Es kommt anders als man denkt - Teil 13

Autor: Maeggaey
veröffentlicht am: 12.02.2012


»Guten morgen meine Prinzessin.« Flüsterte er mir zu.
»Guten Morgen mein Prinz.« Flüchtig küsste ich ihn auf die Wange und hörte Musik. So gegen zehn waren wir dann am Hafen. Wir brachten unsere Sachen aufs Schiff und gingen dann Vorräte für die nächsten Tage einkaufen. Danach wurden wir in drei Teams eingeteilt. Kathi und ich waren in Team drei. Wir mussten uns mit vier Jungs um das hintere Segel kümmern. Torben und Marc waren in Team zwei. Sie mussten sich um das mittlere Segel kümmern. Unser Plan war am ersten Tag Made in Black, dann Terschelling, Texel, Vlieland und dann wieder zum Startpunkt. Am ersten Tag hatten wir nicht viel zu tun. Kathi und ich und Torben und Marc waren jeweils in gegenüberliegenden Zweierzimmern. Der zweite Tag war schon härter. Für Kathi und mich. Windstärke sieben und wir mussten immer wieder hoch das Segel wenden. Anstrengende Sache. Aber nach einer kurzen Zeit hatte man alle nötigen Knoten drauf und dazu war es ein super Work-Out. Wenn uns schlecht war legten wir uns einfach aufs Deck. Die Schwimmwesten störten und nicht allzu sehr. Sie waren gute Nackenstützen. Beim Landgang sind wir durch die Stadt geschlendert und haben uns Chips geholt. Auf Texel wollten wir eine Fahrradtour zu einem Meeresmuseum machen und dann Go-Kart fahren.
»Hat jeder von euch ein Fahrrad?
»Ja!«
»Okay. Frau Torhauer und ich fahren vor. Ihr fahr uns hinterher und niemand überholt uns. Verstanden?«
»Ja!«
»Dann los.« Wir stiegen auf unsere Hollandräder und fuhren los.
»Scheiße man! Ich wackel voll und das Ding hat nur ne Rücktrittbremse!« Sagte ich verzweifelt.
»Ich auch!« Erwiderte Kathi.
»Also ich hab ja keine Ahnung was ihr für Probleme habt.« Lachte Marc. Nach dem Museumsbesuch fuhren wir zur Go-Kart Bahn.
»Wetten ich bin schneller als du Marc?!« Forderte ich ihn heraus. »Der Verlierer muss heute Abend ‘nen Drink ausgeben.« Wir stiegen in die Karts und fuhren los. »Gewonnen! Dann gib mir heute Abend mal schön einen Drink aus Süßer.« Ich sprang auf und ab, drehte mich hin und her und knuffte ihn in den Arm.
»Hätte ich so oder so machen müssen, oder?«
»Ja.« Nachdem wir los fuhren, waren wir ziemlich weit an der Spitze und daher die ersten beim Fahrradverleih. Wir stellten die Räder ab, warfen die Schlüssel in den dafür vorgesehenen Kasten und machten uns auf den Weg zum Schiff.«
»Mir ist langweilig.« Beklagte sich Kathi. Ich flüsterte ihr etwas zu und sie grinste. Wir holten unsere Handys raus. Sie machte ihre Kamera an und ich Musik. Dann drückten wir den zwei Jungs die Handys in die Hände und fingen an unsere Choreographie, die wir schon lange zuvor eingeübt hatten, zu tanzen. Eine Mischung aus Hip Hop, Streetdance und Breakdance. Langsam versammelte sich eine riesige Traube von Menschen um uns herum und Klatschte. Atemberaubend. Dieses Gefühl wenn man das macht das man liebt und es den Leuten gefällt kann man nicht beschreiben.
Abends gingen wir mit der Klasse in eine kleine Disco im Hafen. Ich trug ein kurzes, schwarzes, schulterfreies Kleid, goldene High Heels und ein goldenes Armband. Wie immer trug ich die Kette von Marc, den Ring von Kathi und meine Herzkette auf der Kathi stand. Marc trug ein weißes und hochgekrempeltes Hemd, ein schwarz-weißes Cap, eine schwarze, enge Jeans und weiße nike Schuhe. Kathi trug eine blaue Hotpants, ein pinkes Longshirt und blaue High Heels. Torben hatte ein schlichtes, grünes T-Shirt, eine normale Jeans und schwarze Schuhe an. In der Disco gingen wir gleich auf die Tanzfläche. Die halbe Nacht lang tanzten wir und machten Fotos. Irgendwann gingen wir dann an die Bar und bestellten uns jeder etwas zu trinken. Es wurde uns ja nicht verboten was zu trinken. Also warum nicht? Würde ja nur bei einem bleiben. Die ganze Zeit über feierten und tanzten wir noch. So gegen eins wurden wir von unseren Lehrern zusammen getrommelt und gingen zurück zum Schiff.
