New story - Teil 12

Autor: blue-haze
veröffentlicht am: 23.08.2013


So, jetzt kommt gleich ein ganzer Schwung. War heute in schreib Laune. Vielleicht wird die Story doch noch fertig, bevor ich Samstag für 10 Tage erst mal weg vom Fenster bin.
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Kapitel 12

Chris

Die Kälte der Nacht umhüllt mich und ich falle in meine Erinnerung. Zwei Jahre ist es nun auf den Tag genau her.

„Rachel! Geh dort weg!“ Es war ein brutaler Kampf, wie ich ihn lange nicht erlebt hatte. Dunkel, verregnet. Einzelne Taschenlampen, die zuvor platziert worden waren und Gewitterblitze erleuchteten die Nacht. Zwei tage zuvor war unser Anführer von der gegnerischen Gruppe hinterrücks ermordet worden. Nun wollten wir Rache. „Rachel! Ich sagte dir, du sollst verdammt noch mal dort weggehen!“ Meine Stimme dringt nicht durch die Schreie durch. Das Mädchen – die Schwester unseres verstorbenen Anführers – stand wie aus dem Nichts am Rand und betrachtete mit leerem Blick das Geschehen. Ich kämpfte mich zu ihr durch, als ein Junge mit einem Messer auf Rachel zu kam. Alles was dann geschah ist für mich, als sähe ich nur von Außen zu. Mit einem Baseballschläger, den ich auf dem Boden fand, wollte ich den Angreifer nieder schlagen, bevor er Rachel erreichte. Gleichzeitig, stand plötzlich vor ihr jemand, der nicht zu uns gehörte. „Will, weg da!“, hörte ich noch den Jungen brüllen, bevor er den Schäger auf den Rücken bekam und mit einem kräftigen Ruck nach vorne Katapultiert wurde. Das Messer landete im Brustkorb dessen, der Will hieß. Fluchend zerrte ich den Dolch aus seinem Brustkorb und versuchte die Blutung zu stillen. Verdammt. „Chris...?“ „Rachel, verdammt, hau hier ab!“, brüllte ich, noch während ich versuchte etwas zu tun, damit der Typ vor mir nicht starb. Rachel rannte und im Hintergrund hörte ich ein Durcheinander. „Will!“ Rief eine Stimme aus der Ferne. Der Fremde sah mich an und lächelte gequält. Blut rann ihm aus dem Mundwinkel und unter dem Blitzlicht, erkannte ich kurz sein ganzes Gesicht. Etwas weißes lag auf dem Boden. Es war ihm wohl aus der Tasche gerutscht. Wie in Trance nahm ich es an mich und ließ es nicht los. Seine stahlblauen Augen, die kein Licht brauchten um sie zu erkennen, hielten meinen Blick fest, als er flüsterte: „...es muss ...nicht so...sein...“ Ein weiterer Blitz, erhellte die Nacht. Nun waren Wills Augen geschlossen und ein Donnerknall verkündete, dass es zu spät für Hilfe war.
Dann wurde es Still und jemand rannte auf mich zu. Reflexartig, wich ich einer Metallstange aus und ergriff die Flucht.

