Autor: Anonym
veröffentlicht am: 01.10.2010
Sie begannen schleichend, aus dem Hinterhalt, ohne dass ich es jemals erwartet hätte. Ohnehin war er im Grunde nicht mein Typ, doch lernte ich, dass ein Mensch einen dank seiner Ausstrahlung faszinieren kann. Es geht nicht nur ums Optische, sondern um die inneren Werte, um die Harmonie zwischen zwei Charakteren.
Ich bereue nich, mich auf ihn eingelassen zu haben, auch wenn ich daran fast zerbrochen wäre, und mich selbst aufgegeben habe, ohne es zu bemerken. Erfahrungen sind für die Weiterentwicklung einer Persönlichkeit notwendig. Doch es reicht nicht, sie einfach zu durchleben, nein, man muss sie auch abwägen und aus ihnen die richtigen Schlüsse ziehen. Glücklicherweise habe ich dies damals getan, denn wenn nach der Erkenntnis nicht die Umsetzung gefolgt wäre, stünde ich nun nicht an jener Stelle, an welcher ich mich just in diesem Moment gerade befinde.
Es begann an jenem Abend, an welchem ich träge und traurig an meinem Computer sass, während der Regen kräftig aufs Dach unseres Hauses niederprasselte. Ich tippte die paar notwendigen Zeilen, um Kontakt aufzunehmen, in das Eingabefeld des Messengers ein. Ein paar Sekunden später folgte auch schon die Antwort und ich befand mich einige Zeit später in einer angeregten Unterhaltung mit einem gut aussehenden, auf den ersten Blick sympathischen und vorallem charmanten jungen Mann.
In jener Nacht war ich glücklich, doch noch lange nicht verliebt. Trotzdem wollte er mir nicht aus dem Kopfe, da er mir doch all diese Aufmerksamkeit, die mein Selbstwertgefühl in wenigen Augenblicken aufgebessert hatte, geschenkt hatte. Meine Gedanken trieben weit in die Nacht hinaus und wer weiss, vielleicht dachte er in jenem Moment auch an mich.
Das Prickeln, welches ich auf meiner Haut spürte, liess meine Lust und vor allem meine Zuneigung drastisch ansteigen. Ich spührte die sanfte Haut seines kräftigen Körpers unter mir. Ich spürte, wie sich seine Muskeln während den rythmischen Bewegungen anspannten. Seine Lippen liebkosten die meinen, zuerst sanft, dann immer fordernder.
Ich dachte, es sei ein Traum, so schön und so wahr war es, und dennoch bloss Schein, in welchem nur ein Quäntchen Wahrheit steckte. Es ging alles viel zu schnell, viel zu oberflächlich. Ich war nicht in ihm, ich befand mich an der Oberfläche. Ich spürte lediglgich seine Haut auf der meinen, streichelte und küsste ihn sowie er auch mich. Doch trotz der Vereinigung fühlte ich mich allein.
Wir sassen uns schweigend gegenüber. Er sagte ein paar banale Dinge und mir fiel nichts anderes ein, als ja oder nein zu sagen. Mir war unbehaglich zumute und ich gab ein paar gemurmelte Laute von mir. Ich wollte mit ihm sprechen, ihm so vieles sagen, doch ich war noch zu jung, wir waren uns zu wenig nahe, ich fühlte mich zu wenig verstanden von ihm. Es wirkte desinteressiert und ich erkannte seinen lüsternen Blick, als ein hübsches, charismatisches Mädchen an unserem kargen Holztisch vorbeilief. Ich empfand Eifersucht, doch nicht weil es mir schmerzte, dass er mir nicht jene Aufmerksamkeit schenkte, sondern aus dem Prinzip heraus, dass wir liiert waren.
Was sollte das alles noch mit Liebe zu tun haben?
Wieder liebkoste er mich und sagte mir, dass er mich lieben würde. Es fühlte sich gut an und er bedeutete mir so viel, er liess mein Herz schneller schlagen, meinen Puls in die Höhe steigen und mich als etwas Besonderes fühlen. Doch in Wirklichkeit waren es die Berührungen, die mir zur Notwendigkeit geworden waren, ohne die ich nicht mehr zu leben wusste. Nicht er war es, denn ich wusste, dass er mir nicht gut tat, doch kam zeitgleich dennoch nicht von ihm los.
