Verboten! <3 - Teil 19

Autor: lucy-josephin
veröffentlicht am: 09.06.2012


Ich versuchte mich auf den Unterricht zu konzentrieren, was mir kläglich misslang. Die Gedanken blieben an dem Dilemma hängen, dass sich mir bot. Ich brauchte wirklich Nachhilfe und konnte es mir nicht leisten, Herrn Bauer auf die Füße zu treten. Das wäre wirklich ungünstig, wegen der Fahrt, versteht sich. Andererseits würde es für mich schwer werden, dem Mr. Sexy Lebensretter nicht anzustarren, wenn er dann neben mir steht. Mit seinem Deo... Und diesen Augen... Und- ach egal. Ich könnte noch viele Sachen aufzählen. Ich hatte eine Woche. Eine! Eine einzige Woche, um dieses Problem in den Griff zu bekommen. Viel zu wenig, musste ich feststellen. Zu meinem Glück fragte mich Herr Bauer nicht nach den Hausaufgaben... Das war's aber auch schon mit dem Glück von heute.
In der SV-Stunde eröffnete uns Herr Bauer nämlich, wie die Fahrt zum Selbstversorgerheim ablaufen sollte: "Wir treffen uns um 7Uhr an-" Er wurde von lautem Gemaule unterbrochen, fuhr aber noch lauter fort: "Um 7Uhr an der Schule. Bitte keine ganzen Kleiderschränke mitnehmen!" Er warf einen Blick zu Barbie, die es nicht bemerkte, weil sie viel zu beschäftigt mit Fingernägellackieren war. "Barbara?! Hast du das mitbekommen?" Sie sah auf und lächelte falsch: "Ja. Keine zu großen Koffer." Letztes Jahr brachte sie so ein Monster-Teil mit, dass selbst Herr Bauer kaum anheben konnte. Der Lehrer laberte noch eine ganze Weile, doch ich schaltete einfach ab. Lass ihn doch reden, dachte ich. Plötzlich konnte ich aus den Augenwinkeln Barbie sehen, wie sie freudig zu Victor, ich meine Herr Davids, sah und anzüglich grinste. "... seid nett." hörte ich noch, dann war die Stunde herum und ich packte hastig meine Sachen. "Was hat Herr Bauer gesagt?" fragte ich durch den Trubel Angel, die schon fast weg war. "Herr Davids kommt mit auf die Fahrt!" rief sie mir mit einem Augenzwinkern zu und war im nächsten Moment aus der Tür. Sie ließ mich, verwirrt, geschockt und verzweifelt wie ich war, stehen. Ich schluckte. Mein Gott. Ich bin geliefert.

Victor ging nach der Stunde auf Sky zu, entschlossen, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten. Er würde ja auch mit auf die Fahrt kommen. Das hatte er schon ganz verdrängt... Jetzt büßte er umso mehr dafür. Skyla war abwesend, als er sie ansprach, sodass er sie antippen musste, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Ruckartig drehte sie sich um und sah ihm in die Augen. "Ja, Herr Davids?" "Ich wollte fragen, wann du Zeit hast. Wegen der Nachhilfe..." Sie schwieg, sah ihm immer noch in die Augen, er konnte nicht sagen, was sie dachte. "Hm. Also Freitags ist für mich okay." "Das geht bei mir nicht so gut. Was ist mit Mittwoch?" Sie nickte zögernd. "Dann bis Montag früh." meinte Vic verlegen und drehte sich um. Langsam ging er aus der Schule, darauf bedacht, nicht Barbara zu treffen, die ihm mal wieder ein zu eindeutiges Angebot gemacht hatte. Er schmiss seine Tasche geistesabwesend nach hinten und stieg in seinen geliebten roten Mini.

