Erinnerungen am Wasserfall - Teil 11

Autor: dreamy
veröffentlicht am: 28.07.2014


Auf die letzte Frage: Ja er hat ihr gebeichtet, dass er früher in sie verknallt war und sie wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte. Sie war einfach nur froh, dass sie keinen Stress mehr hatten. Deswegen reagiert sie auch so, weil er ihr einfach wichtig ist und sie das noch nicht einschätzen kann. Hoffe ich konnte deine Frage beantworten.

Licht drang auf meine Augenlieder und ich erwachte langsam aus meinem Zustand. Ich brauchte eine Weile um zu bemerken, wo ich gerade war, doch dann richtete ich mich schnell auf. Mir fiel auf, dass es hier am Tag total freundlich aussah. Es war nicht einmal zu hell, der Tag ist einfach nur angebrochen. Schnell fiel mein Blick dann auf Timo. Zuerst bewegte er sich kaum, doch dann regte er sich und richtete sich ebenfalls auf. Ich war nur ein bisschen müde und fühlte deutlich, dass mir die Nacht gut tat. Mit diesem positivem Gefühl wollte ich in den Tag starten. Timo sah zu mir rüber und ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht.
„Morgen.“
Er fuhr sich verschlafen durch die Haare. Ich freute mich irgendwie, dass es uns noch so gut ging.
„Guten Morgen.“
Ich stand nun auf und packte meine Decke sorgfältig zur Seite. Dann packte ich auch den Rest meiner Sachen zusammen und hielt kurz inne. Irgendwie mussten wir ja immer noch den Weg zurück finden und etwas zu essen auftreiben. Deswegen wollte ich ganz schnell etwas finden. Ich suchte etwas im Raum, dass wir gebrauchen könnten, aber es war nichts aufzutreiben. Timo war schon dabei seinen Schlafplatz aufzuräumen. Ich beobachtete ihn dabei und als er fertig war, schaute er mich an.
„Ist auch alles in Ordnung?“
Ich lächelte kurz. Dass er sich immer solche Sorgen machte.
„Ja, alles gut.“
Er lief noch einmal durch den Raum und als alles danach schrie, endlich zu gehen, wollten wir uns nicht mehr länger aufhalten lassen.
„Komm, brechen wir auf.“
Timo ging als erster durch die Tür und wartete dann, bis ich neben ihm stand. Er schien zu überlegen, wo wir am besten hinlaufen sollten. Aber da wir eh keinen Anhaltspunkt hatten, gingen wir einfach los. Er war wie ausgewechselt. Wir unterhielten uns total viel und hatten trotz der Umstände gute Laune. Das Gespräch letzten Abend hatte so viel bewirkt. Irgendwie traute ich mich mehr ihm zu öffnen. Selbst als wir Pausen machten, kümmerte er sich um mich und half er mir bei so vielen Sachen, nahm mir Arbeit ab. Ich wollte ihm einfach vertrauen und ließ ihn machen. Selbst als ich in schlechte Stimmung verfiel, munterte er mich auf. Mittlerweile waren wir schon lange unterwegs und hatte genug Zeit zum reden. Ich hatte vor allem Lust zu erfahren, was er normalerweise so machte. Ich wollte wieder ein Teil von ihm sein.
„Erzähl mir mal, was du so besonderes kannst, welche Plätze gefallen dir?“
Ich hörte ihn neben mir lachen. Wir waren an einem Punkt angelangt, an dem ich alles mit ihm geteilt hätte und deswegen stellte ich so viele Fragen.
„Du lässt nicht locker, oder? Du machst aus allem ein kleines Abenteuer.“
Irgendwie schmeichelte mir das. Seine Art mir Komplimente zu machen hat mich schon seit längerer Zeit fasziniert.
„Ich denke, ich bin ein Mensch, der die kleinen Dinge genießt und deswegen gefallen mir vor allem die Orte, mit denen ich etwas in Verbindung bringe und die etwas ausstrahlen.“
Ich mochte es ihm zuzuhören. Ich merkte immer mehr und mehr, dass uns so vieles verbindet. Es schien mir nichts mehr auszumachen, dass wir nicht wussten wo wir waren. Trotzdem blieb ich hin und wieder stehen, um den Weg abzuklären. Timo nahm dann intuitiv einen Weg. Gestern Abend wurde mir klar, warum ich eigentlich so verschlossen gegenüber Jungs war. Ich schaffte eine Vertrauensbasis mit jemanden und die konnte ich nicht so einfach herstellen. Dazu brauchte ich einfach mehr. Dieses Gefühl, dass alles gut werden würde schien mir so nahe. Das Laufen fiel mir nicht mehr so schwer. Ich passte mich einfach den Gegebenheiten an. Timo und ich wollten schon gerade stehen bleiben, da fiel mir ein Lichtstrahl weiter weg auf. Ich blickte in die Richtung und konnte es zunächst nicht zuordnen. Dann schüttelte es mich durch den Körper und ich fuchtelte mit meiner Hand zu Timo.
