Merancyia - Dämonen der Nacht

Autor: BobbySmitty
veröffentlicht am: 06.12.2013


Prolog


Jearinne Walker, so heiße ich und bin 16 Jahre alt, wobei man anmerken muss, dass ich mich viel reifer als die restlichen Mädchen, meiner Jahrgangsstufe, verhalte. Meine beste Freundin sagt, das liegt daran weil ich die Dinge der Welt zu ernst nehme. Mein bester Freund sagt, es läge daran, weil ich das wohl seltsamste Mädchen bin, die ihm je begegnet ist. (Dies bezüglich konnte hatte ich nie Verständnis gegenüber bringen)
„Es ist gewöhnungsbedürftig.“, hatten mir meine Brüder Michael und Mason vor vier Jahren in der Intensivstation gesagt. Ich würde mich an die Situation und an den großen Verlust, den wir erlitten hatten, schon gewöhnen, egal was für Qualen uns bevor stehen würden. Mögen die Qualen größer sein, als erwartet, würden wir trotzdem, die schlimme Zeit die uns unweigerlich bevor stand, zusammen mit Sicherheit durchstehen. Anfangs fand ich den Gedanken, wir würden uns an den Tod unserer Eltern schon gewöhnen, unmöglich.
Dafür waren zu dieser Zeit, meine Gefühle sehr aufgewühlt.
Schmerz. Trauer. Leere. Wut. Hass.
Andere Emotionen blieben aus. Gute Emotionen. Ich verspürte keine Freude.
Nein, da war der Unfall noch zu frisch, um mich wieder den alltäglichen Dingen zu widmen. Selbst wenn ich es getan hätte, hätte ich niemals ganz bei der Sache sein können, meine Konzentration geschwächt und unfähig sich voll und ganz auf andere Dinge zu fixieren.
Von Anfang wussten alle, meine Tanten, Onkel, Cousins und Cousinen aus Irland, dass ich diejenige sein würde, die jede Stütze von ihren Eltern ergreifen würde. So war es auch – als ob es anders zu erwarten gewesen wäre.
Deshalb traf mich der Tod meiner Eltern ziemlich tief.
Doch ich war nicht nur schrecklich traurig und verletzt, sondern etliche Schuldgefühle plagten mich. Denn ich gab mir die Schuld.
Die Schuld, dass das Blut meiner Eltern an meinen Händen klebt.
Dass sie bloß wegen mir, ihr freudiges Leben verlassen mussten.
Es lag an einem Autounfall.
Der gewöhnliche Tod. Nur mich hatte es bei dieser Fahrt, unglücklicher Weise nicht getroffen, ich kam mit einer schlimmen Narbe heil davon.
Hiermit möchte ich nicht behaupten, dass mein jetziges Leben trostlos ist, eher unvollständig. Ich gebe es ja zu, dass ich auf meine Eltern angewiesen war.
Sie waren meine Vertrauenspersonen, die Menschen, die ich je bedingungslos geliebt habe. Mason und Michael liebe ich mit vollstem Vertrauen, aber da ist immer wieder die Angst, dass ich eines Morgens aufwache, und beide wegen dem Druck, weil sie schon so eine große Verantwortung tragen müssen, weg sind.
Beiden habe ich natürlich von meinen Gedankengängen nichts verraten, aber ich glaube, sie haben das schon längst durchschaut. Mason und Michael sind die tollsten, aufrichtigsten, vertrauenswürdigsten und liebevollsten Brüder den es in der Menschheit gegeben hat. Das ist nicht nur daher gesagt, sondern entspricht voll und ganz der Wahrheit. Mir ist auch bewusst, dass beiden nicht klar ist, wie sehr ich sie zu schätzen weiß, ich versuche ihnen jeden Tag weiß zu machen, dass ich es Wert schätze, doch dafür gab ich mir anscheinend nicht genügend Mühe, weil Mason und Michael es immer noch nicht lassen können, mir jeden Tag eine schönen Moment zu bescheren.
Mit ihren selbstbewussten Mienen versuchen sie auch mir Halt zu geben, uns zusammen durch das Leben zu tragen, doch sie und ich wissen ganz genau, dass sie das bloß machen, um ihren eigenen Schmerz über den Tod unserer Eltern zu vertuschen.
