Rise and Fall - Teil 2

Autor: Caprice
veröffentlicht am: 26.03.2014


Mein Körper schlug gegen kaltes Metall. Im letzten Moment konnte ich der Flugzeugturbine des heranfliegenden Airbus ausweichen, die mich um ein Haar verschluckt hätte. Fast betäubt vor Schmerz versuchte ich verzweifelt die Orientierung wiederzufinden. Aus den Augenwinkeln konnte ich sehen dass das Passagierflugzeug unbekümmert und offensichtlich ohne Schaden in der Dunkelheit verschwand, während ich selbst dagegen nicht so viel Glück hatte. So sehr ich mich auch anstrengte, es gelang mir einfach nicht meine Flügel zu entfalten. Sie schienen beide gebrochen, obwohl der Schmerz sich in Grenzen hielt und ich sie kaum spüren konnte. Im meinem Kopf dagegen dröhnte alles. Die Lichter der Stadt sahen aus wie verschwommene Punkte, die jetzt größer und klarer wurden. Schmerzverzerrt verzog ich das Gesicht. Der schöne, milde Wind hatte sich gegen mich verschwört und peitschte kalt und brutal durch die aufkommende Geschwindigkeit auf meine nackte Haut, was sich in meinem Zustand ungefähr so anfühlte, als hätte mich ausser dem Flugzeug auch noch ein Zug überrollt. Das Flackern der Straßenlaternen, die ich mittlerweile deutlich erkennen konnte, wirkte beinahe tröstlich. Das wars, dachte ich und schloss meine Augen. Mir war zu dem Zeitpunkt nicht klar, dass ich sie je wieder öffnen würde. Ich erinnere mich an ein letztes Bild bevor ich sie schloss. Es war ein dunkler Teppich aus frisch gemähten Gras und es roch nach frühling, selbst als ich darin einschlug. Ich kann den Frühling immer noch in meiner Nase riechen.

In meiner Traumwelt waren alle Lichter fort. Hier und da glaubte ich etwas zu hören. Ein dumpfes Geflecht aus verschiedenen Klangfarben, die alle auf mich nieder regneten ohne einen Sinn zu ergeben.
In versuchte meine Augen aufzuschlagen. Wollte wissen welcher Natur die Geräusche zuzuordnen sind. Mein ganzer Körper glüte als würde mich ein Sommerwind umschließen und mit der Zeit gewöhnte ich mich an dieses Gefühl der Geborgenheit und sogar daran, dass mich nicht bewegen konnte. Ich wollte es gar nicht. Es war so angenehm und friedlich hier. Es waren Stimmen.. Ja, ich konnte ganz klar Stimmen hinter dem Tunnel wahrnehmen, der mich weiter mit seiner Wärme fest hielt.
„Bist du sicher Azur? Ist er nicht etwas zu Jung?“ Sagte eine Frau ungewiss.
„Das ist er in der Tat! Ich bin nicht sicher, aber wir werden es herausfinden, Crystal. Sei unbesorgt!“ Erwiderte die männliche Stimme zuversichtlich.
„Ich hoffe nur dass er durch kommt. Seine Verletztungen liegen schwer und noch sind nicht alle Heiler zurückgekehrt...“
Die Frau klang betrübt und ich hatte auf einmal das Bedürfnis ihr diesen Kummer zunehmen. Ich wollte wissen wer die Leute waren und wo ich mich befand. Wovon sprachen sie? Es gelang mir nicht meine Augen zu öffnen, um die Neugier zu befriedigen. Vor lauter Anstrengung merkte ich direkt wie meine Energie schwand und dann kamen die puslierenden Schmerzen zurück, die ich ja bereits kannte. Sie durchfuhren mich so stark, dass ich schreien wollte und mir die Wärme zurück wünschte die so schnell verging. Doch ich fand meinen Mund nicht. Es war als würde ich innerlich verbrennen. Ich wollte diesem zähen Druck luft machen, ihn von mir schütteln, doch auch meine Arme und Beine waren fort. Ich konnte sie nicht bewegen, nicht steuern, obwohl ich deutlich spüren konnte wie sie von Krämpfen heimgesucht und wild zu zucken begannen.
Die Stimmen im Hintergrund waren kaum mehr zu zu ordnen. Sie flüsterten, oder schrien wild durcheinander. Alles war über Kopf. Wenn sich der Tod so anfühlte, dachte ich, dann lass ihn mich schnell holen.
„Nur noch einen Augenblick, ich habe es beinahe!“ Hörte ich die murmelnden Laute eines weiteren Mannes. Die Anstrengung in seiner Stimme, die hörte ich und nach seinen Worten ging alles ganz schnell.
Mit einem mal war das Brennen fort und ein unglaublicher Energiefluß durchströmte mein Innenleben, als würde jede zitternde Faser in mir erneuert. Ich spürte eine warme, heilende Hitze und eine neue Kraft, die sich in mir aufbäumte. Tief einatmend merkte ich wie trocken sich mein Mund die ganze Zeit angefühlt hatte. Ich musste unbedingt etwas trinken. Mit der wiedergewonnenen Kontrolle über meinen Körper gelang es mir nun die Augen zu öffnen. Sogleich blickte ich in drei fremde Gesichter
„Wo bin ich?“ Wollte ich wissen. „Und wer seid ihr?“ Das Zimmer in dem ich mich befand war rießig. Mehrere Metallbetten reihten sich dicht aneinander an der einen Wand, die in einem fröhlichen goldrot gestrichen war. An der gegenüberliegenden standen dunkle Holzregale, die bis zur Decke ragten und aussahen als würden sie jeden Moment unter der Last der Bücher, die sie trugen, zusammenbrechen.
„Du bist in Elex,“ begann einer der beiden Männer vorsichtig und schaute misstrauisch durch die runden Gläser seiner Brille. Sie trugen alle Drei die selben marineblauen Jackets, die viel zu lang für ihre schmalen Körper wirkten und mich gleich an typische Schulkleidung erinnerte.
„Elex?“ Dunkel und kalt floßen die Informationen zurück in meinen Kopf.






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