Was wäre wenn....!? - Teil 27

Autor: Roxy..21
veröffentlicht am: 04.11.2013


Also als kleine Wiedergutmachung gibt es heute sogar zwei Teile von mir. Wie immer bin ich offen für jede Kritik oder Anmerkungen :)



Ich wusste nicht wohin, irgendwie hatte ich den Weg aus dem Krankenhaus gefunden und stand nun vor der Eingangstüre. Wo sollte ich hin gehen? Nach hause? Dort wartete niemand auf mich außer die Stille. Die Stille, die ich heute morgen noch als so angenehm und jetzt als schrecklich erdrückend empfinde. In die Schule konnte ich auf keinen Fall, ich wollte so niemandem begegnen. Ich hatte das Bedürfnis Fee anzurufen, aber sie war in der Schule und zwischen uns war auch nicht die beste Stimmung. Unschlüssig und immer noch schockiert stand ich einfach da. Irgendwann fing es an zu regnen. Zuerst nur leicht und dann immer mehr, der Regen strömte nur so vom Himmel. Mein Regenschirm hielt ich in meiner Hand, ich hatte ihn nicht geöffnet. Irgendwie holte mich der Regen aus meiner Starre und ich bewegte mich endlich. Steif öffnete ich endlich den Schirm, obwohl ich sowieso schon komplett durchnässt war. Mit schweren Schritten ging ich zum Bahnhof, als ich an dem Blumenladen, in dem ich den Strauss für Alisa gekauft hatte, vorbei kam, wurde es mir schwer ums Herz. Ich kannte sie kaum, aber jetzt lag sie im Koma und niemand konnte sagen ob sie es je wieder schaffen würde die Sonne zu sehen. Ich erinnerte mich an die Worte der Krankenschwester, vielleicht hatte sie tatsächlich Recht und ich hätte schon viel früher was merken sollen. Das schlechte Gewissen machte sich in mir breit, vielleicht hätte ich es verhindern können. Ich wandte den Blick vom Blumenladen ab und ging weiter in Richtung des Busbahnhofes.
Ich hatte Glück mein Bus kam in einer Minute, also kein langes Warten. Meine Gedanken kreisten immer wieder um Alisa, gestern wollte ich es noch nicht wahrhaben, aber vermutlich hatte ich ihr tatsächlich das Leben gerettet, sofern sie je wieder die Augen öffnen würde. Die Erkenntnis sickerte langsam zu mir durch, ich hatte sie gerettet, vielleicht wäre sie schon tot, ohne mich.
Der Bus kam und ich stieg ein, er fuhr durch die Stadt und auch an meinem Gymnasium vorbei. Allerdings fuhr er nicht wirklich dran vorbei, nein er hielt an um jemanden einsteigen zu lassen. Verwundert reckte ich den Hals um zu sehen wer es war und ob ich die Person möglicherweise kannte. Ich erkannte sie sofort, es war Simon. Blitzschnell ließ ich mich, so weit ich konnte, in meinen Sitz sinken, er sollte mich ja nicht sehen, geschweige denn erkennen. Seit ich in Freiburg war glaubte ich an Schicksal, an ein Schicksal das es nicht besonders gut mit mir meinte und irgendwie ein Problem mit mir hatte. Was zum Teufel machte er hier? Wir hätten eigentlich noch zwei Stunden Unterricht. Die Türen schlossen sich mit einem Zischen und der Bus fuhr an, verstohlen blickte ich nach vorne, Simon hatte sich direkt hinter die Türe in der Mitte des Busses gesetzt und schaute aus dem Fenster. Da hatte ich wohl noch einmal Glück gehabt. Als meine Haltestelle näher kam, wurde ich trotzdem immer nervöser. Unruhig schaute ich aus dem Fenster und dann wieder zu Simon. Es war albern das er mich so nervös machte, vor allem angesichts der Tatsache das ich vor nicht allzu langer Zeit noch bei Alisa im Krankenhaus war und diese schreckliche Nachricht bekommen hatte. Absolut albern!
Was für ein Pech auch, dass meine Haltestelle auch seine Haltestelle war. Schon war es auch so weit, der Bus hielt an und die Türen schwangen auf. Simon war schon aufgestanden und aus dem Bus gestiegen, schnell hastete ich zur hinteren Türe und drückte auf den Türknopf. Die Tür schwang auf und ich stieg aus. Simon hatte sich schon nach links gewandt und schlenderte davon. Beruhigt drehte ich meinen Kopf weg und ging gerade aus die Straße hoch. Erleichtert das er mich nicht gesehen hatte verlangsamte ich meinen Schritt. Irgendwie war es ja klar gewesen das ich nicht darum herum kam Simon zu sehen, es war mir einfach nicht vergönnt einen Simon freien Tag zu haben. Beinahe schon glücklich ihm quasi entkommen zu sein schlenderte ich weiter. Noch nie in meinem Leben hat mich ein Kerl so nervös gemacht und noch nie war es so aussichtslos gewesen. Hinter mir hörte ich schnell näher kommende Schritte auf dem noch nassen Asphalt, neugierig wer es so eilig hatte drehte ich mich um und erstarrte ein zweites mal heute zur Salzsäule. Es stand niemand anders vor mir als Simon. Wie konnte ich nur so dumm gewesen sein mich auch noch umzudrehen! Sprachlos schaute ich ihn an. Gegen meinen Willen kribbelte es in meinem Bauch und meine Hände wurden ganz kalt, wie sie es immer wurden wenn ich nervös war. Simon war auch etwas überrascht gewesen das ich mich umgedreht hatte. Er erholte sich allerdings schneller als ich, zum Glück, sonst wäre die Situation noch peinlicher geworden.
