Was sich liebt... - Teil 5

Autor: Spatzl
veröffentlicht am: 15.10.2013


Hallöchen Leute...
nach langer langer Zeit (und das tut mir sehr leid) geht es auch hier wieder weiter =)
Viel Spaß beim Lesen und scheut euch nicht, Kritik und Anregungen als Kommentare dazulassen =)

Immer noch grinsend kramte ich in meiner Tasche nach meinem Spiralblock und dem Mäppchen und legte es auf den Tisch. Mit einem kurzen prüfenden Blick an die Tafel, stellte ich fest, dass die dort angeschriebene Aufgabe beinahe im Kopf zu lösen war und verzichtete also auf eine Mitschrift und die schriftliche Lösung.
„Entschuldigen Sie, Herr Wienald, ich wollte nur erwähnen, dass manche Schüler hier im Klassenzimmer sich keine schriftlichen Notizen machen“, meldete sich Luis zu Wort, der eine Reihe vor mir saß, und deutete mit dem Finger in meine Richtung. Daraufhin drehte sich Herr Wienald, was der eigentliche Name unseres Mathelehrers war, zu mir um und nagelte mich erneut mit seinem Blick fest. „Unsere Janine hält es wohl nicht für nötig, diese Übungsaufgabe schriftlich mit zurechnen?“, warf er mir spöttisch vor.
Gut, wenn er so unverschämt war, dann würde ich mich wohl glatt noch einmal zu einer patzigen Antwort hinreißen lassen. „Nein, weil unsere Janine der Meinung ist, dass diese Aufgabe fast im Kopf zu lösen ist“, antwortete ich daher zuckersüß und blinzelte ihn an. Währenddessen ließ ich meinen Blick kurz zu Luis schweifen, der schadenfroh grinste und funkelte ihn wütend an. Was fiel dem Idioten bloß ein, mich zu verpfeifen!
„Dann tun Sie sich keinen Zwang an und lösen die Aufgabe an der Tafel!“ Kurzentschlossen knallte mir Mr. Mini die Kreide auf meinen Tisch und blickte mich erwartungsvoll herablassend an.
Mit einem genervten, lauten Seufzer erhob ich mich und schlenderte zur Tafel, nicht ohne Luis ein „Danke, du Idiot“ zu zuzischen, als ich an seinem Platz vorbei kam.
„Immer wieder gerne, Jan“, erwiderte er laut und zwickte mich in meinen Allerwertesten, als ich ihn passierte. Von dieser Dreistigkeit war ich so entsetzt, dass ich mich umdrehte und ihn wütend anfauchte: „Wie notgeil kann man eigentlich sein?“ Luis hingegen grinste mich nur frech an und meinte augenzwinkernd: „Bei so einem Anblick konnte ich einfach nicht widerstehen und musste die Konsistenz testen! Sehr zurfiedenstellend!“
„Danke für das Kompliment“, schnaubte ich ironisch aus und setzte meinen Weg zur Tafel fort, wo Mr. Mini schon ungeduldig auf mich wartete. Er erntete nur ein genervtes Augenrollen von mir und ich machte mich daran, die Lösung der gesamten Kurvendiskussion in drei Schritten an die Tafel zu schreiben. „Bitte schön“ Unwirsch hielt ich dem Mathelehrer die Kreide unter die Nase, doch dieser realisierte das nicht so ganz, weil er immer noch wie gebannt auf meine Lösung der Aufgabe starrte. „Wissen Sie jetzt, warum ich nicht mitgeschriebe habe?“