Ich beneide meine Brüder um diese Stärke. Mason und Michael hatten Tränen vergossen, als sie mich im Krankenhaus gesehen hatten, doch ich brachte es nicht übers Herz. So kam ich mir vor, ich hätte meine Eltern für immer verloren, aber im Himmel würden wir uns doch wieder sehen, nicht wahr?
Meine besten Freunde sind Marilyn Connor und Phillip Roys. Sie kenne ich schon seit ich angefangen habe zu laufen, was ich jetzt schon zwar nicht ganz gut hinbekomme, daher ich bei jeder dar bietenden Gelegenheit stürze.
Doch Mary und Phil waren immer dar, um mir aufzuhelfen. Ihnen habe ich es zu verdanken, dass ich nicht zu einer vollständigen Hülle geworden bin, auch wenn mir das in den meisten Momenten, wenn ich meine Gedanken ordnete, ziemlich schmackhaft vorkam.
Marilyn, Phillip und ich harmonieren perfekt zu dritt, kommt davon wenn man einander wie den eigenen Namen kennt. Obwohl unser Status in der Schule unterschiedlicher nicht sein konnte. Marilyn, ein wunderschönes Mädchen, dass von vielen Jungen heimlich angehimmelt wird und viele der Mädchen wollen so sein wie sie, jedoch blieb Marilyn stets die, die sie auch war, sowie Phil und ich sie kannten. Außerdem bekam Mary von all diesen Blicken, die man ihr in jeden der Wochentage warf, nichts mit. Niemals war ich eifersüchtig auf sie gewesen, oder war gar auf etwas der Dinge die sie gut konnte neidisch, sondern konnte mit Stolz sagen, dass dieses Mädchen meine beste Freundin war.
Phillip, Schulsprecher, Einser-Schüler, Engelsjunge und einer der begehrtesten Jungs der Schule. Doch dieser Ruhm hatte ihm nie etwas ausgemacht. In der Schule konnte jeder Phillip leiden, er verstand sich mit jedem Schüler gut. Die Lehrer mochten ihn, was hätte man von seinem besonderen Verhalten auch anders denken können. Bloß konnte keiner wissen wie es bei ihm Zuhause alles vorging. Seine Mutter verließ ihn, als sie ihn an der Schule absetzte und ihn danach nicht wieder abholte. Marilyn und ich hatten über zwei Stunden mit ihm auf sie gewartet, doch keine einziger schwarzer Mercedes kam angefahren. Ich hatte vorher Michael schon Bescheid gegeben, dass es mit dem nach Hause kommen, etwas länger dauern würde und er sich keine Sorgen machen brauchte. Schließlich verabschiedete sich auch der Hausmeister von uns, ohne jedoch die Miene von Phillip zu sehen. Leer, traurig und Enttäuschung, mehrere negative Emotionen spiegelten sich in diesem Moment in seinen Augen. Da waren wir grade 7 Jahre alt gewesen, doch Phillip erwies sich schon immer ziemlich reif für sein Alter. Marilyn und ich schienen kurz vor dem Weinen zu sein, weil es für sie und für mich genauso schlimm mit anzusehen war, wie niedergeschlagen Phil drein sah. Ich war auf Phillip zu geschritten und hatte mich bei ihm eingehakt und ihm ständig über die Wange gestrichen, konnte damit den leeren Blick aus seinen Augen fort wischen. Marilyn hatte ihr Kopf auf seine Schulter gebetet und zusammen hatten wir dann nicht mehr auf seine Mutter oder auf seinen Vater gewartet sonder, auf Phillip.
Als er dann seine Arme um uns schlang brachte er ein unechtes, müdes Lächeln zustande.
Mit seinen Fingern strich er mir und Marilyn über die Wangen, wie ich es auch tat. Diese Methode hatte er bei uns immer angewendet, wenn Marilyn oder ich mal durch den Wind waren.
„Ich wusste, dass sie traurig ist.“, hatte mein bester Freund geflüstert und war mit uns in den Armen den Weg nach Hause zugeschritten. In diesem Moment wurde mir so einiges klar. Sondern dass Phil wusste, dass seine Mutter ihn und seinen Vater verlassen wollte. Großer Respekt zu ihm hatte mich übermahnt, denn so stark und tapfer wie er gewesen war, dass er das Verschwinden seiner Mutter wie ein reifer Junge auf sich genommen hatte, bewies wie besonders Phillip war.