„Schau mal da, müssen wir dahin? Sag mir doch bitte, was das da ist.“
Er blickte in dieselbe Richtung. Seine anfängliche vorsichtige Art schien sich aufzulösen und er ging mit schnellen Schritten und aufgeregter Haltung voran. Ich folgte ihm und spürte das Blut in meinem Körper, welches mir eine Aufruhr bescherte. Wir waren schon am Ende angelangt und lachten vor Begeisterung drauf los. Elli und Paul schauten uns an und rannten uns dann entgegen. Ich fiel meiner besten Freundin in die Arme und hätte heulen können. Wir waren tatsächlich am Platz angekommen. Dann kamen auch Timo und Paul dazu und wir ließen lange nicht los. Alles war überstanden. Ich versuchte nicht zu schnell zu reden, aber Elli übernahm es dann einfach.
„Wo wart ihr denn? Wir haben uns die totalen Sorgen gemacht.“
„Wir haben euch sogar im Wald gesucht.“, entgegnete Paul.
Ich versuchte alles zu erklären, während Timo still neben mir stand. Elli konnte es kaum glauben, dass wir eine Hütte zum schlafen gefunden hatten und war auch froh darüber. Sie wollten schon die Polizei rufen. Nachdem alles geklärt war, holten wir unser Essen heraus und stillten unseren Hunger.
„Ich hatte echt keine Ahnung, was ich tun sollte.“, meinte Elli weiter.
„Die Hütte war echt ein Geschenk.“
Ich räumte langsam ab und wollte schon bald ins Bett. Ich hatte keine Ahnung, was Paul und Timo noch tun wollten aber ich war gleich darauf mit Elli alleine im Zelt. Sie wollte dann noch mit mir reden.
„Wie habt ihr denn die Nacht überstanden?“
„Ganz gut eigentlich. Wir hatten ein gutes Gespräch, es ist alles in Ordnung.“
„Achso, habt ihr denn etwas geklärt?“
Ich wollte so schnell wie möglich gehen, deshalb antwortete ich knapp.
„Sozusagen ja. Aber mach dir keine Sorgen, wir verstehen uns gut.“
„Ok. Dann gehen wir jetzt heim?“
Ich nickte ihr zu und trug meine Tasche nach draußen. Das Zelt war dann schnell abgebaut und auch die Jungs waren nach einiger Zeit fertig. Wir suchten noch einmal alle unsere Sachen zusammen und wollten dann losgehen. Ich war einfach nur glücklich wieder nach Hause zu gehen. Am Eingang gab Timo wieder einige Sachen ab und wir konnten endlich zur Bushaltestelle. Während der Fahrt merkte ich, wie erschöpft ich war. Das alles hatte ich mir dann doch anders vorgestellt. Merkwürdigerweise stand aber eine andere Sache im Vordergrund. Ich schaute zu Timo rüber und lächelte. Dieser Ausflug hat dann doch einiges verändert. Auf dem Weg zum Haus wurde mir dann mulmig. Meine Mutter machte schon die Tür auf und ich wusste einfach nicht, was ich sagen sollte. Sie schaute mich fröhlich an und ich drehte mich zu den anderen um. Ich sah in ihre Gesichter und ich sah, dass sie mir klarmachen wollten, die Wahrheit sagen zu können. Sowas kommt so oder so irgendwann raus. Meine Mutter folgte mir ins Haus und warf mir einen verwunderten Blick zu. Ich packte die Tasche zur Seite und ging ins Wohnzimmer. Nachdem wir uns hinsetzten erzählte ich ihr alles. Sie war natürlich nicht erfreut. Aber sie schaute mich fürsorglich an und umarmte mich.
„Ich weiß, dass das nicht so toll gelaufen ist, aber hauptsache dir geht es gut. Mach dir keine Sorgen, du weißt, dass ich dir vertraue.“
Ich hatte echt eine großartige Mutter. Die anderen standen auch schon im Wohnzimmer und nachdem sie sahen, dass alles in Ordnung war, saßen sie sich zu uns.
„Timo, ich bin froh, dass du ihr zur Seite standest.“
Er schaute verlegen weg. Wir redeten noch ein bisschen und verabschiedeten uns dann. Elli und Paul gingen nach Hause und Timo wurde abgeholt. Ich trank noch etwas.