„Hi Mia, ich dachte doch, ich hätte dich vorhin im Bus erkannt.“ Oh verdammt! Er hatte mich im Bus schon erkannt?
„Ich hab dich gar nicht gesehen im Bus.“ Log ich. Sofort schoss mir die Röte in die Wangen, ich hoffte Simon bemerkte es nicht.
„Ach so... ja, ich war mir ja auch nicht ganz sicher ob es du warst.“ etwas unsicher lächelte er mich an. „Also eigentlich wollte ich nur fragen wie es dir geht, wegen gestern und so...“ Er hörte sich so nervös an wie ich mich fühlte. Es war auch eine absurde Situation, wir standen auf dem Gehweg mit beinahe zwei Metern Sicherheitsabstand und versuchten irgendwie miteinander zu Sprechen.
„Ehm mir geht es ganz gut, denke ich.“ Ungläubig sah Simon mich an, er schien mir ganz offensichtlich nicht zu glauben. Ich erinnerte mich an unsere letzte Begegnung die irgendwie nicht so schön verlaufen war. Damals hatte er auch gemerkt das etwas nicht stimmte und hatte nachgefragt.
„Sicher alles okay bei dir?“ Das war ja klar, war ich so ein offenes Buch für ihn?
„Ich war gerade bei Alisa, ich meine ich wollte zu ihr, aber sie darf keinen Besuch haben, weil also weil...“ Die Worte waren einfach aus mir herausgesprudelt, ich wollte ihm gar nicht erzählen dass ich bei Alisa war und wie es um sie stand. Und jetzt fing ich beinahe auch noch an zu heulen.
„Hey was ist mit ihr?“ Simon machte ein paar Schritte auf mich zu und wollte seine Hand auf meine Schulter legen, tat es aber dann doch nicht. Ich riss mich zusammen, straffte den Rücken und versuchte ihm unerschrocken in die Augen zu schauen. „Sie liegt im Koma und man weiß nicht ob sie je wieder aufwacht.“ Erschrocken weiteten sich seine Augen. „Das ist ja schrecklich!“ Entsetzt schaute er mich an. „Ja das ist es...“ sagte ich unbestimmt. Ich hatte meine Hände ineinander verschränkt weil ich nicht wusste wohin mit ihnen. Simon sah wirklich schockiert aus und die Sorge um Alisa stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Unsicher was ich sagen sollte trat ich unschlüssig von einem Bein aufs andere. „Hast du noch was vor heute?“ fragte Simon mich da plötzlich.
„Nein ich hab nichts mehr vor.“ antwortete ich wahrheitsgetreu. Etwas verwirrt über seine Frage schaute ich ihn an. „Hast du vielleicht Lust bei mir \'n Film zu schauen?“ Jetzt war ich es die ihn schockiert und überrascht ansah. Einen Film schauen? Bei ihm? Das letzte mal als ich mit einem Kerl einen Film angeschaute hatte, war der Abend komplett in die Hose gegangen. Ich musste an Beni denken, der gestern Abend einfach abgerauscht war. Ich hatte noch nichts von ihm gehört, keine Nachricht auf FB und auch keine Sms.
„Nur wenn du willst.“ sagte Simon noch schnell, als er meinen Gesichtsausdruck sah. Ich konnte nicht zu ihm gehen und einen Film anschauen, das würde ich definitiv nicht aushalten, ganz zu schweigen von den Folgeschäden.
„Klar! Ich komm gern vorbei.“ Es war einfach kein Verlass auf mich. Ohne es zu wollen hatte ich die Worte ausgesprochen. Simon lächelte mich an. Sein Lächeln war umwerfend! Nicht nur seine Lippen lächelte, nein sein ganzes Gesicht schien zu lächeln und seine Augen blitzten. Unwillkürlich lächelte ich zurück, es war ein ansteckendes Lächeln.
„Okay cool. Dann müssen wir allerdings wieder zurück gehen, ich wohne in der anderen Richtung.“
„Okay, kein Problem.“ Ich lächelte ihn noch immer an. Er sah so unglaublich gut aus. Er trug verwaschenen Jeans und schwarze Chucks, wie ich trug auch er eine Lederjacke, seine war allerdings schwarz und nicht braun. Seine blonden Haare lugten unter einer schwarzen Mütze hervor. Er war genau diese Art von Typen, um die ich normalerweise einen Riesen Bogen machte.
„Dann lass uns gehen.“ sagte er und ging in die andere Richtung, ich folgte ihm. Mein Bauch veranstaltete Purzelbäume, mir war schlecht vor Aufregung. Ich schloss zu ihm auf und betrachtete ihn von der Seite. Er hatte volle Lippen und seine blauen Augen strahlten. Schnell wandte ich meinen Blick von ihm ab, er sollte nicht merken das ich ihn anstarrte.
Ich konnte es nicht glauben ich lief neben Simon her und wir waren auf dem Weg zu seiner Wohnung!





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