Ohne Worte

Autor: BravingTheSeas
veröffentlicht am: 23.12.2013


Hey:D
Meine erste Geschichte. Ich hoffe de Thematik interessiert euch etwas :)
Freue mich auf Kritik und sonstige Kommentare :D

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Montag, 9. Dezember 2013

Mein Name ist Lucy Weber.
Ich hatte einen Unfall.
Seit dem spreche ich nicht mehr.
Meine Eltern sind tod.
Ich bin allein.
Warum noch leben?

Ich lege mein Tagebuch auf den Tisch neben meinem Bett. Ich bin allein. Niemand ist da. Tante Kathy ist arbeiten. Mein einzigster Freund, Phil, ist arbeiten. Und was tue ich? Ich liege in meinem Bett wie ein faules Stück und schreibe wie ein kleines verwirrtes pupertierendes Kind in mein Tagebuch und denke darüber nach alles zu beenden. Wie nutzlos ich doch bin.

Ich mache zurzeit mein Abitur. Man müsste meinen in der 12. Klasse eines Gymnasiums mit nötigem Respekt anderer Schüler behandelt zu werden, doch Fehlanzeige. Meine gesamte Klasse spottet über mich, weil ich nichtmehr rede.

Reden war noch nie meine Stärke. Ich war aber auch nie zurückhaltend. Ich war das gesunde Mittelmaß und hatte Freunde. Und wieviele Freunde ich hatte. Jedenfalls, seit ich nichtmehr rede gehen sie mir aus dem Weg, reden schlecht über mich, als hätte ich Jemanden umgebracht und fragen, ob ich zu blöd wäre, etwas zu sagen. Diesen Gesprächen gehe ich aber so gut es geht aus dem Weg. Es interessiert mich schon lange nichtmehr was andere über mich denken.
Der einzigste der geblieben ist, ist Phil. Phil ist mein Cousin und bester Freund. Er ist der Sohn meiner Tante Kathy, die mich nach dem Tod meiner Eltern aufgenommen hat. Er ist sehr durchgedreht, frech, charmant.Würde ich sprechen wär er mein männlicher Doppelgänger.
Er hält immer zu mir. Auch wenn ich nicht spreche, erkennt er an meinen Gesten und Mimiken was ich brauche und denke. Ja auch mit ihm spreche ich nicht.

Es ist so, als wenn ein riesiger fetter Kloß in meinem Hals festhängt und ich alles nur schlimmer mach, wenn ich ihn unterschlucke und einfach Töne von mir gebe. Vor 2 Jahren war ich sogar in einer Band. Wir waren nichts Großes, aber an Schulveranstaltungen wurden wir oft gefragt, ob wir nicht Lust hätten die Leute zu unterhalten. Wir sagten jeden Termin zu, denn was blieb uns schon übrig? Uns kannte ja sonst noch niemand.

Zurück zu meinem Problem. Ich glaube das ich nichtmehr rede, weil mein Gewissen und mein Herz sich darauf geeinigt haben, in Gedenken an meine Eltern, den restlichen Organen Befehle zu erteilen. Zum Beispiel: Magen! Sie hat keine Hunger! Oder: Stimmbänder, sie hat kein Recht darauf zu reden, denn ihre Eltern können dies auch nichtmehr..
Ok, bei diesem Gednaken muss ich wieder heulen. Ich bin Schuld. Mein Psychologe erzählt mir auf Teufel komm raus immer, das ich keine Schuld trage, doch ich weiß es besser. Ich war schließlich dabei!
Ich wische mit meinem Ärmel meine Tränen weg. Eigentlich bin ich keine Heulsuse, aber bei den Eltern darf man schonmal eine Ausnahme machen, oder? Grenzt es an Wahnsinn, wenn ich euch sage, dass ich in den ersten 4 Monaten garnicht geheult hab?

Nach 5 Monaten hab ich dann geheult. Und wie. Ich sag euch, dass ich in dieser Zeit keine Schminke gebraucht habe, weil ich sie sowieso immer runtergeheult hätte. Hat wenigstens ein gutes gehabt! Hab in den weiteren 3 Monaten kein Geld für Schminke ausgeben müssen.

Das Leben ist krank. Ich bin es auch. Ich habe kranke Gedanken. Wenn ich Menschen nicht leiden kann, stell ich mir vor, das diese bei dem Unfall ums Leben gekommen sind, nicht meine Eltern! Übrigens, eine weitere These meines Schweigens wäre die, in der ich schiss habe, dass meine fiesen kranken Gedanken die Außenwelt erreichen. Mein Kopf ist so ein sicherer Schutzschild gegen die Außenwelt. Nicht schlecht. Andere würden mich beneiden. Die ganzen Tratschtanten. Ach wer beneidet mich schon? Das nichtsprechende, in sein Tagebuch schreibende, heulende kleine Kind, dass keine Eltern mehr hat. Niemand oder?

Kommen wir auf den Punkt. Ich kann mich nicht leiden.

Ich lege mich in mein Bett und nehm mein Handy. Ich durchsuche meine Kontakte. Kathy und Phil und meine Eltern. Unsere alte Telefonnummer in unserer super tollen abgebrannten Minivilla.
War das ein Leben. Jeden Tag wurde ich durch den Geruch frischer Pfannenkuchen wach, habe mich fertig gemacht, bin zum Frühstückstisch, wo meine Mam mich immer mit einem leckeren selbstgemachten Kakao begrüßt hat und sich dann lächelnd neben mich gesetzt hat. Mein Vater die Spaßkanone saß jeden Morgen stillschweigend hinter seiner Zeitung und wenn man es wagte, ihn nach der Butter zu fragen, die ca. 30 cm vor ihm stand, vernahm man ein leichtes grummeln. Aber meine Mutter lachte. Und somit dann auch ich. Sie waren Glücklich, also war ich es auch. Ja so WAR das und ist nichtmehr.





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