So spielt das Leben - Teil 6

Autor: Maeggaey
veröffentlicht am: 28.03.2012


»Netter Versuch Viola. Ab zum Direktor. Sofort!« Sie deutete mit ihrem Finger in die Richtung in der das Büro des Direktors lag.
»Dankeschön, dass sie mir zum keine Ahnung wievielten Mal den Weg zeigen, Miss Miller.« Zwar versuchte sie immer keinen Ärger zu bekommen, aber sie schaffte es so gut wie nie. In diesem Schuljahr war sie schon mindestens fünf Mal beim Direktor und das nur wegen Kleinigkeiten. Einmal musste sie sogar zu ihm, weil sie im Unterricht mit Alyssa gesprochen hatte und Miss Miller der Ansicht war, es sei „eine massive Störung im Unterricht und eine Hinderung für das Lernverhältnis anderer Schüler“. Jedes Mal wenn sie bei Mister Hudson war, amüsierten sie sich über die Ausraster von Miss Miller und unterhielten sich bis die Schulstunde zu Ende war. Man könnte schon sagen, dass sie eine Art von Freunden waren. Immerhin war er ihr Patenonkel. Sozusagen die einzige Familie, die sie neben ihren Großeltern noch hatte. Sie klopfte an der Tür und kurz darauf war ein gedämpftes Herein zu hören. Grinsend trat sie ein und schloss die Tür hinter sich.
»Hey Peter.« Sagte sie und ließ sich auf einen der Stühle nieder.
»Was hast du dieses Mal angestellt?« Fragte Peter sich zurücklehnend.
»Ich habe Miss Miller bloß gesagt wie toll ich ihren Unterricht finde.«
»Deswegen sitzt du hier?«
»Ja.«
»Was ist der wahre Grund?«
»Sie hat gehört wie ich zu Alyssa gesagt habe, dass ich ihr am liebsten die Meinung geigen würde...«
»Viola, nur weil du meine Nichte bist, kann ich dich nicht immer in Schutz nehmen. Sowas fällt nach einer Zeit auf und später findet der Schulrat vielleicht noch raus, dass ich dein Pate bin.«
»Entspann dich. Ich werde ab sofort aufpassen. Versprochen.«

»Ist schon gut. Aber erzähl mal. Was läuft zwischen dir und Lucas Smith?« Überrascht beugte sie sich vor und legte eine Hand auf die andere.
»Woher weißt du davon?«
»Hör mal. Ich bin hier der Direktor und ich kriege alles mit, wenn ich es will, Süße.«
»Okay...« Irritiert lehnte sie sich wieder zurück. »Er und ich sind zusammen. Jedenfalls wenn ich das was am Freitag passiert nicht geträumt habe.«
»Was ist denn passiert?«
»Er hat mich geküsst und gefragt ob ich mit ihm zusammen sein will.«
»Ehrlich?«
»Ja. Er weiß auch über den Unfall bescheid...«
»Und warum bist du wieder mit Alyssa befreundet?«
»Weil ich angefangen habe zu weinen und er nicht wusste was los ist. Sie ist dazugekommen, hat mich in den Arm genommen und mich beruhigt.«
»Das ist schön. Ihr wart wirklich süß zusammen.«
»Um es mit ihren Worten zu sagen: Kindergartenliebe vergeht nie.«
»Ich frage dich nicht weil ich ein Pädagoge bin, sondern weil ich dein Pate bin, hast du immer noch diese Anfälle wenn du an deine Eltern denkst?«
»Ja, schon… Aber es hält sich in Grenzen.«
»Das ist wirklich gut. Ähm… Ich komme heute Nachmittag zu euch. Deine Großeltern und ich wollen mit dir reden.«
»Und worüber?«
»Das besprechen wir später.«
»Na gut… Ich gehe dann mal. Wir sehen uns später. Kommt Anna eigentlich mit?«
»Wenn sie nicht arbeiten muss.«
»Okay. Grüß sie von mir. Tschüss.« Lächelnd schloss sie die Tür und machte sich auf den Weg zu den Toiletten. Wenn Peter etwas mit ihr besprechen wollte, war es wirklich wichtig. Viola grübelte die ganze Zeit nach, was er wollte. Aber es kam ihr nichts in den Sinn. Gedanken versunken ging sie um die Ecke und schaute nicht nach vorne. Sie stieß mit jemandem zusammen und fiel auf den Boden. Mit zusammengekniffenen Augen schaute sie auf ihre Hand und begann zu fluchen. »Verdammt! Kannst du Idiot nicht aufpassen?!« Rief sie. Als Antwort bekam sie nur ein Lachen. Wütend schaute sie hoch und begann ebenfalls zu lachen. »Sorry.« Wie immer versteckte sie die verletzte Hand hinter ihrem Rücken und starrte auf den Boden.
