So läuft das eben manchmal.

Autor: Anonym
veröffentlicht am: 18.10.2010


Okay, ich möchte von Anfang an klarstellen, dass das hier keine "Liebesgeschichte" in dem Sinn ist. Und das hier fällt mir nicht leicht. Vielleicht hilft es ja einigen weiter, was ich hier aufschreibe. Vielleicht gibts ja sogar ein kurzes Statement.
Folgendes ist passiert.
Vor ein Paar Monaten lernte ich einen Menschen kennen, der mein Leben ganz schön durcheinander gebracht hat. So simpel der Einstieg in dieses auch war, eine plumpe Telefonanmache von ihm nämlich, wusste ich doch, dass etwas dahinter steckt, als ich zum ersten Mal in sein Gesicht sah.
ich dachte "wow. dieser Mensch wird dir weh tun."
ich gab diesem wildfremden Typen also meine Telefonnummer, wir hingen den ganzen Abend zusammen rum, entdeckten, dass wir den gleichen Musikgeschmack, Filmgeschmack und sogar den gleichen bescheuerten Humor hatten.
Wir küssten uns sogar direkt am ersten Abend, es schien auf Anhieb zu passen.
er brachte mich zum Taxi, verabschiedete mich mit einem weiteren Kuss und weg war er.
Ich maß dem ganzen anfangs keine allzu große Bedeutung zu. Ein paar Tage nach der Taxi-Szene schrieb er eine SMS, er würde mich gerne wiedersehen. Als wir dann mehrmals Treffpunkte vereinbart und uns lächerlich oft verpasst haben, schafften wir es eines Abends doch noch. Wir trafen uns mit mehrern Leuten. Es war fast schon schockierend, dass wir teilweise sogar den gleichen Freundeskreis hatten und er mir nie aufgefallen war. Seine Art war nahezu perfekt, wie ich empfand. Wir kapselten uns an diesem Abend von der Gruppe ab und suchten einen schönen Ort zu zweit. Dann lagen wir da so rum, verstanden uns unglaublich gut und dieser Typ begann doch tatsächlich über die Sterne zu sinnieren. (Ich hatte immer schon eine Schwäche für Philosophen und dachte, sie wären bereits alle ausgestorben.) Irgendwann küsste er mich einfach, und schon fielen wir geradezu übereinander her.
Wir hatten noch mehrere solcher Treffen, irgendwie bekamen wir es anfangs nicht so gut hin das "Eis zu brechen". Aber sobald jemand den Anfang machte gab es kein Halten mehr und wir klebten den ganzen Abend aneinander.
Ich fand das wirklich schön, diese Zeit. Nach einigen Wochen hatten wir sogar sowas wie "unseren Platz". Dort fragte er mich eines Abends, ob ich heute mit zu ihm komme. Ich verstand den Hintergrund der Frage und natürlich wollte ich. Aber mir war klar, dass ich damit auch das Risiko einging, dieses prickeln zu verlieren. Ich kanns nicht erklären aber ich hatte das Gefühl, dass alles was wir machten, jeder Kuss, jede Berührung, sowas wie eine Vorbereitung auf das ganz Große war. Und danach?
Aus irgendeinem Grund war es mir plötzlich total wichtig, dass er mehr an meinem Leben teilhat. Unpassenderweise erzählte er mir an diesem Abend er sei "kein Beziehungstyp". Okay, gut. Diese Art Männer kannte ich.
Ihm schien es jedoch wirklich wichtig zu sein, er beteuerte immer wieder, dass es ihm nicht um Sex ging, dass er nur Zeit mit mir verbringen wollte. Mir war allerdings klar, wo das endete. Also schlug ich ihm einen Deal vor.
