Liebesgeschichte 784

Autor: Marei
veröffentlicht am: 23.06.2011


Erinnerungen können tödlich sein, denn sie töten dir das Glück der Gegenwart. Lenken dich davon ab, dich an dem zu erfreuen, was dir geblieben ist.

Ich erinnere mich schmerzlich an dich. Trotzdem denke ich an nichts anderes.
Alleine das morgendliche Augenaufschlagen.
Ich schaue in ein noch schlafendes Gesicht. Dein lockiges Haar ist zerzaust, ein Stück deiner muskulösen Brust ragt hervor, da die Decke von deiner Schulter gerutscht ist. Eine Weile liege ich nur da und beobachte schmachtend dein Gesicht und lausche deinem gleichmäßigen Atem. Ich spüre die Wärme die von dir ausgeht und erblicke deine geschwungenen Lippen. Du bist so wunderschön. Morgens am allerschönsten, wenn deine Haare nicht vom Gel glänzen, wenn dein Mund leicht geöffnet ist, wenn du nicht siehst, dass ich dich beobachte. Ich habe einen Traumfang gemacht. Ich habe mich nie getraut, mir so einen Mann zu wünschen, weil ich dachte, ich könnte ihn nicht bekommen. Es ist Samstagmorgen. Du bist so ein unglaublicher Langschläfer. Ich schaue auf die Uhr. Elf Uhr. Für mich sehr spät, doch wie ich dich kenne, kannst du locker bis vierzehn Uhr weiterschlafen.
Es wäre nicht das erste Mal, dass ich mich mit deiner Mutter drei Stunden in die Küche setzen würde und sie mir über deine Kindheit erzählte. Sie redet so unglaublich gerne von ihren zwei Söhnen. Sie ist stolz und das zu Recht. Ihr seid zwei Prachtkerle.
Und ich darf mich die Freundin des Erstgeborenen nennen. Die erste Freundin, die mit auf einen Sommerurlaub nach Kroatien gegangen ist. Die Erste, die von deiner Mutter den Eintritt ins Cirque de Soleil bezahlt bekommen hat.
Ja, das würde wieder ein gemütlicher Mittag werden, bevor wir mit dem Motorrad zu deinen Großeltern fahren würden. Ich versuche geräuschlos aus dem Bett zu kommen und mich ins Bad zu schleichen. Ich will dich schließlich nicht wecken. Leider liege ich an der Wandseite. Behutsam mache ich die Beine breit und strecke eines über dich drüber. Als ich versuche, mich auf dieses draufzustellen, um das andere nachzuholen, werde ich am Rücken gepackt und auf dich drauf gezogen. Du hast nicht geschlafen. Du hast genau gewusst, dass ich dich beobachte.
Du grinst mich verschlafen an. Deine Augen sind kleine Schlitze. Du umfasst mein Gesicht und ziehst mich näher an dich ran. „Ihhh, nicht!“, quietsche ich. Du weißt, dass ich Küsse hasse, bevor ich mich gewaschen habe. Da fühle ich mich immer unschön, eklig und…nein, geht einfach nicht. Dich stört es nicht…
Ich finde, Morgenküsse schmecken nach gesalzenen Erdnüssen. Wäh!
Du missachtest es und küsst mich zärtlich. „Nein, Erdnüsse.“, kreische ich lachend in einer kleinen Atempause. Du rollst dich über mich und grinst mich an. „Ist mir egal.“
Du küsst mich wild, fordernd. Schiebst mein Negligee nach oben und streichelst über meinen Bauch.
„Ich liebe dich, Tina“, hauchst du und gleitest mit deiner Hand unter mein Höschen. Die Kälte deiner Hand lässt mich zucken, du genießt im Gegensatz dazu die Wärme zwischen meinen Beinen.
„Schlaf mit mir…“, forderst du. Du könntest rund um die Uhr, ich kenne dich. Doch ich halte dich gerne etwas hin. Ein Mann sollte nicht immer bekommen, was er will. Das macht die Frau sonst langweilig.
Ich fange an, mich zu wehren, strample wild herum, mit deinen durchtrainierten Armen bringst du mich schnell in eine Position, in der ich vollkommen hilflos bin, doch ich ringe weiter. Ich spüre es…du bist wieder geil. Ich scheine eine magische Wirkung auf dich zu haben. Ein Blick genügt. Ich genieße es, so begehrt zu werden.
Deine Hand versucht angefangenes wieder aufzunehmen. Du küsst mich.
Deine Zunge schlängelt sich zwischen meine Lippen. Du drückst deinen Körper auf mich…Du willst mich…

