Autor: Mondkätzchen
veröffentlicht am: 16.04.2014
Wir fuhren den immer selben, bekannten Weg von unserem lieblings-Restaurant nach Hause. Mit dem selben, bekannten Auto. Dem kleinen, roten Mini Cooper meines Freundes Alaric. Nur eine Sache war anders als sonst – wir fuhren viel zu schnell.
Mit verkrampften Fäusten hielt ich mich an den Halterungen des Autos fest, um nicht im Wagen hin und her geschleudert zu werden. Alaric murmelte irgendwelche Worte vor sich hin und funkelte böse durch die Windschutzscheibe die Strasse an.
Es lief für ihn in letzter Zeit wirklich nicht wie geplant. Auf der Arbeit haben sie ihn trotz des Versprechens nicht befördert, seine Mutter wollte nicht einsehen, dass das Haus für sie zu gross ist und sie besser in ein Altersheim gehen würde und ich… ja ich habe gerade seinen Heiratsantrag abgelehnt, weil ich mich einfach noch nicht bereit fühlte. Klar liebe ich ihn, aber die Sache ging mir einfach zu schnell.
Seit wir aus dem Restaurant kamen, hat er mich nicht mehr eines Blickes gewürdigt. Er starrte weiter auf die Strasse und fuhr weiterhin viel zu schnell. Ich wollte eine Bemerkung machen, verkniff es mir aber. Ich wollte ihn nicht noch mehr aufregen. Gedankenverloren starrte ich zum Fenster hinaus, es war aber zu dunkel um etwas zu erkennen.
Nach einer Weile bemerkte ich, dass er langsamer fuhr und als ich mein Gesicht zu ihm umwendete, waren seine Züge schon viel weicher. Ich drehte mich wieder und blickte weiter aus dem Fenster.
„Lia“, fing er an, „es tut mir leid. Ich war mir einfach so sicher, und dass du es nicht bist, das habe ich nicht erwartet. Ich will dich ja zu nichts zwingen. Es tut mir leid. Ich liebe dich“. Bevor ich etwas darauf erwidern konnte, tauchte wie aus dem nichts ein Reh auf der Strasse auf. Alaric riss das Steuer rum und kam zum stehen, ohne einen Unfall gemacht zu haben. Zuerst sass er nur da und starrte auf das Lenkrad. Dann fing er hysterisch an zu lachen. Und dann… dann krachte der Sattelschlepper in das Auto. Ich werde nie mehr das Geräusch von brechenden Knochen, und den Ausdruck in den Augen wenn ein Leben erlischt, vergessen.