Es war unbeabsichtigt. Nicht nur unbeabsichtigt, sondern mehr oder weniger ungewollt. Ich hatte grade eine 'Beziehung' hinter mir. Man kann es nicht wirklich Beziehung nennen, denn nach zwei Wochen fiel dem Typ ein, dass er seine Ex ja noch so sehr liebte & ich nie etwas besonderes für ihn gewesen war. Nach außen hin tat ich, als würde es mir nichts ausmachen, denn 2 Wochen - was war das schon? Nichts als eine lächerliche Kindergartenaffäre, sagte ich mir. Doch in meinem Inneren sah es ganz anders aus. Es tat mir unglaublich weh, solche Dinge von einem jungen Mann zu hören, der mich glauben ließ, er würde mich lieben. Ein junger Mann, der mir zwei Wochen lang das Blaue vom Himmel versprach und sogar schon eine 'gemeinsame Zukunft' mit mir plante. Mir sagte, er wäre über seine Ex hinweg und dass sie ihm nichts bedeuten würde. Noch enttäuscher war ich über mich selber, dass ich mich auf so einen Idioten eingelassen hatte und ihm erlaubte, sich in meinem Leben auszubreiten. Tagelang nach seinem 'Geständnis', wenn man es nett ausdrücken will, verschlang ich Kekse und versank in Selbstmitleid. Am Tag nach diesem Geschehnis lernte ich IHN kennen. Ehergesagt kannten wir uns vorher schon lange, doch das war der erste Tag, an dem wir richtig ins Gespräch kamen. Wir unterhielten uns stundenlang. Ich war mir sicher, dass er für mich nur ein Freund werden würde. Einfach wegen der Tatsache, dass ich keine Lust hatte, wieder enttäuscht zu werden, wie es so oft in diesem Jahr schon vorgekommen war. Doch wurde er der erste männliche Genosse, dem ich Einblick in meine konfuse Gefühlswelt gab. Dem ich meine Gedanken mitteilte. Dem ich erzählte, was mich bedrückte, was mich glücklich machte und was mir missfiel. Jeden Abend reservierte ich für ihn, schließlich ganze Tage lang, an denen wir nur telefonierten. Ich fing an mich in ihn zu verlieben, war mir aber sicher, dass ich mir Zeit lassen wollte. Mit dieser Entscheidung war ich sehr glücklich, denn für mich sollte der erste Kuss mit ihm wie eine Explosion der Gefühle werden. Doch eines Samstagabends drehte sich die Geschichte in eine völlig andere Richtung, in der ich sie haben wollte. Ich wollte grade fahren, da küsste er mich. Er tat es einfach. Ohne Ankündigung. Ohne 'Pass auf, ich küsse dich gleich'-Blick. Er strich einmal kurz über meine Wange (Was aber so seine Art ist), drehte mein Gesicht zu dem seinen und küsste mich. Es war natürlich schön, ja, aber eine Explosion? Nein, nicht wirklich. Die nächsten zwei Tage verkroch ich mich hinter einer warmen Decke und verbrachte die Zeit damit, mir über meine Gedanken klar zu werden. Ich ignorierte seine Anrufe völlig, schrieb auf keine seiner SMS zurück. Irgendwann wurde mir dann klar, dass ich einfach nur Angst davor hatte, mich wieder völlig auf eine Person einzulassen und total von ihr abhängig zu sein. Ich hatte solche Panik davor, wieder Tagelang zu weinen und mir zu wünschen, ich wäre nicht mehr auf dieser Welt. Doch was mir auch klar wurde, war, dass ich nicht mehr glücklich werden würde, würde ich ihn jetzt gehen lassen. Es würde mir mein Herz brechen, denn er war ein so wichtiger Part meines Lebens geworden. Es war mehr als nur diese tiefe Freundschaft, die uns verband. Es war wirkliche Liebe geworden, ohne dass ich mich nach ihr auf die Suche begeben hatte. Da wurde mir klar, dass er etwas wirklich besonderes für mich war. Dass er der Prinz war, der mich retten sollte, aus den Klauen des Drachen, der mich in seiner Höhle gefangen hielt. Und der Drachen war nunmal meine tiefe Verletztheit, die ich mit Männern in Verbindung brachte. Er war derjenige, der mich wieder das Lieben gelehrt hatte und den Glauben an mich selbst.Als ich plötzlich vor seiner Tür stand, brauchte es keine Worte für das, was wir beide fühlten. Wir blickten uns in die Augen ohne ein Wort zu sagen, er ging einen Schritt vor, ohne seinen Blick von mir abzuwenden, strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, küsste meine Stirn und anschließend meinen Mund. Und da war sie, die Explosion, die ich mir so von Herzen wünschte. Sie war wie eine Bestätigung. Die Bestätigung, dass ich meinen Mr. Right gefunden hatte.