„Geh lieber nach oben und schlaf dich aus. Das war genug für heute.“
Ich sagte ihr noch gute Nacht und ging dann ins Bett. So viel war geschehen. Ich wusste, dass das noch Thema sein wird, aber ich war dankbar, dass auch gute Sachen passiert sind. Ich wollte unbedingt Timo sehen. So schnell es ging. Es ließ mich einfach nicht in Ruhe, dass es jetzt doch anders war. Ich wollte wissen, wohin das führt.
Irgendwann musste ich eingeschlafen sein. Am nächsten Morgen packte ich gleich meine Sachen aus. Es war schon lange hell und ich schien mich erholt zu haben. Trotzdem saß ich vor meiner Tasche und versuchte irgendetwas damit anzufangen. Die kommenden Tage waren so ungewiss. Eigentlich verlief dann alles wie normal. Doch ich bemerkte oft, dass ich an Timo dachte und ich eine Nachricht von ihm erwartete. Ich vermisste ihn. Mit Elli traf ich mich noch oft und wir gingen gemeinsam raus. Mein Vater erfuhr auch von unserer Aktion und redete lange mit mir am Telefon. Ich wollte die Sache einfach hinter mir haben und an etwas anderes denken. Ich war sehr oft in der Natur. Das hatte irgendetwas Beruhigendes auf mich. Aber dann war wieder dieses angespannte Gefühl. Ich konnte es einfach nicht fassen, dass sich Timo nicht meldete. Ich hatte irgendwie etwas anderes erwartet. Vor allem, nachdem wir das durchgemacht haben. In meinem Zimmer versuchte ich mich lange aufzuhalten, aber dann fühlte ich mich so einsam. Ich besuchte auch Elli’s Familie und genoss ihre Gesellschaft. Doch dann, als sie keine Zeit hatte, ging ich wieder nach draußen und schnappte frische Luft. Ich ging durch Wiesen und versuchte weg von all dem zu kommen, was mich belastete. Ich brauchte einfach jemanden mit dem ich reden konnte. Das alles konnte so leicht sein und dann war es wieder so kompliziert. Ich lief an einigen Grünflächen vorbei und bemerkte lachende Kinder. Mir fehlte trotzdem etwas. Irgendwann schlug ich einen bekannten Weg ein. Der Weg führte zum Wasserfall. Dort wollte ich mich länger aufhalten. Die Umgebung stimmte mich etwas positiver. Ich stand auf der Brücke und blickte hinunter. Das alles sah so friedlich aus. Irgendwie im Kontrast zu meinen Gefühlen. Ich hatte keine Ahnung was ich tun sollte. Vielleicht verstand ich wieder irgendetwas, was in die falsche Richtung führte. Eine Beschäftigung wäre genau das Richtige gewesen. Es sollte wieder so einfach werden. Dann bemerkte ich ein Geräusch und es bekam zuerst keine große Aufmerksamkeit von mir. Erst als ich jemandem neben mir stehen sah, drehte ich mich doch um. Sofort riss ich meine Augen weit auf und konnte nichts sagen. Ich stand einen Moment so da und konnte es nicht begreifen.
„Hey.“
Es kam immer noch nichts aus meinem Mund, stattdessen lächelte ich.
„Du bist ja auch hier.“
Dann fasste ich mich endlich.
„Ja. Irgendwie wollte ich hier her.“
Timo näherte sich mir und schaute sich um.
„Es ist immer noch total schön hier.“
Mit einem Mal war ich so erleichtert. Es war doch nichts komisches passiert, was ihn veranlasst hätte, nicht mehr mit mir zu reden. Dafür gab es auch keinen Grund. Wir verstanden uns doch so.
„Tut mir leid, dass ich mich nicht mehr gemeldet hatte, kam doch einiges dazwischen.“
Ich verzieh ihm sofort. Das alles machte mich einfach zu glücklich. Ich konnte ihn auch verstehen.
„Was hast du denn jetzt noch vor?“
Ich schaute ihn erwartungsvoll an.
„Ich weiß nicht, wenn du willst, würde ich den Nachmittag mit dir verbringen.“
Meine Gefühle schwebten förmlich. In seiner Nähe fühlte ich mich so leicht.
„Klar. Ein wenig Abwechslung wäre nicht schlecht.“
Wir bleiben noch lange dort und redeten über verschiedene Sachen. Irgendwann liefen wir dann weiter und alles war so besonders. Für andere wäre das wahrscheinlich ziemlich gewöhnlich gewesen. Dann kamen wir wieder an der Brücke an. Entweder sahen wir nur die Landschaft an oder kamen auf irgendein Thema, worüber wir lachen mussten. Ich wollte, dass das so bleibt. Ich wollte nicht, dass wir uns wieder eine Weile nicht sahen.