Jeden Tag fielen diese drei Worte, leere Versprechungen, welche rein gar nichts mit ihrem eigentlichen Sinne zu tun hatten. Es wurde zur Gewohnheit, zur Absicherung, dass man dem anderen gehörte, ohne im Wissen zu sein, dass man noch immer sich selbst gehört!
Ich begann mich für ihn aufzuopfern, ich tat alles für ihn - auch aus dem Grunde heraus, dass er mir nichts mehr erlaubte, nichts gönnte und mich von allem, was mit ihm nichts mehr zu tun hatte, was nicht seine sondern meine Wünsche erfüllen würde, vernhielt. Schlussendlich durfte ich nicht einmal mehr Fernschauen, sondern musste jeden Abend am Computer sitzen und mir seine Vorwürfe von wegen, dass ich keine Zeit für ihn hätte, anhören.
In jenen Momenten fragte ich mich, weshalb ich keinen Schulssstrich zog, doch ich wusste auch, wie es ohne ihn sein würde. Er würde mir fehlen, so war er doch Teil meines Lebens geworden. Ich dachte ihn zu lieben, doch in Wirklichkeit waren weder er noch ich fähig zu lieben. Er beherrschte mich und ich liess mich beherrschen, wurde zum Spielball, weil ich noch nicht genug Stärke und vor allem Selbstwertgefühl besass.
Es war ein Hin- und Her, ein Schrecken ohne Ende. Je tiefer ich da rein geriet, desto mehr entfernte ich mich von mir selbst, von meinem Leben, meinem Weg.
Ich weinte und schrie meine Eltern an, dass sie an allem Schuld seien und mir dies nicht antun könnten. Dass ich ihn lieben würde sowie er mich und ich bei ihm sein wollte, ich nicht in die andere Schule geschickt werden wolle. Sie gaben nicht nach, weinten ebenfalls, und ich erkannte die ganze Zeit nicht, wie verdammt egoistisch ich mich dabei verhielt, wie recht sie doch hatten. Ich spürte nicht, dass ich daran zerbrach, daran wie er mich behandelte. Eine Beziehung sollte einem gut tun, sie sollte einen stark machen, nicht schwach.
Schlussendlich zwangen sie mich dazu, die Schule zu wechseln und anfangs tat es unendlich weh, ich wollte nicht mehr leben, ich wollte sterben, ausreissen, weglaufen, vor meinen Problemen, vor allen und allem, doch dennoch tat ich es nicht. Und je weniger Gedanken ich ans Weglaufen verschwendete, desto stärker und einsichtiger wurde ich.
Ich begann wieder zu mir selbst zu finden, mich zu öffnen und aufzublühen, wieder richtig lachen zu können. Nicht nur mit dem Munde, sondern auch mit den Augen, bis ich schlussendlich wieder die alte war, nur mit dem Unterschied, dass ich mich enorm weiterentwickelt hatte und reifer geworden war.
Ich war dankbar für diese lebenswichtige Erfahrung, auch wenn sie sehr schmerzhaft war. Sie brachte mich weiter und nun stehe ich da, wo ich jetzt stehe und verabschiede mich.
Quintessenz: Es ist nicht gut, sich von einem Menschen verbiegen zu lassen und das darf man NICHT! Man gehört noch immer sich selbst und sobald man sich für einen Menschen aufopfert, gibt man sich selbst auf. Man muss sich nicht für jemanden ändern, man ist sich selbst, und man sollte zwar Rücksicht auf die Bedürfnisse anderer nehmen doch genauso auch auf die eigenen!!!
Die Geschichte ist weder überarbeitet noch \"planungsorientiert\" geschrieben. Ich habe einfach drauflos geschrieben, aus Lust und Laune heraus. Normaleweise tu ich das nicht, denn ich weiss, dass dann die Struktur darunter leidet, doch mir war gerade danach, meine Gedanken fliessen zu lassen...
Liebe Grüsse
Anonym