Deine Liebesgeschichte 130





Ich weiß nicht, wieso ich das hier schreibe, wieso ich das ganze veröffentlichen will, udn wieso es mir nur recht ist, wenn wildfremde Menschen von meinem größten Geheimnis wissen.
Aber ich habe niemanden, mit dem ich reden könnte.
Alles fing vor fünf Jahren an. Ich war gerade mit meinem ersten Freund, Tobi,
zusammengekommen. Er war ziemlich in mich verliebt gewesen, und ich war es nicht gewohnt, dass sich überhaupt jemand für mich interessierte. Wenngleich ich schon des Öfteren an anderen interessiert gewesen war, hatte ich bis dato noch nie Glück in der Liebe gehabt. Auch nicht bei Tobi. Nach einem halben Jahr, in welchem mir klar geworden war, dass ich ihn nicht liebte, verließ ich ihn mit fadenscheinigen Begründungen. Dass ich mich dennoch verliebt hatte, verschwieg ich ihm. Weil er Frank, seinen Bruder, regelrecht hasste. Und Frank hasste mich. Aus welchen Gründen auch immer.
Ich bin kein Mensch, der sich absolut runterziehen lässt, nicht in der Öffentlichkeit.
Außerdem war ich es gewohnt, dass sich niemals jemand in mich verliebte, in den ich auch verliebt war. Trotzdem - ich machte eine schwere Zeit durch, weil es einfach unglaublich weh tut, wenn der, den man liebt, einen hasst.
Vier Jahre später - also vor einem Jahr - kam ich (mal wieder) mit jemandem zusammen, der sein Herz an mich verloren hatte: Alex. Allerdings war ich nicht in ihn verliebt. Ich hatte zwar schon einige Beziehungen gehabt, aber war nie mit jemandem zusammengekommen, den ich auch WOLLTE.
Trotzdem klappte es ganz gut, ich mochte ihn, wir stritten wenig, er legte mir die Welt zu Füßen. Mit meinem ersten Freund, Tobi, war ich gut befreundet, seit wir nicht mehr zusammen waren. Er ist auch heute noch in mich verliebt. Es tat ihm ziemlich weh, zu wissen, dass ich mit Alex zusammen war.
'Aber', pflegte Tobi zu sagen, 'alles besser, als wenn du mit meinem Bruder zusammen wärst! Der fängt aber eh nichts mit dir an, er mag dich nicht, er interessiert sich überhaupt nicht für Mädchen.'
Er hatte keine Ahnung, wie weh es mir immer noch tat, das zu hören. Was denn passiere, hätte ich was mit sienem Bruder, wollte ich wissen. Seine Antwort fiel knapp aus: Er würde usn hassen, alle beide und in's Ausland gehen. Es tat mir weh, das zu hören, betonte Tobi doch sonst so oft, dass er mich niemals hassen würden könnte. Als ich ihn danach fragte, gestand er, dass dies der einzige Fall war, in dem er mich hassen würde. Ich schluckte schwer.Dass Frank mich mittlerweile nicht mehr hasst, passte Tobi zwar weniger in den Kram, allerdings war er der festen Überzeugung - nach wie vor - dass weder Frank mit mir noch ich mit ihm etwas anfangen würde. Außerdem hatte ich ja Alex.
Trotzdem. Ich konnte ja die Gefühle, die jedes mal neu aufbrodelten, wenn ich Frank sah, nicht einfach abschalten. Hatte ich doch so schwer darum gekämpft, dass er mich überhaupt mochte, die letzten, langen Jahre lang. Armer Tobi. Nach wie vor behielt ich alles für mich. Weil ich wusste, dass es nichts auf der Welt gäbe, was ihn stärker verletzen würde, als wenn er von meinen gefühlen erführe. Und weil ich weiß, dass ich seine große Liebe bin.
'Na ja', dachte ich mir, 'naja, schön, dass Frank mich mag, ich fühle mich wohl bei ihm. Und ich werde nie Probleme haben, es Tobi zu gestehen, weil sooo sehr mag Frank mich nun auch wieder nicht.' Ich konnte damit leben, auch wenn ich immer häufiger davon träumte, seine Lippen auf meinen zu spüren. Aber ich behielt es für mich. Keiner schöpfte Verdacht, nicht Tobi, dem ich als meinem besten Freund alles sagte, nicht Alex, mit dem ich immer noch zusammen war, nicht Frank. Frank, um den es ging. nicht nur in meinen Gedanken, sondern auch immer mehr in meinem Leben. Ich weiß nicht, wie ich es geschafft habe, diese freundschaftliche Beziehung zu Frank aufzubauen, aber irgendwann konnte man uns schon als Freunde bezeichnen.
Und an diesem Punkt fängt alles erst richtig an. Eigentlich wollte ich mich kurz fassen. Aber dafür ist es jetzt sowieso schon zu spät.