Während ich auf dem Laufband sitze und lerne, trainierst du. Deine Familie hat viel Geld, somit einen hauseigenen Pool, eine Sauna und einen Fitnessraum. Wir machen uns die Vorzüge dieses Luxus zu Eigen.
Ich muss dich aus den Augenwinkeln beobachten. Deine Muskeln sind angespannt, während du die Gewichte stemmst, die um einiges schwerer sind als ich. Du stöhnst vor Anstrengung, stehst auf und beginnst eine neue Übung. Trainierst deinen gesamten Körper.
Ich kann mich nicht auf meine Schulsachen konzentrieren. Du lenkst mich ab. Dein Training trägt Früchte, du siehst unglaublich aus. Wenn du schaust, gucke ich weg. Ich gebe mir nicht die Blöße.
Versuche Chemie zu verstehen…war schon immer hoffnungslos. Du summst leise deine Musik mit. Wir sind beide unglaubliche Musikmenschen. Klar, wir haben uns auch in der Tanzschule kennengelernt.
Du warst der coole Barkeeper und ich die tollpatschige Assistenztanzlehrerin. In deinem feuerroten Käfer hatte ich mich sofort verliebt…in dich nach monatelangen Anstrengungen deinerseits auch. Wir wurden immer als Traumpaar betitelt.
Du wirfst dein Handtuch über deine Schulter, der Schweiß tropft dir von der Stirn. „Ich gehe duschen, kommst du mit?“, du lächelst mich einseitig an, wie du es immer tust. Du wirkst so frech. So unwiderstehlich.
Bevor ich antworten kann, nimmst du meine Hand und ziehst mich hinter dir her.
Ich höre das Klicken des Schlosses und du beginnst dich auszuziehen. Ich setze mich auf die Klamottentruhe und vertiefe mich wieder in mein Buch. Du weißt, was du willst und ich weiß es auch. Du entreißt mir mein Buch und beginnst mich zu küssen. Du trägst bereits nur noch deine Boxershorts.
Du hältst mein Top fest und ziehst es nach oben. Bei dem Anblick meiner Brüste ist es wieder um dich geschehen. Dabei sind sie klein und absolut nichts Besonderes, doch du magst sie. Du nimmst sie gerne in deine Hände. „Sie sind so unglaublich weich.“, sagst du, als würdest du dies zum ersten Mal feststellen. Du ziehst mich mit dir unter die Dusche und schließt die durchsichtigen Glastüren. Wir gucken uns tief in die Augen. Du hast es geschafft. Ich küsse dich fordernd. Mit einem gekonnten Handgriff machst du das Wasser an. Die andere Hand liegt auf meinem Hintern. Das für dich absolut größte Lustobjekt. Ich beginne deine Brust einzuseifen. Sie fühlt sich dadurch klitschig an, außerdem ist sie noch ganz aufgepumpt von dem Training. Sie wirkt größer als sonst. Auch du tust das Gleiche bei mir. Hitze liegt in der Luft. Wir gucken uns gegenseitig in die jeweils grünen Augen. Unsere Blicke werden tiefer, intensiver. Wir küssen uns wieder, lecken, streicheln…
Du hebst mich hoch und drückst mich gegen die kalte Duschwand. Ich schlänge meine Beine um deine Taille. Du dringst in mich ein. Ich schließe die Augen und lege meinen Kopf auf deine feuchte Schulter. Du wird schneller, kreisend, ziehst meine Pobacken auseinander, hauchst mir Liebesgeständnisse zu. Ich liebe diesen Mann. Womit habe ich so viel Glück verdient?
Du bist mein erster Freund, obwohl ich schon neunzehn bin. Ich habe nie viel von Männern gehalten. Das weißt du. Du gibst mit mir an. „Ich hab sie rumgekriegt.“, prahlst du. Ich bin stolz, dass du mit mir glaubst angeben zu können. Ich bin deine vierte Freundin. Doch die erste, mit der du schläfst. Ich bin etwas Besonderes für dich, sagst du. Die erste, die du deinen Eltern vorstelltest. Beiden, denn sie sind getrennt. Die erste, die deine Dreimonatsgrenze schon lange überschritten hat. Meine Eltern lieben dich, „wie meinen eigenen Sohn“, sagt meine Mutter. Ich danke Gott jeden Abend, dass ich dich habe, dass Gott mir die Zeit mit dir schenkt, dass du mir gehörst.

