Autor: runette
veröffentlicht am: 12.06.2014
Alexander wurde von Ole fest gehalten, ich hatte vorher noch nicht einmal bemerkt, dass er mit bei den Buddys für meine Klasse war. Alex wand sich wie ein Verrückter und schaute ans Ende des Klassenzimmers, sein Blick war wutentbrannt. Ich sah mich in dem kahlen Klassenraum nach dem Objekt seines Hasses um und als mein Blick an meinem Platz vorbeiglitt, sah ich was ihn so wütend machte: der Typ von vorhin saß auf meinem Platz. Was macht der hier? war mein erster Gedanke dann der nächste: Will der mich verarschen oder so?!
Dieser Heini kam auf mich zu und sah mich fragend an. „Ist alles ok bei dir, Häschen?“
Ich war verstört, was sollte denn jetzt dieser Müll? - und wer war das überhaupt? Al schien ihn zu kennen, er knurrte und wehrte sich noch mehr gegen Ole, welcher ihn aber unerbittlich umklammert hielt. „Sollte ich dich kennen?“ fragte ich schließlich distanziert und so kühl wie möglich, zog dabei zusätzlich noch eine Augenbraue hoch, um ihm zu verdeutlichen dass ich es ernst meinte und er mir wirklich suspekt vorkam.
„Ach du musst doch nicht schüchtern sein, Häschen, und da du dich ja von deinem Freund, diesem treulosen Schwein getrennt hast, können wir ja endlich zusammen sein, ohne dass wir jemanden verletzen oder einen gesellschaftlichen Fauxpas zu begehen“ er lächelte mich warm an und da er bei mir angekommen war, brauchte er nicht lange um sich hinunter zu beugen um mir, vermutlich, einen Kuss zu geben. Ich wich schnelle einen Schritt nach hinten und starrte ihn entgeistert an. War ich im falschen Film?!
„Wer bist du?!“ fragte ich und konnte die Hysterie nicht ganz aus meiner Stimme verbannen.
Er sah mich missbilligend an. „Das ist nicht nett von dir, Häschen,“ sagte er tadelnd. „aber da du dir so viel mühe mit deinem Mienenspiel gibst, damit es auch Authentisch rüber kommt, werde ich mitspielen.“ Er verbeugte sich tief und stellte sich dabei vor. „Mein Name, Holde Maid, lautet Kenan Klaswitsch und wir sind seit 2 Monaten ein Paar.“
Ich kniff meine Augen zusammen, runzelte die Stirn, rümpfte meine Nase, doch mir wollte einfach nicht einfallen, woher ich den Name kannte. Mein Kopf fühlte sich leer vom weinen an und er schmerzte, doch dann machte es klick. „Ach, du bist mein Buddy, oder? Der der es nicht für nötig gehalten hat, heute Morgen pünktlich zu erscheinen und die Themen mit mir zu besprechen, die bearbeitet werden sollen, weshalb ich mich zu einer anderen Gruppe gesellen, sie stören und zusätzlich belasten musste, weil du dich nicht um mich gekümmert hast? Der Kenan bist du?“ ich überging seinen Kommentar zu unserem Beziehungsstand einfach.
„Ich bin untröstlich, dass ich heute Morgen nicht am Unterricht teilnehmen und deine ungeteilte Aufmerksamkeit genießen konnte, aber ich hatte einen Termin beim Arzt, welcher mir riet heute zu Hause zu bleiben. Ich begab mich trotz dieser Aussage hier her, um dich nicht gänzlich in der Luft hängen zu lassen, Häschen“ erklärte er und fügte wohlwollend hinzu: „Außerdem wollte ich dir keine Sorgen bereiten“ und beugte sich erneut vor. Ich war so geschockt von dem Müll den er da erzählte, dass ich nicht schnell genug reagieren konnte. Seine Lippen hatten meine fast erreicht, ich sah ihn ungläubig und schockiert an, nicht willens zu akzeptieren, das so ein Idiot existierte, der Mädchen die ihn noch nie gesehen hatten, als seine Freundinnen bezeichnete und sie dann einfach küssen wollte. Glücklicherweise zog mich jemand noch schnell genug weg, ich sah mich nach der Person um, die mich gerettet hatte, erwartete einen Mitschüler von mir zu sehen, doch Frau König hatte ihre Hand um meinen Arm gelegt und bewahrte mich vor Kenans Kuss und vermutlich Kenans Gesicht vor einer nicht ganz freiwilligen Renovierung. Wobei ich mir bei diesem Gedanken den möglicherweise Geisteskranken einmal genauer ansah. Er hatte leuchtend grüne Augen,blonde etwa 7-8 Zentimeter lange Haare, scharfe Gesichtszüge und eine Nase, an der man am Nasenrücken sah, dass ihm das Fußballspielen nicht fremd war - genau wie der Kontakt von Nase und Ball, denn davon hatte er ein paar zu viele abbekommen. Seine Statur war durchaus schön, wie die eines Schwimmers, breite Schultern, schmale Hüften und lange Beine.
