Es kommt anders als man denkt - Teil 22

Autor: Maeggaey
veröffentlicht am: 28.02.2012


Am nächsten Tag ließ ich Isabel zu Hause und ging in den Park in dem ich auch an meinem ersten Schultag war. Den ganzen Morgen schon hatte ich das Gefühl heute würde ich eine unangenehme Überraschung bekommen. Und ich wusste ich konnte mich auf mein Bauchgefühl verlassen. In den meisten Fällen jedenfalls. Im Park setzte ich mich auf eine Bank in der Hoffnung ich würde mich vielleicht doch täuschen. Kurz darauf entdeckte ich Tobias. Ich rief ihn und er setzte sich zu mir. Weil es total kalt war, kuschelte ich mich an ihn ran und schloss die Augen als es anfing sachte zu schneien. Dann spürte ich wie er sich anspannte und richtete mich auf. Ich öffnete die Augen und vor uns stand Marc.
»Ich muss mit dir reden.« Sagte er und sofort kochte in mir die Wut auf.
»Vergiss es.«
»Bitte. Wenn du willst darf er uns auch beobachten.«
»Tobias, ich geh dann eben.« Ich nahm meine Tasche und ging mit Marc mit. »Was willst du?«
»Ich will dich zurück.«
»Dass ich nicht lache man. Wenn das alles war, dann geh ich jetzt lieber.«
»Warte. Ich weiß, dass ich einen riesigen Fehler begannen habe als ich dich mit Kathi betrogen habe. Ich liebe dich immer noch. Und werde dich auch immer lieben.«
»Schön. Ich dich aber nicht.«
»Du weißt genauso gut wie ich, dass du mich liebst.« Verzweifelt sah er mich an.
»Hey, das hast du doch nicht nötig. Du kannst eine andere, eine besser Freundin kriegen.« Ehe ich begriff, was geschah nahm er mein Gesicht in seine Hände und küsste mich. Nach ein par Sekunden schubste ich von ihm weg, ballte meine Hand zu einer Faust und wollte ihn schlagen. Doch er duckte sich und meine Hand prallte mit voller Wucht auf den Baum auf, der hinter ihm war. »Fuck!« Schrie ich und stöhnte auf. Ich entfernte mich einige Schritte von ihm und hielt meine Hand fest.
»Geht es dir gut?«Fragte er besorgt und legte seine Hand auf meinen Rücken.
»Ja! Ich tu nur so als wenn ich Schmerzen hätte! Natürlich geht’s mir nicht gut! Seit wann hast du so gute Reflexe?!«
»Ich bin in ‘nem Boxverein.«
»Und du hättest mich nicht vorwarnen können?!«
»Sorry.« Er begann meinen Rücken zu streicheln.
»Kannst du BITTE deine Hand wegnehmen?!«
»Oh. Ja. Sorry. Aber du musst damit unbedingt zum Arzt oder ins Krankenhaus.«
»Ich kann das auch zu Hause verbinden.«
»Nein. Geh zum Arzt.«
»Nachher.«
»Lass mich dich jetzt zum Arzt bringen.«
»Nur wenn du danach sofort verschwindest.«
»Gut.« Er fuhr mich in Krankenhaus. Der Arzt hat meine Hand geröntgt. Sie war verstaucht. Er gab mir noch Schmerztabletten und Marc fuhr mich nach Hause. Ich legte mich direkt aufs Sofa und schaute Fernsehen. Es dauerte nicht lange bis meine Eltern wieder da waren.
»Hey ihr.«
»Mama!« Isabel rannte zu mir.
»Vorsichtig. Nicht so stürmisch.«
»Was ist los mit dir?« Fragte mein Vater. Ohne etwas zu sagen hielt ich meine verbundene Hand hoch und sagte:»Hab mir die Hand verstaucht.«
»Wie?«
»Unwichtig.«
»Kühl es erst mal.«
»Ach was. Ich hab Schmerztabletten bekommen.«
»So schlimm?«
»Passt. So schlimm, dass ich nicht mehr mit meiner kleinen Maus spielen kann ist es nicht. Aber die Jobsuche fällt wohl erst mal flach und ich such vorübergehend mal nach ‘ner Uni.«
»Sollen wir dir helfen?«
»Ach nein. Ich bin am überlegen ob ich an die in Hannover geh. Da kann ich Sozialpädagogik studieren.«
»Klingt gut.«
»Ja schon. Aber ich will lieber auf eine in der Nähe gehen. Allein wegen der Kleinen. Sonst vergisst sie mich irgendwann.«
»Das sind drei Jahre. Am Wochenende können wir dich besuchen kommen und in den Semesterferien kommst du zu uns.«
»Sicher?«
»Ja klar.«
»Dann schick ich mal direkt eine Bewerbung hin.« Gesagt, getan.
Nach zwei Monaten bekam ich dann die Zusage. Das nächste was ich tun musste war eine Wohnung zu finden. Meine Eltern bezahlten das Studium und ich würde für die Miete arbeiten gehen. Alles war halbwegs gut geplant. Bis auf die Beziehung von Tobias und mir. Wahrscheinlich würde wir es mit einer Fernbeziehung versuchen. Aber die meisten gingen in die Brüche.
Fünf Monate später war es endlich soweit. Angespannt schloss ich den Kofferraum und sah alles traurig an. Vanessa, Tobias, meine Eltern und ganz besonders Isabel. Sie begriff noch nicht was geschah. Wie denn auch? Sie war erst drei Jahre alt. In dem Alter konnte man noch nicht verstehen warum Leute kommen und gehen.