Gerade wollte ich mich zurück auf meinen Platz begeben, als mich die Stimme des Lehrers aufhielt. „Janine, kannst du der Klasse bitte ausführlich erklären, wie du auf die Ergebnisse gekommen bist, denn ich bin mir sicher, dass keiner deinen schnellen Gedankenschritten folgen konnte. Und erläutere bitte auch alle Rechnungen, die du bereits im Kopf ausgeführt hast.“ Mit einem tiefen Atemzug drehte ich mich also zurück zur Tafel und begann mit ausführlichen Erklärungen zu erleutern wie die Ergebnisse zustande kamen und welchen Rechenweg man dazu benutzte.
„Stopp mal kurz“, wurde ich durch einen lauten Einwand von Luis unterbrochen, „Ich habe immer noch nicht verstanden, wie du auf die Extrema von der E-Funktion gekommen bist!“ War das nun wirklich sein Ernst? Ich wusste, dass Luis nicht unbedingt eine Leuchte in Mathe war, aber dass er so wenig Ahnung davon hatte, war mir nicht klar gewesen. Gutmütig wie ich war, erklärte ich die ganze Chose also noch einmal. „Ok, jetzt hab ich es verstanden. Ich glaube es lag daran, dass du an der Tafel einfach den einen Rechenschritt ausgelassen hattest und deswegen konnte ich es nicht nachvollziehen!“
Ja ja, Luis, dachte ich mir, jetzt war ich wieder schuld, weil er die Aufgabe nicht verstanden hatte.
„Bis zur nächsten Klausur am Ende der Woche sollten Sie den Stoff allerdings beherrschen, Luis“, warf Mr. Mini ein und sah Luis streng an, „Vielleicht sollten Sie sich nach der Schule den Stoff von Janine noch einmal erklären lassen!“
Was?!? Hatte ich mich da eben verhört? Bitte lieber Gott, lass es so gewesen sein! Mr. Mini konnte doch gerade nicht wirklich vorgeschlagen haben, dass ich Luis Nachhilfe in Mathe geben sollte?
Oder doch?
Dem Gesichtsausdruck von Luis nach zu urteilen, war dem wirklich so! Oh Gott, das würde mein Tod werden... Schon allein bei der Vorstellung, dass Luis und ich zusammen Mathe lernen sollten, stellten sich bei mir alle Nackenhaare auf. Das würde doch nie im Leben gut gehen! Davor wären wir uns sicher gegenseitig an die Gurgel gegangen oder hätten uns in irgendeiner anderen Weise umgebracht. Insgeheim musste ich jedoch zugeben, dass ich die Vorstellung mit Luis alleine zu sein gar nicht so schlecht fand. Falsch! Sie gefiel mir sogar ausgesprochen gut!
Als die restlichen Schüler auf das Klingeln zum Stundenende wie von der Tarantel gestochen aufsprangen und das Klassenzimmer verließen, blieb ich hingegen gelangweilt auf meinem Platz sitzen und wartete auf Luis, um mit ihm noch einmal das Thema Mathe-Lernen anzuschneiden. Schließlich bemerkte Luis, dass ich anscheinend nur auf ihn zu warten schien und er kam lässig auf meinen Platz zu und ließ sich auf meinem Tisch nieder. „Ok, also wie hat sich Madame das Lernen vorgestellt?“, fragte er und grinste mich an. Er drehte sich so zu mir, dass er mir gegenüber auf meiner Bank saß und auf mich herab blickte. Dabei war er mir so nah, dass seine Beine, die er von dem Tisch herab hängen ließ, die meinen streiften, was mir einen angenehmen Schauer auf meiner gesamten Haut bereitete. Doch war mir diese Nähe irgendwie unangenehm und ich wusste nicht wirklich damit umzugehen, vor allem, da er sich jetzt auch noch zu mir herabbeugte und mich eingehend musterte. Inzwischen waren wir ganz allein in dem Klassenraum, denn auch Mr. Mini war bereits zu seiner nächsten Stunde verschwunden. Gespielt gelangweilt richtete ich mich also in meinem Stuhl auf und brachte so etwas Abstand zwischen uns. „Mhhhh lass mich mal überlegen, Luis. Also ich tu dir definitiv einen Gefallen damit, dass ich meine wertvolle Zeit für dich opfere und deswegen bist du mir dafür auf jeden Fall etwas schuldig.“ Er erntete meinerseits ein freches Grinsen, was er mit einem finsteren Blick und zusammen gezogenen Augenbrauen quittierte.
„Ok, was schulde ich dir dafür?“, meinte er gedehnt und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Das“, erwiderte ich geheimnisvoll und machte eine Kunstpause beim Sprechen, „werde ich mir noch überlegen“
„Wenn du auch nur daran denkst, mich irgendwie zu verarschen oder dergleichen, dann aber...“ Luis verzog die Augen zu schmalen Schlitzen und zeigte bei dem breiten Grinsen seine strahlend weißen Zähne. „Was ist dann?“, hakte ich neugierig nach, denn ich wüsste natürlich zugern, was Luis tun würde, wenn er seine Drohung wahrmachte.






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