»Kein Ding, Kleines. Wo warst du in der letzten Stunde?« Lucas trat auf sie zu und wollte ihre Hände nehmen. Jedoch gab sie ihm nur eine und versteifte die andere hinter ihrem Rücken.
»Beim Direktor.«
»Was?« Lachte Lucas und schaute sie ungläubig an.
»Die Miller. Du glaubst gar nicht wie fertig ich wegen der bin.«
»Dann brauchst du wohl etwas Aufmunterung.« Er grinste und küsste sie. In dem Moment vergaß sie ihre Hand hinter dem Rücken versteckt zu halten und Lucas nahm sie. Kurz darauf löste er sich von ihr und schaute sich die Hand an. »Was ist da passiert?«
»Nichts Wichtiges. Bloß eine alte Wunde die wieder aufgeplatzt ist.«
»Ist das grade eben passiert als du wegen mir hingefallen bist?«
»Nein. Das ist vorhin passiert.«
»Quatsch. Das war bestimmt meine Schuld. Wenn ich du wäre, dann würde ich damit zur Krankenschwester gehen. Der Schnitt scheint tief zu sein.«
»Ach was. Ich mache mir zu Hause einen Verband rum und fertig.«
»Dann lass mich wenigstens mitkommen, damit ich mir sicher sein kann.«
»Du willst ernsthaft mit zu mir kommen nur weil du Angst hast, dass ich mir keinen Verband drum mache?« Viola fing an leicht zu lachen und setzte sich auf den Boden. Ihren Kopf lehnte sie an die Wand und deutete Lucas sich neben sie zu setzen.
»Ich will bloß nicht, dass sich das entzündet.« Antwortete er ihr achselzuckend und setzte sich. Sie legte ihren Kopf auf seine Schulter und seufzte.
»Dann komm halt mit.« Er gab ihr einen Kuss auf den Kopf und legte seinen Arm um sie.
Kurz vor Violas Haustür, blieb sie stehen und schaute ihn komisch an.
»Was ist los?« Fragte er sie.
»Bevor du dich wunderst oder so, mein Großvater ist Vietnamveteran und erzählt die ganze Zeit davon und meine Großmutter ist eine, die alle zehn Minuten ins Zimmer kommt um zu fragen ob man was braucht. Aber Alles in Allem sind die beiden nett und man kann Spaß mit ihnen haben.«
»Passt schon.« Grinste er und nahm ihre Hand. Sie gingen weiter und Viola öffnete die Tür.
»Oma, Opa! Ich bin wieder da!«
»Hallo Kindchen!« Hörte man ihre Großmutter rufen. Es waren hektische, laute Schritte zu hören und einige Sekunden später stand eine kleine, alte Frau vor ihnen. »Wer ist denn das?« Fragte sie Viola geschockt und betrachtete Lucas prüfend.
»Das ist Lucas. Ich hab ihn eingeladen mitzukommen. Ist das schlimm?«
»Was? Natürlich nicht. Herzlich willkommen Lucas.«
»Dankeschön Miss. Sie haben ein wundervolles Haus.«
»Wie nett von dir. James, kommst du mal bitte?« Rief sie.
»Ich bin schon auf dem Weg Elizabeth. Weißt du wann ich das letzte mal so gerannt bin?« Ertönte eine Männerstimme.
»Lass mich raten. Im Krieg?«
»Genau! Woher wusstest du das?« Ein Mann kam mit einer Gehhilfe neben ihr zum stehen und reichte Lucas die Hand. »Hallo junger Mann. Ich bin Offizier James Warren.«
»Guten Tag, Sir.« Lucas richtete sich auf und salutierte.
»Viola, wer ist denn das?« Fragte er, seinen Blick nicht von Lucas wendend.
»Das ist Lucas.«
»Du gefällst mir Lucas. Du hast eine wunderbare Haltung.« Grinste er.
