Eine andere Welt

Autor: Kathrin.
veröffentlicht am: 17.04.2015


Es war ein wunderschöner Frühsommertag, als ich in meinen Jeep stieg und mich auf den Weg zu einem neuen Kunden machte. Es war noch nicht so heiß, dass man nicht mehr denken konnte, aber warm genug um bei offenem Fenster zu fahren und die frische Sommerluft zu genießen. Die Wiesen waren noch von einem kräftigen grün und auf den Grashalmen glitzerte noch der Tau in der Sonne. Die Straßen waren noch fast leer und ich genoss diese morgendliche Ruhe.
Ich wusste nicht was meine neuen Auftraggeber dazu bewogen hatte mich so früh zu sich einzuladen. Normalerweise wollten Kunden immer erst am Vormittag einen Termin, besser noch am späten Nachmittag, aber niemals morgens. Ich wusste nicht warum. Diese wenigen Stunden bevor das Treiben des Tages wirklich beginnt finde ich am schönsten. Alles ist frisch und ausgeruht, nichts lärmt oder macht Krach. Es ist die Ruhe vor dem Sturm des Tages.
Langsam nährte ich mich meinem Ziel. Ich sah die große Auffahrt und das umzäunte Gelände schon von weitem. Ich hielt vor einem großen, schwarzen, schmiedeeisernen Tor.
"Ja?", knackte eine Stimme aus dem kleinen Lautsprecher.
"Mara Lukas. Ich bin hier wegen?", begann ich und wurde von dem klapperden Geräusch des sich öffnenden Tores unterbrochen. Ich startete den Motor und fuhr die Kiesauffahrt hinauf. Der Rasen war perfekt gestutzt und ich sah einen Gärtner der gerade Beete bewässerte. Am Ende der Auffahrt wartete ein imposanter Springbrunnen und ein noch imposanteres Haus auf mich. Plötzlich kam ich mir in meinen engen schwarzen Jeans, dem schwarzen Top und der hellblauen offenen Bluse völlig fehlgekleidet vor. Hätte ich nur eines dieser Businesskostüme angezogen, aber in denen kam ich mir immer seltsam verkleidet vor.
Also atmete ich noch einmal tief ein und stieg aus dem Wagen. Ein Butler öffnete mir die Tür und führte mich durch eine Eingangshalle aus Marmor und Kronleuchtern in eine Art Salon. Dort wartete bereits ein Ehepaar mittleren Alters auf mich.
Beide sahen mich etwas verdutzt an.
"Guten Morgen. Mara Lukas, ich vertrete meinen Bruder.", stellte ich mich vor und streckte beiden die Hand hin. Sie ergriffen sie und schüttelten sie.
"Verzeihen Sie, wir hatten nur ihren Bruder erwartet. Meine Frau und ich wussten gar nicht, dass sie das Unternehmen gemeinsam führen."
"Zu dritt um genau zu sein. Meine beiden Brüder und ich", lächelte ich.
"Entschuldigen Sie, ich habe ganz vergessen uns vorzustellen. Andreas und Brigitte von Rhein.", ich wusste nicht ob ich ihnen mich jetzt nochmal vorstellen sollte, oder was iwkrlich folgen sollte. Mein kleines Haus hätte in dieses ganze Gebäude bestimmt dreimal reingepasst.
"Bitte setzen Sie sich doch. Möchten Sie Kaffee oder Tee?", fragte mich jetzt seine Frau.
"Kaffee bitte", antwortete ich.
"Maria! Kaffee für die junge Dame!", rief sie nur. Ein kurzer peinlicher Moment der Stille herrschte bis ich begann zu sprechen: " Mein Bruder hat mir erzählt Sie möchten gerne ein Pool Haus errichten. Haben sie bestimmte Vorstellungen wie dieses umgesetzt werden soll?"
Ich tat meiner Meinung nach das einzig logische und begann damit wofür ich eigentlich hier war. Die Planung eines neuen Pool Hauses für Herrn und Frau von Rhein.
Ich warf einen Blick durch das große Panoramafenster in den Garten. Er war ein bisschen wie ein Park und ich sah den großen Pool am anderen Ende.
"Ja, wir stellen uns eine Mischung aus Glas und Holz vor.", begann seine Frau. Das war für mich nichts neues. Zur Zeit wollten alle etwas aus Glas und Holz und offen und etwas ganz anderes als ihre Nachbarn bei denen sie so etwas gesehen hatten und jetzt auch so etwas brauchten. Ich hatte Holzbau studiert und vorher eine Ausbildung zur Schreinerin gemacht. Ich war jetzt für Planung, Ausstattung und Beaufsichtigung unserer Projekte zuständig. Meine Brüder und ich leiteten eine Holzbaufirma.
"Haben Sie genauere Vorstellungen? Ganz aus Glas und nur auf Holz gestützt mit einem Dachstuhl aus Holz, eher geschlossen aus Holz mit einer Glasfassade zum Pool hin oder das Haus ganz aus Holz und die Dachkonstruktion aus Glas?", fragte ich und wollte präziser werden, da hörten wir plötzlich die Haustür knallen und laute Männerstimmen.
Stirnrunzelnd sah ich die beiden an die sich geschockt anstarrten.
Fünf Sekunden später standen fünf Kerle in diesem Salon und lärmten laut herum. Einer war so besoffen, dass er sich gegen einen kleinen Beistelltisch lehnte der scheppernd mit einer Vase zu Boden krachte, die Vase war kaputt und der Tisch etwas lädiert.
"Das tut uns so leid", entschuldigend sah mich Frau von Rhein an.
"Kein Problem erwiderte ich tonlos.", und richtete meinen Blick wieder auf diese Gruppe. Ich schätzte alle ungefähr auf mein Alter, 23 vielleicht auch älter. Alle trugen Anzüge und Hemden, in den Händen hielten sie Bierflaschen und Zigaretten. Einer von ihnen sah mich jetzt direkt an. Er war groß, hatte braune kurze Haare und braune Augen in denen ich fast versank. Soweit ich es erkennen konnte war er unter dem Anzug sehr gut gebaut. Er wand den Blick wieder von mir ab.
"Ich hab zu den Jungs gesagt wir machen hier noch eine kleine Poolparty! Los Jungs auf geht?s!", und die Horde stürmte durch das Haus in den Garten auf den Pool zu, die Klamotten verloren sie unterwegs auf der Wiese und sprangen in Boxershort in den Pool. Der Kerl mit den wunderbaren braunen Augen blieb hinter mir stehen und flüsterte mir ins Ohr: "Komm doch mit baden. Du wirkst etwas verklemmt, ich denke ich kann dich ein bisschen lockerer machen."
"Denke ich nicht und jetzt nimm deine Hände weg.", zischte ich.
"Justus! Lass sie sofort in Ruhe. Mach das du hier rauskommst!", schrie Herr von Rhein.
"Entschuldigen Sie das Benehmen unseres Sohnes.", sagte sie nach einer Zeit, wir wissen einfach nicht was wir mit ihm machen sollen."
Ich nickte nur.

