Flügelschlag - Teil 12

Autor: melisaliebtbücher
veröffentlicht am: 12.04.2013


Hallo, da ist endlich der nächste Teil. Tut mir leid, dass er diesmal so kurz ist :( War mit der Schule beschäftigt und wollt euch einfach nicht länger zappeln lassen.


Um mich zu vergewissern, dass es nicht doch schon so spät war, trat ich an meine lange weiße Kommode.
Stimmt, 17 Uhr. Beim Weggehen stieß ich versehentlich an die Kommode, dadurch fiel ein Bild auf die Vorderseite. Ich hob es hoch und betrachtete es. Daran konnte ich mich noch sehr gut erinnern. Mason schoss es, nachdem wir im Grand Canyon angekommen waren. Im Hintergrund waren etliche Felsen zu sehen. Menschenleer, wie es da aussah. Doch im Vordergrund standen meine Eltern und ich. Mein Dad auf der rechten Seite und meine Mom auf der linken. Mit beiden Armen umschlang ich ihre Schultern. Ich weiß noch als sie sich deswegen etwas kleiner gemacht hatten, indem sie leicht in die Knie gingen. Da hatte Mason auch Probleme gehabt um ein gutes Foto zu schießen, daher er vom Gelächter, die Kamera nicht einmal aufrecht halten konnte.
Ein breites Lächeln befand sich auf meinem Gesicht, wie das auf meinen Eltern.
Jedes Mal wenn mein Vater lächelte oder lachte, hatten sich immer Lachfältchen an seinen Augen gebildet. Seine Augen funkelten wie immer, wodurch seine dunkelblauen Augen noch mehr auffielen. Mason ähnelte unserem Vater. Seine Augen waren genau die unseren Papas, die Haare genauso hellbraun. In guten und in schlechten Tagen, stets der beste Vater. Oft hatte ich rum gealbert, nur damit er lachte. Ich liebte sein Lachen, dass immer heiter und fröhlich klang, womit er mich immer angesteckt hatte.
Meine Mom lächelte auch, wie mein Vater waren auch bei ihr Zähne zu sehen.
So eine schöne Frau, dachte ich mir. Immer lebendig und verrückt.
Es war in den Ferien, als wir nach New Hampshire, zum Urlaub machen, fuhren. In unser Ferienhaus, das sich in dem Waldgebiet dort befand. Nach unserer Ankunft, war meine Mutter schnell ins Haus geeilt, und hatte mitten im Flur rum getänzelt. Wie sehr sie dieses Haus vermisst hatte, rief sie andauernd, während sie sich im Kreis drehte. Sie benahm sich schon immer etwas wie ein Kind, doch das liebte ich so sehr an ihr. Sie humpelte durch das ganze Haus, um sich umzusehen. Währenddessen trugen mein Dad und ich die Koffer rein. Da stupste mich mein Vater mit den Ellenbogen in die Seite. Er grinste.
Ganz genau, weiß ich noch was er mir da gesagt hatte.
„Schon eine wundervolle, atemberaubende Frau, oder?“, dabei leuchteten seine Augen hell auf.
„Ja, und verrückt.“, hatte ich ihn korrigiert.
„So kennen wir sie ja auch. Sonst wäre sie nicht Jessica Walker.“, hatte er mir lachend zu geflüstert.
Der Name meiner Mutter war Jessica, deswegen gaben sie mir den Namen Jearinne.
Der Wunsch meiner Eltern war, einen Sohn und eine Tochter auf zu ziehen. Zusammen hatten sie beschlossen den Sohn einen Namen zu geben, der den meines Vaters ähnelte, und der von der Mutter, der Tochter. Mein Vater hieß Mainhart. Ziemlich lustiger Name, jedoch konnte man ihm keinen anderen Namen geben. Der Name war so lustig und lebhaft wie mein Dad. Deswegen gaben sie meinem Bruder den Namen Mason. Doch nicht nur die Namen ähnelten sich, auch das Aussehen.
Mason sagt mir immer ich wäre das Ebenbild meiner Mutter, als sie so alt war wie ich.
Ihre Augen funkelten in einem strahlenden grün, eher heller als meine. Ich glich wirklich meiner Mutter. Meine glatten Haare, die dichten schwarzen Wimpern, die vollen, rosigen Lippen, das alles erbte ich von ihr.
Meine Mutter war eine schöne Frau gewesen. Doch ich fühlte mich unwohl. Mir gefiel mein Gesicht nicht, das alles so schön, und perfekt war, mochte ich überhaupt nicht.
