Der Geheime Zirkel von Black Mount Castle

Autor: Gajiru
veröffentlicht am: 19.12.2013


Prolog

In Strömen lief der Regen den kalte, grauen Asphalt hinab um dann zu den Seiten hin in die Kanalisation zu verschwinden. Schon seit Tagen hatte diese Stadt kein Sonnenlicht mehr gesehen.
Eine Frauenstimme fluchte, ihr Absatz hatte sich in einem Gullideckel verfangen. Wild mit dem Schirm in ihrer rechten Hand fuchtelnd versuchte sie, ihn zu befreien, was ihr schließlich auch gelang. Als wäre nichts gewesen, schob sie ihre Brille zurecht und setzte ihren Weg fort, die Blicke der Passanten ignorierend. Es dauerte nicht lange, bis sie an einen kleines Waldgebiet durchquert hatte, nicht ohne weiter darüber zu spekulieren, warum sie gerade bei diesem Wetter die teuren Schuhe angezogen hatte, und an einem großen Eisentor ankam.
Dahinter lag ein Gebäude, dass aussah, wie eine Lagerhalle. Von den meisten wurde es wahrscheinlich auch dafür gehalten, und das war besser so. Denn nur die wenigsten wussten, was sich wirklich hinter den kühlen Mauern verbarg.
Ms. Lurey kramte nun in ihrer Handtasche, während sie ihren Schirm unter ihren Arm geklemmt hatte, nach der kleinen, blauen Chipkarte. Jedesmal musste sie dieses Ding suchen. Vielleicht sollte sie sich auf anraten ihrer Freundin wirklich mal eine Brieftasche zulegen. Endlich fand sie das Ding und zog es durch den dafür vorgesehen Schlitz, ehe sie einen Schritt zurück trat und beobachtete, wie sich das große Eisentor unter einem warnenden Piepen öffnete. Ohne sich weiter umzusehen, stöckelte sie hinein, während die Tore sich hinter ihr wieder schlossen.
Eine angenehme Wärme schlug ihr entgegen, als sie das steril gehaltene Gebäude betrat und ihren Schirm in der Halterung neben der Tür abstellte. Der dicklichen Empfangsdame am Tresen nickte Ms. Lurey kurz zu und richtete erneut ihre Brille, eine Angewohnheit. Dann betrat sie den Gang, den sie nun schon seit ein paar Monaten regelmäßig entlang ging. Ihr Blick huschte dabei zu den Wänden, die verziert waren mit unzähligen, von Kinderhand geschaffenen Zeichnungen. Endlich erreichte sie die schwer gesicherte Metalltür. Langsam hob sie die Hände, klopfte sie.
Keine Antwort, aber das war sie gewöhnt. Erneut holte sie ihre kleine, blaue Chipkarte hervor und die Tür öffnete sich.
„Luna?“ fragte sie in heller Stimme, als sie den ebenso steril gehaltenen Raum betrat. Ein kleines, schwarzhaariges Mädchen saß auf einem Hocker am Fenster und starrte geradezu melancholisch auf die Straße. Sie schien Ms. Lureys Eintreffen nicht mitbekommen zu haben, weswegen sie sich nocheinmal räusperte. Jetzt endlich drehte das Mädchen sich um, und ihr Gesicht hellte sich auf.
„Tracey!“ stieß sie aus, stand auf und setzte sich an den kleinen Tisch in der Mitte des Raumes. Auch Tracey ging nun auf diesen zu und setzte sich ihr gegenüber, die Tür schloss sich automatisch hinter ihnen. Sie sah einen Moment auf das Mädchen, ehe ihr ein leiser Seufzer entfuhr. Gerade einmal 14 Jahre alt, und schon hier gelandet. Ms. Lurey begann nun, Luna in ein Gespräch zu verwickeln. Über dies und das, ganz nebensächliche, unbedeutende Dinge, aber sie halfen ihr, Vertrauen aufzubauen, und das war ihr Job. Dann jedoch kam sie auf ein ernsteres Thema zu sprechen, was man auch an ihrem veränderten Gesichtsausdruck erkennen konnte.
„Ist.. in letzter Zeit etwas passiert?“ fragte sie und sah das Mädchen forschend an. Sie beide wussten, was Tracey meinte, und Luna sah sie einen Moment an, ehe sie zaghaft den Kopf schüttelte.
„Nein, nichts.“ antwortete sie schließlich, und Ms. Lureys Gesichtsausdruck entspannte sich wieder. Sie wusste es besser. Nun allerdings stand sie auf und griff nach dem Mantel, den sie über den Stuhl gehangen hatte.
„Tja, ich muss wieder gehen. Unsere Zeit ist um.“ erklärte sie Luna. Diese blickte etwas traurig drein, nickte aber.
„Kommst du.. bald wieder?“
„Sehr bald.“
Tracey schenkte ihr noch ein Lächeln, dann verließ sie den Raum. Zum letzten Mal, denn sie hatte einen Entschluss gefasst. Langsam ging sie den Gang zurück, bis zur Empfangsdame. Vielsagend lächelte sie sie an.
„Sagen sie Dr. Rade bescheid. Nummer 254 ist soweit.“






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