Wie konnte Angel mich so kaltblütig stehen lassen? So allein? So am Rande der Verzweiflung? Okay, dachte ich mir, du übertreibst heute auch wieder! Aber sie hatte es so locker flockig daher gesagt, als wäre es das Wetter von gestern... Ich spürte auf einmal, wie jemand mich an der Schulter berührte. Erschrocken drehte ich mich um und stellte fest, dass Vic vor mir stand. Schön wie immer. Sexy wie immer. Mein Puls raste und ich war um Fassung bemüht. Wie stellte er das an? Welcher Hexenmeister war er, dass er das schaffte? Ich konnte ihn nur bewegungslos anstarren. Wie ein dummes Huhn stehst du vor ihm und fängst an zu sabbern, die Augen fallen dir auch gleich aus, edachte ich bitter. Ich war einfach eingeschüchtert... "Ja, Herr Davids?" fragte ich und blinzelte zwei Mal. Ah, diese unglaublichen Augen! Er wollte die Tage für die Nachhilfe wissen. Ich überlegte und starrte ihn weiterhin an. Freitag wäre sehr gut, aber er konnte nicht. Schließlich einigten wir uns auf Mittwoch. Das beschränkte meine Versuche, der Nachhilfe aus dem Weg zu gehen, immens ein. Ich wollte nämlich so viel lernen, dass ich keine Nachhilfe mehr brauchen würde. Das hätte ich dann nur noch Herrn Bauer zeigen müssen und fertig! Aber nichts da! Scheiße, wie konnte man so ein gemeines Leben haben?! Er verschwand und ich schloss die Tür hinter mir. Missmutig stampfte ich durch die leeren Gänge und grübelte über meine gefährlich schwankenden Gefühle...
Zu Hause beförderte ich mich ins Bett und fing an zu lesen. Mir war es egal, dem Text auch und meinen Gedanken erst recht. Ich hatte nach einer Stunde 150 Seiten gelesen und keine Ahnung, worum es ging. Ich drehte das Buch genervt um und stellte fest, dass es "Carpe Diem" hieß und um ein durch und durch planenden Mädchen ging. Hm, also ich hätte gerne ein geplantes Leben und kein chaotisches, dachte ich mir, verwarf diesen dummen Gedanken aber wieder. Ich dachte an den Titel und übersetzte still: "Lebe den Tag" Das sollte ich tun! Ich raffte mich auf und sah mich um. Überall lagen Kleider und Schulsachen herum und das Gesamtbild war eher, nein, eindeutig Chaos. Die Musik durfte bei mir nie fehlen, also drehte ich auf volle Lautstärke und tanzte wild zu "Ordinary Life" von Finger Eleven. Ich bemerkte dabei, dass es die einzig gute Platte ist... Auf alle Fälle war mein Zimmer nach einer Stunde tiptop aufgeräumt und ich hüpfte glücklich, ich sage nur Stimmungsschwankungen, zu meiner Mum, die in der Küche stand und sich über ein komisches Rezept beugte. "Was gibt's zum Essen?" wollte ich summend wissen. "Nichts! Wenn das so weitergeht!" Oho! Da hatte jemand aber schlechte Laune! Ich besah mir die paar Pfannen, die verkohlt in der Spüle standen. Meiner Mutter ist wohl das Essen misslungen... Ich wandte mich dem neuen Rezept zu und hob skeptisch eine Augenbraue. Hackfleisch-Muffins? Mit Gemüse? Und Reis? "Viel Glück!" wünschte ich meiner Mum, die leise grummelte. Ich stand schon halb in einem Zimmer, als ein "Halt!" mich zurückrief. "Fräulein, du packst heute deine Sachen für Montag! Wir werden über's Wochenende bei Oma sein." Bitte nicht. Nicht zu Oma. Also, ich mag sie schon, aber was sollen wir bitte bei einer taub-stummen 86 Jährigen? Sie brauchte Pflege, das verstand ich. Schmerzhaft wurde mir klar, dass ich damit die Party von Fabian verpassen würde. Mist!
Wieder in meinem Reich riss ich die Schranktüren auf und kramte meine gesamten Klamotten heraus. Das Zimmer war so schnell unordentlich wie aufgeräumt. Typisch. Bei jedem, wirklich jedem Kleidungsstück überlegte ich heimlich, ob es Vic, ich meine Herr Davids, gefallen würde, verfluchte diesen Gedanken und schmiss es ärgerlich in den Koffer. Die unnützigsten Dinge fanden dort irgendwann keinen Platz mehr. Ich setzte mich wütend auf den Koffer, der nicht zugehen wollte und schrie auf, als er nach diesem körperlichen Einsatz immer noch nicht zuging. In diesem, überaus tragischem, Zustand rief ich Angel an, die lachend zusagte, zu kommen, um mich zu retten. Als sie die Tür aufmachte und mich lachend begutachtete, war ich nahe eines Nervenzusammenbruchs oder Herzstillstandes. So genau weiß ich das nicht mehr... Angel öffnete den Koffer und schüttete ihn aus. Bei diesem Anblick kippte ich auf das Bett und schloss die Augen. Die ganze Arbeit umsonst! "Wozu brauchst du denn bitte drei Sommerkleider?" fragte sie, in der Hand eben diese. "Äh, ich brauche sie... für die... unerwartete Hitzewelle." "Im Herbst?!" wollte Angel, ihr Gelächter unterdrückend, wissen. "Äh, also. Ja." Kopfschüttelnd warf sie die Kleider gekonnt auf mein Bett und ging so die restlichen Dinge durch. Entschlossen sortierte sie einen Bademantel, eine Winterjacke, einen Sommerhut, eine CD, meine halbe Taschensammlung und ein halbes Dutzend Cremes, Schmink-Döschen und Parfums aus. Ich wusste nicht, warum ich das alles einpacken wollte. Lediglich bei meinen Zeichenzeug wurden wir uns nicht einig. "Du hast keine Zeit dafür." argumentierte Angel, aber ich bearbeitete sie solange, bis sie es bewilligte. Wirklich, ohne Zeichnen würde ich das nicht überleben! Letztendlich war das Problem gelöst. Kichernd schmiss Angel mir noch meine Rüschen-BHs und Tangas auf den Stapel und meinte: "Für alle Fälle." mit großen Augen sah ich sie an. "Ach, die hatte ich ganz vergessen..." Sie holte aus ihrer Tasche vier kleine Päckchen hervor. Ich wollte nicht wissen, was es war... Angel wäre soooo fällig! Vorsichtig beäugte ich die Päckchen. Angel trat weise ein paar Schritte zurück, in der Hand die Türklinke. "Oha! ANGEL! Du blöde Kuh!" kreischte ich los und stürmte auf die Übeltäterin zu. Laut lachend rannte sie aus unserem Haus und schnappte vor Lachen nach Luft.





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