Wir grinsen uns ein letztes Mal an, bevor wir beide unsere Motorradhelme anziehen. Du setzt dich auf die Maschine und ich mit Schwung dahinter. Du bringst die weiße Yamaha zum Laufen. Es kann los gehen. Aus dem Hof raus. Die Fahrt ist herrlich. Ich halte mich an deinem Körper fest, den ich so liebe. Innerlich schäumt alles über. Du bist das Beste, was mir in meinem Leben je passieren konnte. Du bist so voller Energie.
Das Wetter könnte kaum besser sein. Die Sonne scheint. Du nimmst jede Kurve mit viel Schwung. Legst dich so hinein, dass mein Gesicht dem Boden ungeheuer nah zu sein scheint. Ich lege mich mit in die Kurve, das hast du mir immer und immer wieder gepredigt. Kurve links, rechts, wieder links. Du hast die kurvigste Strecke ausgesucht. Du siehst in deinen Bikerklamotten so unfassbar gut aus. Du bist zum Anbeißen und gehörst mir. Ich versinke in Erinnerungen.
Alleine unser Tag im Kletterpark. Du hattest Höhenangst und ich hab mich so tierisch über dich lustig gemacht. Du warst so eifersüchtig auf den einen Aufpasser, weil er trotz deiner Anwesenheit mit mir flirtete.
Unsere Tanzschulabende waren immer ein Traum. Tanzen, bis die Füße qualmten, uns verliebt angucken und Wett-Füße-trampeln spielen.
Wie du trainiertest, um eines Tages mein Tanzpartner zu werden. Es war niedlich.
Du lachtest mich aus, als ich neugierig meinen Finger gegen die heiße Scheibe des Kamins drückte und zusammenzuckte.
Wie gern ich dir bei jedem Handballspiel zuschaute. Dort warst du immer so anders. Dort warst du nicht mehr der zärtliche, reife, verantwortungsvolle junge Mann. Du spieltest brutal, du warst wild und ungezähmt, warfst ungelogen immer die meisten Tore. Ich sammelte jede Woche den Zeitungsartikel. Der Rest der Zeitung interessierte mich nicht. Wenn du mich deinen Freunden vorstelltest, war ich stolz.
Du trankst immer heimlich aus meinem Cocktail, weil ich nichts vertrug und passtest auf mich auf, wenn ich besoffen in der Gegend herumtorkelte und alle fünf Minuten die Toilette suchte. Unglaublich, wie schnell der Harndrang wieder kommt, nach sechs Gläsern Wein. Das war im Urlaub. Du motztest deine Familie an, weil sie mir Wein nachschenkten und sich an mir erfreuten. Du hieltest mich fest, als ich auf das Meer zutorkelte.
Du warst sowieso der absolute Beschützer. Weißt du noch, als wir im Kino saßen? Ich hatte Schüttelfrost, und wie. Du hast mir deine Jacke gegeben und mich fest umschlossen, doch ich habe so gezittert, dass ich mich nicht auf den Film konzentrieren konnte. Ich bin rausgelaufen und habe mir einen Tee besorgt. Als ich den getrunken hatte, wurde mir so übel, dass ich mich auf der Toilette übergeben habe. Du warst so besorgt um mich, dass wir den Film verlassen hatten, obwohl er so teuer war. Du hast dich so rührend gekümmert. Die Heizung auf volle Pulle gestellt und mich alle paar Sekunden während der Fahrt angeschaut. Ich habe die Augen geschlossen und mich in deine Jacke gekuschelt. Bei dir zu Hause hast du alles gemacht, damit es mir wieder gut geht. Mir eine Wärmflasche besorgt, Getränke bei das Bett gestellt und mir etliche Decken gegeben. Du warst die ganze Nacht abrufbereit und hast dich gesorgt.
Als ich beim Arzt erfuhr, dass ich Leberkrank bin, hast du Land und Leute verrückt gemacht, dabei war das ja überhaupt kein Problem, außer, dass ich keinen Alkohol mehr trinken durfte.