„Du bist so schön.“, sagte Marilyn immer, was mich sauer und erröten ließ. Ich wollte doch gar nicht schön sein, einfach normal. Aber meine Augen würde ich niemals gegen andere umtauschen. Sie waren das einzige was ich an mir mochte. Meine waren etwas dunkler als die meiner Mutter.
Deswegen waren sie mehr smaragdgrün. Jedoch war dies nicht der einzige Grund warum ich meine Augen am liebsten mochte und liebte. Sie waren das einzige was mich immer wieder zu an meine Mutter erinnern ließ. Es war ja nicht so, dass ich nie an sie dachte. Ganz im Gegenteil. Jeden Tag, jede Stunde jede Minute in meinem Leben, widmete ich jeglichen Gedanken an meine Eltern, doch meine Augen waren was anderes. Wenn ich vorm Spiegel trat und mich selbst ansah, sah ich darin meine Mutter. Wieso das so war wusste ich nicht. Aber so fühlte es sich zumindest an. So als wäre sie immer noch bei mir.
Ich fasste mir an den Hals und schluchzte auf. Die Kette die mir mein Vater zu meinem Geburtstag geschenkt hatte, der letzte den er je wieder sehen würde, war weg. Verdammt!
Wieso ist mir das nicht aufgefallen. Verdammt, verdammt, verdammt!
Wo war sie bloß?! Nicht das auch noch. Jetzt war es das Ende mit meinen Nerven.
Ich bemerkte die Wassertröpfchen auf dem Bild. Wischte sie mir aus den Augen.
Mit meiner Hand strich ich die Tropfen weg.
Mechanisch legte meine Hand es zurück auf den Tisch.
Niemals würde ich meinen Vater wieder so lachen hören. Ich würde nie wieder sein Lächeln leibhaftig sehen. Meine Mutter würde nicht mehr wie verrückt tanzen vor Augen haben.
Niemals konnte ich sie wieder umarmen und mit ihnen reden. Geschweige den, ihre Stimmen hören.
Sie würden mir nie wieder „ Ich liebe dich“, sagen. Wussten sie, dass ich nur mit ihnen glücklich sein konnte, und ich mich nur vollständig fühlte wenn sie bei mir waren?
Wussten sie, dass ich sie mehr liebe als alles auf der Welt?
Ich vermisste sie. Sie fehlten mir, in diesem Moment mehr, als je. Mein Herz sehnte sich nur nach ihnen. Ihren Umarmungen, ihre Stimmen, die mich immer beruhigten wenn ich schlecht geträumt hatte.
Alles überrumpelte mich. Noch nie hatte ich mich so sehr nach jemandem gesehnt. Noch nie sehnte ich mich so sehr nach meinen Eltern. Ich brauchte, wollte ihre Nähe, ihre Stimmen hören. Die vertrauten Arme die mich immer umarmt hatten. Ihre Arme, ihr Geruch, ihre Liebe.
Ich schluchzte auf. Was es umso schlimmer machte. Unzählige Tränen liefen meine Wangen herunter.
Es waren nicht nur Tränen. Ich weinte, so richtig. Immer wieder keuchte ich.
Meine Knie gaben nach, ich sackte in mich zusammen. Es überraschte mich so sehr, wie schnell ich Sehnsucht nach ihnen bekommen hatte. So geweint hatte ich seit Jahren nicht mehr. Nicht mal als sie starben. In dem Moment, wo der Arzt mit einem Traurigen Blick in mein Zimmer kam, wusste ich schon, sie hatten es nicht überlebt.
Mein Körper hatte sich so kaputt und schwer angefühlt. Ich konnte mich weder regen noch sprechen.
Ich liebte meine Eltern über alles. Das tue ich auch jetzt noch.
Jetzt heulte ich auch noch, alle Mauern die ich um mich gebaut hatte, fielen in sich zusammen.
„Hey, Jeara?!“, ich spähte zur Seite. Jedoch sah ich wegen meinen Augen nur verschwommen.
Marilyn rannte auf mich zu, kniete sich runter und umarmte mich.
Mir war klar, sie tat das nur um mich zu trösten, doch das half mir nicht. Sie redete mir was ein, das bei mir nur als Rauschen ankam. Ich hörte sie, doch ihre Worte verstand ich nicht. Minuten verstrichen, in der wir uns einfach umarmten.
Die letzten Tränen versiegelten endlich.
Warum ich ausgerechnet jetzt weinte, wollte mir einfach nicht ins Bewusstsein kommen.
Marilyn schob mich um eine Armeslänge von sich, um mir in die Augen zu sehen.
„Wie fühlst du dich jetzt?“, sie schaute mich besorgt an. Erst jetzt fiel mir auf, dass ihre Augen gläsern waren. Auf ihrer Wange waren von ihren Tränen Abdrücke zu erkennen.
„Befreit.“, nuschelte ich und richtete mich auf.






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