Es kommt anders als man denkt - Teil 15

Autor: Maeggaey
veröffentlicht am: 14.02.2012


Meine Eltern kamen sofort mit einer gepackten Tasche und brachten mich ins Krankenhaus. Die Schmerzen wurden von Mal zu Mal immer schlimmer. Am Mittag bin ich im Krankenhaus angekommen und jetzt war bereits Abend. Meine Schreie zerrissen die Dunkelheit und ihre Ruhe förmlich. Irgendwann konnte ich dann endlich in den Entbindungssaal. Und nach einer Stunde hatte ich es dann geschafft. Auf meinem Zimmer guckte ich nur einmal in den Spiegel. Dieser Blick reichte mir um festzustellen, dass ich schrecklich aussah. Mein Gesicht sah aus wie rot gesprenkelt, ich war schweißgebadet und durfte mein Kind erst im Arm halten wenn es hunger bekam.
Als ich sie sah und im Arm hielt, schmilz mein Herz dahin. Die Krankenschwestern zeigten mir wie man ein Kind wickelte, es hielt, es anzog, fütterte und wusch.
Nach einer Woche durfte ich mit der Kleinen dann nach hause. Nach einigen Wochen wollte sie nur noch die Flasche. Nicht das mir das egal war, aber es kam mir relativ passend. Nach den nächsten Ferien würde ich wieder zur Schule gehen und es würde mir wirklich helfen vorher ein bisschen abzunehmen. Deswegen trainierte und joggte ich meistens wenn die Kleine schlief. Und es half wirklich. Innerhalb von zwei Wochen hatte ich fast wieder das gleiche Größenmaß wie vor der Schwangerschaft.
An einem Nachmittag klingelte es an der Tür. Ich nahm Isabel auf den Arm und ging zur Tür. Ich öffnete und konnte mir nur schwer ein Kreischen unterdrücken. »Guck mal Schatzi. Das ist deine Patentante.« Isabel schien Kathi direkt zu mögen. Denn sie strahlte sie direkt an.
»Na ihr zwei Süßen.« Wir umarmten uns kurz und setzten uns dann auf die Couch im Wohnzimmer. Kathi nahm Isabel auf den Arm und begann sie zu betüdeln wie sonst was.
»Was machst du denn hier?«
»Ich habe dir doch versprochen dich in den Ferien zu besuchen. Und hier bin ich. Außerdem wollte ich mal meine kleine Nichte kennenlernen.«
»Ich hab dich so vermisst Süße.«
»Und ich dich erst. Aber drei Sachen. Erstens: Was machen wir heute?«
»Was hältst du von shoppen?«
»Uh ja!«
»Zweitens?«
»Seit deinem Umzug ist Marc total verbittert und guckt keinem Mädchen mehr hinterher.« Ich musste lachen und es dauerte lange bis ich wieder reden konnte.
»Tja. Zu schade dass ich über ihn hinweg bin.«
»Und drittens: Wie hast du so schnell abgenommen? Du siehst gut aus.«
»Es gibt da so eine tolle Tätigkeit namens Sport.« Antwortete ich ihr lachend. »Und jetzt lass uns los gehen.« Ich zog mich und Isabel schnell an, schrieb einen Zettel für meine Eltern, packte die Wickeltasche, holte mein Portmonee, legte Isabel in den Kinderwagen und ging mit Kathi und ihr los. Logischer Weise kassierte ich einige fiese Blicke und einige hielten sich von mir fern, aber das war mir egal. Ich liebte meine Tochter und alle die damit ein Problem hatten konnten mich mal. Ich wollte ihr eine gute Mutter sein. Vor einer Boutique blieben wir dann stehen. Im Schaufenster hingen süße Kleider für Kinder.
