New story - Teil 16

Autor: blue-haze
veröffentlicht am: 23.08.2013


Wow, ich hatte schon angst, ich muss euch mit dem letzten Teil 10 Tage warten lassen. Aber ich habe es geschafft. Ab jetzt kann ich 2 abgeschlossene Geschichten hier vermerken :) Viel Spaß euch mit dem letzten Teil und sagt mir, wie ihr das Werk fandet :)

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Kapitel 16

Will

Es hat gedauert. Wochenlang habe ich diese Geschichte verarbeitet. Sie immer wieder in meinem Inneren wiederholt. Ein beendetes Kapitel noch einmal aufgeschlagen. Sie wie Puzzelteile zusammengesetzt. Nach und nach habe ich begriffen, was jeder Part zu bedeuten hatte. Chris, der sich lange Zeit selbst die Schuld für etwas gegeben hat, was nicht seine Schuld war. Sam, der sich aus Einsamkeit und Angst in einen Fehler nach dem anderen verrannt hat. William... der mich nicht verlassen wollte, sondern lediglich dem Ruf gefolgt ist, den wir letzten Endes alle hören, nur selten erkennen.

„Was ist das für ein Ruf? Ich habe das Gefühl, mein Herz zerspringt, weil es dieser Stimme folgen will, aber weil mein Körper nicht weiß wo hin er gehen soll, rennt es gegen eine Wand.“ Michel, der mich seit einigen Tagen besucht, seit ich wieder zu Hause bin, stellt mir eine Gegenfrage. „Was glaubst du denn, was das für eine Stimme sein könnte?“
„Würde ich fragen, wenn ich es wüsste?“
„Ich glaube du weißt es. Dieselbe Stimme die dich Ruft gibt dir die Antwort. Aber du fürchtest die Antwort, darum willst du sie nicht hören.“
Dieser Kerl hat die lästige Angewohnheit zu verschwinden, nach dem er mir noch mehr Verwirrung hinterlassen hat, als ohnehin schon.
Allein mit meinen Gedanken sehe ich aus dem Fenster.
Zzzt, Zzzt. Dieses widerliche Geräusch eines vibrierenden Handys! „Schneeballschlacht im Park. Jetzt. Chris“, steht in der SMS.
„Soll ich fliegen?“ Tippe ich zurück. Erstaunlich, wie schnell wir in den letzten Wochen zu einem neuen Niveau in unserer Beziehung gekommen sind. Ich weiß genau, dass er jetzt mit dem Auto vor der Türe anhält und auf mich wartet. Dieser Nachrichtenwechsel ist einfach etwas, dass uns beide dazu bringt uns grinsend zu begegnen, wenn ich gerade die Tür öffne und lese: „Ja, aber komm den Flugzeugen nicht in die Quere.“
Ich steige ins Auto und fröstele. „Brrr, ist das Kalt da draußen.“
Er grinst mich an. „Tut mir leid, meine Schuld.“
„Warum?“
Lachend fährt er los. „Na ich hab ihn um Schnee gebeten.“
„Lass das mal in Zukunft sein.“
„Aber ohne Schnee ist der Winter nur halb so lustig.“
„Hör auf mich mit diesem Dackel-Blick anzusehen und konzentriere dich auf die Straße!“

Ich liege auf der Schneebedeckten Wiese im Park. Es ist wie ein Traum. Nach einer Schneeballschlacht mit den anderen, konnte ich nicht aufhören zu lachen. Wie ich mich so auf dem Boden vor Lachen wälze, stimmen die anderen mit ein und irgendwann liegen wie alle im kalten Schnee. Wann habe ich mich das letzte Mal so gefühlt? Es ist wie mit Alice im Wunderland. Ich frage mich nicht, wieso es auf einmal so schön ist, nachdem es so schrecklich war. Ich denke nur darüber nach, wie ich mit dieser Situation umgehe, weil diese Situation hier ist.
Die letzten Wochen habe ich gelernt, dass ich sehr wohl mit einem Gymnastikband umgehen kann. Nachdem ich der Lehrerin die Idee meiner Choreographie unterbreitet habe (ich habe Rock-Musik und Kampfsport integriert), hat sie mir sogar ein passendes, schwarzes Band besorgt. Ich habe gelernt, dass die Dinge nur so schlecht sind, wie ich sie mache.
Und ich habe gelernt, dass ich nicht alleine bin.
Ich habe Menschen kennengelernt, denen ich nicht nur als Nebenexistenz erscheine. Menschen, denen ich wichtig bin.
Der graue Winterhimmel wirkt so nahe und die Luft duftet erwartungsvoll. Langsam haben sich alle beruhigt und genießen die stille Atmosphäre.

Und dann ist sie wieder da. Diese klanglose Stimme. Diese wunderschöne Stimme. Sie ruft mich und mein Herz will wieder zu ihr rennen, ohne dass ich weiß wo hin. Wer bist du?
Langsam segeln die ersten Schneeflocken vom Himmel auf uns herab. Eine landet auf meiner Nase und ich schließe die Augen. Wie ein Blitz durchfährt mich die Antwort.
„Jesus!“
Erst als ich aufrecht im Schnee sitze, wird mir bewusst, dass aller Augen erschrocken auf mich gerichtet sind, und mein Ruf sie aus ihren Gedanken gerissen hat.
Peinlich berührt denke ich darüber nach, wie ich das erklären soll, als ein vertrautes, warmes Lachen direkt neben mir aufblüht. Als er sich aufgerichtet hat, legt er mir seine Hand auf den Kopf und flüstert mir mit seinem warmen Atem an mein Ohr: „Wusste ich doch, dass du von alleine drauf kommst.“
Ich werde grummelig. „Du hast Michel gesagt, er soll es mir nicht verraten, nicht wahr?“
Seine vor Kälte geröteten Wangen, geben seinem Grinsen einen noch frecheren Ausdruck, doch anstatt zu antworten, gibt er mir nur einen Kuss auf meine Stirn. „Erwischt.“


Zu leben ist für viele Menschen ein Fluch.
Sie fragen sich: warum?
Warum bin ich hier, wenn ich nur leide?
Zu leben jedoch, ist kein Fluch.
Es ist eine Kunst,
die nur eine Handvoll Menschen
wirklich versteht.

Langsam fange ich übrigens an Geschichten zu mögen. Ich lese sie noch immer nicht gerne, dafür lasse ich mir von Chris vorlesen.

Ich gehörte zu den Menschen, die ihr Leben als einen Fluch angesehen haben. Bis ich auf jemanden traf, der gelernt hatte zu leben.

Gut, mit dem realen Leben sind Geschichten aus meiner Sicht noch immer nicht zu vergleichen. Im Gegensatz zu einem Buch, das mit der letzten Seite zu ende ist, ist es mit dem Leben so: Sobald ein Teil abgeschlossen ist, folgt der nächste schon auf der nächsten Seite.
Aber das ist gut so.
Sie beginnt gar nicht so schlecht...
meine neue Geschichte.

New Story
Ende






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