»Du Schatz?« Total müde wandte ich mich zu Marc.
»Ja?«
»Mir ist kalt. Und ich will kuscheln.«
»Hier hast du meine Jacke. Mit dem kuscheln musst du warten bis wir weiter segeln.« Darauf achtend, dass die Lehrer uns nicht zuhörten, zog ich seinen Kopf runter.
»Kann ich heute Nacht nicht einfach bei dir schlafen? Ich kann uns den Wecker dann auch für sieben stellen.«
»Ich weiß nicht. Frau Torhauer würde das locker sehen. Aber Herr Struwe würde total abgehen und uns nach Hause schicken.«
»Komm schon. Nach deren letztem Rundgang komm ich zu dir ins Zimmer. Und vor sieben geh ich wieder.«
»Mhm… Na gut.«
»Okay. Wir sehen uns später.« Flüsterte ich ihm grinsend zu. Ich ging in mein Zimmer, wartete bis Herr Struwe und Frau Torhauer ihre letzte Runde gedreht hatten und wechselte dann mit Torben das Zimmer. Marc lag oben in seinem Bett. Vorsichtig stieg ich die Leiter hoch. Ich hob sie Decke an und legte mich hin. Mit meiner Hand streichelte ich ihm dann vorsichtig über die Wange und er öffnete die Augen. »Hey.« Flüsterte ich. Auch wenn ich mir sicher war, dass er es nicht sehen konnte, hoffte ich inständig, dass er mein Lächeln aus meinen Worten raus hören würde. Seine Hand lag oberhalb meiner Hüfte.
»Hey.«
»Bist du müde?«
»Schon ein bisschen und du?«
»Es geht.« Ich legte mich näher an ihn ran. So nahe, dass ich ihm direkt in die Augen, die im Mondlicht smaragdgrün leuchteten, schauen konnte.
»Gute Nacht.« Flüsterte er und gab mir einen Kuss auf die Stirn.
»Gute Nacht.«
Mein Wecker klingelte um halb sieben und ich ging wieder in mein Zimmer. Ich legte mich hin und schlief weiter. Frühstück würde es eh nicht vor neuen geben. Der vorletzte Tag. Wird würden heute nach Vlieland segeln und morgen wieder zurück zum Startpunkt. Das Wetter nutzten wir aus und grillten. Robin war ein grässlicher Grillmeister. Das Fleisch war außen rum total verbrannt und innendrinnen komplett roh. Irgendwann wechselte er dann mit Arno. Marc, Torben, Kathi und ich setzten uns aufs Deck. Die Sterne ein bisschen beobachten. Die Lehrer holten uns rein, wir machten und fertig, gingen auf unsere Zimmer und schrieben uns per Bluetooth Nachrichten. Ich bekam von fast allen Jungs welche. Die von Niklas waren zu hundert Prozent am schlimmsten. ‚Schieß den Neuen doch und nimm mich. Ich bin mir sicher mit meinem kann er nicht mithalten‘ und noch schlimmere bekam ich von ihm. Er war der größte und schmierigste Arschkriecher den ich jemals gesehen hatte. Er hatte Glück, dass bis auf Kathi und mir diese Nachrichten niemand sehen würde. Auf der Rückfahrt machten wir eine halbe stunde an einer Tankstelle Pause. In Cuxhaven angekommen, gab ich Marcel schon im Bus einen Abschiedskuss. Beim Koffer rausholen, sahen wir uns ein par mal an. Mein Vater holte mich ab und fuhr mit mir nach Hause. Im Hause sagte ich als erstes:»Krass. Es schwankt immer noch alles. Ich glaub ich leg mich hin. Bin sowieso müde.«, ging in mein Zimmer, legte mich hin und schlief auf der Stelle ein. Glücklicher Weise war Wochenende. So konnte ich ausschlafen und mich ein bisschen erholen. Es war echt verdammt anstrengend. Und trotzdem irgendwie unfassbar toll…
Mittlerweile war wieder Sommer. Kathi und ich hatten vor mit den Jungs zelten zu gehen. Meine Eltern kauften mir ab, dass wir das Wetter einfach nur genießen wollten und bis auf Kathi und mir niemand mitkommen würde. Unsere Wahl fiel auf den Wernerwald in Sahlenburg. Er war weit genug von der Stadt entfernt und gleich daneben waren das Waldfreibad, der Strand und Läden. Im Unterricht schrieben Marc und ich immer wieder Zettel oder ich starrte ihn mit einem herzlichen und glücklichen Lächeln an. Im nächsten Monat würden wir schon ein Jahr zusammen sein. Und meine Eltern hatten immer noch nichts gemerkt. Im Wernerwald war es Abends immer leer. Das einzige was man hören konnte waren Tiere die ab und zu durch den Wald liefen und gelegentlich Jogger. Kathi und Torben gingen Feuerholz holen. Schließlich wollten wir richtig zelten und wir waren auf einer extra Lichtung dafür.
