This Love was meant to be - Teil 14

Autor: Spatzl
veröffentlicht am: 16.11.2012


Soooo diesmal etwas schneller...

Sam versuchte, diese kleine, aber bedeutende Tatsache energisch zu verdrängen und stieg aus dem Taxi, als dieses vor einem kleinen, unscheinbaren Hotel, nicht unweit des Veranstaltungsorts der Berlinale hielt. Im Gegensatz zu den meisten Hollywoodstars bevorzugte es Sam, ihre Nächte in normalem Motels oder unbekannten mittelmäßigen Hotels zu verbringen, da dort der Medienrummel wesentlich geringer war. Vor allem im Moment konnte Sam keine aufdringlichen Paparazzi brauchen, da bei ihrem jetzigen Zustand und Aussehen sicherlich nur negative Schlagzeilen in den Medien auftauchen würden. Wie denn auch anders, denn sie glich zurzeit eher einer wandelnden Leiche als einer gesunden, erfolgreichen, hübschen und jungen Frau Ende 20. Dabei würde Sam jegliche positive Werbung für die Promotion ihres neuen Films ‚Realitiy‘ gerade Recht kommen. Nun ja, sie musste es wohl ohne die Unterstützung der Öffentlichkeit schaffen, ihren Film auf der Berlinale erfolgreich vorzustellen. Kurzerhand checkte sie an der Rezeption ein und eilte nach der Verabschiedung von Ben auf ihr Zimmer. Dort angekommen ließ sie sich erst einmal völlig ausgelaugt auf ihr Bett fallen und schloss die Augen. Die Geschehnisse der letzten Tage waren für ihr ohnehin angeschlagenes Gemüt schon wieder zu viel gewesen. Sie wusste nicht, wie sie die nächsten Tage voller Stress und Hektik überstehen sollte. Morgen zu ihrem großen Auftritt auf der Berlinale musste sie irgendwie einigermaßen fit ausschauen, immerhin war es der erste richtig große Hollywoodfilm, in dem sie zugleich Hauptdarstellerin und Produzentin war. Es war ungemein wichtig für ihre Firma, dass dieser Film ein Erfolg wurde. Sie wusste, das deutsche Publikum liebte sie und deswegen setzte sie das umso mehr unter Druck, hier in ihrem Heimatland einen perfekten Auftritt hinzulegen, vor allem bei einem so großen Event wie der Berlinale.
Als Sam wieder aufwachte, war es bereits zwei Uhr nachts. Sie lang noch immer komplett angezogen auf dem gemachten Bett, wie sie sich bei ihrer Ankunft hingelegt hatte. Sam schlurfte ins Bad und stellte sich unter die Dusche, die sie eiskalt aufdrehte. Schon als Teenager hatte sie eiskalte Duschen geliebt, vor allem nach ihrem heißgeliebten Fußballtraining. Diese Gewohnheit hatte sie bis heute beibehalten: eine eiskalte Dusche am Morgen nach dem Aufstehen, abends vorm Schlafengehen und nach dem Sport. Nach einer halben Ewigkeit, als Sam schon blaue Lippen bekam, drehte sie endlich den Hahn ab, stieg aus der Dusche und wickelte sich in ein dickes Frotteehandtuch. Traurig betrachtete sie ihr ausgemergeltes Gesicht und ihre eingefallenen Wangenknochen in dem Badezimmerspiegel. Die aschfahle Haut und das glanzlose braune Haar rundeten das furchtbare Spiegelbild ab, das ihr entgegenblickte. Aus ihren einst strahlenden Augen war jeglicher Glanz gewichen und sie blickten nun stumpf und leblos. Sam erahnte schon, was sie morgen für ein Bild auf dem roten Teppich abgeben würde. Sie konnte schon die darauffolgenden Schlagzeilen auf den Titelblättern der Klatschzeitschriften sehen mit einem Titelfoto, wie ihr ausgemergeltes Selbst über den roten Teppich stolperte und von allen bemitleidet wurde.
Tolle Aussichten!
Sie würde alles erdenkliche tun, um einer Blamage entgegenzuwirken, doch das bedeutete, dass sie morgen beim Schminken mit dem Make-up wahre Wunder vollbringen werden müsse, damit ihr Spiegelbild auch nur annähernd so aussah, wie man sich einen Hollywoodstar vorstellte.
Sam atmete tief aus und beschloss einfach schlafen zu gehen, denn das würde ihrer Gesundheit und ihrem Aussehen gut tun. Das Beste wäre es, einfach den versäumten Schlaf der letzten Monate nachzuholen; nur leider ging das nicht innerhalb einer Nacht!
Natürlich, wie hätte es auch anders sein können, war Sam der Luxus eines tiefen langen Schlafes in dieser Nacht nicht gegönnt gewesen. Bereits in der Früh um sechs war sie hellwach und wälzte sich unruhig im Bett herum. Nach unzähligen, erfolglosen Versuchen noch einmal einzuschlafen stieg sie schließlich tief aufseufzend aus dem Bett und schlurfte ins angrenzende Badezimmer. Sam vermied absichtlich den Blick in den Spiegel und spritze sich nur ein wenig kaltes Wasser ins Gesicht, um endgültig wach zu werden. Anstatt Trübsal zu blasen und den gesamten Vormittag in ihrem Selbstmitleid und Kummer zu baden, entschied sich Sam dazu, die Beine in die Hand zu nehmen und zu versuchen, von ihrer eigenen miesen Stimmung zu fliehen. Sie tauschte ihr Nachthemd gegen ein verwaschenes T-Shirt und schlüpfte in lockere Jogginghosen und ihre Laufschuhe. Bevor sie das Hotelzimmer verlies, griff sie nach ihrer Kappy vom Vortag, ihrem IPod und verschloss die Tür hinter sich.
