Was sich liebt... - Teil 4

Autor: Spatzl
veröffentlicht am: 13.02.2013


So liebe Leute, weiter geht's... Ich freu mich über eure Anregungen und Vorschläge^^

Als ich vor unserer Haustür stand und nach gefühlten 100 Stunden meinen Hausschlüssel immer noch nicht in meiner großen Tasche gefunden hatte, hätte ich vor Wut tatsächlich wie Rumpelstilzchen ein riesiges Loch in den Boden treten können. Ich hatte doch glatt meinen Hausschlüssel zu Hause liegen lassen. Konnte ich nur hoffen, dass meine Mum daheim war und mir die Türe öffnen würde!
Also klingelte ich Sturm und pochte zudem immer wieder mit der Faust gegen die massive Holztüre.
Zu meinem Glück war meine Mutter wirklich da und öffnete ziemlich verdutzt, als sie mich dastehen sah, wie ich aufgebracht gegen die Tür klopfte. „Oh, du schaust ja aus, als wäre dir der Teufel höchst persönlich begegnet!“ Kritisch musterte sie meinen Zustand. „Na erzähl mal, was ist denn passiert?“ Vertrauensvoll legte sie den Arm um meine Schulter und führte mich ins Wohnzimmer. In den tröstenden Armen meine Mum schimpfte ich auf die ungerechte Welt und die doofen Männer und zusammen schlossen wir den Packt, dass wir Single-Frauen auch ohne die männlichen Anhängsel glücklich sein könnten und sein würden!
Ach, meine Mum war doch einfach die beste von allen Müttern auf der großen weiten Welt! Nachdem wir uns zusammen mit einem Gläschen Sekt auf die Couch gekuschelt hatten und sabbernd und schwärmend verfolgten, wie Zac Efron in „The lucky one“ über die Leinwand flanierte, war für mich die Welt fast wieder in Ordnung.