»Komm her meine Kleine.« Ich hockte mich hin und nahm sie mit Tränen in den Augen in den Arm. »Ich werde dich fürchterlich vermissen Schatz.«
»Warum gehst du weg Mama?«
»Du findest das Haus von Oma und Opa doch bestimmt ganz toll oder?«
»Ja.«
»Mama geht weg um einen Job zu bekommen damit wir später auch in so einem großen Haus wohnen können.«
»Ok. Dann beeil dich aber Mama.«
»Ja das mache ich.« Meinte ich, wie man so gerne sagt, mit einem lächelnden und einem weinenden Auge. Dann verabschiedete ich mich von den anderen. Traurig setzte ich mich ins Auto und fuhr nach Hannover. Ich zog in eine WG ein, da ich weniger Miete zahlen müsste, weniger Arbeit haben würde und ich eigentlich nicht vor hatte immer in der Wohnung zu sein. Es hätte sich einfach nicht gelohnt sich eine eigene Wohnung zu mieten. Und ich würde schon mal neue Leute kennenlernen. Vor der Eingangstür blieb ich stehen, atmete tief durch und drückte mit zittriger Hand die Klingel. Nachdem die Tür geöffnet wurde, stieg ich die wenigen Stufen langsam und ängstlich rauf. Das war für mich zwar total unnormal, aber seit ich Isabel hatte, war ich vollkommen anders.
»Hey, ich bin Jenni.« Stellte ich mich mit einem Lächeln dem Mädchen welches in der Tür stand vor.
»Hey. Ich bin Cleo.« Wir schüttelten uns die Hände, sie zeigte mir mein Zimmer und wir gingen in die Küche. »Leute, ich möchte euch unsere neue Mitbewohnerin Jenni vorstellen. Jenni, das sind Jacky, Andy und Malte.«
»Hey.« Mit einem Mal fand mein Körper seine alte Angespanntheit wieder und ich klang selbstbewusst.
»Na.« Sagten die vier gleichzeitig.
»Also Jenni. Du bist jeden fünften Monat mit putzen und jeden Montag mit kochen dran. Für die Sauberkeit von deinem Zimmer bist du selbst verantwortlich und Samstags und Sonntags essen wir immer zusammen.«
»Ich denke das kriege ich auf die Reihe.«
»Na dann zieh dich um. Wir wollen feiern gehen. Natürlich nur falls du mit willst.«
»Also eigentlich-«
»Wenn sie sagt „nur wenn du willst“, dann meint sie keine Widerrede.« Warf Malte lachend ein. Ich musste ebenfalls grinsen.
»Gerne.« Sagte ich und ging in mein Zimmer um mich umzuziehen. Ich hatte Kinderfrei und konnte die Sau raus lassen. Der Unterricht fing eh erst in der nächsten Woche an. Da durfte ich wohl auf einen neuen Lebensabschnitt anstoßen. So wie es aussah waren Andy und Cleo und Malte und Jacky zusammen. <Ganz toll. Bin ich auch noch in so ‘ne Pärchen-WG geraten.> Dachte ich leicht genervt. Ich war so in Gedanken versunken, dass ich gar nicht mitbekam, dass Malte mich was gefragt hatte.
»Hast du einen Freund?« Wiederholte er lachend.
»Äh, ja.« Nach der Sache mit Marcel war ich beim Thema Betrug schon misstrauisch. Vor allem jetzt wo ich nicht mehr in Berlin war, war die Chance, dass er mich betrog sehr groß.
»Das klang aber nicht sehr überzeugend.«
»Vielleicht erzähl ich den Grund noch. Vielleicht aber auch nicht. Bin nicht so schnell was Vertrauen angeht.«
»Kann ich verstehen.«
»Wie lang sind du und Jacky schon zusammen?«
»Seit ‘nem Jahr.« Antwortete er mir. »Ich würde ihr blind vertrauen.«
»Scheint so als wärt ihr für einander bestimmt.«
»Hoffentlich. Ich wurde schon oft genug enttäuscht.«
»Wie meinst du das?«
»Die eine hat mich betrogen und die andere hat voll den Sprung in der Schüssel und war drogensüchtig.«
»Kommt mir bekannt vor.«
»Bei dir das Gleiche?«
»Mein erster hat mich mit dem Mädel das ich am meisten hasse betrogen, der zweite mit meiner ehemals besten Freundin, den dritten hab ich verlassen weil ich noch was vom zweiten wollte und dann hat mich der zweite wieder mit meiner besten Freundin betrogen und ist nach unserer Trennung drogensüchtig geworden.«
»Das klingt hart.«
»Naja. Shit happens. Aber ist auch ziemlich kompliziert. Jedenfalls gewöhnt man sich nach einer Zeit daran so verletzt und enttäuscht zu werden. Irgendwann lernt man den Schmerz zu ignorieren.«
»Das weiß ich nur zu gut.«
»Hey Leute. Was macht ihr hier?« Fragte Andy. »Kommt.« Er packte uns an den Handgelenken und zog uns auf die Tanzfläche.
»Ernsthaft?« Fragte ich lachend. »Zum Tanzen brauch ich Platz.«
»So schlecht?« Zog Malte mich auf.
»Hättest wohl gerne. So gut.«
»Beweis es.« Er zog mich in einen Raum der dem JTP ähnelte. Eine Menschenmasse versammelte sich um eine Tanzfläche und Malte schob mich in die Mitte. »Zeig was du kannst.«
»Du willst es ja nicht anders.«...





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