hat er was gemerkt oder so!“ Sie nickte und flüsterte, sie werde die Polizisten noch ein bisschen hinhalten, dann gab sie mir noch eine Umarmung und ging nach draußen. Ich wunderte mich warum sie wohl keine Einzelheiten wissen wollte, aber wahrscheinlich würde sie bei dem Interview mit dabei sein und alles nochmal hören. Ich setzte mich auf und sah hinüber zum anderen Bett. Er hatte sich die ganze Zeit still verhalten und jetzt sah es so aus als hätte er seine Position gar nicht verändert, denn seine wunderschönen Augen waren immer noch auf mich gerichtet. „Wie…“, ich räusperte mich. „Wieso sollte ich für dich lügen? Ich kenne noch nicht einmal deinen Namen“, er brachte ich schließlich hervor und er setzte sich nun auch auf. Mir stockte der Atem, als ich unter dem dünnen krankenhausshirt seinen durchtrainierten Körper andeutungsweise erkennen konnte. Wieso musste er nur so verdammt gut aussehen? „Das zweite lässt sich ändern: Ich heiße Nathan und du bist Phillippa oder?“ Seine Stimme ließ meinen Körper vibrieren wie eine Stimmgabel und ich konnte nur mit Mühe ein Zittern unterdrücken. „Ja, aber das ändert nichts daran, dass du ihn umgebracht hast“, versuchte ich mit fester Stimme zu sagen, doch wieder klang meine Stimme eher wie die eines Raben. „Genau so wie er versucht hat dich umzubringen. Ich habe dir demnach das Leben gerettet und du schuldest mir was!“ Mist, er hatte natürlich recht, aber das würde ich jetzt ändern. Leuten ins Gewissen zu reden war nicht so anstrengend wie ihnen Befehle zu geben und ich würde nicht so viel Energie verlieren. Das Gedankenmanipulieren hing nur von dem Zustand des Menschen und der Energie des Manipulanten ab. Ich konnte meinen Geist in den anderer einschleusen und ihnen Sachen einreden, sie vergessen lassen und sie sogar töten. Ich schreckte vor dem Gedanken zurück, nie würde ich jemals jemanden töten! Ich versuchte mich wieder darauf zu konzentrieren, dass ich gleich ein bisschen Kraft verlieren würde und entspannte meinen Körper. Sofort löste sich mein Geist wie eine Frucht aus der Schale von meinem Körper und überwand die kurze Strecke zwischen uns. Ich drang in seinen Körper und.. stieß gegen eine steinharte Mauer. Geschockt fuhr ich hoch und sah erschrocken in das lächelnde Gesicht von Nathan, dass nur ein paar Zentimeter von meinem entfernt war. Sein Geruch und seine Nähe versetzten mich in eine Art Schock starre und mein Gehirn war vollkommen vernebelt. Er grinste, als könnte er meine Gedanken hören, beugte sich vor und flüsterte ganz nah an meinem Ohr: „Dieser Trick klappt leider nicht bei mir! Sag ihnen, dass es ein Unfall war oder du wirst meine Tricks kennenlernen!“Ich wusste dass es eine Drohung war, aber der Duft nach einem mir unbekannten Parfum und ganz sanft darunter ein Geruch nach Wald lenkten mich ab und ich atmete einmal ganz tief ein. Er sah mich erschrocken an und war plötzlich mit einer eigentlich gar nicht möglichen Geschwindigkeit wieder bei sich im Bett. Das auch keine Sekunde zu früh, denn kurz danach öffnete sich die Tür und ein glatzköpfiger Mann in Polizeiuniform kam herein. Die Befragung war lang und langweilig und ich hatte genug Zeit über Nathans Verhalten nachzudenken. Wieso hatte er mir gedroht? Schließlich hatte ich ihm ja gar nichts getan, außer versucht seine Gedanken zu manipulieren und was mich noch mehr beschäftigte: Wie zum Teufel hatte er das mit der Mauer gemacht? So etwas war mir noch nie passiert. Jemanden der mich aus seinen Gedanken ausschloss hatte es nie gegeben und wie war es dann mit meiner Abwehr? Vielleicht würde mich ja auch mal jemand wie ich angreifen. Dieser Gedanke machte mir wahnsinnige Angst und ich beschloss meine Abwehr zu trainieren sobald ich zu Hause war. „Ähhmm, Phillippa!“ „Ja, bitte entschuldigen Sie“, krächzte ich, wandte meine Aufmerksamkeit wieder den Beamten zu und versuchte interessiert und aufmerksam auszusehen. „Wissen sie wie es zu dem Toten kam?“, fragte der Glatzkopf eindringlich und stellte damit die Frage vor der ich mich schon die ganze Zeit gefürchtet hatte. „Ich … ich habe nicht alles mitgekriegt, aber“, ich stockte. „Es war ein Unfall“, sagte ich dann mit erstaunlich fester Stimme und versuchte mir einzureden, dass ich das nur wegen der Drohung getan hatte (und nicht wegen seiner Augen und seinem wahnsinnigen Geruch). „Aha, ein Unfall und wie genau ist dieser “Unfall“ von statten gegangen“, fragte der Polizist und ich wusste, dass er mir nicht vertraute. Ich würde dies später ändern müssen. „Also, Nathan hat sich mit dem Mann geprügelt und versucht mich zu verteidigen. Dann hat er ihn auf einmal irgendwie zu doll erwischt und er ist mit dem Kopf gegen die Wand geprallt!“ Ich wusste selber wie lasch das klang, aber es gab ja keine anderen Zeugen. „Gut, das waren dann alle unsere Fragen. Wir haben ihrer Mutter meine Nummer gegeben falls sie noch etwas vergessen haben.“ Ich nickte und dachte, dass ich diese Nummer garantiert niemals wählen würde. Dann schüttelte ich viele Hände und man ließ mich im Raum allein. Nathan war vor dem Interview umgelagert worden und auch meine Mutter war nach Hause gegangen um sich um meinen kleinen Bruder Titus zu kümmern. Nur ein Wird-wieder-gesund-Teddy von Lilli leistete mir Gesellschaft. Ich nahm ihm vom Nachttisch und beschloss eine Runde zu schlafen auch wenn es erst 7 Uhr abends sein konnte. Nach einer quälenden halben Stunde wurden meine Glieder endlich schwer und ich glitt sanft in einen traumlosen Schlaf hinüber.


