Atemzeit.. - Teil 25

Autor: Caprice
veröffentlicht am: 07.09.2012


Es dauert eine Sekunde, bis ich wieder sicheren Boden unter meinen Füßen spürte. Throne transportierte uns in ein Gebäude, das aussah, wie eine Lagerhalle, die jemand vor kurzem leer geräumt hatte. Reste von Putzmittel, ein Besen und einige dreckige Eimer türmten sich auf dem Beton. Er wandte sich ab und schaute aus dem großen, von Staub verschmierten Fenster. „Wo sind wir?“ Fragte ich und legte Caprice, die immer noch schlief, auf ein stück Stoff, dass ich in einer der Ecken auf der Erde fand. Ich sah ihr nach, während ich zu Throne stolperte, der seine Hand auf das Glas gelegt hatte und den Kopf gen Boden schweifen ließ. „In der Menschen Welt,“ stöhnte er schwach und ließ den Blick in die Nacht gleiten. Ich fuhr mir erschöpft durch´s Haar. Ein Zeit lang blieb Throne stumm auf der Stelle stehen und rührte sich nicht. Er schien zu registrieren, dass er gerade tausend Gesetze gebrochen hatte. Nicht nur, dass er sich gegen seine Brüder aufgelehnt hatte, er hat sich gegen den Himmel, sein Zuhause, aufgelehnt und sogar einige unserer Brüder dafür getötet, um das Leben eines Menschen, den er nicht kannte, zu retten. „Wieso hast du mir geholfen?“ Er drehte sich zu mir. Sein Gesicht wirkte müde und sein Ausdruck in den Augen, ließ mich erahnen, dass er, wie ich, zu denken schien. „Weil auch ich Fragen und Zweifel habe.“ Sagte er knapp und wandte sich wieder ab. Seine Stimme klang samtweich und nachdenklich. „Was meinst du damit?“ Er schüttelte den Kopf. „Was ist los mir dir Seith? Ich habe rebelliert und meine Brüder verraten und dass alles tat ich für dich, also was willst du noch?“ „Verstehen. Ich möchte es verstehen.“
Er schürzte die Lippen und runzelte die Stirn. Für einen Moment, sah er aus, als würde er Schmerzen leiden. Er senkte den Blick und rang nach Luft.
„Ich tat es, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass Vater damit einverstanden wäre. Weil ich nicht daran glauben wollte, dass er seine Schöpfung auf eine lieblose Weise zerstört, oder uns den Befehl dazu geben würde. Und weil ich mir sicher bin, dass sich die anderen Berater gegen seinen Willen aufgelehnt haben und den eigentlichen Befehl dazu gaben.“ „Wie kannst du dir da sicher sein? Und was wird geschehen, wenn du falsch liegst?“ Meine Stimme klang sehr skeptisch. Er sah mich eindringlich an. „Ich bin ein Berater und habe gefühlt, dass sie mir etwas verheimlichen. Also traf ich eine Entscheidung, die sich für mich richtig und gerecht anfühlt.“ „Hmm,“ machte ich und rieb mir die Stirn. „Ich hoffe sehr, dass du recht behälst. Noch etwas, was ist mit Michael und den anderen? Du weisst etwas, habe ich recht? Wir könnten ihre hilfe gebrauchen. Ich bitte dich.“ Er richtete, zaghaft, seinen Blick in meine Augen. „Glaub mir, es ist besser wenn sie dort bleiben, wo sie sind.“ „Was bedeutet das?“ Solangsam wurde ich ungeduldig. „Die Dinge stehen schlecht. Sie haben gewusst, was sie mit ihr vorhaben. Es tut mir leid.“ Sagte er und wandte sich ab. Mein Herz fühlte sich nicht gebrochen an. Es zersprang förmlich. Mir wurde schlecht bei dem Gedanken, dass sie mir die ganze Zeit etwas vorgespielt haben könnten. Mein Magen drehte sich. Ich konnte es nicht glauben. Wollte es nicht. „Das kann nicht sein. Sie waren.. Ich meine.. Das ist nicht möglich. Ich hätte doch..?“ Meine Stimme versagte. Ich schluckte heftig und versuchte gegen die Enttäuschung und den aufkommenden Zorn anzukämpfen, der meine Knie weich werden ließ. Throne blinzelte und sah zu tiefst betrübt aus. Die Frage war, warum? Warum taten sie so, als würden sie sie beschützen, wenn sie sie in Wirklichkeit zu dem Ort brachten, an dem man sie töten wollte?
Ich sah Caprice von der Seite an. In diesem Moment wachte sie auf und sah mich mit großen, leuchtenden Augen an. Doch nicht auf eine erleichterte, fröhliche, freundliche Weise. „Throne!“ Rief ich skeptisch und starrte weiterhin, wie gebannt, auf Caprice, die sich jetzt langsam erhob. Er reagierte nicht. „THRONE!“ Schrie ich jetzt und ging einen Schritt zurück. Er wandte sich von dem Fenster ab, aus dem er gedankenverloren hinaus gestarrt hatte und hielt erschrocken die Luft an, als er Caprice´s Augen sah . Sie waren von einem intensiven kohlrabenschwarz.