»Komm mit.«Kathi ging in die Boutique und steuerte gradewegs auf die Kleider zu. »Welche Größe hat sie?«
»65.« Sie kramte ein rosa Kleid mit Rosen raus und ging damit zur Kasse. Kurz darauf kam sie mit einer kleinen Tüte zurück und verstaute sie im Kinderwagen. Nach einer anstrengenden Shoppingtour ließen wir uns in einem Café nieder. »Wie lange willst du eigentlich bleiben?«
»Leider darf ich nur eine Woche hier bleiben. Aber deine Eltern haben erlaubt, dass du dann für eine Woche mit nach Cux kommst.«
»Ehrlich?«
»Ja.«
»Geil. Da kann meine kleine Maus gleich mal die Heimatstadt ihrer Mutter kennenlernen.«
»Meinst du echt dass es gut wäre jetzt schon mit der kleinen zu verreisen?«
»Naja… Ist besser wenn ich noch damit warte…« Den Rest der Woche verbrachten wir viel damit mit Isabel spazieren zu gehen und zu planen was wir in der nächsten Woche machen würden. Ich entschied mich dazu Isabel besser bei meinen Eltern zu lassen. Schon alleine wegen dem Arschloch von vAter das sie hatte.
Nun war es so weit. Ich sah das Schild ‚15km bis Cuxhaven‘ und freute mich schon riesig darauf endlich wieder in meinem kleinen Kaff zu sein. Einige Leute schauten Kathi und mir hinter her. Das musste an meinem neuen Auto liegen. Kathis Eltern begrüßten mich wie immer liebevoll. Nachdem wir unsere Koffer in Kathis Zimmer gebracht hatten, gingen wir gleich los zur Bucht. Wir wollten mal wieder zu den Klettersteinen am Fährhafen. Dort war es immer so schön ruhig und leer. Aber es war ja klar, dass ich schief angestarrt werden würde. Viele wollten anscheinend nicht wahr haben, dass ich dort war. Und dass ich mich so verändert hatte. In der Bucht sah ich dann Marc. Mit einem Mal bekam ich richtig Lust ihn zu ärgern. »Pass mal auf.« sagte ich an Kathi gewandt und ging zu irgendeinem Kerl der in der Nähe von Marc stand. Sofort fing ich an mit ihm zu flirten. In einer Lautstärke die Marc nicht überhören konnte. Es schien ihn etwas stutzig zu machen. Also legte ich noch einen drauf. Ich stellte mich so hin, dass Marc mein Gesicht sehen konnte und gab dem Kerl einen Kuss auf die Wange.
»Jenni? Jenni, bist du das?« Mit zusammengekniffenen Augen sah er mich an.
»Marc?« Sagte ich mit gespielt überraschtem Ton.
»Was machst du denn hier?«
»Ach ich hatte einfach Sehnsucht nach einer ganz bestimmten Person.«
»Darf ich wissen wer diese Person ist?« Ich ging einen Schritt auf ihn zu und schaute ihm in die Augen.
»Ach komm schon. Das kannst du dir doch sicher denken.«
»Oh ja. Ich wusste, dass du wieder herkommst.« Er kam mir immer näher. Kurz bevor er mich küsste sagte ich dann:»Ich wollte Kathi wiedersehen.« Mit einen Blick zur Seite bemerkte ich wie Kathi sich vor lachen krümmte. Ich wandte mich wieder Marc zu. »Tut mir leid deine Hoffnungen und die deines kleinen Kumpanen zerstört zu haben.« Ein arrogantes und gleichzeitig rachdurstiges Lächeln konnte ich mir nicht mehr verkneifen. Allein sein Blick rief das Bedürfnis in mir hervor mich auf den Boden zu schmeißen und vor lachen hin und her zu wälzen. Ich drehte mich um und ging zu Kathi zurück, die sich vor lachen immer noch nicht einkriegte. Wir holten uns Essen und Trinken von einer der Buden die in der Bucht standen, gingen zu den klettersteinen, schossen Fotos und redeten.