Ich wurde von leisen Stimmen, die miteinander diskutierten geweckt, wagte es aber nicht die Augen zu öffnen. „..glaube wirklich dass sie es ist“, flüsterte die Stimme von Nathan und ich bildete mir ein seinen schwachen Duft zu riechen. „Du musst dir wirklich sicher sein, oder willst du, dass es die Falsche erwischt?“ Die andere Stimme war dunkel, schneidend kalt wie ein Winterabend und verhieß nichts Gutes. Was meinten die Beiden überhaupt mit „Die Falsche“? „ Nein, natürlich nicht“, Nathan klang wütend. „Aber wenn wir sie nicht bald finden und vernichten werden die Anderen sie finden und… Du weißt genau was dann passiert.“ „ Natürlich. Nach dem Motto: Lieber ein Manipulantenleben mehr, als das Leben der ganzen Welt“, die Stimme lachte eisern und die kalte Faust der Angst legte sich um mein Herz. Mich, sie meinten mich! Mein Leben! Ach du Scheiße. Ich hätte am liebsten laut angefangen zu schreien, doch ich biss mir auf die Innenseiter meiner Wange um den Schrei zu unterdrücken. Sofort schmeckte ich den kupfernen Geschmack von Blut und ich musste wohl irgendein Geräusch ausgestoßen haben, denn plötzlich herrschte Stille im Zimmer. Ich versuchte einen unbekümmerten Ich-schlafe-Blick aufzusetzen und gleichmäßig zu atmen. „Ist sie wach?“ Es war die eisige Stimme, die die Stille durchbrach und ich hörte wie sich Schritte näherten. Ich spürte einen Luftzug der mir über das Gesicht strich, dann hörte ich wie Nathan sanft: „ich glaube nicht, wahrscheinlich nur ein schlechter Traum“, sagte. „Gut, ich muss gehen. Der Rat hat noch einen Auftrag für mich, irgendetwas mit einem Schattenfürst, der sich Spiegelwesen von einem falschen Manipulanten erschaffen lässt“, sagte die Stimme und tausend Fragen schossen mir durch den Kopf. Was war ein “falscher“ Manipulant und was ein Schattenfürst? Und was verdammt waren Spiegel wesen? „Keine Angst es sind Wesen der untersten Kategorie.“ Ich hörte Stoff rascheln und vermutete, dass sie sich gerade umarmten. „Mach´s gut Onkel“, sagte Nathan gedämpft durch Stoff. Der Onkel erwiderte die Verabschiedung und ich hörte wie die Tür sich hinter ihm schloss. Wieder raschelte es und Nathan stieg wieder in sein Bett. Ich tat so als würde ich gerade erst aufwachen und sah, dass es schon früher Morgen war. „Morgen Langschläfer“, grinste Nathan und mich überkam sowohl tiefe Zuneigung, als auch vollkommener Abscheu, wie das wohl gleichzeitig ging? „Morgen, muss mal aufs Klo“, erwiderte ich knapp und ging langsam zur Tür. Als ich auf dem Gang angekommen war begann ich zu rennnen.


Hi, das ist jetzt mein 3. Teil. Vielen dank für eure Kommis und auch bitte fleißg weiter schreiben. LG Amelie :)





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