So spielt das Leben - Teil 5

Autor: Maeggaey
veröffentlicht am: 27.03.2012


»Was soll sie mir gesagt haben Alyssa?«
»Als sie fünf war hatte sie einen Autounfall. Ihre Eltern sind gestorben und nur sie hat überlebt. Seither gibt sie sich die Schuld an allem.« Viola schluchzte nur noch heftiger und spürte, wie sich jemand neben sie setzte. »Vi, ich habe dir doch schon tausendmal gesagt, dass du nichts dafür kannst.« Mitleidig schaute Alyssa sie an und legte ihre Arme um sie. »Lucas, hol ihr bitte ein Wasser.«
»Natürlich.« Er stand langsam auf und ging ins Haus.
»Komm her Süße. Das war nicht deine Schuld. Keiner konnte was dafür, außer dieser Typ, der auf der falschen Bahn gefahren ist.« Sie strich Viola durchs Haar und wiegte sie hin und her.
»Warum bist du so nett zu mir? Ich dachte du hasst mich.«
»Ernsthaft? Wie soll ich dich hassen können? Wir waren schon immer beste Freunde und werden es auch immer bleiben. Kindergartenliebe vergeht nie.«
»Alles wieder gut?« Schniefte sie.
»Ja.« Lächelte Alyssa und Viola beruhigte sich wieder ein bisschen. Kaum hatten sie sich ausgesprochen, kam Lucas mit einem Glas Wasser zurück.
»Hier.« Er reichte es ihr und dankend nahm sie es an.
»Dankeschön.«
»Darf ich fragen warum du es mir nicht gesagt hast?« Viola setzte das Glas an und trank Schluck für Schluck.
»So wie ich sie kenne, wollte sie nicht, dass du sie für eine kleine, arme Waise hältst, die nichts abkann.«
»Hast du das wirklich gedacht?« Vorsichtig nickte sie und Lucas fing an zu lachen. »Das wäre schon nicht passiert. Du bist taff genug um diese dummen Sprüche von den anderen zu ertragen. Da wirst du wohl noch mehr aushalten oder nicht?« Auch Alyssa und Viola fingen an zu lachen und Viola lehnte sich an die Brust von Lucas. Dieser legte einen Arm um sie und gab ihr einen Kuss auf den Kopf.
»Seid ihr zusammen?« Schoss es aus Alyssa.
»Ja.« Antworteten Viola und Lucas gleichzeitig.
»Na dann viel Glück. Ich geh mal.« Ehe jemand sie aufhalten konnte, war sie wieder im Haus verschwunden und ließ Lucas und Viola alleine.
»War der Autounfall der Grund, weshalb du nicht mit dem Auto fahren wolltest?«
»Das klingt jetzt bestimmt komisch oder so, aber ja. Die Angst ist halt noch da und weil du mir so wichtig bist, wollte ich nicht das Risiko eingehen, dass dir etwas passiert…«
»Echt süß von dir. Ich bring dich besser nach Hause. Etwas Schlaf wird dir sicher gut tun.«
»Das wäre wirklich nett von dir…« Lucas half ihr vorsichtig dabei aufzustehen und brachte sie nach Hause. Es dauerte wirklich lange, da sie sehr langsam gingen um sich über den Unfall zu unterhalten der vor fast zehn Jahren passiert war. Vor ihrer Haustür, blieben sie stehen und schauten betreten auf den Boden.
»Wenn was ist, rufst du mich an. Okay?« Er nahm ihre Hand, hob ihren Kopf hoch und sah ihr in die Augen.
»Das mache ich…« Sie biss sich auf die Lippe und erneut kamen ihr die Tränen. Behutsam legte er seine Hand an ihre Wange und wischte ihr die Träne weg. Schnell schaute sie zur Seite und man konnte sehen, wie sie angestrengt nach dachte. »Was hast du eigentlich vorhin in deine Jackentasche gesteckt?« Fragte sie ihn noch immer zur Seite blickend.
»Ich…« Verlegen grinste er sie an und wurde rot. »Ich hab dir ein Gedicht geschrieben.«
»Echt? Kannst du es mir vorlesen?«
»Sicher.« Aufgeregt kramte er den Zettel aus seiner Jackentasche, klappte ihn mit zittrigen Händen auseinander und begann ihr vorzulesen. Mit jedem Satz, lief ihr ein neuer Schauer über den Rücken. Als er fertig war und sie erwartungsvoll ansah, begann sie zu lächeln und begann erneut zu weinen. »Was ist los?« Fragte er sie geschockt und nahm sie in den Arm.
»Nichts… Das hat nur noch nie jemand gemacht…« Sie schaute zu ihm rauf und sah, den Schmerz in seinen Augen. Schon vor einigen Wochen hatte er gesagt, dass er es nicht ertragen könnte sie weinen zu sehen und jetzt merkte sie, wie ernst es ihm war. »Ich geh mal rein…« Sagte sie sich von ihm lösend.
»Schlaf gut.« Er küsste sie auf die Stirn und lächelte breit.
»Du auch.« Langsam öffnete sie die Tür und schloss sie leise hinter sich.

