Wie es manchmal so kommt - Teil 6

Autor: dreamy
veröffentlicht am: 04.11.2014


Rocky entwickelte sich prächtig. Er war ein lieber Kater, mit dem ich gerne meine Zeit verbrachte. Ich war auch viel draußen. Hin und wieder war Ani mit dabei, doch die meiste Zeit wollte ich mehr. Ich wollte mal wieder etwas erleben. Auch wenn die letzten Tage aufregend waren, fehlt mir jetzt etwas. Sehnsüchtig hab ich darauf gewartet, dass von irgendwoher eine Nachricht kommt, die mich zu irgendetwas einlädt. Vielleicht sollte ich selbst mal ein paar Leute zusammentrommeln. Als ich gerade auf den Weg nach Hause war, kam mir ein Mann entgegen. Er war noch nicht so alt und er fiel mir wegen seiner begeisterten Einstellung auf, als er mich sah.
?Entschuldigung, kann ich Sie kurz stören?? Ich blieb stehen und schaute ihn zuerst skeptisch an.
?Ehm?klar.?
Er fuselte ein Stück Papier aus einem Stapel heraus. Ich nahm ihm es entgegen.
?Bald steht ja das Volksfest an und wir brauchen noch ein paar fleißige Mitarbeiter. Es gibt Grundgehalt plus Trinkgeld. Wenn du Lust hast, kannst du dich melden.? Ich las noch mal, was auf dem Flyer stand. Hörte sich eigentlich nicht schlecht an. Ein bisschen Geld kann man gut gebrauchen.
?Ich überleg es mir. Würde aber gerne mitmachen.? Der Mann lächelte.
?Schön, dann bis irgendwann.?
?Bis dann.?
Ich lief wieder weiter. Den Zettel packte ich in meine Tasche. Dort kann man bestimmt ein paar nette Erfahrungen sammeln. Zuhause ging ich den üblichen Sachen nach. Füttern, nachdenken und Nachrichten abchecken. Ich versuchte irgendetwas aus dem Tag zu machen. Am Abend wollte ich schon aufgeben. Aber ich war ja noch kaum unterwegs. Trotzdem hatte ich ein seltsames Gefühl, niemanden Bescheid zu sagen. Aber hier rumzusitzen wäre keine Option für mich in dem Moment gewesen. Ich wollte Teil von etwas neuem werden. Ich hatte das Gefühl, so vieles noch nicht gesehen zu haben. Man kann das nicht beschreiben, man will es erleben. Ich war nicht allein. Eine Gruppe Menschen standen vor einem Gebäude. Lichter erleuchteten den Platz, aber ich wollte weitergehen. Es war dunkel, aber ich hatte ein wohliges Gefühl in der Magengegend. Es war, als ob das alles vertrauenerweckend war. Vor einer Wiese blieb ich stehen. Von dort aus führte nur ein Weg zu einem Privatbesitz hin. Ich war weit geko mmen. Erstmal setzte ich mich auf ein altes Holzstück. Ich nahm an, dass ich alleine war und machte meine Haare zurecht. Dann hörte ich aber Stimmen und schaute um mich. Da sah ich etwa drei Leute auf mich zukommen. Bevor sie mich aber erreichten blieben sie stehen. Zwei unterhielten sich. Ich drehte mein Gesicht weg. Langsam wurde es mir zu seltsam so dazuhocken. Ich stand auf und wollte irgendwie Kontakt aufnehmen. Einer von denen schaute zu mir rüber und erzählte irgendetwas den anderen. Dann kamen sie auf mich zu. Sie stellten sich direkt neben mich und schauten in die Landschaft.
?Willst du einen??
Ich drehte mich zur Seite. Der Typ neben mir, meinte mich. Er hielt mir einen Nussriegel entgegen. Er trug ziemlich weite Hosen und irgendein Shirt mit auffälligem Muster darauf. Ich war erst verdutzt, nahm ihn aber entgegen. Er lachte.
?Ich teile gerne. Ist aus dem Laden gleich dahinten.? So hatte ich immerhin etwas zu essen. Die Leute hier schienen sehr gesellig zu sein.
?Danke.?
Seine Freunde sagten nichts. Ich blickte noch ein wenig um mich. Ich fragte mich, was andere Leute so machen.