»Schatz?« Ich stolperte über Steine und Stöcker.
»Was los?«
»Komm mal mit.« Ich nahm ihn bei der Hand, ging mit ihm in unser Zelt und schmiss ihn zu Boden. Dann schloss ich die Zeltklappe, setzte mich auf ihn und küsste ihn.
»Nicht hier. Die anderen kommen bestimmt gleich zurück.«
»Kathi weiß bescheid. Wir haben ne viertel Stunde Zeit.« Mit einem weiteren Kuss Schnitt ich ihm jedes weitere Kommentar ab.
Nach einer viertel Stunde kamen Kathi und Torben wieder zurück. Marc und ich taten so als wenn nichts gewesen wäre. Kathi setzte sich neben mich und sah mich verschwörerisch an während die Jungs das Feuer anmachten. Nach ein par Minuten kam Marc mit einer Decke zu mir und warf die eine Seite über meine Schulter und die andere über seine. So glücklich wie mit ihm war ich noch nie. Ich wollte nur die Zeit mit ihm genießen. Obwohl mir in den letzten Tagen immer so schlecht war und ich mich morgens öfter mal übergeben hatte, war ich froh, dass Kathi mich zum zelten überredet hatte. Ein Wochenende von zu Hause weg zu sein tut mir sicher gut. Vor allem die frische Luft. Wenn mir in den nächsten Tagen aber immer noch schlecht wäre, würde ich zum Arzt gehen. In der Natur kann man wunderbar gut nachdenken. Es ist einfach so schön ruhig. Warum konnte mein Vater mich nicht in Ruhe lassen? Warum durfte ich nicht ein einziges Mal ohne Probleme oder Hindernisse glücklich sein? Was hatte das Schicksal eigentlich gegen mich, dass ich immer so fertig gemacht werde?
»Worüber denkst du nach?« Marcs Frage riss mich völlig aus den Gedanken.
»Äh… Nichts. Worüber soll ich denn nachdenken?« Entgegnete ich ihm gespielt fröhlich.
»Du sahst so aus als wenn du über was nachdenken würdest.«
»Wenn ich über was nachgedacht hätte, dann darüber ob das mit uns etwas für immer wäre.«
»Mit Sicherheit ist es etwas für immer. Jetzt lass und schlafen gehen.«
»Aber es ist noch total früh.«
»Und ob es früh ist. Es ist zwei Uhr morgens.« Meinte er lachend. Komplett überrascht schaute ich zu ihm hoch. Erst jetzt ist mir aufgefallen, dass er kleine Lachfalten hat. Unwillkürlich fing ich an zu lächeln. »Warum grinst du so?«
»Mir ist grad nur aufgefallen, dass du Lachfalten hast. Das finde ich irgendwie voll süß.«
»Du kriegst immer solche Grübchen. Und deine Augen Strahlen beim Lachen total. «
»Ich liebe dich…«
»Ich dich auch. Wollen wir dann mal schlafen gehen?« Über die Gefühlslosigkeit mit der er das gesagt hatte, war ich überrascht. Ernüchternd antwortete ich ihm:»Ja.« Endlich war ich mal glücklich. Konnte alles um mich herum, sogar meine Sorgen und meinen Vater, vergessen. Am nächsten Tag war es irgendwie verflucht kalt. Auf dem Weg nach Hause, macht eich einen kleinen Umweg um noch ein Geschenk für Marc zu holen. Zu Hause bekam ich auf einmal fürchterliche Bauchschmerzen. Sie waren so stark, dass ich aufschrie und zusammenbrach. Sofort kam meine Mutter zu mir und brachte mich ins Krankenhaus. Immer wieder sagte sie mir, dass alles gut werden würde. Dass es bestimmt nur ein Virus oder eine Blinddarmentzündung wäre. Aber so wie sie sich anhörte, war sie nicht davon überzeugt und wusste, dass es noch eine andere Möglichkeit gab. Es dämmerte mir und ich musste immer wieder nachfragen bis sie endlich mit der Wahrheit, Stückt für Stück, rausrückte...





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