Lucas blieb noch einige Momente regungslos stehen und ging erst als er sehen konnte, wie das Licht im Flur erlosch. Zufrieden machte er sich auf den Weg nach Hause und ließ sich auf sein Bett fallen. Er hatte noch nie zuvor so etwas gespürt und noch nie jemanden wie sie kennengelernt. Sie raubte ihm den Atem, ließ sein Herz schneller schlagen. Er war sogar bereit allen die etwas gegen sie sagten, eine zu verpassen oder mit ihr abzuhauen. Wenn sie etwas glücklich machte, machte es auch ihn glücklich. Tat ihr etwas weh, tat es auch ihm weh. Es war das erste Mal, dass er so richtig verliebt und dazu bereit war alles was in seiner Macht stand für sie zu tun und jedes Risiko einzugehen soweit es sie glücklich machte…
Am nächsten Tag, war nichts so wie zuvor. Lucas fühlte sich frisch und zum ersten Mal richtig wach. Es ging ihm gut und er war bedingungslos glücklich. Vor der Schule wartete er dann auf Viola. Aber sie kam nicht. Er wartete bereits eine viertel Stunde bis er Angst bekam und sich Sorgen machte. Müsste er nicht zum Unterricht, würde er auf der Stelle zu ihr gehen und nach ihr sehen. Er drehte sich um und wollte in die Schule gehen, als ihn jemand von hinten anspring und er hinfiel. Er rollte sich auf den Rücken und sah direkt in ihre grau-blauen, funkelnden Augen. Unwillkürlich fing er an zu lächeln und sie stieg von ihm ab. Er stand auf und umarmte sie.
»Das war nicht nett.« Sagte er seinen Arm um sie legend.
»Damit musst du dich abfinden.«
»Meinst du?«
»Ich weiß es sogar.« Er küsste sie auf die Wange und sie gingen in die Schule. Sofort fielen alle Blicke auf die beiden und jeder fing an mit irgendwem zu tuscheln. Gereizt stieß er die Luft aus und sagte so laut es ging:»Ja, wir sind zusammen und da braucht ihr nicht zu tuscheln oder zu lästern.« Geschockt schauten sie alle an und Viola fing an zu lachen. Wie er es liebte, wenn sie lachte. Es war einfach umwerfend. Um sie herum wurde es wieder lauter und keiner tuschelte mehr. Zufrieden ging er in seine Klasse und Viola in ihre. Er konnte es nicht abwarten sie wieder zu sehen.

Im Unterricht konnte Viola sich nur schwer konzentrieren. Immer wieder wurde sie von irgendwelchen Leuten auf Lucas und sie angesprochen. Sie sah es gar nicht ein ihnen zu antworten und ignorierte sie deshalb. Doch ihre Gedanken schweiften umher. Ihr war aufgefallen, dass sie eigentlich noch nie so richtig verliebt war. Es gab schon die eine oder andere Schwärmerei, aber sie hatte noch nie etwas mit richtigen Gefühlen zutun gehabt. Das letzte Mal, hatte sie im Urlaub einen kleinen Flirt gehabt, hatte aber kein großes Interesse an dem Typen. Warum auch? Gesehen hätten sie sich so gut wie nie und es hätte ihr sowieso nichts gebracht einen Freund im Ausland zu haben. Wenn dann wollte sie einen Freund haben den sie mal eben ganz spontan besuchen konnte. Und das war für sie schwer, weil sie eigentlich keiner mochte und sie sich im Urlaub ganz anders verhielt. Zu Hause war sie ein kleines Mauerblümchen. Sie wollte nicht, dass jemand einen total falschen Eindruck von ihr kriegt und sie dann Ärger bekam. Im Urlaub jedoch, war sie der Meinung, dass sie dort eh keiner kennt und man sie dort nie wieder sehen würde. Während sie so nachdachte, war ihr gar nicht aufgefallen, dass Miss Miller sie beobachtete.
»Viola, wie lautet das Reflektionsgesetz?« Fragte sie Viola ihre Papiere auf ihr Pult legend.
»Keine Ahnung.«
»Dann pass das nächste Mal lieber auf als Löcher in die Luft zu starren.«
»Ja, ja.« Murmelte sie noch und schaute dann auf ihr Physikbuch. <Wie ich sie hasse! Immer muss sie auf mich losgehen!> Als es klingelte stieß sie erleichtert die Luft aus und verließ so schnell sie konnte die Klasse. An ihrem Schließfach wartete bereits Alyssa auf sie. »Was machst du hier?«
»Auf dich warten.«
»Weil?« Sie öffnete ihr Schließfach, tauschte die Bücher aus, schloss es und ging weiter.
»Ich dachte es ist alles wieder gut?« Alyssa hielt sie fest und schaute sie fragend an.
»Ist es auch.«
»Warum bist du dann so komisch?«
»Die Miller.« Viola drehte sich um und ging weiter. Alyssa lief neben ihr her und lachte leicht.
»Macht sie dich immer noch fertig?«
»Oh ja. Am liebsten würd ich der Miller so richtig die Meinung geigen.«
»Und was ist ihre Meinung Miss Fenning?« Augenblicklich blieben sie und Alyssa stehen und drehten sich erschrocken um.
»Dass ihr Unterricht viel zu gut für diese Schule ist und er einer Fachoberschule locker gerecht werden würde?«






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