Rise and Fall

Autor: Caprice
veröffentlicht am: 24.03.2014


Die Menschen haben einen Hang für Unbekanntes. Wollen es erforschen. Experimentieren. Weil sie nicht in der Lage sind zu begreifen, wie etwas wie ich in einer Welt exsistieren kann, von der sie glauben dass sie ihnen alleine gehört. Ich renne, fliege, falle. Entkomme Dr. Robert Fox, einem der hohen Tiere des FBI. Seit einiger Zeit verfolgt er mich nun schon und die Neugier in seinen Augen ist ungezügelt und beängstigend. Ganz und gar nicht wie die seiner Kollegen. Ratlose Blicke und eine Angst, von der man meinen sollte das es meine ist. Doch sie sind es die ängstlich schauen. Ich bemühe mich immer niemanden zu verletzen. Dies gehörte mal zu meiner Aufgabe. Sie dürfen mich unter keinen Umständen kriegen, also bin ich manchmal gezwungen einen Teil meiner Kräfte gegen sie einzusetzten. Aber ich bin vorsichtig. Betäube lediglich. Es bereitet mir kein Unbehagen, wohl aber die Tatsache dass es mich schwächt. Ich spüre den Energieverlust, wie ein Echo eines Gongs und falle. Fox ist jetzt ganz nah. Auch dieses mal bin ich schneller. Ich schlage einen Haken und kann entkommen. Die Frustration in seinen schiefergrauen Augen verfolgt mich noch eine Weile.
Erschöpft von meiner Suche lehne ich meinen Kopf gegen die kalte Mauer hinter einem Müllcontainer und lasse den Regen meine Stirn hinunterlaufen. Es ist Nacht und ich habe seit 52 Stunden nicht geschlafen. Während ich die Sterne betrachte wünsche ich mir dass alles nur ein böser Traum ist, nicht real. Die Realität ist eine unerwünschte Sache.
Als ich meine Augen öffne ist es bereits wieder Tag, was mich kurz zusammenschrecken läßt. Mir war nicht bewusst wie schnell mich der Schlaf überkommen haben muss und ich war überrascht darüber unendeckt geblieben zu sein. Die Sonne stand schon im Zenit und strahlte von einem blauem Himmel herab. Im ersten Moment vergaß ich dass ich alleine war, vergaß sogar dass sie fort waren. Alle die ich liebte, alle die mir etwas bedeuteten. Bis mich die Erinnerung auf den Boden zurück holte. Wieder diese Realität. Ich seufzte.
Aus der Hosentasche zog ich die Karte heraus, die mir Jael damals gab. Viele funkelnde, kleine Punkte leuchteten mir warm und fröhlich entgegen. Einen Punkt für jeden Standort und Jeder Standort für mich ein klein bisschen Hoffnung. Mit Blick nach rechts und links vergewisserte ich mich dass die Luft frei war. Ich konnte keine Passanten und auch keinen Fox in der Nähe sehen und stieß mich schwungvoll vom Asphalt ab. Hier oben fühlte ich mich direkt sicherer und genoß den Wind in meinem Haar zu spüren, auf meiner Haut und die warme Sonne in meinem Gesicht, die mir Kraft verlieh diese Reise zu bestehen. Nach zwei Stunden gelang ich in die erste Satdt auf der Karte. Es war eine Kleinstadt inmitten einer abgelegenen Berglandschaft und ich suchte nach Sam, einem der Gefallenen. Die Menschen sind freundlich solange ich sie nicht mein Wahres- Ich sehen lasse. Ich bewege mich auf einer schmalen Straße entlang, die aussieht als wäre es die Hauptverbindung zu diesem Ort. Immer wieder musste ich mich umdrehen. Hinter jeder Ecke oder Einmündung vermutete ich Fox, der nur auf mich wartete. Vermutlich um mich in irgendein steriles Labor für Versuchszwecke einzusperren, denke ich und beiße die Zähne zusammen. Ich fühlte mich regelrecht paranoid, so sehr bereitete mir sein unbezwingbarer Willen Kummer. Er wollte mich so sehr, wie ich diese Gefallenen zu finden und ich wusste nicht, wie weit er gehen würde, um zu erhalten wonach er gierte. Nach einigen Kilometern gelang ich zu der Stelle die mir die Karte anzeigte. Ich starrte auf eine große Scheune, der man den langsamen Zerfall deutlich ansehen konnte. Das Tor stand weit offen und als ich hineinging erkannte ich einen Mann, der gerade ein paar hungrige Ziegen fütterte, die allesamt um ihn herum standen und fröhliche Laute von sich gaben.
„Kann ich dir vielleicht helfen?“ Fragte der Mann mit warmer, offener Stimme und hatte den Oberkörper in meine Richtung geneigt.
„Sam?“ Wollte ich wissen.
„Nein mein Junge, mein Name ist Henry!“ Er wirkte verwundert.
„Oh... Tut mir Leid für die Unannehmlichkeiten, ich wollte Sie nicht von der Arbeit abhalten.“ Sagte ich und hörte meine eigene Enttäuschung in der Stimme.
„Ist schon in Ordnung, dass waren meine Letzten für heute,“ antwortete er und lächelte.
Ich war mir nicht sicher wo ich noch suchen sollte. Ohne die Möglichkeit wahrzunehmen jemanden nach dem Weg zu fragen, könnten Stunden vergehen und ich wollte keine einzige Sekunde tatenlos verschwenden.
„Wissen Sie vielleicht wo ich Leonard Mcklary finden kann?“ Diesen Namen verwendete Sam oft als Tarnung wenn er sich in der Menschenwelt aufhielt. Vor dem Fall verschwand er dort häufiger um nach dem rechten zu sehen, oder einfach nur um den Menschen nah zu sein, die ihn faszinierten.
„Nein, tut mir Leid, der Name sagt mir leider gar nichts.“ Wieder eine Sackgasse.
Als ich die Scheune verließ war mir mulig zumute. Die ständige Anspannung im Nacken ließ mich zweifeln. Unter keinen Umständen wollte ich versagen. Ich musste den Anfang dieses Gewirrs finden. Jeden Winkel der Stadt, die mir die Müdigkeit in die Knochen trieb, durchforschte ich. Nirgends war ein Zeichen von Sam oder auch nur ein Indiz. In der Hoffnung von oben einen besseren Überblick zu bekommen flog ich gen Himmel und war umso frustrierter als auch dieses Vorhaben scheiterte. Schweren Herzens entschied ich weiterzuziehen und löschte einen weiteren Punkt von meiner Karte. Laß nicht alle fort sein, schoß es mir durch den Kopf und ich befürchtete das schlimmste. Immer noch fehlte jede Spur von meinen Schwestern und Brüdern und daran waren nicht die Menschen schuld. Sie waren mein kleinstes Problem und es würde nicht mehr lange dauern ehe auch sie es endlich erkennen würden. Es gibt Wesen weitaus gefährlicher. Ich musste schwer schlucken und verdrängte schnell die schrecklichen Bilder der letzten Woche, die mein Inneres auseinander zu nehmen drohten. Eine endlose Nacht erschreckte sich vor mir und in der Ferne sah ich ein helles, blendendes Licht, das immer näher zu kommen schien. Als ich realisierte was auf mich zuflog, war es bereits zuspät.

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