Kayla - Teil 5

Autor: MusicJunkie91
veröffentlicht am: 28.05.2013


Endlich geht es mal weiter! Viel Spaß :)))

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„Du…“
„Kayla, das wollte ich nicht sagen. Es tut mir so leid.“
„Was?“
„Na, dass…“
„Aber dafür kannst du doch nichts! Man kann nichts für seine Gefühle! Ich bin nur gerade echt geschockt…“
„Ich verstehe, wenn du jetzt nicht mehr mit mir rumhängen willst.“
„Doch, Kade. Aber ich brauch erst mal einen Moment.“
Sie lehnte sich zurück und starrte in die Sonne, bis sie Punkte vor den Augen hatte. Erst dann sah sie ihn wieder an.
„Warum?“
„Das habe ich dir doch erklärt. Und dabei bleibt es auch.“
„Woher weißt du so viel über alle?“
Kade wurde rot
„Ich weiß doch gar nicht viel.“
„Doch. Du weißt alles!“
„Na ja, kann halt Menschen gut einschätzen...“
„Okay, anscheinend möchtest du nicht darüber sprechen“, flüsterte sie und stand dann auf. „Lass uns zurück gehen. Es wird langsam dunkel.“
„Schade. Aber wenn du magst.“
Er lächelte verunsichert, erhob sich auch und gemeinsam joggten sie los. Erst als sie vor Kaylas Haustür standen, sahen sie sich wieder an.
„Dann mach´s gut, Kade“, murmelte Kayla und drehte sich sofort zur Tür.
„Treffen wir uns übermorgen wieder zum Laufen?“
Das ließ sie nun doch lächeln.
„Gerne.“

Nachdem sie in der Tür verschwunden war, seufzte Kade schwer. Beinahe hätte er sich ihr verraten – doch das durfte er nicht. Niemals. Sie war ein wundervolles Mädchen und er wollte ihre Freundschaft genießen, bis er nicht mehr konnte.
Sein Leben war doch schon schwer genug. Warum hatte er sich verlieben müssen? Warum in sie? Wusste er doch, dass sie eigentlich Scott wollte und niemand anderen. Ihren Scott. Auch wenn der Kerl es nicht wahrhaben wollte, Kade wusste, dass die beiden zusammen gehörten. Einmal waren die zwei gemeinsam im Wald unterwegs gewesen. An dem Tag, an dem Kayla Kade das erste Mal aufgefallen war. Sie hatten sich im Einklang bewegt und nebeneinander wie ein Paar gewirkt. Darum hatte Kade erst gar nicht versucht sie anzusprechen.
Dass Scott Kayla liebte, hatte er auch auf den ersten Blick gesehen. Er hatte sie angesehen, als wäre sie der Mittelpunkt der Welt, hatte an ihren Lippen gehangen und seine Hand hatte immer wieder in ihre Richtung gezuckt.
Kade verstand nicht, warum dieser Scott nicht einfach die Initiative ergriffen hatte. In den meisten Fällen lebte man nur einmal und hatte in diesem Leben oft keine zweite Chance. Man sollte jede nutzen, die man zu fassen bekam.
Kannte Scott diesen Spruch nicht? In dem es darum ging, dass man jede Gelegenheit nutzen sollte... vermutlich nicht.
Aber warum regte Kade sich gerade so über diesen Kerl auf? So hatte er jetzt immerhin seine Gunst der Stunde bei Kayla bekommen. Und die würde er verdammt noch mal nutzen.

Die nächsten Tage kamen Kayla endlos lang vor. Es war vor allem einfach immer das gleiche. Schule, den Großteil der Stunden Scott und Fiona ausweichen, dann nach Hause, ein wenig Sport mit Kade und abends lernen. Sie war es leid. Wozu brauchte sie eigentlich ihr Abi? Na ja, okay, sie wollte studieren, aber... ach, verflucht!
Also musste sie wohl irgendwie dadurch.
Früher war ihr das Lernen leichter gefallen... aber da hatten ihre Gedanken auch nicht als um Scott und Fiona gekreist. Sie stellte sich vor, wie die beiden sich zum Lernen trafen, aber eben nicht lernten und das lenkte sie so sehr ab, störte sie so sehr, dass sie nichts in ihrem Kopf behalten konnte.
Scott konnte ihr so oft er wollte erzählen, dass er sich vielleicht für sie entschieden hätte, hätte sie etwas gesagt. Sie glaubte ihm nicht. Absolut nicht. Und Kades Worten wollte sie auch keinen Glauben schenken. Nein, er konnte gar nicht in sie verliebt sein...
War doch alles Mist! Am besten wäre es vermutlich, sie würde sich einfach von hier verabschieden, ein neues Leben beginnen, irgendwo.
Aber wenn sie an der Uni angenommen werden würde, wäre sie ja weg von hier. Zum Glück.