»Danke sehr. Habe ich alles von meinem Vater gelernt.«
»Ach wirklich?«
»Ja. Er ist bei der Army.«
»Dann interessierst du dich für sowas?«
»Aber sicher.«
»Komm mal mit.« Violas Großvater winkte Lucas zu und ging mit ihm ins Wohnzimmer.
»Typisch James.« Seufzte ihre Großmutter.
»Immerhin mag er Lucas.« Erwiderte Viola schulterzuckend und setzte sich ins Esszimmer.
»Ist er dein Freund?« Fragte ihre Großmutter und setzte sich zu ihr.
»Jap.«
»Warum wusste ich davon nichts?«
»Wir sind erst seit Freitag zusammen. Aber… Was wollt ihr und Onkel Peter mit mir besprechen?«
»Es ist besser wenn du wartest bis dein Onkel da ist.«
»Ist es so schlimm?«
»Ach meine Maus…« Seufzte sie und ging in die Küche. Viola ging nach oben in ihr Zimmer und machte ihre Hausaufgaben. Als es klopfte, legte sie ihren Stift hin und rief:»Herein.« Die Tür öffnete sich und Lucas kam rein. »Mein Opa hat dich endlich gehen lassen?«
»Wieso endlich? Er ist echt cool.«
»Findest du?«
»Ja.« Meinte er und setzte sich neben sie. »Und dafür, dass er alt ist, weiß er noch verdammt viel über den Krieg und so.«
»Kann echt nervig sein.« Meinte sie und legte sich hin.
»Ich wäre froh wenn ich so einen Großvater hätte.«
»Wir können ja tauschen.«
»Ne, ne. Warum hast du dir eigentlich noch immer keinen Verband drum gemacht?«
»Hab ich halt vergessen.«
»Dann komm.« Er stand auf, ging mit ihr in die Küche und half ihr dabei den Verband umzuwickeln.
»Bist du eigentlich immer so fürsorglich?« Fragte sie, während sie sich etwas zu trinken machte.
»Irgendwie bin ich das nur bei dir.«
»Süß.« Lachte sie. »Willst du auch was trinken?«
»Nein danke.«
»Dann nicht.« Sie setzten sich ins Esszimmer und unterhielten sich die ganze Zeit. Als es klingelte rannte Viola zur Tür und öffnete sie. »Hey Peter.« Sagte sie und nahm ihn in den Arm.
»Na Kleines.« Er trat ein und hinter ihm tauchte Anna auf.
»Ann!« Rief Viola glücklich und schmiss sich ihr um den Hals.
»Na Vi.« Lachte diese und kam ebenfalls rein. Peter warf einen Blick ins Esszimmer und erstarrte.
»Mister Hudson? Was machen sie denn hier?« Fragte Lucas irritiert.
»Hallo Lucas. Ich ähm…«
»Entspann dich.« Viola klopfte ihm auf die Schulter und ging zu Lucas. »Peter ist mein Patenonkel. Er ist hier weil er irgendwas mit mir besprechen will.«
»Dein Patenonkel?« Sie nickte und Lucas lehnte sich zurück. »Das wusste ich ja gar nicht.«
»Du weißt so vieles nicht.« Grinste Viola und holte ihre Großmutter ,da ihr Großvater schlief. Sie setzten sich an den Tisch und nervös rutschte sie auf ihrem Stuhl hin und her.
»Lucas, Anna? Könntet ihr kurz in die Küche gehen? Ich schätze es ist besser, wenn wir drei das alleine besprechen.« Die beiden standen auf, Anna küsste Peter auf die Wange und sie gingen.
»Also was ist los?«
»Es ist besser wenn deine Großmutter dir das erzählt.« Meinte Peter und Viola schaute ihre Großmutter erwartungsvoll an.
»Kindchen, dein Großvater wird bald in ein Altersheim kommen. Und wir würden es gerne haben, wenn du dann zu deinem Onkel ziehst.«
»Aber du bist dann noch da. Warum soll ich denn zu Peter ziehen?«
»Hör mir bitte zu Kleine.« Peter legte seine Hand auf die ihre und schaute sie traurig an. »Deine Großmutter war während deinem letzten Spiel im Krankenhaus.« Verblüfft schaute sie zu ihrer Großmutter. »Ich weiß nicht wie ich das sagen soll…« Gestand Peter und schaute weg.
»Was? Was denn?« Verzweifelt schaute Viola von Peter zu ihrer Großmutter und wieder zurück...





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