Wer hätte das gedacht...
Zum ersten mal traf ich meine große Liebe etwa
ein halbes Jahr bevor wir zusammen kamen und wenn mir damals jemand gesagt hätte ich würde mit diesem Menschen eine Beziehung führen, hätte ich den jenigen für verrückt erklärt.Ich komme ursprünglich von einer eher ländlichen Gegend, bin jedoch vor fünf Jahren in die Großstadt gezogen weil mich die Landschaft langweilte. Jetzt, nach diesen Jahren fehlt die Gegend mir wieder und so fahre ich jedes zweite Wochenende in die alte Heimat.Es war also an einem Wochenende an dem ich wiedermal dort war und da ich gerne auf Partys gehe, freute ich mich das ausgerechnet an diesem Abend bei uns im Ort eine (bei uns bekannte) Cover-Band auftreten sollte. Für mich hieß das nichts wie hin.
Die Stimmung war gelassen, der Alkohl floss, die Musik war spitze und es waren unheimlich viele Leute da die ich nicht kannte. Ich plauderte gerade mit einem alten Bekannten als ich merkte wie ich von der Seite beobachtet wurde. Ich sah ihn an und sah wieder weg. Er saß einfach nur da, allein, und sah mich an. Sein Gesicht sagte mir nichts, aber ich kannte seine Kumpels flüchtig, wie sich später herausstellte. Sein Blick wurde mir unangenehm und so suchte ich das Weite. Ich muss dazu sagen das ich zu der Zeit eine Affäre mit einem vergebenen Mann hatte, von der ich mir mehr als alles auf der Welt wünschte es könnte mehr daraus werden, ich wollte ihn für mich, wurde jedoch immerwieder enttäuscht weil ich ihn nie länger als ein paar Stunden für mich hatte. Alles schön heimlich aber ich hatte mich in ihn verliebt und eine riesige rosarote Brille auf. Er war auch an dem Abend da und so war ich eigentlich größtenteils damit beschäftigt, Ausschau nach ihm zu halten, sodass ich meinen jetzigen Schatz überhaupt nicht richtig wahrnahm.
Die Band war fertig mit ihrem Programm, was die Leute längst nicht aniemierte nach hause zu gehen, auch die Tatsache das es bereits 6.00 Uhr morgens war, interessierte niemanden. Plötzlich stand er neben mir, lächelte mich an und fragte 'Na alles klar?'. Ich hielt weiter die Augen offen nach meiner Affäre, mit der ich nach Hause gehen wollte und unterhielt mich notgedrungen mit ihm. Ich konnte mir nicht mal seinen Namen merken und war mir sicher das ich in ein paar Stunden vergessen würde, jemals mit ihm gesprochen zu haben. Nach einer Weile fragte er mich ob er meine Handy Nummer bekommen könnte. Ich leierte meine Standart Antwort runter: 'Gib mir doch einfach deine und ich melde mich bei dir.', ein zuckersüßes Lächeln schickte ich hinterher, eben so, wie ich es immer tu und an dem Abend auch schon ein paar mal getan hatte. Er sah mich skeptisch an und gab mir widerwillig seine Nummer. Plötzlich tauchte meine Affäre auf und gab mir mit einem bestimmten Kopfnicken zu verstehen das er mit mir nach hause wollte. Ich ließ ihn stehen und ging mit meiner Affäre mit. Ich hatte nicht vor mich bei ihm zu melden.
Die Beziehung zu dieser Liebelei verschlechterte sich zusehends und irgendwann war ich an einem Punkt angelangt an dem ich die rosarote Brille abnahm einfach nicht mehr die zweite Geige für einen Mann spielen wollte, der es einfach nicht wert war, wie mir so langsam klar wurde. Er würde nie zu mir stehen, das sah ich langsam ein. Ich beschloss die Sache so bald wie möglich zu beenden, schob es allerdings vor mir her, aus Angst das Falsche zu tun. Da fiel mir plötzlich mein jetziger Schatz wieder ein und ich schrieb ihm eine Sms auf die Nummer, die er mir gegeben hatte. Ich bekam keine Antwort.
Drei Monate später traf ich ihn wieder, wieder auf einer Party. Dieses Mal hatte ich die Augen offen, im übertragendem Sinne. Ich sah ihn und ging auf ihn zu als ich sah das er mich anlächelte. Wir begrüßten uns mit einem Küsschen auf die Wange, als wären wir alte Freunde. Er fragte mich warum ich mich nicht gemeldet hätte. Als ich sagte das ich mich sehr wohl gemeldet hätte verglichen wir die Nummer nocheinmal und stellten fest das ich statt einer 9 eine 0 eingegeben hatte. Wir lachten und ich beschloss ihm meine Nummer zu geben. Ich spürte das es Zeit für eine Veränderung in meinem Leben war. Er beobachtete mich den ganzen Abend verstohlen aus dem Hintergrund. Meine Affäre allerdings auch.
Ein paar Wochen später entschied ich mich meine Affäre zu beenden. Sofort. Gesagt getan, ich zerfloss in einem Tränenmeer und litt Höllenqualen. Ich war mir nicht mehr sicher ob es die richtige Entscheidung war aber es war vorbei, entgültig. Drei Tage nach der Beendigung bekam ich plötzlich wie aus dem Nichts eine Sms von meinem jetzigen Schatz. Er erkundigte sich wie es mir ginge und was ich machte. Er lenkte mich unbewusst von meinem Leid ab und holte mich, ohne es zu wissen aus einem tiefen Loch in das ich nach der Trennung gestürtzt war. Natürlich erzählte ich ihm nichts von der Trennung und meiner seelischen Verfassung. Ich lies mich einfach auf ihn und seine frische Art ein. Jede Sms von ihm hellte meine Stimmung auf. Als wir das erste mal miteinander telefonierten wurde mir heiß und kalt zugleich. Ich hört zum ersten mal seine Stimme, ohne Lärm wie laute Musik etc im Hintergrund und sie warf mich einfach um. So eine tiefe und rauchige Stimme, das ging tief rein.
Er hatte bereits gewonnen. Wir redeten stundelang, als würden wir uns schon ewig kennen und telefonierten von da an täglich. Ich muss gestehen das ich nicht vorhatte mich ernsthaft mit ihn einzulassen. Alles was ich von ihm wollte war, dass er mir half über meinen Verflossenen hinweg zu kommen, ich sah ihn nur als Trostpflaster und höre mich bis heute zu meinen Freunden sagen: 'Das wird eh nix, ich will mich bloß trösten und auf andere Gedanken kommen.' So ging das ungefähr drei Wochen. Drei Wochen in denen ich nicht zurück fahren konnte weil ich arbeiten musste. Als meine Rückkehr dann näher rückte waren wir beide wie Flitzebogen gespannt aufeinander. Es hieß er würde mich vom Bahnhof abholen und wir wollten den Abend damit verbringen uns eine Dvd anzuschauen. Wir wussten beide, dass der Film nebnesächlich war. Da wir uns über das telefonieren recht gut kennenlernen konnten, wussten wir schon sehr viel übereinander, aber das war alles nur der Anfang. Ich konnte mit ihm über alles reden. Am Tag meiner Heimfahrt schlug mir also das Herz bis zum Hals. Es war Sommer und die Sonne schien. Der Zug näherte sich meinem Ziel und die Aufregung war nicht zu übertreffen. Der Zug fuhr ein und da stand er und rauchte eine Zigarette die fallen lies als er mich entdeckte. Es war Filmreif. Ich ging auf ihn zu und strahlte ihn an. Er lächelte sein wunderschönes Lächeln, wir sagten 'Hi', umarmten uns, lösten uns aus der Umarmung, sahen uns in die Augen und küssten uns für eine gefühlte Ewigkeit. Mitten im vorbeidrängenden Menschenstrom. Die Zeit schien still zu stehen, es gab nur uns beide. Als wir uns voneinander lösten gingen wir grinsend zu seinem Auto und fuhren in die Videothek wo wir uns Händchenhaltend einen Film für den Abend aussuchten. Bei ihm zuhause angekommen war ich begeistert von seinem Haus und fühlte mich wie im siebten Himmel. Wir unterhielten uns, küssten uns, begannen den Film zu schauen, der immer wieder hintergründig wurde weil wir einfach nicht die Finger von uns lassen konnten. Wild knutschend war ich darauf eingestellt mit ihm zu schlafen obwohl dies nicht meine Art war, es war immerhin unser erster Abend aber er hatte diese Art an sich die ihn unwiderstehlich machte und so wollte ich ihn. Doch er unterbrach unser Tun immer wieder um Zigarettenpause zu machen. Nachdem er das dreimal getan hatte war ich mit meinem Latein am Ende und glaubte es wäre wirklich besser es langsam angehen zu lassen. Doch dieses mal ergriff er die Initiative und wir verbrachten eine wunderschöne Nacht zusammen. Am nächsten Morgen trafen wir seinen Vater als wir das Haus verließen damit er mich ersteinmal nach hause fahren konnte. Dieser lud mich geradewegs zum Abendessen bei ihm für den selbigen Tag ein. Es konnte einfach nicht besser laufen.
Von da an wurde unser Verhältnis immer intensiver. Ich lernte seine Familie kennen, die ich von Anfang an abgöttisch liebte, er lernte meine kennen, in die er genauso herzlich eingeführt wurde und es ist einfach perfekt. Wir sind mittlerweile seit einem halben Jahr zusammen, sehen uns leider nur am Wochenende, in der Woche führen wir die engste Beziehung mit unseren Handys. Die letzten beiden Wochen hatte ich Urlaub und den haben wir zusammen verbracht und es waren die schönsten zwei Wochen meines Lebens.;) Wir sind noch lange nicht am Ziel, wir lernen uns immer noch neu kennen und genießen jede freie Minute miteinander. Nächstes Jahr habe ich vor wieder zurück zu ziehen, wobei er nicht der Haupt- jedoch ein sehr wichtiger Grund ist. An meinen Ex denke ich nicht mehr. Es sollte wahrscheinlich einfach bei der ersten Begegnung noch nicht sein, vielleicht musste ich die schlechten Erfahrungen erst machen um das jetzt alles richtig schätzen zu können. Ich kann ehrlich sagen das ich den Mann meiner Träume gefunden habe. Ein Mann mit dem ich lachen und weinen, reden und schweigen, feiern und arbeiten und so vieles mehr kann. Er baut mich auf wenn es mir schlecht geht, holt mich auf den Boden wenn ich abhebe, gibt mir das Gefühl das wichtigste in seinem Leben zu sein, weißt mich auch mal zurecht aber das wichtigste: er nimmt mich so wie ich bin. Diesen Mann lass ich nie mehr gehen.