Ich habe die ganze Fahrt über nur über dich nachgedacht. Wir steigen von dem Motorrad runter und deine Oma kommt schon freudig angelaufen. Dein kranker Opa winkt vom Balkon. Sie nimmt uns freudig in Empfang und schwärmt von deinem Motorrad.
Wir gehen mit ihr rein und genießen ihren Kuchen. Du wirfst mir ständig schmachtende Blicke zu. Du hältst es kaum aus, mich nicht berühren zu dürfen. Doch ich finde immer noch, das gehört sich nicht, wenn Großeltern dabei sind. Oder Eltern. Dafür habe ich zu viel Respekt.
Du kommst absolut nicht nach deiner Oma. Sie redet viel. Ich komme gar nicht zu Wort und wie du weißt, heißt das schon was.
Aber ich hoffe, dass die Motorradhose deines Onkels, die ich trage, dir die Arbeit etwas erleichtert. Ich habe darin einen Arsch bis in die Kniekehlen. Etwas schäme ich mich ja dafür.
Der Besuch ist nur kurz, wir haben noch etwas vor. Wir wollen mit deinen Freunden in die Disco. Dazu muss ich aber zuerst noch mal nach Hause und mich in absolut unwiderstehliche Klamotten schmeißen. Wenn ich mit dir weggehe, habe ich immer das Gefühl, ich muss perfekt aussehen. Du bist so beliebt, schön und die Konkurrenz lauert überall. Ich gebe dich aber nicht mehr her.
Ich fahre, damit du etwas trinken kannst – ich darf ja eh nicht. Mein immer kaputtes Auto – es hatte die ganzen Sommerferien Wellnessurlaub in der Werkstatt gemacht – springt wieder nicht an. Du bleibst ruhig und hast sofort eine Lösung parat.
Du bist es gewohnt, dein Auto selbst zu reparieren, da dein Käfer, als altes Auto, auch so einige Reparaturen braucht.
Wir kommen in der Disco an. Nur männliche Freunde und deine Exfreundin sind dabei. Sie hasst mich. Versucht mich stets vor dir bloß zu stellen, in dem sie alles kritisiert, was ich tue. Ich fühle mich unwohl bei ihr. Sie versucht mich mit Blicken zu töten. Du bekommst davon nichts mit. Sie liebt dich noch. So viel ist mir bewusst. Und du magst sie. Du bist immer noch mit ihr befreundet. Wir gehen rein. Ich ahne, dass ich Alkohol brauche, um mich auf die Fläche zu trauen. Du merkst, dass ich mich nicht wohl fühle und bleibst bei mir stehen, doch ich sehe, dass du tanzen willst. Dein Lieblingslied spielt. „Ich gehe nur das eine Lied tanzen, bin gleich wieder da.“, sagst du und ich nicke dir zu. Ich schäme mich. So bin ich gar nicht. Ich bin doch die Tanzlehrerassistentin. Ich laufe dir nach. Springe über meinen Schatten und tanze, als würde uns keiner sehen. Tanze dich an, verführe dich mit meinen Bewegungen. Schaue in deine Augen. Ich sehe in deinen Augen, dass du überrascht von mir bist. Positiv überrascht. Damit hattest du nicht gerechnet. Doch bist du nicht derjenige, der mich immer Temperamentsbündel nennt?
Wie aus einem Reflex, fällst du plötzlich über mich her. Küsst mich, als seien keine Menschen um uns herum. Ich löse mich und spanne dich mit meinem Tanz auf die Folter. Deine Hände suchen meinen Körper, suchen Kontakt, wollen mich fühlen und berühren. Wir tanzen lange, ich vergesse die Zeit, vergesse alles um mich herum. Es gibt nur dich, mich und die Musik.
Du nimmst meine Hand, gehst mit mir raus. Du bist ganz verrückt nach mir. Du sagst, ich sei die Geilste. Du würdest keine bessere Tänzerin kennen. Ich wusste schon immer, dass ich mich gut bewegen kann, doch deine Worte tun gut.

