Autor: leela
veröffentlicht am: 22.11.2013
Mein Leben war so anders bevor ich nach L.A zog. Ich kam eigentlich aus Phoenix, Arizona, doch durch einen gewaltigen Streit mit meinen Eltern und eigentlich auch mit der gesamten Stadt musste ich weg ziehen. Es war alles ein Missverständnis, doch natürlich glaubte mir keiner und dann musste ich auch noch genau das machen, was jemand tut der sich schuldig fühlt oder wirklich etwas derartiges wie dies zerbrochen hatte. Es fing alles so an, dass ich Sonntags zu spät in die Kirche kam, denn meine Mutter war unheimlich religiös, genauso wie mein Vater. Beide waren so sauer deswegen, dass ich mich beim Pfarrer entschuldigen sollte. Eigentlich wollte ich das nicht machen, aber so einen Sturkopf konnte nur meine Mutter haben. Ich lief also am nächsten Tag nochmal in die Kirche und als ich den Pfarrer dort nicht fand, wo man ihn logischer Weise immer fand, entschied ich ihn aufzusuchen, denn weit konnte jemand wie er ja nicht sein. Sein Haus stand nämlich genau rechts neben der Kirche. Ich klingelte bei ihm zu Hause und wie es aussah war auch seine liebe kleine Frau nicht da. Weil ich Schlaukopf das hier aber unbedingt heute noch erledigen wollte, ging ich um das Haus bis ich auf der anderen Seite der Kirche ankam und was ich da sah schockte mich. Vor mir stand der Pfarrer. In einer sehr erregten Stellung. Nicht mit seiner Frau, sondern einem Mädchen, mit dem ich zur Schule gegangen war. Lisbeth Andrews war schon immer eine Schlampe gewesen. Aber der Pfarrer? Und hinter der Kirche? Ich war zu schockiert um vorsichtig zu sein, rief: "Oh mein Gott bah!" drehte mich um und lief nach Hause. Als ich zu Hause angekommen war, fragte meine Mutter mich auch gleich wie es mit dem Pfarrer lief. Ich log warum auch immer und sagte, er hätte mich nur ein wenig ermahnt und mehr nicht. Wahrscheinlich dachte ich mir, hm ok ich hab den Pfarrer erwischt, er weiß also das ich weiß das er untreu ist und vielleicht macht er ja das was ich will. Haha wärs mal nur so gelaufen. Der Pfarrer und Lisbeth drehten den Spieß aber um. Anscheinend hatte die Frau des Pfarrers schon die Vermutung gehabt, dass ihr geliebter Mann fremdfischte, doch sie wusste nicht mit wem. Da dachten sich die beiden Schlauen, sie könnten mich einfach zum Sündenbock machen, damit nicht rauskam, dass der Pfarrer was mit Lisbeth am laufen hatte. Am nächsten Tag stand also die wütende Frau des Pfarrers vor unserer Tür. Heulend, rotzend und als ich auch von dem Lärm aufhörte, bekam ich erst mal eine däftige Backpfeiffe, wusste ich ja nicht warum. Und statt das meine Mutter mir half sah sie mich nur ungläubig an. "Was ist denn mit euch los?!" fuhr ich die beiden an. Meine Mutter erklärte es mir und natürlich glaubte sie der Geschichte. Es verbreitete sich wie ein Lauffeuer, als bekannt wurde, dass der Pfarrer und seine Frau sich scheiden ließen. Ich versuchte mit der Frau zu reden und mit meinen Eltern, mit meinen Freunden und dem Idiotenpfarrer und Lisbeth drohte ich wie ich es noch nie getan hatte. Half alles nichts. Das einzig Gute war, dass ich schon neunzehn war und einfach abhauen konnte, denn ich hielt es irgendwann nicht mehr aus. Ich verlor alles. Meine Freunde, meine Familie und meinen kleinen Job in einem Restaurant. Ein Glück hatte ich gesparrt und konnte weg. Ich machte also alles still und heimlich. Buchte mir einen Flug, packte meine Sachen und kündigte meinen Mietanteil in dem Haus meiner Eltern. Sie würden mich hier sowieso alle nicht vermissen. Ich rief nicht mehr an, schrieb auch keinen Brief sondern schlich mich nachts einfach raus. Eigentlich machte ich wahrscheinlich genau das falsche und jetzt glaubten alle der dummen Geschichte noch mehr, aber das war mir egal. Mich hatte diese Stadt sowieso aufgeregt.