Ohne groß nach zu denken wandte ich mich an meine Retterin: „Frau König, könnte ich meinen Buddy tauschen? Wenn es möglich wäre, würde ich gerne Kenan gegen Ole tauschen.“
Sie sah mich erstaunt an, entweder weil ich konkret wusste gegen wen ich diesen Irren tauschen wollte oder weil ich nicht meinen Freund als Buddy haben wollte. „Ähm, ich bin mir nicht sicher ob das einfach so geht, den Buddy tauschen...“
„Ich habe, wie sie gerade beobachten einen triftigen Grund“ ich wandte mich an Ole. „Wer hat dich als Buddy?“
„Sarah“ antwortete er und hielt Alex noch immer unerbittlich fest, obwohl der es mittlerweile aufgegeben hatte, zu versuchen von Ole weg zu kommen und sich damit begnügte Kenan Rache und Schmerzen versprechend an zusehen.
Ich sah mich nach der genannten Mitschülerin um, welche Kenan träumerisch ansah. „Sarah?“ fragte ich, sie wandte für einen kurzen Moment den Blick von dem Blonden ab und sah mich an. „Ja?“ fragte sie und sah Kenan wieder träumerisch an.
„Möchtest du Kenan als Buddy haben?“ fragte ich gerade heraus.
Sie sah mich mit großen Augen an. „Du willst tauschen?“ fragte sie in einem Ton, als hätte ich gesagt ich wolle meine Lunge für ein Eis eintauschen.
„Ja, wenn du auch möchtest dann gerne“ antwortete ich voller Hoffnung, sie würde zusagen.
„Gerne“ sagte sie und im gleichen Moment schaltete sich Kenan ein: „Habe ich da vielleicht auch mal was zu zu sagen, Häschen?“
„Hör gefälligst auf sie \'Häschen\' zu nennen!“ knurrte Alex und spuckte das Wort förmlich aus.
„Damit ist es beschlossene Sache!“ verkündete ich feierlich und fragte dann: „Könnten Hassan, Alexander, Ole und ich vielleicht diese Stunde vor der Tür lernen?“
Ich sah die Erkenntnis in ihren Augen aufblitzen und sie nickte als Antwort. „Ich denke das wäre eine gute Idee, hier ist es doch ziemlich laut, mit der doppelten Anzahl an Schülern.“
Ich lächelte Hassan entschuldigend an, welcher nur mit den Schultern zuckte und mir kurz zu lächelte. Ich blickte die verschlungenen Jungen an und nickte auffordernd in Richtung Tür, Ole ließ Al los und legte ihm in einer fließenden Bewegung der massigen Arm um die Schultern. „Komm, Bro“ sagte er und schob den anderen zur Tür hinaus. Hassan folgte ihnen auf dem Fuß und als ich mich ihnen anschließen wollte, wurde ich am Arm gefasst. Ich entriss Kenan meinen Arm, fauchte ihn wütend an und stürmte aus der Tür hinaus in den Flur, in dem Ole schon wieder mit Alex zu kämpfen hatten. Die Tür zu zu knallen konnte ich mir auch nicht verkneifen, wofür ich mich bei Frau König auch in Gedanken entschuldigte.
Die Stunde war nicht mehr besonders lange, aber wir versuchten das beste aus der Situation zu machen. Al und Hassan setzten sich auf der einen Seite auf den Boden an der Wand und Ole und ich setzten sich ihnen gegenüber an die andere Wand gelehnt. Wir flüsterten nicht, sprachen aber leise damit wir unseren jeweiligen Partner verstehen konnten. Alex schien einige Probleme mit seiner Konzentration zu haben, Ole weniger. Ich hätte nicht gedacht, dass er so ein Streber war, aber er hatte schon einen Plan ausgearbeitet, mit massig Hausaufgaben, zusätzlichen Stunden Nachhilfe oder Freistundenunterricht und \'Wissensüberprüfungen\' ergo Tests. Ich könnte ihn für seinen Fleiß gleichzeitig erdolchen und küssen.
Als es zur nächsten Stunde läutete schwang die Tür auf, die Schüler verließen den Raum, schlenderten den Gang entlang oder gingen zügig und zielstrebig in eine Richtung. Wir 4 erhoben uns schwerfällig und betraten den Raum. Vorausdenkend hatte ich Al\'s Hand genommen und Ole befand sich in Reichweite.
Ich ging zu meinem Platz, schubste Kenan dabei wie aus versehen aus dem Weg und setzte mich in dem Moment in dem Ailine die Füße von meinem Stuhl nahm. So wie ich es sah, hatte sie einen Streit kommen sehen und vermeiden wollen und zugleich demonstrierte sie damit ihre Loyalität mir gegenüber. Was ich nicht befürwortete, befürwortete sie auch nicht und andersrum, so war es in den meisten Situationen, aber nicht in allen, wir stritten oft genug. Ailine und ich befanden uns auf der gleichen Wellenlänge.
Ich fing noch sofort an mit Ailine zu reden, Al stellte sich hinter meinen Stuhl, lehnte sich gegen die Wand und fing ein Gespräch mit Ole an, während er mit meinen Haaren spielte. Wir boten keinerlei Angriffsfläche für Kenan, welcher nach kurzem Abwarten und einem seltsamen Blick auf mich das Weite suchte.
Und dann sprach Ailine ein Thema an, welches ich noch nicht ausdiskutieren wollte.
„Also was war los Zoey? Erst das in der Pause, dann kommst du nicht pünktlich und das auch noch mit IHM und dann dieses \'was-auch-immer\' mit Kenan. Und Pegasus hast du auch noch mit rein gezogen“ den letzten Satz sagte sie sowohl vorwurfsvoll als auch belustigt, wir hatten Hassan nämlich den Spitznamen Pegasus gegeben, den Grund dafür wusste nicht mal mehr.
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