Zu Silvester veranstaltete Tobi eine Party, zu welcher ich eingeladen war, und ich bat darum, dass auch sein Bruder kommen möge. Dem Ansinnen stimmte Tobi bedenkenlos zu. Ich begrüßte alle mit Umarmungen, denn es waren ausschließlich Freunde von mir eingeladen. Die Party war - trotz spärlicher Besetzung - ein voller Erfolg. Im Nachhinein ist mir klar, dass ich zu viel getrunken hatte. Weil ich mich sonst an niemanden rangeschmissen hätte. Schon gar nicht an Frank! Es wäre ja nicht so, dass ich unbeliebt bin. Ich habe genügend Freunde und auch immer eine handvoll Fans. Und Auf dieser Party waren genügend Personen dabei, die schon länger ein gewisses Interesse an mir zeigten. Weil ich mit den meisten befreundet bin, wolle ich sie nicht verletzen und mit niemandem flirten. Nun, es kam wie es kommen musste. Die Party an sich war schon vorbei, fast alle waren hingegangen, Tobi, Frank, ein Freund, der den ganzen Abend versucht hatte, mich zu küssen, ein anderer Freund und ich waren noch da. Dank regen Alkoholkonsums lagen wir alle mehr oder weniger nur noch rum, die Gesichter grün. Ich weiß noch, dass ich mit dem Kopf auf Franks Schoß lag und die Beine angewinkelt hatte. Tobi saß an meinen Füßen und hatte seinen Kopf auf meinen Knien abgelegt und er kriegte es nicht einmal mit, als ich nach oben griff und den Kopf seines Bruder runterzog, mir einen Kuss auf den Mund zu geben. Nur einen kleinen. Ich war betrunken, aber ich wusste, dass er noch nie ein Mädchen geküsst hatte. Heute kann ich nicht mehr saegn, ob er es nicht letztendlich doch selbst war, der seinen Mund leicht öffnete und das tat, wovon ich seit Monaten geträumt hatte. Ein Mal. Ein einziges Mal.
Später machte er auch Andeutungen, denen zufolge er mich mochte. Das war's.
Am nächsten Tag nahm Alex Kontakt zu mir auf. Ich konnte mich nicht mehr erinnern, er beharrte jedoch darauf, dass er mich um Mitternacht angerufen hätte und ich ihm abgewimmelt und ziemlich beleidigt hatte. Es war mir egal. Da wurde er weich. Zwar war er sauer auf mich gewesen, aber die Angst, mich zu verlieren, war für ihn immer schon wie ein böses Tier. Würde es ihn nur endlich verschlingen!
In den nächsten Tagen meldete ich mich nicht, wollte ihn nicht sehen, ließ mich nicht küssen, ging ihm aus dem Weg. Den Mut, ihn zu verlassen, brachte ich nicht auf, nicht, wegen eines einzigen Kusses im betrunkenen Zustand, wegen dem ich mir keine Hoffnungen machte. Wie gesagt, es klappte einfach gut mit Alex.
Ich sah Frank die folgende Woche fast jeden Tag, meistens, weil ich mich mit Tobi traf. Mir fiel auf, dass Frank sich, entgegen seiner Gewohnheiten, plötzlich häufig im ICQ-Chatroom aufhielt. Und viel mit mir schrieb. Trotzdem wusste ich nie genau, was ich davon halten sollte. Er konnte unglaublich lustig und nett sein, doch trotz allem machte er nicht den Eindruck, als lege er Wert auf meine Gesellschaft oder auf MICH. Ich ging davon aus, dass er den Kuss schlicht vergessen hatte oder auf unseren Zustand zurückführte.Fünf Jahre, nachdem ich ihn kennen gelernt hatte, besuchte ich ihn zum ersten Mal. Frank. Nicht Tobi. Eigentlich um einen Film zu schauen. Es war seit Silvester nichts mehr gelaufen zwischen uns. Ich habe nie eine Person erlebt, die einen so emotionalen Moment dermaßen gelassen nehmen konnte. Und ich habe nie so gezittert, als ich einen anderen geküsst habe (und ich habe schon diverse Personen geküsst). Ich habe nie einen so sanften und gefühlvollen Kuss erlebt. Trotz aller Verrenkungen und trotz fünf Jahre Wartezeit, war es der perfekte Moment. Als ich später meinen Kopf an seine nackte Brust legte und seinem Herzschlag lauschte, ziepte es in meiner Magengegend. Lächelnd nahm ich zur Kenntnis, dass alles gut war. Dass ER es war.
Als Frank mich heimbrachte und mir einen Kuss zum Abschied aufdrückte, wusste ich, dass meine nächste Aktion die war, auf direktem Wege Schluss zu machen mit Alex, der mich über ein Jahr lang auf Händen getragen hatte. Denn was ist es schon wert, mit jemandem zusammen zu sein, der einem zwar jeden Wunsch von den Augen abliest, aber dennoch nicht der Richtige sein kann, wenn man auch mit dem zusammen sein kann, wegen dem man mit einem strahlenden Lächeln durch's Leben geht.






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