E-Mail für dich... - Teil 5

Autor: Spatzl
veröffentlicht am: 22.07.2012


Sooooo weiter geht's...Leider nur ein sehr kurzer Teil, aber ich verspreche, dass ich hier jetzt auch wieder regelmäßig Teile einsenden werde!

Ich machte meinen Computer aus und schmiss mich aufs Bett, in der Hoffnung, dass meine Eltern bald heimkommen würden. Warum mussten meine Eltern mich auch nur immer behandeln, als wäre ich noch ein kleines Kind? Als ich dann endlich irgendwann die Haustüre ins Schloss fallen und anschließend die Stimmen meiner Eltern hörte, sprang ich auf und flitzte nach unten.
„Hi Mum, hi Dad“ Ich blieb auf dem Treppenabsatz stehen und sah die beiden an, wie sie ihre Garderobe ablegten.
„Hallo Schätzchen, bist du noch wach?!“, begrüßte mich meine Mutter. „Ja bin ich noch, denn ich wollte mit euch noch einmal über meine Zukunft und das bevorstehende Studium reden“
Meine Mum hielt sofort in der Bewegung inne und ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht auf. „Oh wie schön mein Liebes, du hast also deinen lächerlichen Traum aufgegeben und dich für ein Medizinstudium in München entschieden“ Ich zog eine Augenbraue hoch. „Offensichtlich hast du da etwas falsch verstanden, Mum“
„Aber was denn? Ich dachte du würdest gerne hier in München studieren und eine berühmte Ärztin werden?!?“, fragte sie nun sichtlich verwirrt.
„Moment einmal, das stimmt nicht! Ich wollte nie hier in Deutschland bleiben und schon gar nicht Medizin studieren. Wenn es nach mir gegangen wäre, dann wäre ich nie mit hierher gekommen, sondern gleich bei dem Rest meiner Familie in LA geblieben. Aber aufgrund Dad’s Job hatte ich ja keine andere Wahl und musste mich fügen. Aber ich habe nie behauptete, dass ich weiter hier in München bleiben werde, wenn ich mit der Schule fertig bin!“ Bei diesen Worten funkelte ich die beiden wütend an.
„Aber Schätzchen…“, begann nun auch mein Dad. „Ich bin verdammt noch mal nicht euer Schätzchen. Ich werde bald 20 Jahre alt!“ Meine Eltern starrten mich fassungslos an. So kannten sie ihre sonst so ruhige Tochter wohl gar nicht. „Mensch Mum, versteh mich doch! Ich wünsche mir nichts mehr, als zurück zu meiner Familie zu gehen und dort meine Zukunft und mein weiteres Leben zu planen.“
„Was willst du denn da?“, fragte mich meine Mum und blickte mich an. Zum Teufel mit ihrem Hundeblick. „Ich will einfach nur nach Hause!“
„Und dein Traum von Medizin?“, drängt nun auch noch mein Vater.
„Dad, das war nie mein Traum, das war euer Traum! Ihr wolltet mich immer als Chirurgin in einem OP-Saal sehen, aber ob ich das auch will, hat nie jemanden interessiert. Es wurde einfach über meinen Kopf entschieden, als wäre ich eine Marionette, dabei ist das verdammt noch mal mein Leben und ich bestimme, was ich darin machen und nicht ihr!“ Vor lauter Verzweiflung hatte ich schon Tränen in den Augen. Wie konnten meine eigenen Eltern nur so unsensibel sein und mich so stur in das von ihnen bestimmte Schema pressen wollen? Bedeutete ich ihnen denn gar nichts? Wollten sie mich denn gar nicht glücklich sehen? War ich wirklich nur deren Puppe und Aushängeschild???
Kopfschüttelnd drehte ich mich auf dem Absatz um und rannte die Treppe hinauf in mein Zimmer, wo ich mich einfach nur aufs Bett fallen ließ. Verlangte ich zu viel von meinen Eltern, indem ich sie darum bat, mich meinen eigenen Weg gehen zu lassen? Immerhin war ich nun fast erwachsen und musste eigene Entscheidungen treffen und auch eigene Fehler machen. Aber wie sollte ich das lernen, wenn in meinem Leben alles vorherbestimmt wurde? Wahrscheinlich hatten meine Eltern auch schon einen Mann ausgesucht, den ich später einmal heiraten sollte. Wenn es nach ihnen ginge, dann wäre mein potentieller Mann wahrscheinlich Chefarzt in irgendeiner renommierten Klinik in München. Irgendwann muss ich wohl in einen unruhigen Schlaf gefallen sein, denn ich wachte am nächsten morgen genauso auf, wie ich mich am Abend zuvor ins Bett gelegt hatte.
Als ich schließlich nicht mehr schlafen konnte, stand ich auf und schlurfte zum Schreibtisch, wo ich mich über meine Lernsachen setzte. Meine Eltern hatten es sogar geschafft, dass ich nicht mal Appetit auf Frühstücken hatte, dabei war das sonst meine Lieblingsmahlzeit des Tages. Während des Lernens musste ich wohl total die Zeit vergessen haben, denn es war bereits Mittag, als das Haustelefon schellte und die Stimme meiner Mutter erklang.
„Kommst du bitte nach unten, Schätzchen, wir wollen noch einmal mit dir reden.“ Ich seufzte hörbar auf. „Ok, bin auf dem Weg!“
Langsam stieg ich die Treppe hinunter und blieb dann im Türrahmen des Wohnzimmers stehen. Meine Eltern saßen auf der Couch und blickten mich an. „Ihr wolltet mich sprechen“, sagte ich förmlich, wobei ich mir nicht die Mühe gab, meiner Stimme einen freundlichen Klang zu verleihen. „Setzt du dich bitte einen Moment zu uns?“, fragte mein Vater und ich nahm widerwillig auf der Couch Platz.
„Wir haben uns Gedanken gemacht über unser gestriges Gespräch und wir dulden deine Entscheidung nicht!“, begann meine Mutter auch gleich schon wieder. „Ok!“ Wortlos stand ich auf und verließ den Raum. Zurück in meinem Zimmer war ich den Tränen nahe. Was sollte ich jetzt nur tun?






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