Eine Woche war der große Tag endlich gekommen. Schon früh morgens fuhr sie mit ihrem Vater zu der dreihundert Kilometer entfernten Universität.
Sie war so unglaublich nervös! Ihre Hände zitterten und ihr Herz klopfte doppelt so schnell wie normal. Aber Kayla genoss das Gefühl. Es bedeutete, dass sie es schaffen konnte. Vor ihren Wettbewerben fühlte sie sich oft genauso. Ihr Vater tat sein bestes sie zu beruhigen, aber sie hörte ihm gar nicht zu.
Angekommen stießen sie auf Massen von Menschen, die alle diesen Test machen wollten. Zu Beginn wurden Nummern verteilt und nach einer Stunde Wartezeit wurden sie in mehrere große Gruppen eingeteilt. Kayla war in der, die mit einem Sprint begannen, dann Hochsprung machten, später Weitwurf und –sprung und letztendlich eine Stunde Ausdauerlauf machen mussten.
Sie meisterte alles ohne Probleme.
Denn sobald sie mit dem Sport begann, beruhigte sich ihr Puls. Ihr Atem ging
ruhig und sie war in ihrem Element. Total. Ihr Vater stand am Rand, sah ihr zu, motivierte sie jedes Mal, wenn sie in seine Nähe kam mit einem Lächeln. Das gab ihr Kraft. Wenn es eine Person auf Erden gab, von der sie sich sicher war, dass sie sie liebte, war es dieser Mann.
Um Kayla herum kapitulierte ein Bewerber nach dem anderen, gewollt oder nicht. Viele brachen einfach vor Erschöpfung zusammen.
Nach sieben Stunden war die Tortur vorbei. Jeder bekam noch eine Informationsmappe, dann durften sie gehen.
Die ganze Rückfahrt grinste Kayla selbstzufrieden vor sich hin. Sie würde einen Platz an der Uni bekommen, da war sie sich sicher und es gefiel ihr verdammt noch mal sehr gut!

Kade lächelte zufrieden, als er dem Auto, in dem Kayla und ihr Vater saßen, hinterher sah. Er hatte gewusst, dass Kayla das meistern würde und er war unglaublich stolz auf sie! Das Mädchen hatte es sich seiner Meinung nach verdient und er dankte dafür, dass sie ihn nicht in den Massen an Menschen entdeckt hatte. Aber er hatte wissen wollen, ob alles gut ging. Er mochte sie, er mochte sie wirklich sehr und niemandem gönnte er den Erfolg so sehr wie ihr.
Sie hatte es verdient.

Am nächsten Tag musste sie wieder in die Schule und war daher sehr nervös.
Scott zu sehen würde zwar eine Qual werden, aber sie wollte ihn auch sehen. Es tat ein jedes Mal weh, doch Kayla konnte auch nicht ohne ihn sein, niemals. Das ging einfach nicht. Und vielleicht hatte sie ja Glück und Fiona war krank oder so. Aber darauf wollte sie sich nicht verlassen.
Daher war ihre Stimmung eher trüb, als sie sich auf den Weg zur Schule machte, obwohl der Tag wie immer begonnen hatte. Sie war aufgestanden, gelaufen, hatte geduscht, sogar etwas gefrühstückt. Ihr Vater fuhr sie zur Schule, da er eh einen Termin hatte.
Und als Kayla ausstieg, konnte sie ihren Augen nicht trauen. Scott stand alleine auf dem Schulhof! Sie hatte verdammt noch mal tatsächlich Glück!
Kayla nahm all ihren Mut zusammen und ging zu ihm.
„Wo ist denn dein Anhängsel?“
„Ich hab mich von Fiona getrennt. Gestern Abend war ein Kerl bei mir, der mir erzählt hat, dass sie noch mit drei anderen was am Laufen hat.“
„Was?!“, rief die Dunkelhaarige entsetzt, „So eine billige…“
Sie wandte sich ab.
„Wie kann sie dir nur so weh tun.“
„Ich verkrafte es schon, Kayla“, erwiderte er leise, „So sehr geliebt habe ich sie nicht.“
„Trotzdem.“
Kaylas alter Beschützerinstinkt gegenüber Scott kam an die Oberfläche.
„Das ist nicht okay!“
Ihr ganzer Körper zitterte vor Wut. Der Junge legte seine Hand auf ihren Unterarm.
„Beruhig dich, bitte. Erzähl mir lieber, wie dein Aufnahmetest war.“