?Ich nehme mir gerne Zeit, um mir das hier alles anzuschauen. Du scheinst gleicher Meinung zu sein. Davon gehe ich zumindest ein wenig aus, wenn ein Mädchen sich vor einer Landschaft aufhält.? Ich musste lachen. So hatte ich noch nie jemanden sprechen hören. Ich war schon wieder in Gedanken, dass ich nicht merkte, wie er mich anschaute.
?Ich hab dich noch nie hier gesehen.?
Ich wandte mich zu ihm und fand zuerst meine Sprache nicht.
?Ja, normalerweise bin ich in der belebten Zone.? Dann schwiegen wir. Irgendwann liefen sie ein Stück weiter und ich wusste nicht so recht, was ich mit mir anfangen sollte. Komisch, was hier so abgeht. Ich konnte das alles nirgens so recht zuordnen. Was macht man hier normalerweise? Dann war es plötzlich dunkel. Ich erschrak leicht. Vor meinen Augen war etwas. Jemand hielt sie mir zu. Abrupt drehte ich mich um und fiel beinahe in die Arme von Addy. Total überrascht schaute ich ihn an. Was sollte das? Aber ich freute mich ihn zu sehen. Er lächelte mich an.
?Hey.?
Warum war er hier? Ich verstand mich selbst nicht mehr.
?Hey.?
Er drehte sich zu den Typen, die ein paar Meter weiter neben uns standen.
?Nett, dich hier anzutreffen. Weißt du, das ist eigentlich ein schöner Ort, wenn man die guten Ecken kennt.? Ich schaute etwas fragend. Sollte ich die nächsten Tage noch mal hier vorbeischauen, hoffte ich mal keine Überraschungen zu erleben.
?Was willst du damit sagen??
Er schaute hinter mich und lächelte.
?Komm mal mit.?
Addy lief schon voraus und mir blieb nichts anderes übrig. Aber was er beschrieb war echt schön anzusehen. Nichts angerührt vom Menschen. Ich kam mir komisch vor, so alleine mit ihm unterwegs zu sein. Ich kannte noch nicht alle Facetten von ihm. Aber das was jetzt war, gefiel mir. Wir waren ziemlich weit draußen. Irgendwann hielt er an und ich wäre beinahe in ihn reingelaufen. Er drehte sich noch mal um und lächelte. Das war so still hier. Ein paar Wildblumen waren zu sehen und ansonsten war es echt ein Ort zum verweilen.
?Sag mir warum du hier bist.?
Addy benahm sich das erste Mal unbehaglich. Ich dachte schon, ich hätte ihn bei irgendetwas erwischt.
?Naja, ich mag es hier. Irgendwann hab ich das hier gefunden. Du weißt ja, dass ich gerne Ruhe suche und hier ist es am besten.? Dieses Stückchen Landschaft war auch gerade das, was ich brauchte. Addy schien nachzudenken. Ich fühlte mich irgendwie wohl. Dann kam er auf mich zu.
?Hast du Freunde gefunden??
Ich wusste nicht was er meinte. Verdutzt schaute ich ihn an und dann fiel es mir wieder ein.
?Achso, nein ich hab mich nur unterhalten.? Er ließ seinen Blick nicht von mir.
?Die Leute sind echt nett hier.?
Ich nickte. Langsam machte ich ein paar Schritte um mir das alles noch genauer anzusehen. Dann drehte ich mich um.
?Komm gehen wir weiter.?
Ich wusste nicht, ob Addy so recht wollte, aber er folgte mir. Wir liefen den Weg wieder entlang, bis wir an eine belebte Straße ankamen. Ansonsten kamen noch ein paar Häuschen zum Vorschein und ich bog dann in meine Straße ein. Vor der Haustüre holte ich den Schlüssel raus. Ich stieg die Treppen hinauf und Addy folgte mir selbstverständlich. Im Flur sah ich noch mal hinter mich und begrüßte Rocky, der gerade vorbeischaute.
?Hey na du.?
Addy wandte sich ihm zu und strich ihm liebevoll übers Fell. Es war total toll ihn so mit seinem Liebling zu sehen. Nach kurzer Zeit stand er wieder auf und sah sich nach einem Sitzplatz um. Wieder gewährte ich ihm Einlass und in meinem Zimmer machte ich es mir auf meinem Bett bequem. Addy lehnte sich an die Wand.
?Und was machst du heute noch??
Addy schien amüsiert über die Frage zu sein.
