Verboten! <3 - Teil 9

Autor: lucy-josephin
veröffentlicht am: 19.04.2012


Ich rief meine Mom an, und schon nach zwei "Tuuuts" ging sie ran. "Skyla?" "Ja." antwortete ich ihr, "Warum hat du angerufen?" "Ähh, mein Schatz," Sie zögerte, doch das machte es nicht besser. Eher im Gegenteil, ein riesiges ungutes Gefühl überrollte mich und mein Brustkorb zog sich zusammen. "Angel ist verschwunden." Ich sog scharf die Luft ein. Wegen mir!, war mein erster Gedanke. "Was ist passiert?" fragte ich leise, nicht nur vor Kälte zitternd. "Sie war mit ihre Freund verabredet, aber sie ist nicht aufgetaucht." Meine Mutter wollte mich schonen, irgendetwas war da noch. Aber was? "Ich will ALLES wissen." forderte ich und schnappte mir die Tasche, während ich schon zur Dusche ging. "Nein, das wird dir nicht guttun!" versuchte sie mich aufzuhalten, jedoch ohne Erfolg. "Holst du mich oder fahr ich Bus?" fragte ich. "Nein, ich hole dich! Du wirst sicher nicht allein draußen rumrennen!! Und du bleibst einmal im Haus!" Ihre Stimme klang beinahe panisch. "Klar!" sagte ich sarkastisch und fast überschlug sich meine Stimme: "Ich bleibe seelenruhig zu Hause, während meine beste Freundin verschwunden ist. Bis gleich" Ich war wütend, wieder und dieses Mal hoffte ich, keinen allzu großen Fehler zu machen. In Rekordgeschwindigkeit wusch ich mich und zog mich an. Die Anrufe meiner Mutter ignorierte ich stur und als ich mich auf den Weg machte, hatte sie es aufgegeben. Angel. Meine Gedanken waren bei Angel. Wie es ihr jetzt ging? Was war passiert? WO war sie? Doch das, was mir am meisten zu schaffen machte, war, dass ich dafür verantwortlich war! Ohne Unterlass machte ich mir Vorwürfe... Ich zwang mich dazu, einen klaren Kopf zu bewahren und mich auf die Straße zu konzentrieren. Ein Hupen brachte ich zurück in de Wirklichkeit. "Ey, Mädel, pass doch auf!" rief ein fetter Kerl in einem BMW, weil ich abwesend über die Straße lief. Idiot! Plötzlich hupte es wieder und als ich aufsah, war es kein weiterer verärgerter Autofahrer, sondern... okay, vielleicht doch verärgert, meine Mutter! "Fräulein!" keifte sie laut, dass sich Passanten zu ihr umdrehten. "KOMM SOFORT HER!" Bevor sie noch mehr sagen konnte, saß ich im Auto und hoffte, dass sie sich schnell beruhigte. Aber davon träumte ich, denn welche Eltern beruhigen sich schon schnell?! "Was fällt dir ein, dich allein auf den Heimweg zu machen und nicht an dein Handy zu gehen?! Schließlich ist es dafür da! Ich habe mir Sorgen gemacht!" ratterte sie runter ohne Luft zu holen. "Mom!" ich war nicht weniger leise, "Reg dich ab! Ich werd nicht automatisch auch verschwinden, weil Angel weg ist!" Glatte Lüge. Sie hatte inzwischen das Gaspedal durchgedrückt und fuhr wie die Wilde nach Hause. Die Fahrt über schwigen wir und als wir auf unserem Hof standen, bieten wir einen Moment sitzen. "Was ist passiert?" Stille. Unerträgliche Stille. Ich hörte meine Mutter schlucken, doch dann meinte sie leise: "Man hat ihre Sachen im Wald neben der Schule gefunden." Okay, dass ist ja nicht so schlimm... "Unter anderem auch ihre Klamotten." Was??? SCHEIßE!! Taub saß ich da und ein ganzer Berg Schuldgefühle drückte meine Schultern nieder. Die Luft war stickig und das Auto zu klein. Ich riss die Tür auf und sprang heraus. Kies knirschte unter meinen Schuhen. Rick. Er würde es nicht wagen. Wenn ich ihn in die Finger bekomme, ist er tot! Mein Atem ging schwer und meine Muskeln schmerzen. Er würde sich wünschen, die geboren zu sein. Oh ja. Das würde er. Eine Hand legte sich um meine Schultern und zog mich zur Tür. Diese schwang wie von selbst auf und ich wangte in mein Zimmer. Dann brachen die Tränen aus mir heraus und ich schmiss mich völlig fertig aufs Bett. Ich