Schritte nähern sich mir. So zaghaft, dass ich nicht aufzusehen wage. Ich erkenne die Schuhe, die vor mir zum Stehen kommen. „Chris... dein... dein Bruder sucht dich“, höre ich sie ganz offensichtlich sagen, weil sie wohl nicht weiß, was sie sonst sagen soll.
„Es muss nicht so sein.“
„Was?“
„Das waren seine letzten Worte.“ Der Schock, den ich in ihren Augen sehe, als ich schließlich doch noch meinen Kopf hebe, lässt mich wünschen ich hätte nicht aufgesehen. „Wills letzte Worte waren: Es muss nicht so sein.“
„Du... du warst es?“ Ihre Stimme klingt erstickt und Tränen sammeln sich in ihren Augen. „Du hast ihn...“
Ich sehe auf den Boden. Wie hätte ich ahnen können, dass ausgerechnet ein Mädchen mit dem selben Spitznamen auch noch seine Freundin war? Warum tust du mir das an, Gott? Ein kräftiger hieb auf meinen Brustkorb raubt mir die Luft. „Du hast ihn umgebracht!“ Ein weiterer folgt. Willows Fassungslosigkeit hat sich in Wut gewandelt. „Du hast ihn umgebracht!“ Sie wiederholt sich, während sie weiter auf mich einschlägt. Unfähig zu einer Reaktion, lasse ich sie machen, bis ihre Wut wieder in Trauer umschlägt und sie sich kraftlos an mich klammert. „Wieso?“ Irgendwo in sich scheint sie weiter schlagen zu wollen, zerrt an meinem Shirt und ballt ihre Fäuste, doch sie weiß nicht weiter. Langsam hebe ich meine Hand und lege sie auf ihren Kopf. „Ich wünschte ich könnte es ungeschehen machen“, flüstere ich.
Nun scheint sie zu sich zu kommen. „Das kannst du nicht.“ Mit einem groben Ruck, stößt sie mich von sich und geht. „Willow...“
Sie reagiert nicht. Ich gehe ihr nicht nach. Was hätte ich schon zu sagen?

Will
Weil ich nicht weiß, wohin sonst, fliehe ich mich zu Sam. Aus irgend einem Grund, schicke ich dennoch eine SMS an Jason mit der Adresse, wo sich Chris befindet.
So lange habe ich darauf gewartet Williams Mörder gegenüber zu treten und nun, da es soweit war, konnte ich keine Rache nehmen. Ist es nicht egal, dass ich ihn mal mochte? Nun, da ich weiß, dass er mir William genommen hat, sollte ich ihn doch problemlos zur Hölle schicken können. Oder etwa nicht?
Meine Tränen laufen in Strömen über meine Wangen. Es hört nicht auf. Der Schmerz verschwindet nicht, egal wie fest Sam mich hält. Egal wie gut er mir zuredet und versucht zu verstehen, was mit mir passiert ist. Ich bringe keine zwei Sätze über meine Lippen, ohne wieder in Tränen auszubrechen. Schließlich beschließe ich nur noch zu weinen und es gar nicht erst eine weitere Erklärung zu versuchen.

Tief in der Nacht erwache ich. Ein Donnerknall schreckt mich aus dem Schlaf. Ich richte mich auf und werde das Gefühl nicht los, dass etwas nicht stimmt. Ich bin in Williams Zimmer. Eben noch war ich neben ihm eingeschlafen und nun ist er bei einem dieser Kämpfe, die ich so abgrundtief hasse. Ich kann sie ihm einfach nicht ausreden. Nur kurz auf den Donner folgend, klingelt mein Handy. „Will! Will...er stirbt.“ Sam braucht mir nichts weiter zu erklären. Ich weiß wohin ich muss und was...wer gemeint ist. Nicht weit von Wills Haus, ist dieser Parkplatz. Ich renne. Als ich ankomme, liegt William leblos auf dem Boden. Einige letzte Atemzüge entweichen ihm. „Sam! Ruf einen Krankenwagen! Will...William... wach auf... ich bin hier...“ ich nehme sein Gesicht in meine Hände und lege meine Stirn auf seine. „Wach auf...bitte...Sam...“ Meine Stimme ist schwach „Warum tust du nichts?“ Ich höre mich kaum selbst. Ich fühle seinen Atem nicht mehr. Sein Körper ist kalt. „Will!“ Mein Schrei zerreißt die Stille und jagt mich aus dem Schlaf.
Kerzengrade sitze ich in einem Bett. In Sams Bett. Erst jetzt erinnere ich mich warum. Ich sehe aus dem Fenster und sehe den kalten Mond, der mir sagt, dass es noch Nacht ist und dass es in meinem Leben vermutlich nie wieder hell wird.





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