3.
Doch leider begann der nächste Morgen weniger vielversprechend als der letzte Abend geendet hatte, denn durch das Gläschen Sekt am Vorabend war mein Gehirn wohl so benebelt oder mein Schlaf so tief gewesen, dass ich doch glatt den Wecker überhört hatte. Als ich dann langsam aber sicher aus meinem schönen Schlummerschlaf erwachte, war es bereits so spät, dass die Chance auf jegliches „Noch einigermaßen pünktlich zur ersten Stunde kommen“ dahin war.
„Verdammt, so ein Mist!“, fluchte ich, als ich wie von der Tarantel gestochen aus dem Bett sprang und mit dabei auch noch meinen großen Zeh an meinem Kleiderschrank anstieß. „Welcher verdammte Frühaufsteher hat nur die Schule um acht Uhr in der Früh beginnen lassen“, schimpfte ich und fischte eine labberige Jeans und ein Tanktop aus meinem mehr als unordentlichen Kleiderhaufen. Zur Feier eines eh schon beschissenen Morgens verzichtete ich auf alles, was mit Schminke und Haarkämmen zu tun hatte und stopfte meine langen wirren Locken einfach zum Bändigen unter eine Skatercap. Den großen Auftritt hatte ich mir durch mein Zuspätkommen wahrscheinlich eh schon gesichert, da konnte ich doch getrost auf gutes Aussehen verzichten. Während ich die Treppe mehr hinuntersprang als rannte, fischte ich nach meiner Tasche, die ich irgendwo am Vortag einfach abgelegt hatte und griff ihm Hinausstürmen nach meinem Skateboard, auf das ich mit einer geübten Bewegung aufsprang und zur Schule rollerte. In der Schule stoppte ich erst vor der großen Haupttreppe, klemmte mir das Board unter den rechten Arm und spurtete immer zwei Stufen auf einmal nehmen hoch in den ersten Stock zu dem Klassenzimmer, in dem der Matheunterricht stattfand. Ohne groß anzuklopfen riss ich einfach die Tür auf und stand Angesicht zu Angesicht unserem alles andere als erfreut wirkendem Mathelehrer gegenüber, den ich um fast einen Kopf überragte. Vielleicht war er in seinem früheren Leben mal ein Zwerg gewesen, schoss es mir durch den Kopf und undwillkürlich schlich sich ein Grinsen auf mein Gesicht, das Mr. Mini, wie ich ihn heimlich immer nannte, natürlich sofort bemerkte.
„Welch eine Dreistigkeit, erst fast eine halbe Stunde zu spät in meinen Unterricht zu kommen und dann statt einer Entschuldigung auch noch unverschämt zu grinsen! Das wird noch ein Nachspiel haben, Janine!“, erboste er sich und blickte zu mir auf.
„Es tut mir sehr leid, aber die Kombination aus früh, kalt und dunkel ist nicht so meins“, entgegnete ich gespielt ernst, denn da mein guter Ruf eh schon hinüber war, konnte ich gleich auch noch ein bisschen dafür sorgen, dass er dies auch blieb. Als Reaktion daraufhin entgleisten meinem Mathelehrer wortwörtlich die Gesichtszüge und er zischte: „Janine, was fällt Ihnen ein“ Leider schenkte ich ihm keinerlei Beachtung, sondern schlenderte betont langsam auf meinen Platz in einer der hintersten Reihen zu und rief über die Schulter zurück: „Außerdem hatte ich mir meinen großen Zeh an meinem Kleiderschrank angestoßen und konnte deswegen nicht so schnell skaten wie sonst“ Mehrere Schüler der Klasse konnten sich das Lachen nicht mehr verkneifen, doch leider schien Mr. Mini meinen Spruch nicht im geringsten komisch gefunden zu haben, denn er lief tomatenrot an und hätte wahrscheinlich am liebsten mit dem Fuß auf die Erde gestampft, doch er riss sich zusammen und stammelte stattdessen: „Janine, hüte dein Mundwerk und nimm sofort deine Mütze vom Kopf!“ Als Reaktion darauf machte ich große Augen und erwiderte gekränkt: „Das ist eine teure Cap und keine Mütze. Außerdem haben meine Haare heute leider nicht ihren sonstigen Glanz und Geschmeidigkeit und deswegen muss ich sie unter meiner Cap verstecken“ Langsam ließ ich mich tief in meinen Stuhl gleiten und nahm eine gewohnt lässige bequeme Haltung an, wobei ich dem wütenden bis stocksauerem Blick meines Mathelehrers standhielt.
„Wenn du nicht so ausgezeichnete Noten in Mathe hättest, hätte ich schon längst dafür gesorgt, dass du aus meinem Unterricht suspendiert wirst!“, presste Mr. Mini hervor.
„Aber wenn Sie mich aus Ihrem Unterricht suspendieren, wer hebt dann den Notenschnitt in den Klausuren an?“, erwiderte ich frech und erntete wieder mehrseitiges Lachen der Schülerschaft.
Mr. Mini schien keine Chance mehr für sich zu sehen, den Sieg aus diesem Wortgefecht davon zu tragen, denn er widmete sich wieder der Kurvendiskussion einer Exponentialfunktion an der Tafel. Zu meiner Verteidigung musste ich zugeben, dass ich zwar nicht unbedingt zu den ruhigsten und brävsten Schülerinnen gehörte und ab und zu mal mit dem ein oder anderen Lehrer aneinander geriet, wenn meine Meinung und die des Lehrers ein unvereinbares Ereignis darstellten, doch solche Konfrontationen wie an dem heutigen Tage waren dann doch eher eine Seltenheit. Ich war zwar vorlaut und hatte eine große Klappe, doch meist wusste ich wo meine Grenzen sind und wurde nicht frech oder unverschämt. Doch wenn ein Tag schon mal so begonnen hatte, wie der heutige, dann war so ein kleines Wortgefecht eine willkommene Abwechslung. Zudem schienen die anderen Schüler diese kleine Sondereinlage in dem sonst staubtrockenen Matheunterricht begrüßt zu haben. Also hatte ich sogar etwas Gutes für die Allgemeinheit getan!






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