heulte und heulte und wollte nie wieder etwas anderes tun. Angel!! Es tut mir ja so unendlich Leid!! Wie kann ich das je wieder gut machen? "Wrrrrrb. Wrrrrrb." spürte ich es in meiner Hosentasche. Ich holte tief Luft und ein Schauer durchzog mich, aber dann ging ich ran. "Hi, Fabian." "Hi, Angel." Fabian klang genauso schrecklich wie ich. Vielleicht war mit ihm ein wenig zu übereilt... Er war nicht so ein Idiot, wie ich ihn immer gerne nannte. "Angel..." "Ich weiß." unterbrach ich ihn. "Gibt es was neues?" "Nein." seine Stimme zitterte und ich stieß abgehaltene Luft aus. Nichts. "Wie lang ist sie schon weg?" fragte ich und wartete. "Seit etwa 4 Stunden." Ich warf einen Blick auf Uhr... Also seit 14 Uhr. So lange schon! Fabian schwieg. Ich ergriff wieder das Wort: "Sagst du mir bescheid, wenn es was Neues gibt?" "Ja." "Okay, ich hoffe wir finden sie bald." "Das hoffe ich auch." krächzte er. Ich legte auf und wollte mein Handy gerade wegstecken, als sich eine SMS mit einem "Pling!" ankündigte. Ich öffnete sie und musste schlucken.
Hast du jetzt etwas gelernt, Süße? Dass man anderen nicht wehtut?!
Dieser Scheißkerl! Ich bring ihn um!! Wenn er Angel was tut! Ich rief sofort unter der angezeigten Nummer an. "Rick." "Ach, Hallo Rick." Die Wut hörte man deutlich, und ich hatte mich nicht mehr unter Kontrolle. "Hi, Süße. Wie schön, dass du anrufst. Hast du heute Zeit?" "Nein!" fauchte ich, "Wo ist Angel?" Rick lachte trocken und erweiterte eisig: "Angel?! Woher soll ich das wissen?" Ein Knurren entwich meiner Kehle. "Och, Süße, nimm dir das nicht so zu Herzen!" "Lass sie gehen... Ich bereue mein Verhalten! Ich werde so etwas nie wieder machen." flehte und bettelte ich, denn anders würde ich ihn nicht überzeugen. Hauptsache, Angel passiert nichts. "So ist es brav." sagte er mit einem Grinsen in Gesicht. Ich unterdrückte den Drang, ihn anzuschreien und mein Handy an die Wand zu pfeffern. "Bis dann, Süße..." Ich wollte noch etwas sagen, doch "Tuuut. Tuuut." hatte er schon aufgelegt. Übelkeit und die Gewissheit machte sich breit, dass ich schuld war. Angel hätte ja auch... Nein. Allein der Gedanke, dass Rick es war, konnte logisch sein. Nie hatte ich daran gezweifelt. Und jetzt wusste ich es. Aber was brachte mir das? Zur Polizei gehen und zu riskieren, dass er etwas schreckliches tut, unter Druck?! Sicher nicht! Außerdem kann man nicht schon nach 4 Stunden eine Vermisstenanzeige aufgeben! Doch Rick war so unberechenbar wie... Klopf, Klopf. Ich drehte den Kopf, als sie Tür auf ging und mein Vater meinte: "Schatz, es gibt Essen. Kommst du? Du hast doch noch nichts gegessen." Er hatte recht, mein Bauch hatte schon einige eindeutige Zeichen gegeben. Es erschien mir so unmöglich jetzt etwas zu essen, es kam mir vor wie Verrat. Trotzdem stand ich langsam auf und begab mich in die Küche. Meine Familie saß schon am Tisch und Nudeln dampften munter auf ihren Tellern. Tim sah mich mit großen Augen und meine Mutter vermied es, das Thema anzusprechen. Ich setzte mich und nachdem wir uns guten Appetit wünschten, stocherte ich lustlos herum. Gedankenverloren starrte ich den Parmesan an, der in Zeitlupe schmolz und die Tomaten-Soße, die zwischen den Spagetti verschwand. Wie Angel- STOPP. Tief durchatmen. Es gibt einen Rick, der ein Herz hat. Er ist kein Monster, obwohl ich mir nichts anderes mehr vorstellen konnte. "Warum isst du nichts?" fragte meine Mutter und ich sah weiterhin schweigend von den Nudeln auf. Sie senkte den Blick und hatte wohl endlich verstanden, dass ich nicht reden wollte. Ich murmelte so etwas wie "Geht mir nicht so toll..." und ging wieder in mein Zimmer. Zum Glück machten sie kein Drama wie normalerweise. In legte mich auf das Bett und schloss die Augen.
