Ozeanblaue Augen - Teil 2

Autor: NewYorkCity
veröffentlicht am: 04.04.2012


Und hier kommt schon das nächste Kapitel :)
Hoffe es gefällt euch!


xx NYC

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2
Ashley:

Die Wintermonate hier in München vergingen total schnell. Ich lebte mich gut ein, was natürlich auch an den netten Menschen hier lag. Alle nahmen mich mit so einer Herzlichkeit und Liebe auf, die ich nicht erwartet hätte.
In der Schule kam ich mittlerweile auch gut zurecht, die Lehrer mochten mich, meine Noten passten und meine Klasse hatte mich auch gut aufgenommen.
Nina und ich verstanden uns schon von Anfang an total gut und unser Verhältnis wurde immer enger zu einander. Sie wurde fast schon wie eine Schwester für mich - ich konnte sie mir nicht mehr wegdenken. Wann immer wir konnten, trafen wir uns und verbrachten die Zeit zusammen. Mit ihr kamen mir die Stunden wie Minuten vor und an sich erschien alles total easy. Wir hatten überwiegend die selben Interessen, was alles noch vereinfachte. Oft saßen wir bei ihr Zuhause auf der Couch, schauten zusammen Realityshows und heulten mit dem Mädchen, wenn ihr Freund sie verlassen hatte. Danach fielen wir uns in die Arme und schnieften, wie blöd das Leben doch wäre und im nächsten Moment mussten wir wieder loslachen, weil wir uns ultradämlich vorkamen.
Manchmal saßen wir auch einfach bei mir im Zimmer und erzählten uns Geschichten aus unserem Leben davor. Oder manchmal sangen wir mit der Haarbürste als Mikro in der Hand die schnulzigsten Liebeslieder. Alles war so einfach mit Nina. Ich konnte ihr alles erzählen und sie mir auch - wir waren einfach wie für einander geschaffen.

An einem Sonntag im März saß ich auf unserem Balkon und genoss die ersten Sonnenstrahlen in diesem Jahr, hatte Musik im Ohr und die Gedanken am anderen Ende der Welt. Wie es meinen Freunden in San Francisco wohl ging?
Vermissten sie mich? Jedenfalls tat ich das. Warum wir nach Deutschland gezogen waren, hatte einen einzigen Grund: der neue Freund meiner Mutter.
Sie hatte ihn bei unserem Urlaub auf Hawaii kennengelernt und sich über beide Ohren in ihn verliebt. Er war Deutscher, sie eigentlich auch. Da hatte sie natürlich das große Heimweh gepackt und schon saßen wir im August letzten Jahres im Flieger nach Deutschland. Ich wurde natürlich gefragt, aber nicht weiter beachtet. Wer achtete denn schon auf die Bedürfnisse seiner 16-jährigen Tochter, wenn man im Liebesrausch ist? Natürlich nicht meine Mutter! Da der Job meiner Mutter sowieso nicht mehr das Wahre war, hielt uns - besser gesagt sie - nichts mehr länger dort. Ich hatte es meiner Mutter immernoch nicht verziehen, aber ich nahm es so gut es ging, hin. Solange sie glücklich mit diesem Fotografen - wenigstens hatte er Geld - war, versuchte ich es auch zu sein.
Dank Nina und den anderen war mir dies bis jetzt auch ganz gut gelungen. Ein seeliges Lächeln bildete sich auf meinen Lippen. Ja, es war der Clique wirklich gelungen, mich aufzutauen und mich in die Gruppe mit aufzunehmen.
Durch das Piepen meines Handys wurde ich aus meiner Gedankenwelt gerissen - SMS von Nina! Ich musste grinsen, als ich sie las: "SOS, ich versinke im Klamottenchaos!!"
Morgen stand die Abschlussfahrt nach Berlin der 10. Klassen bevor. Meinen Koffer hatte ich schon längst gepackt, aber Nina anscheinend noch nicht...
Ich schlüpfte in meine Vans, schnappte meinen Schlüssel und klebte meiner Mutter einen Zettel mit den Worten "Bin bei Nina xx" an den Kühlschrank. Meine Mutter und ich hatten uns dies angewöhnt, uns auf diese Weise Nachrichten zu schreiben. Manch einer schrieb SMSen oder rief an - wir machten es eben so!
Im Eiltempo verließ ich unser Haus und schnappte mir beim Vorbeigehen an der Obstschüssel den letzten Apfel.