Sein Vater war sehr höflich und ein guter Mensch, was sich in den meisten Situation bewiesen ließ. An diesem Tag, als seine Mutter mit jemand anderen verschwand, wusste Mr Roys, dass Phillip Zeit brauchen würde, und dass er lieber nach Hause laufen würde, weil Phillip so am besten in Ruhe nachdenken konnte und alleine trauern würde. Phil jedoch hatte an diesem Tag Marilyn und mich nicht gehen lassen wollen, doch das wäre gar nicht nötig gewesen, denn Mary und ich wollten in diesem Moment nirgendwo anders als bei unserem besten Freund sein. Wir vergaßen natürlich nicht zuerst unseren Eltern Bescheid zu geben. Als wir bei ihm Zuhause ankamen saß sein Vater vor dem Kamin, doch als er uns hörte drehte er sich um und stand auf. Er hatte uns ein schlaffes Lächeln geschenkt, somit wussten wir drei auch, dass er Marilyn und mich in jeglicher Weise erwartet hatte. Dann schenkte er Phillip seine volle Aufmerksamkeit und ich hatte in diesem Moment die ungeweinten Tränen in seinen Augen gesehen.
„Papa?“, hatte Phil geflüstert und sich in die ausgestrecktem Arme seines Vaters geworfen. Vater und Sohn brachen beide in Tränen aus, sowie Mary und ich auch.
Wir wussten beide, dass dies ein Anblick war, der uns beiden in keinerlei Weise galt, also warteten wir in Phils Zimmer auf ihn. Anschließend hatten wir uns zu dritt ins Bett gelegt. Ich lag zwischen ihnen während sie sich an mich kuschelten und ich an sie. Worte waren in diesem Moment überflüssig, weil wir uns auch so verstanden. Als Phillip endlich soweit war, über seine Gefühle und Gedanken, die er bevor seine Mutter verschwand gehegt hatte, zu erzählen, saßen wir zu dritt an unserem berüchtigten Platz an den Klippen. Ab diesem Zeitpunkt, gab es uns nur im Dreier-Pack. Die beiden hielten immer zu mir, ich zu ihnen und sie sich gegenseitig.
Die Schüler der Great Forest Highschool verabscheuten mich. Dafür gab es keinen triftigen Grund, aber anscheinend genügte es ihnen, im Glauben zu sein, dass ‚Die heiligen Städte’, der Ort wo die ganzen Preise der Schüler und der Schule aufbewahrt wurden, von mir niedergebrannt wurde. Das ist absurd. Nur weil ich die letzte war die sich in diesem Raum befand, hieß das noch lange nicht, dass man diesen Unfall in meine Schuhe schieben musste.
Mein Leben lief in diesem Abschnitt meines Lebens einfach nur scheiße. Entschuldigt meine Wortwahl.
Doch ein anderes Adjektiv wäre nicht voll und ganz treffend.
Dann am Anfang des neuen Schuljahres wechselten sechs neu Jungs auf unsere Schule. Von denen die meisten Mädchen in eine Art Trance fielen.
Musste daran liegen, dass alle von diesen Jungs ziemlich atemberaubend aussahen.
Sie schienen sich von allen Jugendlichen, die mir bisher begegnet waren, vollkommen zu unterscheiden. Doch dies war nicht das Einzige, was mich misstrauisch werden ließ sondern ihr Verhalten, als hüteten sie ein Geheimnis.
Mit Sicherheit hatte ich vor dies nicht zu erfahren, doch Phillip und Marilyn nahmen mir diese Entscheidung ab. Dann passierten diese ganzen Geschehnisse wie auf Trapp.
Mein ganzes Leben, das sowieso genug Chaos hatte, stellte sich endgültig auf den Kopf. Jedoch ist es wichtig zu wissen, was sich an meinem Leben so verändert hat, besser gesagt, hat mein Leben sich komplett gewendet.
Gerade jetzt, da lebe ich ein neues Leben.
„Es ist gewöhnungsbedürftig.“, hatte Anthony gesagt.






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