Erst lernte er meine Beste Freundin kennen. Und dann gingen wir einen Schritt weiter. Und ja, es klappte. Wir trafen uns ein Paar Tage darauf zu dritt in einer Bar und sie fand ihn klasse. Sie meinte, genau so jemand habe mir gefehlt. Und als ich einmal kurz auf der Toilette war, fragte sie ihn, ob ich nur eine von Vielen sei. Er sagte daraufhin, nein. Ich sei etwas Besonderes. Ich fand das den ultimativen Beweis, dass es ihm vielleicht doch um mehr ging. Das klingt naiv, ich weiß. Aber bereits zu diesem Zeitpunkt war ich mir sicher, dass er es wert ist. Dass sowas nicht einfach passiert, dass zwei Menschen die so gut zueinander passen nicht einfach übereinander stolpern. Außerdem vermittelte alles an ihm mir dieses Gefühl der Sicherheit, seine Blicke, die beläufigen Gesten und Komplimente, wie er meine Hand hielt, wie er mich küsste. Und dass er sich tatsächlich mit meiner Freundin verstand, dem einzigen Menschen, auf den ich immer zählen kann.
An diesem Abend fuhren wir zu ihm. Und nein, wir fielen nicht direkt übereinander her. Wir ließen es ruhig angehen, wollten uns einen Film ansehen, von dem er schon eine Weile erzählte. In diesem Film kam "unser Lied" vor. Ja, in der Tat, wir hatten sogar schon ein Lied. Als wir uns in sein Bett legten und durch unser ständiges Rumgemache den Anfang des Films verpassten wurde ich jedoch wieder skeptisch. Ich erzählte ihm von meiner Sorge, er würde danach einfach verschwinden und warum er kein Freund von Beziehungen war, wenn wir doch schon so etwas ähnliches hatten. Er stellte die Gegenfrage, woher meine Verlustangst komme.
Und, so krass es auch war, wir hatten beide Erfahrungen gemacht, mit bestimmten Menschen, die unser Verhalten erklärte. Ich erzählte ihm von meiner verlorenen Liebe und er mir von Seiner. Schon wieder so ein "Zufall". Nach diesem Gespräch starteten wir den Film neu. In der Szene, in der das Lied eingespielt wurde nahm er mich in den Arm und mehr nicht. Und die Gewissheit, dass ihm das reichte und er sogar noch warten würde überzeugte mich schließlich. Das war keine Masche. Das war echt. Und er HÄTTE noch gewartet ... wäre ich da nicht diejenige gewesen, die über ihn herfiel. Und es war unglaublich, diese und jede darauffolgende Nacht mit ihm waren unglaublich.
Wir hatten viele Nächte zusammen, und jedes Mal war besser als das Vorherige.
Es lief also eine Weile so, wir trafen uns Abends, gingen zu ihm, und ich blieb bis zum darauffolgenden Abend.
Und ich merkte eigentlich gar nicht richtig, dass ich mich bereits in ihn verliebt hatte. Trotzdem wollte ich klare Verhältnisse. Er sagte mir, er wolle der Sache keinen Namen geben, aber ich brauchte eben irgendetwas Beständiges. Er verstand das und versicherte mir, dass er es auf die Reihe bekäme.
Doch mit der Zeit merkte ich, dass er auf Distanz ging. Er rief nicht mehr so oft an, schrieb nicht mehr so viel.
Doch wenn wir uns sahen, war alles wie immer, wir hingen aneinander und gingen jedes Mal zu ihm nach Hause, ich lernte sogar seine Eltern kennen. Leider wurde es ebenfalls seltener, dass wir uns sahen. Und ich tat das Falscheste, das man überhaupt tun kann: ich lief ihm hinterher. Rief zu oft an, Erwartete Antworten, die ich nicht bekommen sollte. Eines Abends sagte er mir, es würde ihm "zu viel." Keine Ahnung, ob ich da die Einzige bin, aber seit er diese Nummer abzog, wollte ich ihn umso mehr. Es klappte, ich konnte ihn halten, fühlte mich jedoch schlecht, weil immer ich diejenige war, die Treffen vereinbarte. Und ich merkte gar nicht, wie sehr ich mich in eine Sache reinsteigerte, die er gar nicht wollte.