Ich empfinde diese Geschichte selbst als dramatisch, da ich selbst auch sehr dramatisch bin. Aber irgendwo ist sie auch sehr lustig, wenn man sich die ganzen Drohungen und Beleidigungen wegdenkt, die man mir an den Kopf geworfen hatte, weil man ja dachte ich hätte einen Pfarrer verführt. Aber ich habe mir natürlich fest vorgenommen irgendwann einmal zurück zukehren und ihnen die Wahrheit zu sagen. Vielleicht in einem Jahr, vielleicht in zwanzig. Man wird sehen. Ein Glück das ich keinen Freund zu der Zeit hatte. Das wäre der reinste Horror gewesen. Einerseits fühlte es sich an, als hätten sie mich vertrieben wie sie es auch getan hatten, aber andererseits hatten sie mir auch einen Freifahrtschein weg aus Phoenix gegeben. Danke ihr Komischen. Nun saß ich auf meinem großen weißen Bett und blätterte in der Zeitung, bei den Jobangeboten. Ich war bei einer alten Freundin eingezogen, die ich damals beim Surftraining am MexicoBeach kennen gelernt hatte. Wir hatten seit zwei Jahren ganz guten Kontakt behalten und zum Glück bot sie an, dass ich bei ihr nächtigen konnte. Und da ich ein ganz neues Leben als ganz neue Person beginnen wollte, kam es mir natürlich sehr entgegen, dass meine Eltern sie nicht wirklich kannten. Jetzt wohnte ich schon eine ganze Woche hier. Neue Nummer, neues Aussehen. Doch meine Eltern hatten auch nicht versucht sich zu melden, denn sonst hätten sie es über Facebook schon versucht, da es die einzige Art von Kommunikation war, die ihnen zu mir blieb. Tolle Familie. Sie brachen mein Herz, es war ja schließlich meine Familie. Aber ich danke ihnen trotzdem für so viel. Meine Eltern waren sicher nicht arm gewesen und hatten in der Nähe der Innenstadt ein großes Haus im altmodischen Großstadtstil besessen, bei dem ich ab meinem achtzehnten Lebensjahr ganz oben in meinem eigenen Apartment wohnen durfte. Es war schon großer Luxus gewesen. Dazu hatte ich noch ordentlich Taschengeld bekommen, aber weil ich es mir damals nicht reichte wollte ich arbeiten. Ich war ja so verwöhnt.. Das merkte ich erst jetzt. Schon Tage vorher hatte ich angefangen meine Klamotten und wichtigen Gegenstände zu meiner Freundin Lucia zu schicken. Aber naja egal, Arizona lag nun hinter mir. Vielleicht sogar für immer.
Ich musste langsam wirklich einen Job finden und in eine eigene Wohnung ziehen, denn ich fühlte mich nicht wohl bei dem Gedanken, Lucia noch mehr mit meinen Problemen auf die Nerven zu gehen. Es war schon unglaublich nett von ihr, dass alles mitzumachen und mich eine Woche bei sich im Haus wohnen zu lassen. Lucia war schon einundzwanzig und wirklich sehr erfolgreich in ihrer Branche, denn sie hatte früh die Firma ihrer Eltern Übernommen, da die nun im besten Alter um die Welt reisten. Was für ein Glück sie hatte. Aber Lucia war keineswegs arrogant oder zickig, sondern bewundernswert bodenständig und eine liebenswerte Person. Wenn ich mir vorstelle, wie arrogant, hinterhältig und gemein ich selbst im gegensatz zu ihr war, versetzte es mir einen Stich. Niemand konnte so toll, so perfekt sein wie Lucia es war. Sie schätzte es alles sogar, sie nahm ihr Geld, ihre Schönheit und ihr Leben nicht für selbstverständlich. Das sollte mal einer nach machen. Das ganze Leben ist ein Luxus, die tollsten Klamotten und Schuhe, besten Noten und tollsten Privatschulen, die es hier in Los Angeles gab. Wir waren sicherlich auch nicht arm gewesen, doch wenn ich Lucias Leben mit meinem verglich, waren es trotzdem Unterschiede wie Tag und Nacht. Doch hier würde es ein neues ich, eine neue Hayley Dawson geben.