Ich. Bin. Verwöhnt. Ein Looser. Wieviel meiner Zeit habe ich damit verbracht nach dem Warum zu fragen und wie oft habe ich nach akzeptablen Lösungen gesucht. Akzeptabel. Jedoch nie habe ich in der Kategorie auf der ganz anderen Seite dieser Ära, der unakzeptablen geforscht. Weil sie unangenehm ist. Die hässliche und doch so einfache Wahrheit birgt, der ich nie ins Gesicht sehen wollte. Weil sie so erniedrigend ist. So unendlich peinlich. Peinlich vielleicht nicht im Sinne von peinlich aber eben doch peinlich. Ich bin ein Nichts. Eine leere Hülle, zusammengehalten aus einem kunstvollen Rahmen von Show, einer Show, die zu verbirgen versucht, was für ein Looser sie ist. Bei genauerem Betrachten können einige sie vielleicht erkennen, bei einem Angriff ist sie schutzlos. Ihre Scham und Hässlichkeit wären offenbar, doch ist sie schlau genug, wie ein Kätzchen auf Zehenspitzen sich unsichtbar zu machen. Jeder der sie kennt, weiß, dass es sie gibt. Doch auch nur, dass es sie gibt. Ein Mehr erfährt er von ihr nicht.Das ist ihr einziger Schutz. Ein Mäuschen Schauspielern, an das sich niemand mehr erinnern würde, würde es abtauchen. Ein Mäuschen, dass so viel Energie fürs Schauspielern aufbringt, das es so viel Energie kostet, dass es jeden Tag müde ist. Dass es selbst vergisst, was es ist, wer es ist, weil niemand es wahrnehmen kann. Weil niemand es je wirklich sieht. Weil es nie gesehen werden will. Und sich doch unendlich danach sehnt. So sehr danach sehnt und es doch nicht zeigen kann. Ihm fehlt das Selbstvertrauen dazu. Stattdessen igelt es sich jeden Tag ins Zimmer ein, schreibt unendliche Romane, um sich wenigstens eine Welt aufzubauen in der sie sich zu Hause fühlt. In der sie wahrgenommen wird und auch mal Erfolg hat. Doch ist sie verwöhnt. Sieht die Welt zu negativ, denkt alles schlecht und hat überhaupt kein Selbstvertrauen. Es ist ein Nichts. Seine Eltern, die es eigentlich hassen, weil es jeden Tag nur mit leeren selbstmitleidigen Augen am Esstisch sitzt und sich nur voll frisst. Ihnen die Haare vom Kopffrisst, so niveaulos verhält es sich. Es hat vor langer Zeit vergessen zu fühlen. Vergessen zu fühlen was Scham und Demütigung ist. Was tiefe Scham und tiefe Demütigung ist. Es bemitleidet sich selbst so sehr, dass es gar nichts mehr um sich herum mitkriegt. Es ist immer am Zweifeln, geht damit anderen auf die Nerven, doch anscheinend nie weit genug, ein leiser Hilfeschrei, der doch einfach nur einen Tritt in den Hintern verlangt. Die Mutter begreifts. Doch sie tut nichts. Wegen der Gesellschaft. Wegen des scheiß Businesses in das der Vater all seine Energie steckt, wegen der scheiß Lästermäuler im Dorf, die ihm schaden könnten. Ihr schaden könnten. Sie hat Angst. Oh ja sie hat große Angst. Und ich bin ein Arschloch. Das sie in die USA schickt. Kann sie mir eigentlich mehr wehtun? Das hab ich nicht verdient. Ich hab einen Tritt in den Hintern verdient, ich hab verdient zu lernen, selber alleine irgendwo zu leben, raus aus meinem Selbstmitleid zu kommen und mir selber etwas aufzubauen. Doch nein. Hier habeich jetzt wieder dasselbe Problem. Meine Gastmutter nennt mich 'Poor Julie', spottend, sie begreift sehr schnell… doch hey ist doch nur nachvollziehbar, oder? Mein Leben lang haben sich alle um mich gekümmert… meine Oma hat mich bemitleidet und ich bin manchmal ohne es zu merken auf ihren Schleimtritt mitgeschleimt. Poor Julie. Ein hässlicher Name. Ich hasse meinen Namen. Ich hasse mich. Und doch überschütten mich alle mit Liebe, geben mir Nahrung und ein Dach über dem Kopf. Poor Julie. Sie sagen mir, wenn ihnen etwas nicht passt oder wenn ihnen etwas gefällt, sie sind alle so nett, dass ich es schon wieder nicht mehr aushalte, einfach nur aufschreien will. Doch ich kann nicht. Der Rahmen lässt es nicht zu. Sie sagen mir alle so vieles, doch nie sagen sie mir die Wahrheit ins Gesicht. Das, was sie wirklich über mich denken. Nie schreien sie mich wirklich an. Schmeißen mich ins kalte Wasser. Ist das denn zu viel verlangt? Einfach nur eine klare Meinung über das was sie über mich denken, dass sie mich hassenund mich am liebsten mit einem Arsch in den Hintern ins kalte Wasser werfen wollen? Ist es denn zu viel verlangt ein bisschen Hilfe bekommen zu wollen, dass ich mein Leben mal endlich selber in den Griff bekomme? Warum überhäufen sie mich stattdessen lieber mit unechter Liebe, Liebe, deren klebrige Fassade an mir leckt, mich noch schlechter fühlen macht, als ich mich schon fühle.
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