Sie trat durch einen Hinterausgang aus dem Hotelkomplex und lief nach ein paar Dehnübungen locker los. Sobald sie ihren gewohnten Rhythmus fand und die noch frische, feuchte Morgenluft in ihre Lungen strömte, fühlte sie sich mit jedem Schritt, den sie lief, befreiter und fitter. Langsam fiel alle Last von ihren Schultern und sie schaltete alles um sich herum ab. Es gab nur sie, die taktmäßigen Geräusche ihrer Turnschuhe auf dem Asphalt und die gleichmäßigen, tiefen Atemzüge, die neues Leben in ihre Lungen pumpten. Sie schlug einen Weg ein, der zur Spree führte und sich schließlich ein ganzes Stück an dieser entlang schlängelte.
Sam hörte nichts mehr, nur die dröhnende Musik in ihren Ohren und das gleichmäßige Trommeln ihrer Schuhe auf dem Kiesboden. Mit federnden, gleichmäßigen Schritten lief sie Kilometer für Kilometer, Minute für Minute, bis sie nach ca. eineinhalb Stunden wieder am Hotel ankam. Mittlerweile strömte der Schweiß aus all ihren Poren und ihr Gesicht hatte eine hochrote Farbe angenommen, doch Sam fühlte sich gut, besser als in den letzten Tagen.
Langsam und mit vom Laufen schweren Beinen stapfte sie die Treppen zu ihrem Zimmer hoch und schlüpfte hinein. Mit einer wegwerfenden Handbewegung landeten der IPod und der Zimmerschlüssel auf dem breiten Doppelbett, während Sam sich die Kappy von ihren durchschwitzten Haaren riss, diese ebenfalls einfach achtlos aufs Bett warf und anschließend im Badezimmer verschwand. Nach einer eiskalten Dusche fühlte sie sich zumindest soweit wieder hergestellt, dass sie sich mit dem Gedanken an ein kleines Frühstück anfreunden konnte.
Eigentlich war Sam immer ein Mensch gewesen, der gutes Essen genossen hatte und auch gerne und viel aß und dank dem vielen Sport hatte sie sich dabei nie Sorgen um ihre Figur machen müssen. Doch in den letzten Jahren war vieles anders geworden: Sam war die Lust am Essen vergangen, sie musste sich regelrecht dazu zwingen und empfand es als lästige Notwendigkeit. Natürlich schlug sich diese Veränderung der Essgewohnheiten auch auf ihrem Körper nieder. In ihrer Jugend hatte Sam geradezu vor Energie gesprüht, war kaum krank gewesen und hatte vor Gesundheit nur so gestrotzt. Mittlerweile jedoch quittierte ihr Körper die ganzen Strapazen der letzten Jahre damit, dass er einfach kraftlos aufgab oder ab und zu ganz zusammenbrach. Dank den letzten Jahren hatte Sam ihre ganzen sportlichen Rundungen, auf die sie in ihrer Jugend so stolz gewesen war, einbüßen müssen. Selbst nach der Schwangerschaft hatte sie innerhalb kürzester Zeit mehr Gewicht verloren, als sie dabei zugelegt hatte, und schon ein paar Wochen danach hatte man ihr nicht angesehen, dass sie überhaupt schwanger gewesen war. Verzweifelt hatte sich Sam danach einfach in den Sport gestürzt, weil dieser ihr die einzige Möglichkeit der Flucht gegeben hatte. So hatte sie zwar mittlerweile immer noch die Figur eines Topmodels, doch hatte sie sich in ihrer gesunden Fitness aus ihrer Jugend definitiv wohler gefühlt. Deswegen versteckte sich Sam vorwiegend in weiter, bequemer Kleidung und traute sich kaum bei öffentlichen Anlässen kurze Kleider oder Röcke anzuziehen, weil darin ihre ohnehin langen und sehnigen Beine noch länger wirkten und sie Angst hatte, dass man sie in der Presse dem Magerwahn Hollywoods zuordnen würde.
Sam schlüpfte in eine ausgewaschene Jeans im Used-Look mit Löchern an den Knien und am Gesäß, die sie tief auf ihren schmalen Hüften trug und band ihre vom Duschen noch feuchten, langen braunen Haare zu einem lockeren Dutt zusammen. Sie zog sich ein einfaches schwarzes Top über und griff nach ihrer Fliegerbrille, ehe sie das Hotelzimmer verließ. Anstatt den Aufzug zu benutzen, um aus dem vierten Stock ins Erdgeschoss des Hotels zu gelangen, wählte Sam die Treppe, da sie dort höchstwahrscheinlich weniger Personen begegnen würde, die sie erkennen könnten. Im Freien angekommen setzte sie ihre Sonnenbrille auf, um sich gegen die aufsteigende Sonne und eventuelle Papparazzi zu schützen und schlug den Weg zu einer kleinen Bäckerei ein. Sie hatte definitiv keine Lust gehabt, im Frühstücksraum des Hotels den Blicken der anderen Gäste ausgesetzt ihr Frühstück zu sich zu nehmen und dabei von dem herrschenden Geräuschpegel begleitet ihren Kaffee zu schlürfen.
In der Bäckerei bestellte sie einen schwarzen Coffee to go sowie eine Butterbreze und schlenderte anschließend an ihrem Kaffee schlürfend weiter durch die Berliner Morgensonne.






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