„Oh nein.“ Entfiel es ihm. Auch er hatte einen Schritt zurück gemacht. „Was? Was ist mit ihr? Meine Stimme klang jetzt panisch. Er schaute mich mit aufgerissenen Augen an, ehe ich einen harten Hieb auf meinem Rücken verspürte, der sich wie ein Donnerschlag angefühlt hatte und mich rücklings von den Beinen fegte, ruft er etwas, dass in den Hintergrundgeräuschen verpufft. Ich prallte auf den schroffen Beton und krümmte mich, betäubt vor Schmerz. Caprice musterte mich grimmig. Mit geöffnetem Mund blickte ich an ihr hoch. Ihre Augen wurden schmall. Dann wandte sie sich von mir ab und ging auf Throne zu, der verzweifelt versuchte ihr auszuweichen- Ohne, sie dabei zu verletzten. „Es ist die Karte! Das ist nicht Caprice! Sie müssen sie unbewusst aktiviert haben, als sie sie betäubten!“ Rief er und schlug einen Haken, als sie erneut zum Angriff ansetzte. Sie wirkte, wie eine ferngesteuerte, mechanische Puppe. Ich stand zittrig auf und kniff die Augen zusammen. Mein Herz pochte heftig und ich versuchte den Schmerz auszublenden, der mich überkam, sowie ich dieses fremde, bösartige Wesen ansah, dass in der unschuldigen, schönen Hülle steckte und alles, was ich dahinter liebte verseuchte. Sie bekam Throne zu packen. Hielt ihn am Kragen und schleuderte ihn anschließend quer durch den Raum, als wäre er federleicht. Er krachte gegen die Betonwand und nahm einige Putzeimer mit, die mit einem dumpfen Geräusch von der Wand abprallten, an der er schlaff hinunter rutschte. Sein husten erfüllte die Luft. Schmerzverzerrt hielt er sich die Hand vor den Brustkorp und stand hinkend auf. „Was jetzt?“ Rufe ich, als sie wieder in meine Richtung stolpert und ihre Hände nach meinem Hals ausstreckt. Sie war so stark, dass ich meine ganze Kraft brauchte, um sie von mir weg zu stoßen. Sie riss ihren Mund auf und stöhnte verächtlich. „Consopio!“ Murmelte Throne und streckte seine Hand nach ihr aus. Sie ließ von mir ab und drehte sich auf dem Absatz um. Throne´s Miene wurde starr, als sie ihn fixierte. Ein gurgelndes Geräusch drang aus seiner Kehle und zwang ihn in die Knie. Er senkte den Kopf und fasste sich an den Hals. Als er hustete, verfärbte sich der Boden. Ein Blutschwall lief ihm die Mundwinkel hinunter und tropfte auf den gräulichen Beton. Caprice legte den Kopf zur Seite und starrte, wie gebannt, auf sein gequältes Antliz. Ich wollte ihr nicht weh tun, doch ich hatte keine Wahl. Ich warf mich gegen sie, unterbrach den dunklen Zauber, mit dem sie Throne verletzte und stemmte mich auf ihren Körper, um sie am Boden zu halten. „Finire! Hör auf mit dem, was du tust!“ Schrie ich und bohrte, suchend, meinen Blick in die schwarzen Tunnel vor mir. Sie lachte laut auf und streckte ihren Kopf hoch, sodass meine Stirn beinahe ihre berührte. „Ich hab sie ganz weit weg geschickt, du abartiger, häßlicher Engel!“ Die Stimme war dunkel und rauchig. Nicht golden. Ganz und gar nicht golden. Es war nicht Caprice. Nicht mehr. Aprubt riss ich meinen Kopf herum. Ich warf einen verzweifelten Blick auf Throne. Er rieb sich die Schläfen und wischte sich das Blut vom Mund. Er sah furchtbar aus. „Ich würde ja gerne weiter mit dir kuscheln, doch man erwartet mich bereits. Wenn du mich also entschuldigst...“ Mein Blick schnellte wieder zu Caprice, oder ihrer Hülle. Ich weiss es nicht mehr. Sie blinzelte mich an und knurrte. Dann konnte ich nur noch erkennen, wie sie ihren Arm hob und eine filigrane Handbewegung tat. Ohne, dass sie mich berührte flog ich seitlich von ihr und wirbelte einige Meter über den schroffen Stein, ehe ich am anderen Ende der Lagerhalle liegen blieb. Meine Knochen schmerzten und an meinem Kopf konnte ich dass Pochen einer Fleischwunde in meiner Haut spüren. Ich blickte zur Seite und sah, wie sie eine Hand über Throne hielt, während sie an ihm vorbei und aus dem Gebäude maschierte. Durch ihren Zauber gelang es ihm nicht aufzustehen. Ich stützte mich vom Boden ab und wollte gerade los rennen, als ich nach vorne kippte und das Gleichgewicht verlor. Nein! Ich schlug mit den Fäusten auf die Erde und hörte ein Schlurzen, das aus meinem Mund zu kommen schien. Im hellen Schein, der durch das Fenster trat, musste ich mir zugestehen, dass ich sie verloren hatte. Throne blieb vor mir stehen. Seine Hand glitt auf meine Schulter. Seine Stimme war von eine intensiven Reinlichkeit. „Es tut mir leid, dass es soweit gekommen ist.“





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