Leere.
Schwarze Leere.
Nichts.
Plötzlich kam mir ein Gedanke, der wie ein lahmer Hoffnungsschimmer glitzerte. Angels Handy. Ich rief sie an und wie erwartet passierte nichts. Kein Anrufbeantworter und noch weniger die Stimme von Angel. Ich gab auf und Tränen liefen mir übers Gesicht, tropften auf die Matratze und das Kissen. So weinte ich mich in den Schlaf, der mir Träume brachte.
Nebel, ich sehe nur Nebel. Nicht einmal meine Hand. Und dann erkenne ich doch Gestalten. Zwei sogar. Eine liegt regungslos auf dem Boden und die andere steht über ihr. Mit etwas in der Hand. Ich renne auf die Beiden zu, doch es ist eher ein schleichen. Ich komme kaum voran. Dann lichtet sich der Nebel plötzlich und ich sehe, dass dieser Gegenstand ein Messer ist. An dem eine dunkle Flüssigkeit herunter tropft. Ich sehe auf dieses Bild, dass sich mir darbietet. Dann dreht der Mörder den Kopf und ich sehe diese Augen.
Ich schrie. Schrie und schrie. Als ich meine Augen ängstlich aufriss, wusste nicht nicht mehr, was mich so erschreckte. Mein Vater hockte neben mir und streichelte sanft mein Haar. "Ist schon gut, Skyla, ist gut. Wir werden sie finden." flüsterte er und mal wieder hatte in das Gefühl, er könne Gedanken lesen. Irgendwann und irgendwie schaffte er es, mich zu beruhigen und schließlich schlief ich wieder ein. Dieses Mal traumlos.
...Riiiiinnnng. Riiiiinnnng. Riiiiinnnng. Pause. Nichts mehr. Wer hatte den Wecker ausgeschaltet? Ich öffnete ein Lied und lugte hindurch. Mein Vater verließ gerade das Zimmer. Als er bemerkte, dass ich wach war, lächelte er sorgenvoll. "Du musst heute nicht in die Schule." Dankbar zwang ich ein gequältes Lächeln auf meine Lippen. Wie Gänsehaut überkam mich, wenn ich daran dachte, wieso... Wäre ich nicht gestern weggelaufen, sondern hätte mich mit Rick ganz normal unterhalten und das geklärt, wäre Angel nicht weg. Nun steigerte sich die Gänsehaut zu einem Zittern. Hätte ich ihr alles erklärt, könnte man alles andere vermeiden. Sie musste nun für mein Verhalten grausam büßen. Ich wollte weinen, aber keine Träne kam mehr. Alle hatte ich aufgebraucht. Ich lag in meinem Bett, hatte rot geschwollene Augen und bewegte nicht einen Finger, um Angel zu retten. Ich sah auf die Uhr. Noch genügend Zeit jemanden anzurufen. "Süße!" hörte ich seine verhasste Stimme. "Lass Angel frei." sagte ich, noch bevor er reagieren konnte, "Ich mache was du verlangst." Ein kurzes Schweigen erfüllte die Leitung, dann sagte er: "Alles?" Ich dachte nach. Es war klar, was er wollte. Aber Angel war mir wichtiger als alles andere. ALLES. "Alles." beantwortete ich die Frage und schluckte. "Du kommst jetzt zum Wald neben der Schule. Allein. Sonst ist der Deal Geschichte." "Alles klar." Hauptsache Angel war wieder da... Ich setzte mich auf und beschoss, mich fertig zu machen. Schließlich hatte ich eine Verabredung.





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