Nach diesem ersten nüchternen Kuss verhielten wir uns ziemlich distanziert zu einander. Wir trafen uns zwar weiterhin, aber uns zu küssen, kostete uns jedes Mal ein gewisses Maß an Überwindung. Trotzdem - wenn einer von uns angefangen hatte, ging es den Rest unseres Treffens so.
Jedoch wurde mir schnell klar, warum Frank das Ganze machte. Wir waren nicht zusammen und ich war mir ziemlich sicher, dass er bis dahin nie in diesem Sinne interessiert an mir gewesen war. Er machte nur mit, weil ich eine gute Gelegenheit war. Weil er Neues ausprobieren konnte und ihn hinterher niemand dafür zur Rechenschaft ziehen konnte.Nächtelang quälte ich mich, weil ich wusste, dass ich das Falsche tat, mir selber Hoffnungen aufbaute, die am Ende wieder zerstört worden wären. Weil ich mich immer mehr in ihn verliebte und bereits seit unserem ersten Kuss wusste, dass ich nie wieder ohne ihn sein wollte.
'Frank, ich weiß, dass du nur mit mir rummachst und alles, weil ich eine gute gelegenheit bin, dass ich dir nie etwas bedeutet habe und es auch jetzt nicht tue, dass du es wirklich nur machst, weil du wissen willst, wie das alles ist... Und deswegen will ich das Ganze auf der Stelle beenden, weil es mich kaputtmacht. Du weißt nicht, warum ich das mache, aber überleg' mal, ich könnte jeden haben, und suche mir ausgerechnet dich aus...'Das wollte ich ihm sagen. Fast wörtlich hatte ich es mir zurechtgelegt. Doch ich konnte es nicht, weil ich einfach nicht auf diese Küsse und Berührungen verzichten wollte. Ich merkte, dass es bereits zu spät war, um einen Rückzieher zu machen, als wir eines Abends aufeinander lagen, halbnackt und schwer beschäftigt - worauf ich nicht genauer eingehen werde. Als er mich zu sich zog und küsste, mir währenddessen die Arme streichelte und gar kein Ende mehr fand, musste ich mich stark beherrschen. Ich war kurz davor, ihm zu sagen: 'Ich liebe dich, Frank!' Ja, im Ernst...sowas Bescheuertes hab ich noch zu keinem gesagt! Ich sagte es ihm nicht, weil ich ihn nicht verunsichern wollte. Er durfte einfach nicht aufhören und auf Abstand gehen!
Als ich mich auf den Heimweg machen wollte, konnten wir unsere Lippen eine halbe Stunde lang gar nicht voneinander lösen, um uns anzuziehen. Angezogen küssten wir uns weiter, und schließlich flüsterte ich ihm ins Ohr: 'Du magst mich!' Ich rede fast immer so mit ihm. Ich frage nicht, sondern stelle fest. 'Ja', flüsterte er zurück, und mein Herz machte einen Hüpfer. Ich ließ mir nichts anmerken, als ich beschloss, andersrum vorzugehen als ich geplant hatte und ihn einfach wissen zu lassen, dass ich ihn liebte. Später. Mir fiel einfach keine Formulierung ein. Auch wenn ich ihn erst einmal fragen wollte, ob er
eventuell...vielleicht...möglicherweise... ein geringes Interesse daran hegte, mit mir zusammen zu sien. Kurz: Ich wollte ihn fragen, ob er mit mir zusammen sein mag. Aber wie? Ich hatte so eine große Angst, abgelehnt zu werden. Weil ich mir doch sicher war, dass Gefühle nur meinerseits im Spiel waren!
Dennoch merkte er, dass mir etwas auf dem Herzen lag. Frank erkundigte sich mehrfach, ob alles in Ordnung sei und was los wäre. Ich verneinte. Bis ich auf dem Heimweg nicht mehr an mir halten konnte. 'Najaaaa, ANGENOMMEN ich hätte ein winziges bisschen Interesse an dir... würdest du mir einen Korb geben?'
Verwundert schaute er mich an. 'Natürlich nicht! Ich bin nicht so!'
Ich schaute beschämt auf den Boden und betonte, dass meine Frage eh rein interessehalber gewesen wäre. 'Aha.'
Wenige Meter weiter schielte ich ihn von der Seite an. 'Also, vielleicht hab ich doch ein WINZIGES bisschen Interesse.'
'Ich würde dir keinen Korb geben, egal wie viel Interesse du hast!'
Im Schein einer Straßenlaterne hielten wir an und küssten uns.