Blöderweise lief da einmal etwas nicht so, wie geplant und für kurze Zeit dachte ich, ich sei schwanger. Ich nahm mir vor, ihm das zu sagen, wenn wir das nächste mal bei ihm waren.
Als wir uns dann Abends wieder mit unseren Freunden trafen und schließlich Richtung Bushaltestelle gingen fragte er mich, wann denn mein Bus käme.
Völlig aus der Bahn geworfen fragte ich "fahren wir nicht zu dir, so wie immer?"
Er meinte allerdings, dass das keine Gute Idee sei und wiederholte, dass es ihm "zu viel" wurde.
Also schmiss ich ihm die Worte "ich bin vielleicht schwanger" einfach entgegen.
Seinen Gesichtsausdruck daraufhin werde ich wohl nie vergessen. Ohne Worte nahm er meine Hand, wir gingen zu der Haltestelle, an der sein Bus abfuhr und er hielt mich einfach nur im Arm.
Bei ihm angekommen redeten wir die ganze Nacht darüber, wie es jetzt weitergeht, was wäre wenn. Wir beschlossen natürlich, dass wir beide kein Kind wollten, sollte ich wirklich schwanger sein, da wir einfach noch zu jung sind. Als wir in seinem Bett lagen war plötzlich alles anders. Er brach die Küsse ab und schob mich von sich, mir tat das unglaublich weh. Ich wollte ihm zu diesem Zeitpunkt einfach nur nahe sein, wie immer. Ich dachte, dann wird vielleicht alles gut. Selbst, als ich ihm das sagte, dass ich ihn jetzt brauchte, wies er mich zurück. Er war nicht in der Lage jetzt mit mir zu schlafen, stand völlig neben sich, was ich im Nachhinein verstehe. Ich verhielt mich lächerlich, pledierte so sehr darauf, dass er schließlich ernsthaft wütend wurde. Trotzdem bewahrte er seine Zärtlichkeit, hielt mich im Arm und tröstete mich, als ich schließlich anfing zu weinen. Im Nachhinein bin ich mir nicht sicher, ob ich wegen der eventuellen Schwangerschaft oder seiner Abfuhr weinte.
Ein Paar Tage darauf hatte ich den Arzttermin, der mir die Gewissheit verschaffte, dass ich nicht schwanger war.
Ich fuhr direkt zu ihm, erzählte es ihm. Er freute sich fast zu sehr über die Neuigkeit. Aus Angst, er könnte wieder Nein sagen, sprach ich das Thema Sex gar nicht erst an, wir küssten uns nur ein paar Mal.
Zum Abschied umarmten wir uns und ich wusste, dass hier etwas verdammt schiefläuft.
Nun herrschte etwa eine Woche funkstille, natürlich war ich diejenige, die diese schließlich brach.
Ich hatte beschlossen, ein klärendes Gespräch mit ihm zu führen, es sogar zu beenden, wenn es nicht anders ging. Es tat mir nicht gut, dass nichts mehr von seiner Seite aus kam.
Und dann kam etwas, mit dem ich zwar rechnete, es aber nicht von IHM erwartet hätte.
Er wollte es beenden, so weit so gut. Aber nicht etwa persönlich, nichtmal per Telefon, nein.
Über einen Chat.
Er verstand absolut nicht, warum ich das nicht einsah.
Schließlich ließ er sich jedoch zu einem Treffen überreden.
Es war der gleiche Ort, an dem wir uns auch kennen gelernt hatten und da stand er. Ich bin das Gespräch vorher 1000 Mal im Geiste durchgegangen und doch kam nichts so, wie ich es erwartet hatte.
Bereits nach 2 Minuten saß ich auf seinem Schoß, nahm sein Gesicht in die Hände und sagte ihm, ich habe mich in ihn verliebt. Und er könne doch jetzt nicht einfach gehen, wir sind doch so kompatibel.
Wir redeten 4 Stunden lang, er beteuerte, dass ihm die Zeit anfangs genauso wichtig war wie mir, dass er das alles wunderschön fand. Es eben einfach nur "zu viel" wurde. Ja, er wiederholte sich. Also fragte ich endlich nach. "Zu viel von was?"