Kayla atmete mehrmals tief durch, bemühte sich um Normalität.
Durch Fionas Verhalten war ihre Wut auf Scott verpufft und richtete sich jetzt komplett gegen die ehemalige beste Freundin. Sowieso hatte Scott nicht so viel davon gegolten, immerhin konnte er nichts dafür. Aber sie war eben verletzt gewesen!
Sie lächelte ihn an und begann dann ihm alles zu erzählen.
Scott hörte aufmerksam zu, stellte Zwischenfragen, war total interessiert und freute sich ganz ehrlich für sie. Auch seiner Meinung nach hatte das Mädchen es verdient. Und er würde sich an der gleichen Uni bewerben, hoffte darauf, angenommen zu werden, immerhin war es eine der besten des Landes. Natürlich würde er nicht in Richtung Sport gehen. Seine Stärken lagen eher im intellektuellen Bereich. Er dachte an Jura oder Psychologie. Aber das würde er dann sehen, wenn er sein Abi bestanden hatte.
Gemeinsam gingen die beiden rein, ganz wie in alten Zeiten und beide genossen es. Ohne Fiona waren sie schon immer entspannter unterwegs gewesen, hatten viele Abende zuhause verbracht, vor dem Fernseher, oder hatten einfach nur gequatscht. Aber nachdem sie alle drei volljährig geworden waren, hatte die Blondine immer darauf bestanden wegzugehen. Scott hatte eingewilligt, weil er keine Spaßbremse sein wollte und Kayla hatte eben auch aus diesem Grund zugestimmt.
Als sie jetzt auf dieses Thema zu sprechen kamen, hielten sie beide inne und begannen dann herzlich zu lachen.
Danach schlossen sie sich in die Arme.
„Ich hab dich so vermisst, Kayla“, flüsterte Scott heiser und drückte sie ganz fest an sich.
„Ich dich doch auch… ich…“
Sie hob den Blick und sah ihn unendlich traurig an.
„Es tut mir alles so leid.“
„Ist schon okay“, erwiderte er leise und lächelte sie zärtlich an.
„Wenn du das sagst“, murmelte Kayla und schmiegte sich wieder an seine Brust – zumindest so lange, bis sie brutal angerempelt wurde.
Sie drehte sich um und sah nur noch einen blonden Haarschopf um die Ecke verschwinden.
„So ein Biest“, kommentierte Scott das nur und sie gingen in den Unterricht.

Die nächsten Tage redeten sie viel miteinander, verbrachten ihre Pausen gemeinsam und verabredeten sich Freitag schließlich für den Abend.
Kayla war total aufgeregt, als sie ihr Zimmer auf Vordermann brachte. Ihr Bruder und ihr Vater waren das ganze Wochenende nicht da, so hatte es sich angeboten, sich bei ihr zu treffen. So toll Scotts Eltern auch waren, sie konnten einen ganz schön nerven. Sein Vater bot ihnen alle fünf Minuten was zu essen an und seine Mutter konnte es gar nicht leiden, wenn sie den ganzen Abend vor dem Fernseher oder Computer saßen.
Ihrem Vater hingegen war das egal. Hauptsache ihr ging es gut. Und er war ja sowieso nicht da!
Bald schon klingelte es an der Tür und Kayla zuppelte ihre Haare noch ein wenig zurecht, bevor sie öffnete.
„Hey!“
Scott grinste ihr entgegen.
„Na.“
„Komm rein. Bestellen wir gleich die Pizza? Dann können wir schon mal mit dem ersten Film anfangen.“
„Klingt gut.“
„Das gleiche wie immer?“
„Ja, natürlich!“

Scott lächelte glücklich. Es war plötzlich alles wieder so normal!
Während Kayla den Pizzalieferanten anrief, ging er bereits in Kaylas Zimmer und legte die erste DVD ein. Danach machte er es sich mit der Fernbedienung auf dem Bett gemütlich. Seinen Rucksack hatte er, wie es bis vor einigen Wochen Gewohnheit gewesen war, einfach auf den Boden geworfen.
Kayla kam kurz darauf auch in den Raum und sprang einfach neben ihm aufs Bett, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern. Im gleichen Moment drückte Scott auf „Play“.
Ja, es war alles fürchterlich normal. Zumindest war es das, bis Scott sich traute seinen Arm um Kaylas Schultern zu legen. Bis Kayla sich an ihn kuschelte, mit einem glücklichen Lächeln.
Da endete die Normalität. Aber keiner der beiden störte sich daran. Jeder genoss einfach die Nähe des anderen.
Zwar hingen immer noch unausgesprochene Dinge zwischen ihnen, doch diese konnten warten. Es würde alles gut werden.





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