Fast schon außer Atem, klingelte ich an Ninas Haustür, die mir von ihrer Mutter geöffnet wurde. Sie lächelte mich erleichtert an und schickte mich nach oben. Man hörte schon von der Treppe aus die verzweifelten Schreie von Nina. "AAAHHHHHH, oh Gott, was soll ich bloß mitnehmen? Verdammte SCHEISSE, geh zu, du verschissen doofer Koffer!!! AAAAARGHHH!!!!" Ich lugte vorsichtig hinter der Tür vor und fand eine lustig aussehende Situation vor: Nina, völlig fertig mit den Nerven, wie sie rittlings auf dem Koffer saß und versuchte ihn zu zu bekommen, was ihr natürlich misslang, da rechts und links Klamotten rausquollen. Was zur Hölle wollte dieses Mädchen bitte für eine Woche alles mitnehmen? "Oh Gott,... komm rein!", stöhnte Nina genervt, als sie mich sah. "Dann lass mal sehen, was du so alles zum Auswandern so brauchst..." Ich kniete mich zu ihr auf den Boden und öffnete den Koffer, beziehungsweise sprang der Deckel des Koffers von selber auf.
Ich leerte den kompletten Inhalt auf den Boden aus und musste lachen, als ich sah, was sie alles mitnehmen wollte: 6 Hosen, 3 Kleider, 2 Leggins, 1 Hotpants, 10 Paar Socken, 8 BH's und 12 Unterhosen - hierbei fragte ich mich, ob sie irgendwelche hygienischen Probleme hatte -... sie hatte so viele unnötige Sachen dabei, wie zum Beispiel 3 verschiedene Haarbürsten, einen Föhn - obwohl wir ausgemacht hatten, dass ich meinen mitnahm! - , 2 große Flaschen Cola und, und, und...
Zusammen sortierten wir, was sie brauchte und was nicht und - oh, Wunder! -, der Koffer ging am Ende einwandfrei zu! Ich grinste sie zufrieden an. "Oh man, danke! Ich weiß gar nicht, was ich ohne dich angestellt hätte! Wahrscheinlich wäre ich verzweifelt und .. ach, ist doch auch egal!"
Ich ließ mich auf Ninas Bett fallen und starrte an die Decke. "Heeeeeeeee, nicht einschlafen! Wir müssen übrigens ganz ganz dringend über etwas reden!", mit diesen Worten hockte sich Nina neben mich aufs Bett. "Ach ja? Um was geht's denn?" - "Na jaaaaa, du weißt schon" Was wusste ich denn? Ich schaute sie fragend an. "Jetzt stell dich nicht so doof! Du weißt genau, was ich mein!" Sie haute mir gegen die Schulter. Achso! Ein fieses Grinsen bildete sich auf meinen Lippen. "Geht es um den lieben, süßen, ach so tollen LUCAS?" Okay, jetzt hatte ich ins Schwarze getroffen. Nina pfefferte mir ihr Kissen ins Gesicht, aber ich lachte nur. "Willst du dir den Hengst in Berlin wohl um den Finger wickeln?" Paff! Schon wieder bekam ich das Kissen ins Gesicht geknallt, aber ich lachte nur noch mehr. "Und jetzt soll dir deine liebe, absolut umwerfende Freundin Ashley ein paar Tricks verraten, damit du ihn bekommst?" Zack, schon wieder das Kissen! Ich lachte aber nur weiter, weil Ninas Gesicht einfach nur köstlich war. Sie versuchte cool zu bleiben, aber ihre Augen verrieten sie mal wieder. "Also? Soll ich dir jetzt helfen oder nicht?" - "Du bist echt zu doof!" Aber jetzt musste sie auch lachen, wahrscheinlich hatte sie bemerkt, wie kindisch wir uns gerade benahmen - als wären wir 13! Wir kicherten noch geschlagene 10 Minuten albern weiter, jedoch wurde es danach ernst: immerhin war es eine einmalige Chance, ihren Schwarm Lucas zu erobern.
Irgendwie schweifte das Thema dann und landete bei Victor. Dem gutaussehenden, blonden Sunnyboy. Kurz: dem Mädchenschwarm schlechthin. "...er würde sooooooo gut zu dir passen! Viel besser als irgendeine andere! Und ich wette mit dir, in Berlin kommt ihr euch näher!" Nina war total durchgeknallt. Vic und ich? Ich und Vic?
Natürlich war er mir aufgefallen und natürlich fand ich ihn hübsch und attraktiv und nett, aber Nina übertrieb mal wieder. "Nina, du übertreibst..." - "Nein, überhaupt nicht! Oh man, bist du blind? Er fährt total auf dich ab! Wie er dich immer anschaut und-" - "Jetzt mach mal halblang, Vic steht hundert pro nicht auf mich!" - "Wir werden ja sehen!" Sie zwinkerte mir verschwörerisch zu. Was sollte das denn jetzt heißen? "Ich kenne ihn ja schon besser und länger als du, also vertrau mir." - "Wenn du meinst."

Ich wollte mit Beziehungen nichts überstürzen, bis jetzt hatte ich nur schlechte Erfahrungen mit sowas gemacht.
Und Vic und ich kannten uns ja erst seit September - also seit knapp 8 Monaten.
Bis jetzt hatten wir uns ja noch nie alleine getroffen; immer waren die anderen dabei gewesen.
Aber wer weiß schon, was die Zukunft so alles mit sich bringen kann...






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