Am nächsten Tag sehen wir uns nur in der Tanzschule. Du bist der Barkeeper und ich tanze mit fremden Männern. Wir werfen uns schmachtende Blicke zu, du bereitest mir meine liebsten Getränke mit viel Liebe. Wir lächeln uns an, ziehen uns mit Blicken aus und gehen wieder unserer Arbeit nach. Uns verbindet mehr als nur das Wort „Beziehung“. Ich sehe in dir Alles. Du bist mein Leben.
Da du länger arbeiten musst, als ich, bleibe ich bei deinem Käfer stehen und warte auf dich. Du kommst raus und hast nicht damit gerechnet, mich zu sehen. Dein Hemd ist aufgeknöpft und du kommst grinsend auf mich zu. Ich lehne mich an deine Brust. Nichts ist schöner, als von dir umarmt zu werden. Ich beobachte die Grübchen, die hervortreten, wenn du lächelst. Die Verabschiedung dauert lange, wie immer…denn wir sehen uns nun bis zum nächsten Wochenende nicht mehr. Denn du hast so viel zu tun. Du arbeitest immerhin schon. Bist nicht, wie ich, eine kleine Schülerin. Und dein Handballtraining nimmt dich mir die ganze Woche weg.
Doch das nächste Wochenende bist du wieder für mich da. Und dieses Mal verbringen wir es bei meiner Familie.
In der Woche suche ich dich im icq auf, lese ständig deine Sms. Schmachte bei meinen Freunden von dir. Ich kann an nichts anderes Denken. Was hast du nur mit mir gemacht? Du hast meine Sinne benebelt. Du bist überall. Was ich nicht ahne. Das Glück ist nicht von Dauer.

Nach fast einem Jahr ist der Tag, an dem mein Glück mich verlässt, an dem du mich verlässt, gekommen.
Du kommst völlig verweint bei mir an. Ich weiß, was du willst. Ich habe es gespürt. Doch warum weinst du? Sagtest du nicht immer, dass du nicht weinst?
Du sitzt auf meiner Couch und starrst mit deinen feuchten Augen Löcher in die Luft. Ich fühle mich hilflos, will dich trösten, doch du lässt es nicht zu. Schweigst. Dein Schweigen tut mir weh.
„Du willst mit mir Schluss machen“, sage ich, denn mir ist klar, was nun passiert. Du nickst. Ich breche in Tränen aus. Kann mich kaum halten. Fühle nichts mehr, bin leer. Du berührst mein Knie, willst mich fangen, doch ich schaue weg. Kann dir nicht mehr in die Augen sehen. Ich kann nicht aufhören zu weinen, du weinst mit. Doch warum? Warum weinst du?
„Geh!“, bringe ich zwischen Heulkrämpfen hervor. Du stehst auf, gehst zur Tür. „Sag mir, warum, und dann geh!“, bitte ich dich um einen allerletzten Gefallen…du kannst es nicht. Du schweigst. „Geh!“, flüstere ich. Du verlässt die Wohnung. In mir bricht eine Welt zusammen. Mein Glaube an Gott und mein Glaube an die Menschheit leiden.
Den Grund habe ich bis Heute nicht erfahren. Viele Menschen haben mich verrückt gemacht, doch keiner konnte mir sagen wieso.
Deine Mutter war bei mir, um mich zu trösten, mit mir zu reden und das Weihnachtsgeschenk für dich abzuholen, an dem ich ein viertel Jahr gebastelt habe. Du weißt es doch gar nicht zu schätzen. Du wirst es wegwerfen. Doch deine Mutter besteht darauf, es mitzunehmen.
Du willst, dass wir Freunde bleiben, weinst, weil du Angst hast, mich zu verlieren. Doch den Trennungsgrund nennst du mir nicht. Du hast mich umgebracht. Innerlich bin ich tot. Ich lebe vor mich her, doch innerlich bin ich tot. Ich werde nie wieder einen Mann lieben können, wie ich dich geliebt habe. Ich werde es nie wieder riskieren so verletzt werden zu können.