?Das weiß ich nicht. Aber ich dachte, wir machen es uns hier ein wenig gemütlich.? Ich wollte ihm schon etwas zu trinken anbieten, wollte dann doch lieber ein Gespräch mit ihm anfangen.
?Was hältst du eigentlich vom Tanzen??
Wahrscheinlich fand er das lächerlich. Ich war auf seine Antwort gespannt.
?Ist ok. In Discos. Nicht, dass ich nicht einfach so tanzen würde, aber ist nicht so mein Ding.? Danach sagte er nichts. Ich schaute kurz weg.
?Warum fragst du mich jetzt nach solchen Dingen?? Gute Frage. Ich wollte ihn einfach erzählen lassen.
?Naja, irgendwann muss man ja reden.?
Er lächelte. Dann sah er mich an und ich war, nach diesem Blick total gerührt. Irgendein Gefühl bereitete sich aus und ich musste lächeln. Ich benahm mich anders. Wollte ich jetzt doch etwas anderes von ihm? Ich versuchte an etwas normales zu denken. Addy ließ mir aber keine Ruhe. Als er dann durch mein Zimmer ging schaute ich ihn noch mal genau an. Seine Statur, seinen Gang. Er drehte sich um und schaute mich an.
?Du siehst entspannt aus.?
Ehrlich gesagt, freute es mich auch, dass er da war. Er strahlte so eine Wärme aus.
?Sag Bescheid, wenn du irgendetwas an Rocky bemerkst.? Wie fürsorglich. Ich wollte ihm etwas nettes sagen.
?Du bist einer der niedlichsten Typen die ich kenne.? Sein Gesichtsausdruck verriet alles. Ich konnte mir kein Grinsen verkneifen.
?Das freut mich zu hören.?
Irgendwie haben wir den gleichen Humor.
?Hör mal, es tut mir leid, wie alles gelaufen ist. Umso besser, dass ich dich jetzt so sehe. Dass ich so mit dir reden kann.? Ich konnte nicht anders. Ich hätte am liebsten losgeheult, er brachte mich echt um den Verstand.
?Addy, mir tut es auch leid. Du bist mir irgendwie wichtig geworden.? Auf einmal war da ein Zucken in seinen Augen. Als hätte ihn etwas unerwartet getroffen. Er schaute zur Tür.
?Ich muss dann langsam gehen.?
Natürlich. Es war zwar amüsant, aber ich wollt ihn nicht aufhalten. Ich ging auf ihn zu und umarmte ihn. Wir standen lange so da. Dann ließ er los und verabschiedete sich noch von Rocky. Ich begleitete ihn noch nach unten. Vor der Türe blieb er noch stehen.
?Ich hätte echt nicht damit gerechnet, dass ich so von dir denke.? Ich wusste nicht, was er meinte.
?Wie darf ich das verstehen??
Er schaute auf den Boden. Beinahe hätte ich losgeschrien. Meine Hemmung schien gesunken zu sein, nachdem er bei mir war.
?Mir gefällt es, wie es läuft. Ich halte viel von dir, du bist ziemlich charakterstark.? Komplimente, Komplimente. Heute war einfach zu viel losgewesen. Er kam wieder auf mich zu.
?Darf ich??
Ich schaute fragend. Das könnte auch klarer gehen.
?Was denn??
Er lachte.
?Mir dein Gesicht einprägen.?
Ungewohnt wie immer kamen mir seine Sätze vor.
?Ist das ein Scherz??
Ich wollte wissen, was er vorhatte. Ich hatte nicht mal eine Ahnung, wie ich reagieren sollte.
?Wenn ich etwas mit dir unternehme, läuft irgendwie alles gut. Da ist es ja mal berechtigt um so etwas zu bitten.? ?Wenn du mich mal vermisst.? Er bewegte seine Mundwinkel. Wir haben uns prächtig verstanden, da sollte das alles keinen Knacks bekommen.
?Ich will nicht so weit weg von dir stehen.? Noch ehe ich mich versah, blickte ich wieder in seine Augen. Einfach alles an ihn raubte mir in dem Moment meine Sinne.
?Ich hab das Gefühl, dir näher zu kommen.? Ich blieb einfach so stehen. Ich wollte wissen, was er zu sagen hatte.
?Irgendetwas an dir zieht mich an, ich würde dich am liebsten dauernd zum lachen bringen.?






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