„Du bist ein Mädchen, das sehr viel lachen kann, wenn es will. Das muss ich mir merken, wenn du mal etwas schlecht gelaunt bist, dann pack ich irgendeinen Spruch aus.“
Er wusste echt, wie er mit mir reden sollte.
„Das brauchst du nicht, das geht schon irgendwie von alleine.“
Er lachte. So gefiel er mir am besten, wenn er so drauf war.
„Ok, wenn das so ist.“
Ich merkte, wie ich mich veränderte. So losgelöst, so offen.
„So langsam müssten wir aber gehen.“
Das wollte ich genau nicht hören. Auch wenn es absurd war, aber es waren diese Abschiede, die mir einen Klos versetzten. Aber es gab ja ein Wiedersehen. Ich lief neben ihm her versuchte heiter zu wirken. Dafür war der Tag zu schön. Noch auf der Brücke verabschiedeten wir uns und ich zögerte es so lange wie möglich hinaus. Dann ging er und auch ich setzte mich in Bewegung. Bis nach Hause lief ich ziemlich langsam. Meine Mutter erkundigte sich nach mir und hörte mir aufmerksam zu. Ich erzählte so gerne und ihr schien es aufgefallen zu sein. Die nächsten Tage war ich ähnlich gut gelaunt. Ich unternahm viel und traf mich auch mit Elli. Wir waren in ihrem Zimmer und redeten über irgendwelche Sachen. Dann kam sie auf Timo. Sie wollte wissen, ob er sich meldete. Ich erzählte wieder so erfreulich, dass sie anfing zu grinsen. Ich war so gelassen.
„Hast du schon was für die Abschlussfeier?“
Damit brachte sie mich auf andere Gedanken. Ich hatte mir noch nicht wirklich etwas überlegt und die Feier fand schon diese Woche statt.
„Egal das hat noch Zeit, was machen wir heute?“
„Keine Ahnung, lass uns einen gemütlichen Abend machen.“
Sie breitete die Decken aus und ich machte es mir bequem.
„Du bist so witzig, ist auch alles ok?“
„Ja, ist doch nicht schlecht?“
Sie schaute mich merkwürdig an.
„Nein, ist mir nur so aufgefallen.“
Sie stand auf und suchte etwas. Ich hatte langsam Hunger, wartete aber noch.
„Schau dir das mal an, denkst du der passt mir noch?“
Sie schaute sich einen Bikini an.
„Bestimmt. Wozu brauchst du den?“
Sie packte ihn wieder zur Seite und kam zu mir rüber.
„Ich will demnächst schwimmen gehen. Meine Eltern planen schon voll viele Ausflüge.“
„Schön, aber nicht dass du dann keine Zeit mehr für mich hast.“
Sie lachte.
„Nein, wir haben ja noch einiges vor.“
Ich stand dann auf, obwohl ich noch gerne länger mit ihr geredet hätte.
„Ich geh mal nach Hause, gibt bestimmt schon Essen.“
Sie protestierte. Ich hatte schon die Befürchtung, dass wir zu anhänglich werden.
„Ok, aber melde dich.“
„Mach ich.“
Ich ging aus dem Haus und war rechtzeitig bei mir, da meine Mutter schon das Essen auf den Tisch stellte.
„Erzähl mal, was habt ihr gemacht?“
Ich setzte mich hin und plauderte mit ihr.
„Das übliche.“
„Übrigens, findest du das Wohnzimmer müsste mal abgestaubt werden?“
Ich schaute sie ein wenig mit nicht ernst gemeintem Gesichtsausdruck an.
„Ist das dein ernst, wir reden jetzt über Sauberkeit?“
Sie lachte über meine Antwort und schüttelte den Kopf.
„Nein, hast Recht. Lass uns über etwas anderes reden.“
Wir hatten einen ziemlich unterhaltsamen Abend und ich hielt mich noch lange in meinem Zimmer auf. Ich hatte so viel Energie und ich brauchte diesen Raum, in dem ich mich so verhalten kann wie ich will. Nach all dem, was geschehen war und all diesen guten Gesprächen erst recht. Bevor ich noch auf irgendwelche Einfälle kam, legte ich mich doch schnell schlafen. Dieses unberechenbare war neu für mich, jedoch auch so spannend. Ich freute mich auf die Zeit, die kommen würde und ich wusste, mit wem ich sie verbringen wollte.







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