Er erklärte, dass es sich für ihn anfühle als "habe er eine Freundin" und dass er das ja nie wollte. Keine Beziehung, das war sein Hauptargument.
Und da ich anscheinend das Gegenteil wollte, ging es nicht mehr. Das sah ich auch ein.
Ich war gegen eine Freundschaft, da wir das ja nie wirklich hatten. Es gab immer nur uns, von anfang an. Wir konnten keine Freunde sein, da war ich mir sicher.
Es war eine von diesen Klischee-Verabschiedungen. Ich weinte viel. Wiederholte, wie wichtig er mir sei, wie gut wir zueinander passten. Ich sagte sogar, er sei perfekt.
Im Nachhinein muss ich zugeben, dass er wirklich fair war.
Er hörte sich alles an, ließ meine Hand nicht los, wenn ich sie nahm, hielt mich fest.
Als wir vor den Taxis standen und er gehen wollte, klammerte ich mich an ihn, sprach immer wieder seinen vollen Namen aus, obwohl ich ihn sonst immer nur bei seinem Spitznamen nannte, damit er mir zuhörte.
Er wurde nunehmend verzweifelter, genau wie ich. Wir standen da, hielten uns fest. Schließlich bat ich ihn um einen letzten Kuss, er nahm mein Gesicht, sah mich an und küsste mich, so, als wäre nie etwas gewesen.
Wenn ich jetzt an diese Szene denke bin ich skurilerweise nicht mehr diejenige, die geküsst wird sondern die Zuschauerin. Ich sehe uns vor meinem inneren Auge, sehe, wie unsere Hände sich loslassen, wie er ins Taxi steigt und ich, ohne mich noch einmal umzudrehen, nach Hause gehe.
Die erste Woche war hart. Ich hörte immer wieder unser Lied, heulte mich bei meinen Freundinnen aus. Wir hatten sogar noch leichten Kontakt, dieser brach jedoch anfang der zweiten Woche ab. Wir sahen uns, begrüßten uns, am nächsten Tag schrieb er mir, ich sei uneinsichtig.
Die zweite Woche überstand ich einigermaßen.
Das traurige an der ganzen Sache ist nur, dass ich mich dermaßen an seinem "keine Beziehung"-Argument festklammerte. Das war einfach, es war quasi sein Fehler, er konnte einfach keine Beziehung führen.
Es war wirklich leicht, sich das einzureden. Vonwegen "ich finde schon noch jemanden, der Beziehungsfähig ist".
Naja.
Die zweite Woche ging zuende.
Die Dritte begann.
(Um euch mal ein Zeitfenster zu geben: das hier ist jetzt Woche 4).
Und Anfang eben dieser Dritten Woche erfahre ich, dass er nun glücklich vergeben ist.
Ich verstand die Welt nicht mehr, schrieb ihm eine Nachricht, dass ich es nicht verstehe, dass ich ihn dafür hasse.
Und er entschuldigt sich.
Dass es eben einfach so sei.

Und klar, c'est la vie.
Aber es tut einfach so weh, diese Verwirrung.
Ich weiß nicht mal, wer sie ist. Ich weiß nicht, warum sie BESSER ist als ich, warum er es mit IHR hinbekommt, aber mit mir nicht.
Das war sein einziger Fehler, unser einziges Hindernis, und jetzt hat er es beseitigt, nur nicht mit mir.
Ich denke nicht, dass ich das jemals verstehen werde. Aber ich muss lernen, damit umzugehen. Dass ich eben nicht die Richtige für ihn war.
Und trotz dieser Akzeptanz frage ich mich tagtäglich die gleichen Dinge:
Sieht er sie genauso an wie mich damals?
Sagt er ihr die gleichen schönen Sachen wie mir?

Und natürlich
Warum war ich mir so sicher mit ihm?

Das ist echt ne lange Story, ich weiß.
Danke, dass ihr euch die Zeit genommen habt, sie zu lesen.

Verstehen werdet ihr sie wohl allerdings genauso wenig wie ich.



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