Zwei Monate später

Ich denke immer noch sehr viel an dich, wünsche mir, du kommst zurück, doch ich lasse mir meinen Schmerz nicht mehr anmerken. Die Trennung hat mich zu einem starken, selbstbewussten Menschen gemacht.
Ich weiß, dass ich schön bin. Gott hat mir eine Schönheit geschenkt, die strahlt, die auffällt und ich bin stolz darauf. Viele Männer wollen deine Stelle einnehmen, doch ich halte sie frei. Die Narben sind nicht verheilt. Sie bluten fast jeden Tag noch einmal aus. Du hast es nicht verdient, dass ich um dich Trauer. Du hast es nicht einmal verdient, mein Lächeln zu sehen. Doch die Blöße gebe ich mir nicht. Ich habe mit dummen Aktionen versucht dir klar zu machen, was du verloren hast. Wollte dir zeigen, dass du der Verlierer bist und nicht ich. Du hast Schluss gemacht und dein Verlust ist größer. Ist das jedoch wirklich so? Bin ich die Verletzte oder trauerst du mir nach? Ist es nicht so, dass wir beide durch die Trennung unglücklich sind?
Wir laufen uns durch die Tanzschule ständig über den Weg. Ich habe es aufgegeben, dich zu grüßen, du tust es ja auch nicht. Nach deiner Aktion auf Julias Geburtstag, will ich es auch nicht mehr. Du bist es nicht wert.
Erkläre mir doch einmal, was dein komisches Verhalten zu bedeuten hatte? Du bist mir ein Rätsel, unglaublich fremd. Warum können sich Menschen so fremd werden.
Du bist auf einen Geburtstag von einer Freundin von mir gekommen, die du nicht magst. Ich weiß, dass du sie nie mochtest. Was wolltest du da? Du bist nicht meinetwegen gekommen, denn du hast mich aus Gesprächen ausgeschlossen. Du hast dich von mir weggedreht, hast dich an meinen besten Freund geklammert und ihn von mir fern gehalten. Du wolltest verhindern, dass wir zusammen heim fahren. Als ich verschwunden war, gabst du vor ihm an, es sei deine Schuld. Es stimmte, doch das geht dich nichts an. Du brauchst nicht wissen, was in mir vorgeht. Dass sich Hass und Liebe mischt. Dass ich nicht weiß, ob ich dich schlagen oder küssen will. Manchmal will ich dich erschlagen, quälen, leiden sehen, doch tief in mir, weiß ich, dass es nicht stimmt. Ich will dich zwingen, mich zu lieben. Ich kann nicht verstehen, wie uns das passieren konnte. Wieso hast du so um meine Liebe gekämpft, um mich so fallen zu lassen?! War es ein Spiel für dich? Was habe ich falsch gemacht??
Ich versuche dir gegenüber stets gehalten und freundlich zu sein, muss dir das Gefühl vermitteln, es sei mir egal. Ich war schon immer eine gute Schauspielerin. Ich weiß, dass du nichts merkst. Ich weiß, dass es dich ärgert. Mein bester Freund hat mir alles erzählt, du willst von ihm hören, dass ich dir nachweine. Diese Information wirst du von ihm nicht bekommen. Du bist gestorben. Du bist nicht mehr, dass, was du einmal warst. Du bist ein Niemand.
Das ist eine Lüge, die Lüge, die ich mir täglich vorspiele, die Lüge, die sich gut anfühlt. An anderen Tagen, ist es eine andere Lüge, die mich glücklich macht: Du bereust es, du willst mich zurück und du liebst nur mich.
Am Ende des Tages muss ich einsehen:
Ich bin die Verletzte, die Tote, die verlassene Freundin, die ihr Leben nicht mehr auf die Reihe bekommt. Die nur dich sieht und nicht in der Lage ist, dich zu vergessen. Die dir auch heute noch ihren Platz geben würde. Was will ich in denn Himmel, wenn du dort nicht bist?
„Wenn der Himmel dich zurückhaben will, darf ich dich trotzdem behalten? Ich liebe dich!“….“Mein Schatz, ich liebe dich, die andern sind mir alle gleich, weil ich so verliebt in dich bin!“…deine Worte…Schall und Rauch…





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