So gegen Abend kamen wir dann wieder bei Kathi an. Dort machten wir uns fertig und fuhren nach dem Essen mit dem Bus nach Lüdingworth um in ‚Janssens Tanzpalast‘ zu gehen. Das JTP – so nannten wir es alle – war neben der Kneipe ‚Im Bett‘ und dem ‚Nautiko‘ die beliebteste Partylocation. Wie sonst auch, blieben wir im unteren Teil. Er war für die Nichtraucher. Zuerst bestellten wir uns Drinks. Wir tranken sie aus und gingen dann auf die Tanzfläche. Mir ist aufgefallen, dass Marc auch da war. Und dass es mich anstarrte. Wie es aussah, hatte er noch nicht genug und meine Rachegelüste waren noch nicht gestillt. Ich schnappte mir irgendeinen Jungen der gut aussah und begann direkt vor Marcs Nase mit ihm zu tanzen. Weil es ‚Black Hip Hop Night‘ war, waren die meisten Breakdancer da. Um diesen Typen und mich bildete sich eine riesen Menschenmenge. <Er will mich ernsthaft batteln?! Na das kann ja ein Spaß werden.> Dachte ich mir. Er begann seine Moves zu zeigen, die mich ehrlich gesagt ein bisschen langweilten. Nachdem er vorerst fertig war, zeige ich meine. Er staunte nicht schlecht über die Sachen die ich machte und gab auf. Dann kam Marc. Er war ein typischer Hip Hopper. Er zog sich nach der ersten Runde aber noch nicht zurück. Doch am Ende gewann ich trotzdem und wurde gefeiert. Marc galt als einer der besten Tänzer in Cuxhaven. Nach ein par Drinks war ich angetrunken. Marc forderte mich zum Tanzen auf. Grade da kam dann ein langsames Lied. Ich hatte keine Zweifel, dass er es so geplant hatte. Zwar hasste ich ihn, aber wenn ich angetrunken war, machte ich immer Dummheiten. Also ließ ich mich darauf ein.
»Und wie geht es dir so?« <Ernsthaft? Er will Smalltalk halten?!«
»Gut.«
»Das ist schön. Und darf ich dir mal was sagen?«
»Was?«
»Erstens hatte ich den besten Sex mit dir und zweitens bist du immer noch so heiß wie vorher.« Ich machte mich von ihm los und sah ihn sauer an. Nur weil ich angetrunken, hieß es nicht, dass ich mir alles gefallen ließ.
»Und du bist immer noch so ein Arsch wie früher.« Als ich gehen wollte hielt er mich zurück.
»Das sollte eigentlich ein Kompliment sein.«
»Schön. Meins aber nicht.« Wütend ging ich wieder zur Bar und bestellte mir etwas zu trinken.
»Hi.« Ich schaute zur Seite und neben mir war ein gutaussehender Typ.
»Hi.«
»Du hast echt gute Moves drauf. Tanzt du im Verein?«
»Nein. Hab mir alles selber beigebracht. Aber trotzdem danke.«
»Ich bin Jonas.«
»Ich bin Jenni.«
»Schöner Name. Also Jenni. Wo kommst du her?«
»Bin von hier. Bin aber nach Berlin gezogen.«
»Warum denn?«
»Lange Geschichte. Und du?«
»Dorum.«
»Ah… Irgendwie sind voll viele aus Dorum und Nordholz hier und kaum welche aus der City.«
»Kann sein.«
»Nichts kann sein. Es ist so. Was machst denn hier?«
»JTP ist immer noch bester. Und du?«
»Eine Freundin besuchen. Und ich hatte Sehnsucht nach meinem kleinen Kaff.«
»Kann ich verstehen. Muss komisch sein mit einem mal in ‘ner Großstadt zu leben. Aber weshalb starrt der Typ dich da so an?« Mit dem Finger deutete er auf Marc.
»Ist bloß mein Ex.« Sagte ich kalt.
»Oho. Wie lang ist’s her?«
»Ein Jahr. Er soll total verbittert sein seitdem ich ihn verlassen habe und umgezogen bin. Aber er hat selber Schuld.«
»Was passiert?«
»Große Liebe vorgespielt, geknallt und betrogen.«
»Idiot.«
»Und wie.«
»Ich versteh nicht wie man überhaupt jemanden betrügen kann. Wenn man jemanden betrügt, dann zeigt es doch schon, dass die Beziehung zum Scheitern verurteilt ist.«
»‘nen Jungen hab ich noch nie sowas sagen hören.«
»Sind halt Machoärsche und denken nur an das eine. Aber ich will die frau finden die liebe und mit der ich den Rest meines Lebens verbringen werde.«
»Oha.«
»Klingt schwul?«
»Ein bisschen.«
»Jo Jenni! Lass nach Hause!« Kathi ließ sich auf den Hocker neben mir sinken.
»Ich muss dann wohl los. Lass mal Nummern tauschen. Können dann ja mal telefonieren oder simsen.« Wir tauschten unsere Nummern und ich ging mit Kathi nach Hause. Mitten in der Nacht bekam ich eine SMS. Sie war von Jonas.
‚Sweet Dreams Hübsche.‘ Irgendwie ja voll süß.
‚Dir auch Süßer.‘ Zufrieden schlief ich ein...





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