Nach einer Weile hatten wir besprochen wie sie sich ihr zukünftiges Pool Haus vorstellten. Die Lage am Pool hatte sich beruhigt und diese Kerle hatten sich wohin auch immer verzogen und ich schlug vor gleich alles auszumessen. Beide waren sehr dankbar und ich holte meine Sachen aus dem Kofferraum. Langsam machte ich mich auf den Weg zum Pool und rief gleichzeitig meinen Zwillingsbruder Aaron an.
"Hey.", begrüßte ich ihn.
"Na, was gibt?s? Wie findest du die Superreichen?", lachte er.
"Hättest du mich nicht vorwarnen können?", lachte ich ebenfalls. "Ich brauche deine Hilfe beim Abmessen. Ich erklär dir dann wie sie es sich vorstellen, und fang schon einmal an, okay?"
"Alles klar. Bin auf dem Weg."

Der Platz im Garten hätte für drei Poolhäuser davor gereicht, langsam begann ich meine Werkzeuge aufzustellen. Es wurde langsam Mittag und immer wärmer, so dass ich meine Bluse auszog und mir meine langen blonden Haare zu einem Zopf band.
Ich war so in meine Notizen versunken, dass ich nicht merkte, dass sich jemand näherte und als mich jemand an der Hand berührte zuckte ich zusammen.








© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz