Deine Liebesgeschichte 28





Summer Breeze Tag 1:

Mist. Ich krieg ihn einfach nicht zu.
'Ist hier noch wer?'
'Ja, wieso?'
War ja jetzt irgendwie klar, dass Micha grad noch als einziger im Zelt ist.
'Kannst du mir mal kurz helfen?'
'Wobei denn?'
Und als er das sagte lugte er schon durch die Zelttrennwand zu mir herüber, er konnte sich das Grinsen nicht verkneifen. Sicher. Wie ich hier grad so verrenkt und verknotet dasitze, nur damit mir der BH nicht runterrutscht, den ich einfach nicht zukriege. Verständlich, dass er da lachen muss.
'Lach nicht so blöd, sondern hilf mir.'
Fahr ich ihn mit einem ironischen Unterton an.
'Ich könnt dich jetzt so sitzen lassen und meine Digicam holen.'
'Nein das wirst du nicht.'
'Doch das werd ich.'
Und er streckt mir die Zunge raus.
Sehr lustig, wirklich. Ich kann mich nicht bewegen, jede falsche Bewegung könnte mich in ein Unglück stürzen. Also lass ich mich von ihm ablichten.
'Wehe die Bilder sieht noch irgendjemand.'
'Keine Sorge.'
Er kniet sich vor mir hin. Ganz kurz treffen sich unsere Blicke. Ein Lächeln überfliegt uns für einen Bruchteil einer Sekunde. Dann legt er seine Hand auf meine Schulter.'Eine schöne Haut hast du, so schön zart.'
Irgendwie kribbelt es in mir, ganz kurz.
'Naja, eigentlich wolltest du nur meinen BH zumachen.'
'Wirklich? Warum denn nicht ausziehen?'

'Micha, das hatten wir schon einmal. Du weißt ganz genau, dass ich dich nicht liebe.'
'Ich weiß.'
Er sieht ein bisschen traurig aus. Seine Augen sind wässrig.
'Hey, du bist ein hübscher, junger Kerl, du bist ein Gentleman. Aber allein schon 5 Jahre älter als ich und einfach nicht mein Typ. Ich weiß, dass die Worte wehtun. Und es tut mir wirklich leid. Nur ich wäre dir sehr verbunden, wenn du mir den BH zumachst, damit ich dich knuddeln kann.'
Die Tränen kullern über seine Wangen, er schließt meinen BH und lässt seine Finger über meinen Rücken gleiten.
Ich schling meine Arme um seinen Hals, er hat es wirklich nicht verdient. Aber ich liebe ihn nicht, zumindest, nun ja, seit ein paar Tagen bin ich mir da nicht mehr so sicher. Oh man.Er leckt mit seiner Zunge über mein Ohrläppchen, es kitzelt leicht.
'Micha, ich weiß nicht, ob das gut ist.'
'Nein, ist es nicht, sorry. Aber, du bist einfach so wunderschön.'
'Danke.'
'Ich sollte jetzt gehen.'
'Ok bis später. Und guck nicht so traurig, das bricht mir das Herz.'
Er ist gerade am rausgehen, da dreht er sich noch einmal um. Sein Gesicht ist mit Tränen überströmt.
'Tut mir leid, aber ich kann nicht anders. Ich liebe dich doch über alles.'

Geknickt verlässt er das Zelt. Ein paar Minuten später folge ich seinem Tun, schlendere über das Camping Gelände. Überall sitzen die Metaller vor ihren Zelten auf Klappstühlen, zum Frühstück gibt es Dosenfutter. Die Sonne steht prall am wolkenlosen Himmel. Es ist heiß. Verdammt heiß. Allein beim laufen fließt der Schweiß über meinen Körper.
Auf dem Platz vor der Mainstage versammelt sich langsam eine schwarze Masse. Ich setzte mich etwas abseits der Bühne auf einen Grasfleck und träume vor mich hin.
Eigentlich ist er ja richtig niedlich und eigentlich sieht er auch richtig gut aus. Diese glasblauen Augen, das wuschlige, kurze, blonde Haar und der füllige Körper, der richtig zum kuscheln einlädt. Wie ich, hat er ebenfalls eine glatte und zarte Haut. Ja. Eigentlich. Und eigentlich ist er so richtig putzig und so liebevoll zu mir. Wenn er mir so in die Augen schaut, so träumerisch. Auf einmal möchte ich ihn jetzt neben mir spüren, ihn küssen. Ganz nah bei ihm sein. Alles so plötzlich. Ich war ihm gegenüber doch sonst immer so kalt. Eiskalt manchmal.
Die erste Band spielt. Spitze. Genau das liebe ich so an dem Metal, einfach locker und schön laut. Die ganzen netten Menschen hier.
Ich stehe auf, steure auf die Masse zu und gebe mich der Musik hin. Growlen, Bangen, Moschen, Springen und auch einfach mal die Augen schließen und genießen.Ich liebe diese Atmosphäre, es ist einfach schön. Hier fühl ich mich zu Hause. Genau hier.

Erst spät am Abend kehre ich zu unserm Zelt zurück, völlig durchgeschwitzt. Ein Einziger sitzt vor unserm Zelt. Micha.
'Wo ist denn der Rest?'
'Noch unten beim Konzert. Ich hatte Hunger.'
'Achso. Ich geh mal rüber duschen, kommst mit?'
Ich habe eine Überraschung für ihn, man, der wird Augen machen.
'Ja, ok.'
Wir laufen gemütlich zu den Gemeinschaftsduschen, auf dem Weg lege ich meinen Arm um ihn.
'Es tut mir wirklich leid, das wegen Vorhin.'
'Schon ok, ich kann ja keine Gefühle bei dir erzwingen.'
Wenn der wüsste.

Frisch geduscht gehen wir zusammen zurück. Ich umfasse eines seiner Handgelenke.
'Wart mal kurz.'
'Was ist denn?'
'Naja, ich hab vorhin etwas nachgedacht. Ich will jetzt auch nicht um den heißen Brei reden.'Ich atme noch einmal tief durch.
'Ich, ich hab mich in dich verliebt.'
Er strahlt über das ganze Gesicht, schon wieder stehen ihm die Tränen in den Augen.'Weißt du, wie ich mich gerade fühle?'
Er erwartet keine Antwort von mir, das weiß ich.
'Glücklich. Rundum wohl. Wie im 7. Himmel eben.'
Hand in Hand spazieren wir zurück. Hin und wieder treffen sich unsere Blicke, er strahlt noch immer. Wie ich inzwischen. Ich fühl mich wohl. Ja. Vielleicht sogar geborgen.Die Anderen sind immer noch nicht da und somit können wir uns gemütlich bei einer angenehmen, warmen Luft vor das Zelt kuscheln.
'So lange hab ich davon geträumt, dich so in den Armen zu halten.'
'Ganz ehrlich, ich fühl mich wohl bei dir.'
'Darf ich dich jetzt ausziehen?'
'Micha.'
Ich guck ihn etwas skeptisch in die Augen.
'Das meinst du nicht ernst oder?'
'Doch. Kondome hab ich auch dabei.'
Der Gedanke an Sex beflügelt mich ein wenig, Lust und Gier in mir erwachen zum Leben. Ich bin der Sache gar nicht mal so abgeneigt. Wäre doch eigentlich etwas schönes.'Weißt du, das heben wir uns für heute Nacht auf. Ich muss mir das noch ein bisschen überlegen. Und ohne nachzudenken fange ich an, an seinem Ohrläppchen zu knabbern.
'Wie fühlt sich das an?'
'Schön.'
'Ehrlich?'
'Ja.'
Wir reden langsam, die Worte kommen zögernd. Eine weitere Stunde liegen wir nebeneinander auf dem Boden und kuscheln. Wir reden nicht miteinander. Schweigen ist doch viel schöner. Man kann alles viel besser genießen.

Als die anderen kommen, lassen wir uns nichts anmerken, sitzen gemütlich nebeneinander und süffeln Bier. Chris durchmustert uns richtig. Vermutet etwas, schweigt aber. Ist mir auch lieber so.
'Hey ihr beiden, wir gehen heute Abend zu ein paar Leuten zum Zelt, die wir gerade kennen gelernt haben. Wollt ihr mitkommen?'
'Mh ich eher nicht, mir geht's grad nicht so gut.'
'Und du?' Christ schaute mich an.
'Nein keine Lust. Morgen gerne mal.'
Und so zogen sie wenige Minuten später wieder ab.
Micha und ich hatten das Zelt für uns. Es gibt einfach keine Zufälle.

Es ist inzwischen fast Mitternacht. Ich kuschele mich an Michas Körper, er erwidert meine Suche nach Nähe, indem er mir über meinen Kopf streichelt. Es fühlt sich so schön an. Noch nie habe ich mit einem Jungen oder Mann gekuschelt. Eine ganz neue Erfahrung für mich. Ich habe das Gefühl, glücklich zu sein, lasse mich gehen.
'Ich hätte nie gedacht, dass es so angenehm sein kann.'
'Wie? Noch nie gekuschelt?'
'Nein.'
'Dann hattest du also auch noch kein erstes Mal?'
Ich schüttle den Kopf. Er lächelt mich an und wir küssen uns leidenschaftlich.
Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie ist er richtig süß.
Haut an Haut, intimer geht's schon gar nicht mehr. Vorsichtig streift er meinen Oberkörper, ich verspüre einen Hauch von Schmetterlingen in meinem Bauch, ein Kribbeln durchflutet mich regelrecht.






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